Alternative Altersvorsorge durch eine Riester- oder Rürup-Rente – Lohnt das noch?

Inhaltsverzeichnis

Überwiegen die staatlichen Zulagen und Steuervorteile immer noch die hohen Kosten und niedrigen Renditen des „herkömmlichen Systems“?

Riester-Rente und Rürup-Rente: Altersvorsorge mit Vor- und Nachteilen

Die Altersvorsorge ist ein Thema von großer Bedeutung, das jeden von uns betrifft. In Deutschland stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, sich finanziell auf die Zeit nach dem Berufsleben vorzubereiten. Zwei davon sind die Riester-Rente und die Rürup-Rente. Jede dieser Optionen bietet ihre eigenen Vor- und Nachteile, die es zu verstehen gilt, um die richtige Entscheidung entsprechend der individuellen Situation zu treffen.

Was ist die Riester-Rente?

Die Riester-Rente ist nach dem ehemaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester benannt und wurde im Jahr 2002 eingeführt. Sie ist eine staatlich geförderte Form der privaten Altersvorsorge. Das Prinzip ist einfach: Der Sparer zahlt regelmäßig Beiträge in einen Riester-Vertrag ein, der entweder in Form einer Rentenversicherung, eines Banksparplans oder eines Fondssparplans angelegt werden kann. Diese Beiträge können individuell gestaltet werden und sind steuerlich absetzbar. Zusätzlich gewährt der Staat verschiedene Zuschüsse, um die Altersvorsorge attraktiver zu gestalten.

Vorteile der Riester-Rente:

Staatliche Zulagen: Jeder Riester-Sparer erhält Grundzulagen, die jährlich vom Staat gezahlt werden. Wer mindestens 4 % seines Bruttoeinkommens des Vorjahres investiert, erhält einen Zuschuss vom Staat in Höhe von 175 €. Hinzu kommen Kinderzulagen für jedes kindergeldberechtigte Kind. Die Eltern erhalten beim Riestern eine Zulage für ihre Kinder bis zum Alter von 25 Jahren. Sind die Kinder vor dem Jahr 2008 geboren, so erhalten die Eltern 185 €, sind sie danach geboren, dürfen sich die Eltern über eine jährliche Zulage in Höhe von 300 € freuen. Durch diese Zulagen wird die Sparleistung erheblich gesteigert.

Steuervorteile: Die eingezahlten Beiträge sind bis zu einem gewissen Betrag steuerlich absetzbar. Dadurch wird das zu versteuernde Einkommen reduziert und kann zu einer Rückerstattung der Einkommensteuer führen. Die jährlichen Zahlungen für die Riester-Rente gelten als Sonderausgaben und sind somit steuerlich absetzbar. Der Maximalbetrag liegt jedoch bei 2.100 € abzüglich der staatlichen Zulagen.

Sicherheit: Riester-Verträge sind durch das Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz geschützt. Das bedeutet, dass bestimmte Mindeststandards und Garantien für die Rentenzahlungen gelten. Besonders für sicherheitsbedachte Personen kann sich die Riester-Rente daher lohnen. Die Riester-Rente könnte für diejenigen, die im Rentenalter stabile Zahlungen wünschen, eine geeignete Option bieten. Durch die Beitragsgarantie wird den einzahlenden Personen zugesichert, dass sie später mindestens ihre Einlagen und die staatlichen Zuschüsse erhalten. Zusätzlich wird in der Regel ein Garantiezins angeboten.

Nachteile der Riester-Rente:

Komplexe Regelungen: Wie bereits erläutert wurde, kann die Riester-Rente aufgrund der verschiedenen Zulagen, Höchstgrenzen und Bedingungen sehr komplex sein. Es bedarf einer genauen Planung und Beratung, um die optimalen Vorteile zu nutzen.

Verfügbarkeit des Kapitals: Das angesparte Kapital unterliegt bestimmten Auszahlungsregeln. Eine volle Auszahlung als Einmalbetrag ist nicht möglich. Es muss eine lebenslange Rentenzahlung beantragt werden. Die Auszahlungen beginnen mit Eintritt des Rentenalters, jedoch frühestens ab dem 60. Lebensjahr. Das eingezahlte Kapital kann nicht vererbt werden und somit enden die Zahlungen mit dem Ableben des Sparers.

Abhängigkeit von staatlichen Entscheidungen: Die Riester-Rente unterliegt politischen Entscheidungen. Es ist möglich, dass sich die Rahmenbedingungen in der Zukunft ändern könnten. Dies betrifft unter anderem den Garantiezins, der den Mindestzins darstellt, auf den Sparer Anspruch haben. Im Jahr 2022 wurde dieser auf ein neues Niveau von nur noch 0,25 % herabgesetzt.

Rürup-Rente – Die Basisrente:

Die Rürup-Rente, auch als Basisrente bekannt, erhielt ihren Namen nach dem Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup.  Sie ist vor allem für Selbstständige und gutverdienende Angestellte interessant. Anders als die Riester-Rente ist die Rürup-Rente nicht an Zulagen geknüpft, sondern an steuerlichen Vorteilen.

Vorteile der Rürup-Rente:

Steuerliche Absetzbarkeit: Die eingezahlten Beiträge zur Rürup-Rente sind steuerlich absetzbar. Dies kann insbesondere bei hohen Einkommen zu erheblichen Steuerersparnissen führen. Aktuell lassen sich 96 % der Einzahlungen von der Steuer absetzen. Ab dem Jahr 2025 sind die Beträge einer Rürup-Rente sogar zu 100 % absetzbar.

Höhere Beiträge möglich: Die jährlichen Höchstbeiträge zur Rürup-Rente sind deutlich höher als bei der Riester-Rente. Das ermöglicht eine großzügigere Altersvorsorge, vorwiegend für Selbstständige. Der Höchstbetrag lag im Jahr 2022 bei 25.639 € pro Person.

Pfändungsschutz: Die angesparte Rürup-Rente ist in der Regel vor Pfändungen geschützt. Dies kann in finanziell unsicheren Zeiten von Vorteil sein.

Nachteile der Rürup-Rente:

Keine Kapitalauszahlung: Eine Kapitalauszahlung ist in der Regel nicht möglich. Die Rürup-Rente wird als lebenslange Rente ausgezahlt. Sie erweist sich besonders dann als lohnenswert, wenn über die durchschnittliche Lebenserwartung hinaus gelebt wird.

Strenge steuerliche Behandlung im Rentenalter: Die Rürup-Rente unterliegt im Rentenalter der vollen Besteuerung. Dies kann dazu führen, dass die steuerliche Belastung während der Auszahlungsphase hoch ist. Der finanzielle Vorteil entsteht aus der Differenz des zu versteuernden Einkommens und der zu versteuernden Rente. Meistens ist die Rente geringer als das Einkommen, wodurch auch eine niedrigere Steuerlast vorliegen sollte.

Geringe Flexibilität: Einmal eingezahlte Beiträge sind größtenteils nicht mehr flexibel auszahlbar. Eine kurzfristige Anpassung der Beiträge ist ebenfalls nur begrenzt möglich. Wer sich dafür entscheiden möchte, seine Rürup-Rente aufzulösen, wird auf Probleme stoßen. Die einzige Möglichkeit, sich von der Rürup-Rente zu lösen, besteht darin, die Zahlungen einzustellen.

Fazit: Welche Altersvorsorge ist die richtige?

Die Wahl zwischen Riester-Rente und Rürup-Rente hängt von individuellen Faktoren ab. Die Riester-Rente ist besonders attraktiv für Familien mit Kindern und Geringverdiener, da die staatlichen Zulagen hier einen erheblichen Beitrag leisten. Die Rürup-Rente hingegen ist eher für gutverdienende Selbstständige geeignet, da sie von den höheren steuerlichen Absetzungsmöglichkeiten profitieren können.

Beide Formen der Altersvorsorge bieten Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Eine professionelle Beratung von Finanzexperten kann hierbei von großem Nutzen sein. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass die Altersvorsorge generell nur ein Element im Gesamtkonzept der finanziellen Absicherung im Alter darstellt. Immobilien, private Sparpläne, Aktienfonds und andere Anlageformen können ebenfalls sinnvolle Ergänzungen darstellen.

In einer Zeit, in der die gesetzliche Rente allein oft nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten, spielen private Vorsorgeformen wie die Riester-Rente und die Rürup-Rente eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der finanziellen Zukunft. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse, finanziellen Möglichkeiten und steuerlichen Aspekte sorgfältig zu berücksichtigen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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