Der DAX im Umfeld steigender Renditen

Bis zuletzt waren fallende Zinsen der Garant für eine sichere Wette auf steigende Aktienkurse. Inzwischen scheint sich das Blatt jedoch etwas gewendet zu haben. Denn die Marktbreite, d.h., die Mehrheit der Aktien, die steigen, beginnt allmählich zu bröckeln.

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Wenn die Zinsen sehr niedrig sind, gibt es für Investoren kaum geeignete Alternativen zur Anlage in Dividendenwerten. Zudem profitieren die Unternehmen und somit die Wirtschaft von niedrigen Zinsen. Investitionen, aber auch fällige Refinanzierungen, sind günstiger zu tätigen. Kommt es zu Zinserhöhungen, führt dies zu stärkeren Zinsbelastungen, was sich negativ auf die Unternehmensgewinne auswirkt.

Steigen die Zinsen, hat das in der Folge auch Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Im Sommer vergangenen Jahres lag die durchschnittliche Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen zeitweise im negativen Bereich. Mittlerweile ist diese – wenn auch erst lediglich bei rund 0,50% – wieder im positiven Bereich angekommen. Damit gewinnt der Anleihemarkt zunehmend wieder an Attraktivität, was regelmäßig Kapitalumschichtungen nach sich zieht.

Allerdings hängt die Stärke dieses Effekts vom Zinsniveau ab. So ist es nicht ungewöhnlich, wenn es eine Phase steigender Zinsen und zugleich anziehender Aktienkurse gibt. Denn höhere Renditen spiegeln eine gute wirtschaftliche Verfassung und folglich sprudelnde Unternehmensgewinne wider. Erst ab einem Zinsniveau, das über die 5-Prozent-Marke klettert, beginnt dieser Gleichlauf ins Stocken zu geraten.

Der zuletzt  gesehene Anstieg der Renditen bei den US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf knapp drei Prozent, wurde rasch als Grund für Gewinnmitnahmen bei Aktien genannt. Hierbei waren es wohl mehr „Kurse, die Nachrichten machten“. Dafür spricht die jüngste Erholung an den US-Aktienmärkten. So hat der technologielastige Nasdaq-Index seine vormalige Rekordmarke  erst am letzten Freitag mühelos überboten.

Steigende Zinsen sind also nicht grundsätzlich negativ für die Aktienkursentwicklung, wie die Chartbilder zeigen. Die Umlaufrendite gibt die durchschnittliche Rendite der deutschen festverzinslichen Anleihen wieder. In den vergangenen 25 Jahren gab es immer wieder Phasen steigender Zinsen und einem zugleich steigenden Deutschen Aktienindex. Nur bei heftigen Renditeausschlägen nach oben binnen kürzester Zeit, reagierte der DAX mit Kursrücksetzern (wie zum Beispiel 1994, 2002/03 und 2015). Meist legten die Aktienkurse aber nach kurzer Zeit weiter zu.

DAX-Aktien reagieren unterschiedlich

Ein nachhaltiger Trendwechsel droht erst, wenn die Sorgen um die Wirtschaft überwiegen und die Aktienmärkte nicht mehr als attraktiv angesehen werden. Dabei entwickeln sich die Aktienkurse nicht einheitlich gen Süden. Einige Branchen profitieren sogar von steigenden Zinsen: Hierzu gehören vor allem Banken und Versicherungen.

Wohingegen Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad wie zum Beispiel RWE, E.ON oder die Deutsche Telekom unter steigenden Zinsen leiden.

Zuletzt setzte sich am Markt die Meinung durch, dass die Zinsen in nächster Zeit nicht weiter steigen. Das hat den Anteilscheinen von RWE und E.ON – nach den zuvor gesehenen überdurchschnittlichen Kursabschlägen – eine kräftige Erholung beschert.

Versicherungsunternehmen wie Allianz und Münchner Rück profitieren hingegen von einem steigenden Zinsniveau.  Sie können so mit ihrem verwalteten Vermögen höhere Renditen erwirtschaften. Defensive Werte wie Beiersdorf und Fresenius werden in einer Erholungsrallye meist außer Acht gelassen – kommen im Gegenzug jedoch bei Korrekturen kaum unter die Räder.

Währungsentwicklung ist mitentscheidend

Neben den Signalen vom Anleihemarkt, spielt – besonders in Deutschland – die Währungsentwicklung eine große Rolle. Zahlreiche deutsche Unternehmen weisen eine hohe Exportquote auf, so dass ein starker Euro gegenüber der US-Währung deren Produkte auf den Weltmärkten verteuert. Darunter leiden vor allem die Automobil-Aktien wie BMW, Daimler und Volkswagen. Adidas profitiert hingegen von einer starken europäischen Gemeinschaftswährung. Denn der zweitgrößte Sportartikel-Hersteller hinter Nike kauft den Großteil seiner Waren auf Dollar-Basis ein. Daneben profitiert auch die Deutsche Lufthansa von einem tendenziell steigenden Euro, weil diese ihren Flotten-Treibstoff gleichfalls mit US-Dollar bezahlt. Weitgehend unbeeindruckt von Zins- und Währungsentwicklung bewegt sich der Aktienkurs der Deutsche Börse AG. Denn für ihr Geschäftsergebnis ist es völlig belanglos, wie hoch die Zinsen steigen oder wie stark der Euro wird.

Übrigens: Am 19. März steigt der Kunststoffproduzent Covestro in den DAX auf – dafür weichen muss die Aktie der ProSiebenSat.1 Media SE.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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