Macht mehr Geld glücklicher?

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Jahrzehntelang war die Annahme verbreitet, dass mehr Geld nicht zwingend zu gesteigerter Lebenszufriedenheit führt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass ein Anstieg der Einkommensverhältnisse tatsächlich oft zu einer positiveren Lebenswahrnehmung beiträgt. Und zwar deutlich über bisherige Annahmen hinaus – wenn auch mit einigen Ausnahmen.

Aktuelle Forschungsdaten über Geld und Wohlbefinden

Eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit von Daniel Kahneman und Matthew Killingsworth legt nahe, dass mehr Geld bzw. Einkommen das allgemeine Wohlbefinden bis zu einem Betrag von 500.000 Dollar pro Jahr beeinflusst. Diese Ergebnisse, die in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“ vorgestellt wurden, unterscheiden sich deutlich von früheren Forschungsergebnissen.

Insbesondere widerspricht dieser Befund einer zuvor herausgegebenen Arbeit aus 2010, an der Kahneman zusammen mit dem Nobelpreisträger Angus Deaton arbeitete. Diese ältere Studie hatte ergeben, dass die Zufriedenheit der Menschen nur bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar zunimmt und danach nicht weiter ansteigt.

Wichtig zu erwähnen: Die Studien beziehen sich auf die USA und bilden einen weiten Durchschnitt des Landes ab. Einige Bundesstaaten, wie Kalifornien, sind deutlich teurer als andere, wie zum Beispiel Nebraska.

Geld als Sicherheit versus Geld als Luxus

Frühere Studien, insbesondere die Arbeit von Kahneman und dem Nobelpreisträger Angus Deaton aus dem Jahr 2010, suggerierten eine bemerkenswerte Tatsache: Ein Jahreseinkommen von 75.000 Dollar schien die Grenze zu sein, bei der finanzielle Sorgen und der Druck, Grundbedürfnisse nicht decken zu können, nachlassen.

Mit einem solchen Einkommen kann man sich ein angemessenes Leben leisten, ohne Angst vor finanziellen Nöten zu haben. Zusätzlicher Wohlstand schien damals nicht zwangsläufig zu einer gesteigerten Lebenszufriedenheit zu führen, trotz der Möglichkeiten luxuriöse Anschaffungen und Lebensweisen in Betracht zu ziehen.

Jüngste Forschungsdaten von Kahneman und Matthew Killingsworth zeigen jedoch eine Revision dieser Ansicht. Nach diesen neueren Erkenntnissen wirkt sich ein Einkommen, das weit über die besagten 75.000 Dollar hinausgeht – bis hin zu 500.000 Dollar – positiv auf das Wohlbefinden aus.

Diese Daten implizieren, dass mehr Geld, das für extravagante Wohnungen, internationale Reisen und hochpreisige Freizeitbeschäftigungen verwendet werden kann, möglicherweise doch zu einer gesteigerten Lebensfreude beitragen kann.

Es stellt sich nun die Frage: Steigert das zusätzliche Ferienhaus oder der Luxuswagen vor der Haustür tatsächlich das Glücksempfinden der Menschen in größerem Maße als bisher angenommen?

Kollaboration statt Konflikt: Kahneman und Killingsworth erforschen das Verhältnis von Geld und Lebensglück

Die wissenschaftliche Gemeinschaft blickt oft auf die Ergebnisse von Studien, doch ebenso interessant kann der Prozess hinter diesen Ergebnissen sein, insbesondere wenn renommierte Forscher mit unterschiedlichen Ansichten gemeinsame Sache machen.

Dies ist der Fall bei Daniel Kahneman und Matthew Killingsworth, die trotz unterschiedlicher Ansichten zum Thema „Geld und Glücksempfinden“ eine Kooperation eingegangen sind, anstatt sich in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen zu verlieren.

Für ihre gemeinsame Studie wählten sie eine beeindruckende Stichprobengröße von 33.391 berufstätigen Personen in den USA, wobei das durchschnittliche Haushaltseinkommen dieser Gruppe 85.000 Dollar betrug. „In einfachen Worten scheint es, dass für viele ein gesteigertes Einkommen tatsächlich mit einer erhöhten Zufriedenheit einhergeht“, kommentierte Killingsworth.

Um die Emotionen und das Wohlbefinden in Echtzeit zu erfassen, nutzten die Forscher eine innovative Methode. Die Studienteilnehmer wurden durch eine Smartphone-App namens „Track Your Happiness“ in zufälligen Intervallen kontaktiert. Killingsworth beschreibt den Prozess als „wiederholtes Anpingen von Personen zu zufälligen Zeitpunkten während ihres Tagesablaufs, wobei sie in diesem genauen Moment nach ihrem Empfinden gefragt wurden.“

Die zentrale Frage lautete dabei: „Wie fühlen Sie sich gerade jetzt?“ Die Teilnehmer konnten dann spontan auf einer Skala von „sehr schlecht“ bis „sehr gut“ antworten, wodurch ein dynamisches Bild ihres momentanen Glücksempfindens entstand.

Dieser Ansatz liefert nicht nur einzigartige Daten über das Verhältnis von Einkommen und Zufriedenheit sondern zeigt auch, wie die Zusammenarbeit zweier führender Forscher zu bahnbrechenden Erkenntnissen führen kann.

Abnehmender Grenznutzen des Geldes

Die neuesten Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei einem Großteil der Bevölkerung das Glücksempfinden proportional zum Einkommen ansteigt. Interessanterweise gehören die 30,00 % der glücklichsten Befragten zu denjenigen, die über 100.000 Dollar verdienen. Bei den Personen mit niedrigerem Einkommen scheint ein Einkommenszuwachs einen besonders signifikanten Anstieg des Glücksempfindens zu bewirken.

Dies lässt darauf schließen, dass die Beseitigung existenzieller finanzieller Bedenken zu einer erheblichen Steigerung der Lebenszufriedenheit beiträgt.

Damit können wir die Frage beantworten, ob tatsächlich das zusätzliche Ferienhaus oder der Luxuswagen vor der Haustür das Glücksempfinden der Menschen in größerem Maße als bisher angenommen steigert.

In der Tat scheint sich die Korrelation zwischen Geld und Zufriedenheit nicht schon bei 75.000 Dollar aufzulösen. Dennoch gilt weiterhin, dass der Glückszuwachs von 50.000 Dollar auf beispielsweise 60.000 Dollar höher ist, als das Glücksempfinden von bspw. 310.000 Dollar auf 320.000 Dollar.

Bei einer überwältigenden Mehrheit der Studienteilnehmer zeigte sich, dass das Wohlgefühl mit steigendem Einkommen zunimmt und diesen Trend bis zu einem Einkommen von 500.000 Dollar beibehält.

Ob ein Einkommen jenseits dieser Schwelle das Lebensglück weiterhin erhöht, bleibt jedoch ungewiss. Der Grund: Die Anzahl der Teilnehmer mit einem Einkommen über 500.000 Dollar war für eine statistisch signifikante Auswertung zu gering.

Wann Geld keinen Einfluss mehr auf das Glücksempfinden hat

Geld heilt nicht alle Wunden. Obwohl erhöhte Einkommen für viele Menschen zu einem Anstieg des Wohlbefindens führen, gibt es eine signifikante Minderheit, für die Geld nicht die Antwort auf ihre Sorgen zu sein scheint. Rund 15,00 % der Befragten zeigten keine weiteren Glückszuwächse sobald ihr Einkommen die Marke von 100.000 Dollar überschritt.

Obwohl sie materiell gut versorgt waren, blieb ihr Wohlbefinden unverändert. Man könnte vermuten, dass es sich bei diesen Menschen um Minimalisten handelt, die mit weniger zufrieden sind. Jedoch stellt sich heraus, dass diese Gruppe generell zu den chronischen Unzufriedenen gehört.

Die Forscher merken an: „Möglicherweise markiert diese Einkommensgrenze den Punkt, an dem zusätzliches Geld nicht mehr in der Lage ist, bestimmte tiefgreifende Leiden zu lindern.“ Emotionale Schmerzen, tiefe Trauer oder sogar klinische Depressionen könnten Beispiele für solche Zustände sein, die durch materiellen Reichtum nicht gemildert werden können.

Wie Killingsworth treffend bemerkte: „Wenn man bereits wohlhabend und unglücklich ist, wird zusätzliches Geld wahrscheinlich keine Abhilfe schaffen.“

Das Verständnis vom Glück überdenken

Es ist wichtig zu betonen, dass die Studie ein etwas nüchterneres Verständnis von Glück verfolgt – nicht die ekstatischen Höhepunkte, wie sie in Literatur und Filmen oft dargestellt werden sondern eher alltägliche Gefühle von Zufriedenheit und Wohlbefinden. Ein weiterer Aspekt, der bedacht werden sollte, ist die potenzielle Wechselwirkung zwischen Wohlbefinden und Einkommenserzielung. Es ist durchaus möglich, dass Menschen, die konstant unzufrieden sind, auch weniger Möglichkeiten haben, in ihrer Karriere voranzukommen. Es bleibt eine offene Frage, inwieweit diese Faktoren sich gegenseitig beeinflussen.

Fazit: Geld macht zufriedener, aber nicht glücklich

Ein wesentlicher Faktor des Geldes scheint die Sicherheit zu sein, die es einem gibt. Dass mehr Geld glücklicher macht, lässt sich aus der Studie gut ableiten. Allerdings deutet die Messung darauf hin, dass mit „Glück“ vielmehr die Sorglosigkeit und allgemeine Zufriedenheit gemeint ist, als die Euphorie oder der Dopaminregen. Schließlich gibt es genügend Teilnehmer, deren Leiden mit Geld nicht verschwinden.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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