Episode #051

Was ist eigentlich ein Crash? | Steffen Leditschke

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In dem heutigen Finanzpodcast erklärt Ihnen Portfoliomanager Steffen Leditschke alles zum Thema Crash. Mehr dazu hier.

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Börsen-Crash

Unter einem Börsen-Crash wird ein starker Verfall der Kurse innerhalb einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne verstanden. Das wohl bekannteste und folgenreichste Beispiel für einen Crash ist der Kurssturz an der New Yorker Börse am 24. Oktober 1929. Dieser Tag ist auch bekannt als „Black Thursday“. Vorangegangen war diesem Crash eine Spekulationsblase in den 1920er Jahren. In diesem Zeitraum spekulierten nicht nur Großanleger, sondern auch zahlreiche Kleinanleger an den Börsen. Viele Anleger nahmen Kredite auf und kauften Aktien in der Hoffnung, die Kredite schnell mit den Gewinnen aus dem Handel mit Aktien tilgen zu können. Mit dem „Black Thursday“ begann sich diese Spekulationsblase zu entladen. Der Dow Jones fiel von über 300 auf 41 Punkte, sodass er im Sommer 1932 den Boden erreichte. Viele Anleger blieben aufgrund ihrer mit Aktien besicherten Kredite hoch verschuldet zurück. Weiterhin mussten viele Unternehmen Bankrott anmelden. Als Folge setzte die Weltwirtschaftskrise ein, die besonders die USA und Deutschland traf.

Worin unterscheiden sich Konsolidierung, Korrektur und Crash?

Während ein Börsen-Crash meist das Ende eines Bullenmarktes einläutet, wird eine Korrektur eher als eine gesunde Phase der Erholung angesehen. Eine Korrektur liegt vor, wenn die Kurse nach einer langanhaltenden Auf- oder Abwärtsbewegung in die entgegengesetzte Richtung laufen. Ihre Begründung finden Korrekturen oft darin, dass die Marktteilnehmer die vorherige Kursbewegung als übertrieben einschätzen und Gewinne mitnehmen oder umgekehrt Kaufkurse nutzen. Üblicherweise zeichnet sich eine Korrektur durch Kursverluste von 5 bis 20 % innerhalb weniger Tage oder Wochen aus. Bei Kursrückgängen zwischen 0 und 5 % wird lediglich von einer Konsolidierung gesprochen, die oft durch eine längere Seitwärtsbewegung geprägt ist. Fallen die Kurse wichtiger Aktienindizes um mehr als 20 % von ihrem Höchststand, handelt es sich um einen Bärenmarkt. Der Bärenmarkt bezeichnet eine längere Periode mit nach unten tendierenden Aktienkursen. Er wird auch Baisse genannt.
Werden die sechs bedeutendsten Börsencrashs seit dem Jahr 1900 betrachtet, so kann festgestellt werden, dass ein Crash im Durchschnitt drei Jahre dauerte und die Aktienmärkte ca. 54 % an Wert verloren haben. Wie schnell sich die Wirtschaft von einem solchen Kurssturz erholen kann, hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. von der zuvor erwähnten Unterstützung durch Zentralbanken. Auch wenn ein Börsen-Crash fast immer eine wirtschaftliche Krise mit sich brachte, folgte immer wieder eine entsprechende Erholung. Im Schnitt lag die kumulierte Rendite zwei Jahre nach dem Tiefpunkt eines Crashs bei 74 %, fünf Jahre danach sogar bei durchschnittlich 138 %.

Welche sind die häufigsten Gründe für einen Crash?

Schon dem ersten bekannten Crash der Geschichte ging das Platzen einer Spekulationsblase voraus. Im 17. Jahrhundert ging es dabei um Tulpenzwiebeln. Der Preis dieser stieg dabei nicht mehr aufgrund ihres Wertes, sondern lediglich getrieben durch die Gewinnerwartungen der Anleger. Eine Zwiebel der „Semper Augustus“ konnte bis zu 10.000 Gulden kosten und entsprach damit dem damaligen Wert eines Amsterdamer Stadthauses in bester Lage. Bei einer Versteigerung in Haarlem im Februar 1637 konnte schließlich keine der angebotenen Tulpenzwiebeln zum angebotenen Preis verkauft werden. Die Spekulanten gerieten aufgrund fehlender Käufer in Panik und der Markt für Tulpen brach zusammen. Der Preis für die zuvor so begehrten Blumen fiel um bis zu 95 %. Eindeutige Gründe für einen Crash lassen sich weder bei der „Tulpomanie“ noch bei einem Crash an der Börse definieren, es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die in Crashphasen häufig eine Rolle spielen. Meist beginnt ein Crash an einer bestimmten Börse und weitet sich auf andere Börsen aus. Das Risiko für einen Crash steigt mit fortschreitender Überbewertung der Aktienkurse und zunehmenden Liquiditätsengpässen bei den Anlegern. Getrieben von der Angst, hohe Verluste in Kauf nehmen zu müssen, entsteht ein hoher Verkaufsdruck und eine Dynamik, die sich von außen nur wenig beeinflussen lässt. Ein weiterer Grund für einen Crash kann auch ein sogenanntes „Black Swan“- „schwarzer Schwan“ Ereignis sein. Das wohl aktuellste Beispiel für ein solches Event ist der Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020. Aus Angst vor einer wirtschaftlichen Krise, ausgelöst durch die Pandemie und die Störung der Lieferketten, kam es z.B. im DAX innerhalb kürzester Zeit zu einem Kursverfall von ca. 40 %. Internationale Börsen waren ähnlich angeschlagen. Um eine noch schlimmere Krise abzuwenden, griffen die Zentralbanken der Länder ein und stützten die Märkte durch die Senkung des Leitzinses und einer Ausweitung der Anleihenkäufe.

Wie kann man sich vor einem Crash schützen und resultieren aus einem Crash auch Chancen?

Es gibt einige Möglichkeiten, sich vor einem Crash zu schützen. Viele Fondsmanager nutzen sogenannte Hedges. Dabei nutzen Sie einen Teil des Vermögens, um auf fallende Kurse zu setzen. Stürzen die Kurse ab, steigt diese Position an und gleicht die Verluste anderer Papiere zumindest ein Stück weit aus. Nachteil eines Hedges ist, dass dieser laufende Kosten verursacht und somit lediglich die Performance belastet, sollte es nicht zum Crash kommen. Eine weitere Möglichkeit sich abzusichern, besteht darin, mit „Stop-Loss-Marken“ zu arbeiten. Das bedeutet, dass eine Position bei einem zuvor festgelegten Preis verkauft wird. Somit wird zwar der Verlust begrenzt, ist aber dem Risiko ausgeliefert, dass die Position auch dann verkauft wird, wenn die „Stop-Loss-Marke“ lediglich im Rahmen einer Korrektur erreicht wird.
Die Chancen, die aus einem Absturz der Kurse resultieren, liegen auf der Hand. Niedrige Kurse laden dazu ein, wieder in den Markt einzutreten, auch wenn die meisten Anleger aufgrund des zuvor erfahrenen Schocks zu größerer Vorsicht tendieren. Die Erholung nach einem Börsen-Crash kann aber durchaus auch sehr schnell eintreten, wie z.B. nach dem Corona-Crash. Mithin bietet ein Crash einen guten Einstieg in langfristige Investments in Unternehmen mit zukunftsfähigem Geschäftsmodell.

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