Episode #111

Fremdfinanziert Aktien kaufen? Vorsicht! | Kai Heinrich

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In der heutigen Episode unseres Finanzpodcasts sprechen wir mit unserem Vorstand Kai Heinrich über die Risiken und die potenziellen Chancen beim Kauf fremdfinanzierter Aktien.

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Fremdfinanziert Aktien kaufen? Vorsicht!

Hallo und herzlich willkommen zur heutigen Folge unseres Podcasts. Heute gehen wir auf ein oft diskutiertes Thema ein, welches sowohl Risiken als auch potenzielle Chancen mit sich bringt: Fremdfinanziert Aktien kaufen, auch bekannt als gehebeltes Investieren. Wir reden mit Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG.

Zunächst einmal, was bedeutet es, gehebelt in Aktien zu investieren?

Gehebeltes Investieren bezeichnet die Praxis, geliehenes Geld zu verwenden, um eine größere Position in einer Aktie zu erwerben, als man es sonst mit dem vorhandenen Eigenkapital tun könnte. Dies wird oft über ein Margin-Konto ermöglicht, das von Brokerfirmen angeboten wird.

Durch den Einsatz der Hebelwirkung kann eine Steigerung des Aktienkurses einen überproportionalen Gewinn erzeugen. Aber Vorsicht, das Gleiche gilt auch für Verluste. Ein kleines Beispiel: Sie haben eine Anlage, die Ihnen in einem Jahr 5,00 % Zinsen bringt und 10.000 EUR Eigenkapital. Wenn Sie „ganz normal“ mit ihren 10.000 EUR investieren, haben Sie in einem Jahr eine Rendite von 500 EUR eingefahren und insgesamt 10.500 EUR. So weit, so logisch.

Wenn Ihnen 500 EUR nicht reichen und Sie mehr wollen, gibt es die Möglichkeit des gehebelten Investierens. Dabei nehmen wir an, dass der Zinssatz, zu dem man Geld leihen kann, bei 2,00 % liegt. Sie möchten mit einem 10er Hebel anlegen, also Ihre Investition verzehnfachen.

10.000 EUR sind weiterhin Ihr Eigenkapital. 100.000 EUR ist das zehnfache, also nehmen Sie einen Kredit von 90.000 EUR und investieren das alles in die Anlage mit 5,00 % Rendite. Sie investieren also die vollen 100.000 EUR.

Jetzt erzielen Sie eine Rendite von 5,00 % auf die 100.000 EUR. Das sind 5.000 EUR.
Aber denken Sie daran: Es müssen noch 2,00 % Zinsen auf das Fremdkapital von 90.000 EUR abgezogen werden, was einem Betrag von 1.800 EUR entspricht.

5.000 EUR Rendite mit einem Abzug von 1.800 EUR Zinsen machen 3.200 EUR Gewinn. 3.200 EUR sind vom Eigenkapital, also den 10.000 EUR, stolze 32 %. Wie schon gesagt: Der Hebeleffekt geht auch in die Verlustrichtung! I.d.R. führt dies dann zum Margin-Call.

Was ist ein Margin-Call und warum ist es wichtig?

Ein Margin-Call tritt auf, wenn der Wert des Anlegerportfolios aufgrund von Verlusten so stark fällt, dass es die von der Brokerfirma festgelegte Mindesteigenkapitalanforderung nicht mehr erfüllt.

In einem solchen Fall ist der Anleger dazu verpflichtet, zusätzliches Eigenkapital auf das Konto einzuzahlen oder einen Teil seiner Positionen zu verkaufen, um das erforderliche Mindesteigenkapital wiederherzustellen. Dies kann zu Zwangsliquidationen führen, bei denen der Anleger gezwungen ist, seine Positionen zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen.

In den meisten Fällen würde die Brokerfirma aus dem vorherigen Beispiel bei minus 10,00 % die Reißleine ziehen und liquidieren.

Nehmen wir mal an, Sie haben die 100.000 EUR wie vorhin beschrieben angelegt. Jetzt fällt der Kurs um 10,00 % auf 90.000 EUR.

Das ist genau die Menge, die der Broker Ihnen geliehen hat. Sprich, jeder weitere Euro ist das Verlustrisiko des Brokers, sofern Sie nicht mehr Geld ins Depot nachschießen. Wenn der Kurs jetzt auf 85.000 EUR fällt, ist der Broker 5.000 EUR unter Wasser.

Wer aufgepasst hat wird anmerken: Wir als Anleger sind hier schon lange im Verlust. Unsere 10.000 EUR sind mit nur -10,00 % verloren, was einem Totalverlust entspricht. Bei 85.000 EUR liegen wir schon 15,00 % im Minus.

Wie schwierig ist es, einen Verlust wieder einzufahren, wenn man gehebelt in Aktien investiert?

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Verlust eines bestimmten Prozentsatzes des Kapitals einen höheren Prozentsatz an Gewinn erfordert, um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Wenn Sie beispielsweise 50,00 % Ihres Kapitals verlieren, benötigen Sie einen Gewinn von 100,00 %, um wieder den ursprünglichen Kapitalbetrag zu erreichen. Bei gehebeltem Investieren kann ein signifikanter Marktrückgang zu erheblichen Verlusten führen, die nur sehr schwierig wiedergutzumachen sind.

Was sind die Risiken beim gehebelten Investieren in Aktien?

Neben dem bereits erwähnten Risiko des Margin-Calls und der Schwierigkeit, Verluste wieder einzufahren, gibt es auch das Risiko einer erhöhten Volatilität.
Da gehebelte Positionen die Gewinne, aber auch die Verluste verstärken, können sie zu größeren Schwankungen im Portfolio führen.

Außerdem kann die Verwendung von Fremdkapital zu höheren Kosten führen, da die Brokerfirmen Zinsen auf den geliehenen Betrag erheben. Die haben wir im ersten Rechenbeispiel bereits berücksichtigt, um eine realistische Rechnung darzustellen.

Was sind Ihre Ratschläge für jemanden, der überlegt, gehebelt in Aktien zu investieren?

Als Erstes stellen Sie sicher, dass Sie ein tiefgehendes Verständnis von Margin-Konten und Hebelwirkung haben. Es ist wichtig, die Risiken vollständig zu verstehen, bevor Sie gehebelt in Aktien investieren.

Als Nächstes: Seien Sie konservativ bei der Nutzung von Hebelwirkung. Es mag verlockend sein, einen hohen Hebel zu verwenden, um potenziell höhere Gewinne zu erzielen, aber das erhöht auch das Risiko erheblicher Verluste.

An dritter Stelle sollten Sie immer einen Plan für den Fall, dass die Dinge nicht so laufen wie geplant, haben. Das könnte bedeuten, Stop-Loss-Orders zu platzieren, um das Risiko zu begrenzen oder Cash-Reserven zu haben, um einen Margin-Call zu decken.

Wie kann man sich gegen diese Risiken absichern?

Eine Möglichkeit, sich abzusichern, besteht darin, diversifiziert zu bleiben. Anstatt Ihr gesamtes Portfolio auf eine oder wenige Aktien zu konzentrieren, verteilen Sie Ihr Kapital auf verschiedene Aktien und Anlageklassen. Auf diese Weise reduzieren Sie das Risiko, dass ein schlechter Trade Ihr gesamtes Portfolio gefährdet.

Ein weiterer guter Weg besteht darin, Stop-Loss-Orders zu verwenden. Diese automatischen Verkaufsaufträge werden aktiviert, wenn eine Aktie einen bestimmten Preis erreicht und können dazu beitragen, Ihre Verluste zu begrenzen. Lesen Sie dazu auch gerne unseren Artikel im Finanzblog.

Schließlich ist es immer eine gute Idee, Risikomanagementstrategien anzuwenden, wie zum Beispiel nur einen kleinen Teil Ihres Kapitals für gehebelte Trades zu verwenden.

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