Sola’s Meinung zum Schweizer Aktien-Markt (Episode 6)

Inhaltsverzeichnis

*** Plutos – Schweiz Fund Monatsbericht *** Comet-CMD mit 2025-Ausblick *** APG: All Pretty Good *** Sensirion erfüllt Parameter ***

Seit Lancierung am 17. Oktober 2022 hat der Plutos – Schweiz Fund unsere positiven Erwartungen erfüllt. Der Zeitpunkt der Lancierung war gut gewählt und wir konnten den Fund zu einem aus heutiger Sicht idealen Zeitfenster befüllen. Aus regulatorischen Gründen dürfen wir erst nach einem Jahr über quantitative Resultate berichten – nicht ganz nachvollziehbar, aber es ist, wie’s ist. Gerne dürfen Sie mich für genaue Performance-Daten kontaktieren.

Das Stimmungsbarometer an den Aktienmärkten stieg trotz Zins-, Inflations- und Covid-Unsicherheiten, wie von uns erwartet, an. Das Sentiment wurde durch tiefere US-Inflationszahlen und einen sich abschwächenden US-Arbeitsmarkt verbessert und die FED zeigt relativ klar an, dass eine weitere Zinserhöhung ansteht, diese aber vermutlich geringer ausfallen dürfte.

Dies könnte als Zeichen interpretiert werden, dass der höchste Zinspunkt bald erreicht ist, und wird die Stimmung an den Märkten positiv beeinflussen. Die Entscheidung fällt am 14. Dezember 2022. Viele Anleger wollen diese Sitzung abwarten, um ihre Anlageentscheidung zu treffen – noch stehen viele an der Seitenlinie. Die geopolitischen Wirren, insbesondere die unsichere Situation im chinesischen Immobilienmarkt, die strenge Null-Covid-Politik und nun große Proteste sorgen am Markt zu Verunsicherungen unter den Investoren. Dies bietet jedoch attraktive Einstiegsmöglichkeiten für Neugeld. Wichtig bleibt unsere Anlagephilosophie, mehrheitlich in Qualitätstitel zu investieren, denn die Signale für den Markt sind weiterhin durchaus schwierig zu interpretieren.

Strategische Positionen wie Aryzta und Accelleron trugen überproportional zur Perfomance bei. Einige ABB-Aktionäre, die aus dem Spin-Off Accelleron-Aktien erhalten haben, trennten sich wohl aus anlagespezifischen Gründen von den Titeln – was wir für einen günstigen Einstieg ausnutzen konnten.

Die taktischen Investments Ascom, Comet und VAT waren in der Berichtsperiode die eigentlichen Antreiber. Ascom, schuldenfrei und sehr gut geführt, gewinnt laufend neues Geschäft und Comet konnte am Capital Markets Day eine konkrete Guidance für 2025 abgeben, die eine deutliche Wertsteigerung errechnen lässt – dasselbe konnte VAT an ihrem Investoren-Anlass aufzeigen.

Die zu Beginn kleinen opportunistischen Positionen haben mittlerweile performance-bedingt deutlich an Gewicht gewonnen: Insbesondere ams-Osram, wo der Tiefpunkt des Sentiments erreicht worden zu sein scheint und Anleger sich wieder auf das erhebliche microLED-Potenzial konzentrieren; SoftwareOne, welche mit einem guten Q3-Resultat und klarer Kommunikation wieder Vertrauen zurückgewinnen konnten, sahen deutlich positive Bewertungskorrekturen.

Logitech bestätigte ihren Ausblick, was viele Investoren zu einem Einstieg bewog – wir sehen weiterhin enormes Gewinnpotenzial der Aktien. Bei Temenos erwarten wir zeitnah Veränderungen auf der VR- und/oder Management-Ebene. Zu deutlich sind die Forderungen der Aktionäre nun endlich das enorme Potenzial von Temenos wieder auszuschöpfen, was auch u.E. nur mit einem Führungswechsel möglich ist.

Zwischenzeitlich der größte Gewinner, war und bleibt Zur Rose hochvolatil, doch der zunehmende politische Druck sollte die Umsetzung des e-Rezepts in Deutschland vorantreiben. In einem Austausch mit dem APG-Management konnten wir für uns bestätigen, dass der Titel zu Unrecht auf All-Time-Levels notiert. Selbstverständlich haben wir die Position aufgestockt, da APG/SGA substanziell unterbewertet ist – zudem lockt eine Dividende von über 5 %.

Wir gehen davon aus, dass sich die Börsen im Dezember freundlich entwickeln werden, haben den Plutos-Schweiz entsprechend positioniert und bleiben auch für 2023 konstruktiv positiv.

Comet-CMD mit klarem 2025-Ausblick

Ich finde Aussagen wie „Der Markt versteht die Aktie nicht“ schwierig, denn meistens hat der Markt recht.

Doch im Fall von Comet muss ich der Finanz & Wirtschaft beipflichten, die im „Lieber Investor“ der Ausgabe vom 19. November die Intelligenz der Investoren hinterfragt. Auch der Hinweis, dass Comet nach den jüngsten Avancen von „lächerlich günstig“ auf „günstig“ angezogen hat, unterschreibe ich.

Der Capital Markets Day von Comet war so gut besucht wie nie und die Informationen von CEO, CFO, allen Segmentsleitern und Produkte-Spezialisten stellte klar, wie superb Comet insbesondere auch mit dem neuen Generator positioniert ist. Ziel ist es, bis 2025 einen Marktanteil von 10 % in diesem USD 1.7 Mrd.-Markt zu erreichen und hat CHF 100 Mio. in die Guidance eingerechnet – obwohl 10 % von 1.7 Mrd. ja eigentlich CHF 170 Mio. entsprechen würde 😉 Mir gefällt es sehr, dass Comet noch Erhöhungpotenzial in der Guidance belässt. Denn für eine aggressive Guidance gibt es keine Medaille – lieber etwas Sicherheitsmarge in der Hinterhand, als kurzfristig den Kurs befeuern.

Doch der Titel war an diesem Tag rund 5 % schwächer, weil Comet in der morgendlichen Medienmitteilung darauf hingewiesen hatte, dass man 2022 wegen des US/China-Export-Durcheinanders wohl ‚nur‘ die untere Grenze der Guidance erreichen werde.

Viel wichtiger scheint mir aber die mehr als klar dargestellte Guidance für 2025: ein Umsatz von CHF 830 Mio. bei einer EBITDA-Marge von 25 % und einem ROCE von 30 %. Resultieren würden ein EBITDA-Ergebnis von rund CHF 200 Mio. – multipliziert mit einem konservativen Bewertungsfaktor von 10, ergibt sich eine um rund 80 % höhere Marktkapitalisierung als heute. Und 2025 ist ja nun auch nicht mehr so weit weg.

Mein Fazit: Ja, der Weg von Comet bis 2025 wird keine gerade Linie darstellen, aber ich bin überzeugt, dass CEO Stefan Haferl und CFO Lisa Pataki mit dem ganzen Comet-Team das Ziel erreichen werden. Ich nutze auf alle Fälle jegliche größeren Rücksetzer unter CHF 200, um die Comet-Position des Plutos – Schweiz Fund zu erhöhen.

APG: All Pretty Good

2022 war ein schwieriges Börsenjahr und doch bewegen sich wohl 99 % aller Schweizer Aktien über ihren 52-Wochen-Tiefst.

Eine Ausnahme bildet ein Unternehmen, das ich äusserst attraktiv finde: APG – die Allgemeine Plakatgesellschaft.

Selbstverständlich wollte ich die Gründe dafür verstehen und traf mich zu einem äußerst informativen Austausch mit APG-CFO Beat Hermann.

Mit einem Marktanteil von rund 60 % ist die APG der klar größte Außenwerber der Schweiz, gefolgt von ClearChannel mit 20 %, NEO 10 % und ESH 4 %.

Zudem ist Livesystems, welche seit 2021 der Schweizerischen Post gehört, mit Werbung v.a. innerhalb der Verkehrsbetriebe aufgetaucht. Die halb-öffentliche Struktur findet jedoch nicht die Zustimmung des Außenwerbe-Verbandes. Die „Fair ist anders„-Initiative bringt dies auf und wird auch vom Branchenverband unterstützt – richtig so, denn immer mehr Unternehmen, welche ganz oder teilweise im Besitz der öffentlichen Hand sind, werden mit neuen Dienstleistungen zu direkten Konkurrenten von privatrechtlichen Unternehmen. Aber das nur nebenbei – darin ist die schwache Börsenperformance nicht zu suchen.

Man kann APG durchaus als etwas zurückhaltend in Bezug auf Investoren-Information nennen. Die Guidance gibt es, ausser in Bezug auf die Dividende, immer nur qualitativ, nie mit Zahlen unterlegt. Man sehe heute eine gewisse Kurzfristigkeit, die einen Jahresausblick erschweren.

Wie erwähnt ist dafür die Dividenden-Politik glasklar: für 2021, 2022 und 2023 sind CHF 11 bzw. 100 % des Konzerngewinns in Stein gemeißelt. Doch wie hoch wäre die Auszahlung, wenn der Konzerngewinn CHF 33m (das Dividenden-Betreffnis) übersteigt? Glasklar – Absicht ist, dies auszuzahlen, wird aber natürlich jährlich vom Verwaltungsrat überprüft.

Nun, mit einer klaren Mindestdividende, welche die APG-Valoren momentan auf ein Rendite-Level von 7.5 % (!) hievt, scheint mir der Kurs nach unten gut abgesichert zu sein. Natürlich hat mir Hr. Hermann korrekterweise nicht gesagt, wo der Konzerngewinn 2022 zu liegen kommt. Die EBITDA-Margen das Pre-Corona-Level von rund 19 % werden nicht mehr erreichen werden, da die Verträge tiefmargiger geworden sind und der Beschaffungsmarkt sich fundamental verändert hat (Stichwort Mindestgarantien). Zudem verhält sich die Konkurrenz bei Ausschreibungen nicht wirklich rational, denn zum Teil wird mehr bezahlt, als APG auf einer Werbefläche Umsatz schätzt.

Doch ich habe auch viele positive Punkte ausgemacht: Tendenziell nehmen die Automobil-Werbungen wieder zu, denn Produktewerbung auf neue Modelle, aber auch Brandwerbung sind wieder wichtiger geworden – eine Ansicht die auch der CEO von NEO, Christian Vaglio, teilt, mit dem ich mich am Rande des TX Group CMDs unterhalten konnte. Das neue Konditionenmodell führt zu mehr Einfachheit für den Kunden.

Es gab zu viele verschiedene Abstufungen, was den Pitch für Verkäufer und Agenturen erschwert. Die Concessions-Margin Ratio, bei Banken würde man es Cost/Income-Ratio nennen, ist seit 2020 bei rund 60 % und Analysten-Schätzungen sehen keine Verbesserung. Doch gemäß CFO Hermann gibt es durchaus Potenzial, dass dies etwas besser wird. Wohl nicht massiv besser, aber doch eher eine leichte Verbesserung, getrieben durch mehr Umsatz auf den bestehenden Verträgen.

Die Zusammenarbeit mit Schindler: in 150 Schweizer Hotels werden Lifte mit Werbescreens ausgerüstet, die durch APG vermarktet werden, sicher ein willkommener Zustupf für den Hotelier – dieser Effort braucht aber noch Arbeit bez. Einbau und Verkauf. Daneben gibt es auch Innovation: Megaposters, wie z.B. am Paradeplatz, die temporär meistens an Baustellen-Wänden auftauchen; APG arbeitet mit dem Frauenhofer-Institut zusammen und hat Aymo, Mobile-Targeting-Werbung, lanciert.

Sehr vielversprechend, da sehr schnell und Lücken auslastend erscheint mir Programmatic advertising: für digitale Werbung, Zeit- und Temperatur-bezogen, welche über die Viooh-Plattform von JC Decaux kurzfristige Buchungen erlaubt.

Und zu guter Letzt: 2023 ist ein Wahljahr und Wahljahre sind gute Jahre für die Außenwerbung. Alle Köpfe wollen möglichst prominent platziert sein – auch dieser positive Umstand wurde von NEO’s Christian Vaglio bestätigt 😉

Mein Fazit: Topline ist vanity, bottom-line is sanity – APG ist eine diskrete, gut geführte Unternehmung, die trotz einigen Widerständen konstant gut gearbeitet hat, eine Dividenden-Perle, die von vielen Investoren wohl übersehen wurde. „All Pretty Good“ würde ich sagen und kaufe APG in den Plutos – Schweiz Fund.

Sensirion erfüllt meine Investment-Parameter

Obwohl seit 2018 an der Schweizer Börse kotiert, habe ich letzthin das erste Mal das Sensirion-Management getroffen – und durfte feststellen, dass das Stäfner Unternehmen alle meine Investment-Parameter erfüllt: ein kommunikatives, gutes Management, hohes Wachstum und Margen, hohe Innovation, Marktführerschaft und einen starken unterliegenden Trend.

Obwohl zum Halbjahr die Guidance bezüglich Umsatzes von CHF 325-365 Mio. auf CHF 310-340 Mio. (FY 2021 CHF 287.5 Mio.) aufgrund der inflationsbedingten Verbraucherängste, der COVID-19 Situation in China und des Risikos, dass Kunden geplante Abrufe auf das kommende Jahr verschieben, weil sie aufgrund

die Produktion aufgrund der anhaltenden Probleme in der Lieferkette drosseln müssen, reduziert wurden, konnten die Margen-Aussichten bestätigt werden: Bruttomarge im mittleren 50 %-Bereich und eine EBITDA-Marge im mittleren 20 %-Bereich.

Sensirion veröffentlich keine explizite Mid-term-Guidance, man will 10 – 15 % Wachstum (auch anorganisch) erreichen.

2020 und 2021 waren insbesondere in der Schweiz „übernormal“, was die Nachfrage anbetrifft. Sensirion profitierte von den Philips Beatmungsgeräten, hier kommt das Wachstum zurück. Doch die Wachstumsfelder mehrheitlich im Industrial-Bereich, mit Dyson als größtem Kunden mit Air-Purifier, aber auch Automotive mit Hyundai/Kia scheinen wieder anzuziehen.

Als Investitionsstandort wird man in China eher etwas auf der Bremse stehen, weitere Kapazitäten sieht man eher im asiatischen Raum außerhalb Chinas. Sensirion weiß genau, welches Produkt wohin geht und man ist daher deutlich weniger betroffen vom Export-Streit zwischen USA und China.

Ein Wachstumsmarkt wird die USA in den nächsten Jahren darstellen: der Clean Air Act wird auch Sensirion unterstützen. Kühlmittel, besonders bei Gebäude-Klimaanlagen, müssen ab 2025 ersetzt werden, neue Kühlmittel sind hochentzündlich und müssen überwacht werden – dazu eignen sich Sensoren.

Methan darf von Oel- und Gasförderern nicht mehr unkontrolliert abgefackelt werden und es braucht Massnahmen, um undichte Stellen zu entdecken.

Sensirion Connectivity Systems wurde gegründet, um diesen Bereich Daten-Verkaufssystem aufzubauen.

Sensirion sieht 20 % R&D-Ausgaben vor und erreicht trotzdem eine hohe EBITDA-Marge und so verdient Sensirion eine Bewertung, die eher mit Unternehmen wie Belimo oder VAT zu vergleichen ist.

Noch wird eine Normalisierung nicht im 2. Halbjahr 2022 erwartet – und so nehme ich mir gerne die Zeit, Sensirion in Stäfa zu besuchen, um mir ein noch besseres Bild machen zu können.

Mein Fazit: Ich sehe kein Risiko für den langfristigen Investment Case von Sensirion. Das Unternehmen gewinnt weitere Marktanteile im Umweltsensormarkt, bringt laufend neue Produkte auf den Markt und arbeitet an seinem langfristigen Plan, mit seinen Sensoren ein Datenlieferant zu werden. Die Produkte-Nachfrage ist gut, und ich gehe für die kommenden Jahren von weiterem gesunden Wachstum aus. Die makroökonomischen Unsicherheiten scheinen nur ein kurzfristiges Risiko darzustellen. Als langfristig orientierter Investor werde ich wohl in dieser marktbedingten Schwäche zugreifen – aber erst wenn ich Sensirion in Stäfa besucht habe 😊

Bis demnächst,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

Stephan Sola

Stephan Sola

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