Sola’s Meinung zum Schweizer Aktien-Markt (Episode 11)

Inhaltsverzeichnis

*** Plutos-Schweiz Fund Update ***

***Straumann (noch) nicht im SMI ***

*** Rieter’s Recycling ***

*** Temenos: Leinen los ***

*** GAM’s nächster „Retter“ ***

*** U-Blox neu auf dem Radar ***

*** Übrigens…. ***

Der Plutos-Schweiz Fund entwickelte sich im April im Einklang mit dem Swiss Small & Mid Index, der 1.47 % zuzulegen vermochte.

Wie bereits im Vormonat zeigte sich der Markt und der NAV des Funds insgesamt wenig volatil. Die einzelnen Werte im Fund waren aber durchaus nicht alles Langweiler.

Wir blicken weiterhin positiv in das Börsenjahr, denn es gibt gute Argumente für einen starken Aktienmarkt auf längere Sicht. Seit 1950 stieg der S&P 500 nach einem Inflationsgipfel um mehr als 20 % — und sogar um 40 %, wenn eine Rezession vermieden werden konnte.

Viele Anleger sind in der Annahme einer zeitnahen, starken Korrektur noch neutral positioniert. Bleibt die Korrektur aus, wird dem Markt zusätzlich Kraft, in Form von Liquidität, verliehen.

Straumann (noch) nicht im SMI

Mit dem definitiven Wegfall der CS-Aktien aus dem SMI ist Straumann als Nachfolger im Gespräch. Mir ist es mehr als recht, dass aber Kühne+Nagel wohl den Vorzug erhalten wird.

Der Plutos-Schweiz Fund hat eine maximale Large-Cap-Quote, also von SMI-Mitgliedern, von 10 %. Damit wollen wir klarstellen, dass sich unser Fund auf Small- & Mid-Caps fokussiert und keine Schlupflöcher bei den großkapitalisierten Unternehmen sucht. Im Moment sind die 10 % nicht einmal ganz ausgenützt: mit Holcim, SIKA und Logitech sind es weniger als 7 %.

Würde Straumann in den SMI aufgenommen, wären wir gezwungen, unsere Position zu reduzieren – mit den weiterhin sehr guten Zukunftsaussichten des Schweizer Marktführers im Zahnimplantate-Geschäfts sehen wir enormes Kurspotenzial, an dem unsere Investoren weiterhin in vollem Umfang partizipieren wollen.

Rieter’s Recycling

Wir nehmen unseren Auftrag, die Portfolio-Unternehmen auch bezüglich Governance zu beobachten, ernst und besuchen daher auch viele Generalversammlungen. Uns fällt auf, dass wir kaum andere Fundmanager an diesen Veranstaltungen treffen – obwohl man ab und an auch etwas Neues hört.

In der Schweiz fallen jährlich 50.000 Tonnen Alttextilien an. Viele von uns sammeln achtsam Altkleider, werfen diese in die Texaid-Boxen im Glauben, dass diese an Arme und Bedürftige gehen. Ich muss Sie leider enttäuschen: die große Mehrheit der Altkleider gehen tonnenweise nach Afrika, wo sie auf einer Halde vor sich hinrotten oder verbrannt werden – nur ein kleiner Teil wird hochwertig rezykliert.

Daher ist für mich Rieter’s Effort, Textilien recyclen zu können nicht nur nachhaltig, sondern kann zukünftig auch Gewinn beisteuern. Obwohl ich bereits zuvor von diesen Plänen wusste, erfuhr ich an der diesjährigen Generalversammlung mehr Details: zusammen mit der Hochschule Luzern entstand das Forschungsprojekt Texcircle, das unter anderen Rieter, Coop, Rohner Socken und Texaid umfasst. Aus Jeans-Garnen wurden Pullover, alte Wollmäntel wurden zu Teppichen verarbeitet, ausgemusterte Bäckerhosen von Coop wurden aufgetrennt, Rohner verstrickte das Garn zu Socken oder wurde zu Vorhängen verarbeitet.

Laut neuen EU-Auflagen müssen Textilien bis 2030 so hergestellt sein, dass sie sich möglichst rezyklieren lassen. Alttextilen dürfen ab 2030 auch nicht mehr in Entwicklungsländer entsorgt werden. Rieter hat früh in dieses sehr interessante, neue Geschäftsfeld investiert – more to come.

Temenos: Leinen los

Ich hoffe, dass Sie meiner Temenos-Kommentare noch nicht überdrüssig sind – der Investment-Case ist so unverschämt attraktiv, dass ich Sie auf dem Laufenden halten muss.

Im 1. Quartal 2023 konnte Temenos beweisen, wie intakt das Geschäft ist und bleiben wird. In den letzten zwei Quartalen hat sich die Ausführung von Deals deutlich verbessert, die Saas-Verträge wuchsen über den Erwartungen, die Vergleichsbasis wird ab Q3 viel tiefer. Im H223 dürfte sich auch in Europa wieder mehr Traktion zeigen. Klar, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber ich denke, dass wir die dunkelsten Momente hinter uns haben.

Mein Fazit: Immer wieder wurde gemunkelt, dass Temenos eine hübsche Braut für Private Equity sein könnte – nachdem sich die Aussichten aufgeklart haben und auch auf VR- und Management-Ebene Klarheit geschaffen wurde, die Bewertung aber noch immer günstig ist, dürften diese Spekulationen trotz höherer Finanzierungskosten wieder aufkommen. Der Zeitpunkt für eine Offerte scheint aus meiner Sicht ideal.

GAM’s nächster ‘Retter’

Letzte Woche wurde bekannt, dass sich der französische Telekom-Milliardär Xavier Niel mit rund CHF 9 Mio., also etwa 0.13 % seines auf 6.7 Mrd. geschätzten Vermögens, bei GAM beteiligt hat. Das sind bei der tiefen Marktkapitalisierung gleich mal 7.5 %.

Der Plutos-Schweiz Fund ist schon etwas länger, aber natürlich mit deutlich weniger Kapital bei GAM investiert. Daher finde ich die Entscheidung von Herrn Niel durchaus nachvollziehbar. Es wäre jedoch äußerst bedauerlich, wenn er sich aus Profilierungsneurose bei GAM als der große Retter aufspielen und eine mögliche Übernahme durch Liontrust torpedieren würde.

Die Reputation von GAM ist ziemlich ramponiert und man sollte für die Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre Klarheit schaffen. Das gelingt einem erneuten Umbauprojekt, diesmal durch einen branchenfremden Investor, nicht. Denn reüssiert er nicht, zieht sich der gute Xavi mit dem Verkauf seiner, relativ zu seinem Vermögen kleinen Position zurück und hinterlässt das, was schon viele hinterlassen haben: das noch größere Durcheinander, diesmal jedoch ohne Aussicht auf Rettung.

Mein Fazit: Großartiges Investment, Herr Niel, aber bitte versuchen Sie sich nicht als Retter von GAM – das Unternehmen ist bei einem Asset Manager, wenn möglich mit derselben angelsächsischen Kultur, viel besser aufgehoben. Oder erwerben Sie eine Mehrheit, dann dürfen Sie den Kurs bestimmen. Mit wenig „skin in the game“ wirken Ihre Forderungen etwas überheblich.

U-Blox neu auf dem Radar

Dieser Tage hatte ich einen äußerst interessanten Austausch mit einem langjährigen Kenner der Halbleiter-Szene. Für ihn sind die Aktien von U-Blox längst nicht ausgereizt. Bisher hatte ich das Thalwiler Unternehmen nicht so wirklich auf dem Radar und der fulminante Kursanstieg 2022 ging an mir vorbei, weil der Plutos-Schweiz Fund noch nicht lanciert war.

Der Erfolg 2022 war insbesondere auch darauf zurückzuführen, dass U-Blox Kunden trotz Engpässen mit ihren neuen Modulen beliefern konnte, was den Konkurrenten Sierra Wireless und Tellit nicht gelang. Das hat zu Marktanteilsgewinnen und Kundenvertrauen geführt. Nach einem 50 %+-Wachstum 2022 sind die Aussichten mit 6 – 16 % klar tiefer und etwas breit, die EBITDA- und EBIT-Guidance mit 22 – 24 % bzw. 14-18 % (nach FY22 27.2 % bzw. 21 %) aber durchaus noch immer respektabel. Wächst der Umsatz weiter zweistellig und verbleibt die Marge über 20 % sehe ich einen fairen Wert der näher bei CHF 200 als bei CHF 100 liegt.

Ich freue mich, Mitte Mai persönlich mit dem neuen CEO Stephan Zizala über meine Annahmen sprechen zu können, denn mit ihm habe U-Blox einen großen Wurf gemacht, so mein Kollege. Meine Erkenntnisse und ob es U-Blox in die Plutos-Auswahl geschafft hat, lesen Sie im nächsten Blog Anfang Juni.

Übrigens….

Diesen Monat hatte ich die Ehre, im Plutos Finanzpodcast über unsere Anlagestrategie, unsere derzeitige Positionierung und auch einige makroökonomische Annahmen zu berichten.

Auch im Plutos Finanzblog konnten wir unter dem Titel „Der Aufschwung der Small- & Mid Caps in der Schweiz: eine Erfolgsgeschichte“ unsere Gedanken publizieren.

Mein Dank an das Plutos Marketing-Team für die großartige Zusammenarbeit und ihren Effort.

Um zukünftig keine interessanten Updates mehr zu verpassen, melden Sie sich doch hier zum Plutos-Schweiz Fund Newsletter an!

Bis demnächst,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

Stephan Sola

Stephan Sola

Weitere Neuigkeiten

US-Präsident Biden erwägt einen drastischen Anstieg der Zölle auf chinesische E-Autos, Solarpanels sowie Halbleiter. Von einer Vervierfachung auf 100 % ist die Rede. Dies melden US-Nachrichtenagenturen und Medien übereinstimmend unter Berufung auf Regierungskreise. Eine offizielle Ankündigung steht noch aus, wird aber zeitnah erwartet. Womit Biden diesen Schritt begründet, welche anderen Güter von den Zöllen betroffen sind und wie Europa reagiert, erfahren Sie hier.

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