Sola’s Meinung zum Schweizer Aktien-Markt (Episode 13)

Inhaltsverzeichnis

*** Plutos-Schweiz Fund Update ***

*** Straumann: Potenzial in Hülle und Fülle ***

*** medmix findet Lösungen ***

*** TX Group: Value mit Trigger ***

*** Bystronic: starkes Services Geschäft hilft ***

*** Holcim, the roofing champion ***

*** Rieter’s ITMA-Show ***

*** Temenos: wird AA-Karriere länger als gedacht? ***

*** Cembra Money Bank: mehr mit weniger ***

Der Plutos – Schweiz Fund beendet den schwierigen Monat Juni mit einer positiven Performance und hebt sich um fast ein Prozent vom Swiss Small & Mid Index ab, der 0,4 % nachgab.

Die FED pausiert und die Märkte sind besorgter als während der Phase der angekündigten Zinserhöhungen – wieso?

Unsicherheit. Ob, wann und wieviel die Zinsen steigen oder nicht, ist aus dem kryptischen Wortlaut der FED nicht klar und diese Unsicherheit ist Gift für die Märkte. Diese können, wie sie in den letzten Jahren bewiesen haben, mit schlechten Vorgaben umgehen. Aber diese klaren Aussagen werden wir von FED-Chairman Powell nicht hören. Denn er weiß selbst nicht, ob er die Wirtschaft abgewürgt, den Arbeitsmarkt abgekühlt oder die Inflation erfolgreich bekämpft hat. Die FED bringt die Geduld nicht auf, die Auswirkungen der Zinserhöhungen abzuwarten, droht lieber prophylaktisch schon mit der Zinskeule. Dies finde ich nicht zielführend.

Noch ein Quäntchen fokussierter steigt der Plutos – Schweiz Fund ins zweite Halbjahr: SIG, wo uns die Übernahme noch nicht ganz verdaut zu sein scheint; Arbonia, wo uns das konjunkturelle Umfeld in Deutschland besorgt und die Entscheidung bezüglich der Türen-Division noch immer aussteht und Mobilezone, wo wir kurzfristig keine Verbesserung im deutschen Markt erwarten und Kostenreduktionen kaum reichen werden, um die Marge zu halten, sind der Reduktion auf 28 Portfolio-Unternehmen zum Opfer gefallen.

Straumann: Potenzial in Hülle und Fülle

Erneut konnte ich mir ein gutes Bild des enormen Potenzials machen, das Straumann weiter vorantreibt.

Im Bereich Clear Aligners wurde das Wachstum durch zwei Akquisitionen in Deutschland angestossen. Fokus sind Praxen mit Dentalhygiene und einem Zahnarzt, da Qualität und Verantwortlichkeit so sichergestellt sind. In der Schweiz nutzen acht von zehn Zahnärzten heute den Marktführer Align Technology. Straumann hat bereits damit begonnen, vermehrt Spezialisten mit einem D2C (Digital to Customer) Approach, der dem lokalen Spezialisten Patienten zuführt, anzusprechen. Kieferorthopäden scheinen froh darüber zu sein, dass vermehrt Konkurrenz für Align aufgetaucht ist, da Align lange als Monopol tätig und etwas „arrogant“ geworden ist. Der Wendepunkt wird aber wohl erst in zwei Jahren erreicht, wenn ClearCorrect bei Orthopäden mit Volumen gekauft wird – bis dahin wird es Marketing, Ausbildung etc. brauchen.

Die Region Südost-Asien wird mit Premium- als auch Value-Lösungen zunehmend wichtiger im Implantate-Bereich. Straumann’s Value-Marke Neodent hat bereits einen Marktanteil von rund 80 %. Doch Premium wurde in der Vergangenheit zu wenig angesprochen, denn der Fokus lag lange nur auf China und Japan. Nun wird in vielen asiatischen Ländern das ganze Straumann-Angebot offeriert. Koreanische Hersteller sind in vielen dieser Länder groß, aber Straumann ist zuversichtlich, Marktanteile durch Brand-Recognition, Marketing, Seminare, zu gewinnen.

Apropos Premium: Straumann’s Marktanteil von 75 – 80 %, wird vom Markt akzeptiert. Envista und Nobel Biocare scheinen sich durch fehlende Innovation selbst etwas aus dem Markt zu nehmen, denn ohne Innovation beginnt der Preis zu fallen, was natürlich auch der Zahnarzt nicht will.

Für die Value-Marke Neodent ist die USA der größte Markt, gefolgt von Brasilien und dem Rest der Welt (RoW). Unter den Regionen mit dem größten Potenzial (Indien, China, Lateinamerika) gilt es insbesondere China hervorzuheben, das im Moment ein kleiner Premium-Markt ist und das auch bleiben wird, aber das große Geschäft wird auf der Value-Basis zu sehen sein.

Insgesamt ist zwar heute der wichtigste Wachstumstreiber das Premium-Segment (Markt-Wachstum 3 – 4 %), aber Value wächst schneller (6 – 7 %), der Markt ist größer – in 3 – 5 Jahren wird Straumann mehr Value verkaufen. Auf die Marge hat dies keinen Einfluss, weil Premium und Value nur eine kleine Bruttomargen-Differenz trennt. Der Grund dafür ist die Neodent-Produktion in Brasilien, wo die Kosten deutlich tiefer sind. Zudem ist das Bekenntnis der Anker-Aktionäre zum Produktionsstandort Schweiz für Premium in Stein gemeisselt und wird kaum jemals ins Ausland verlagert.

Mit 20 % Wachstum verkaufen sich die intraoralen Scanner immer noch sehr gut, dies bei nur leicht nachgebenden Margen. Die Konkurrenz scheint in den letzten 2 – 3 Jahren unter großen Lieferschwierigkeiten gelitten zu haben. IR Kellerhals führt das eigene Wachstum jedoch nicht auf die Lieferengpässe zurück.

Eine Frage wird immer wieder diskutiert: Wie zyklisch ist das Straumann-Geschäft? Straumann sei heute deutlich weniger zyklisch ist als noch vor ein paar Jahren. Im Vergleich zu Hörgeräten ist man eher bereit, schlechter zu hören, als schlechter zu beißen 😉. Der Durchschnittspatient ist 55 und nicht ästhetisch getrieben. Aber bei einem starken konjunkturellen Abschwung kann das Geld, das man nicht hat, auch nicht ausgegeben werden – was aber wohl für jedes Konsumgut gilt. Straumann geht heute zudem deutlich stärker in eine Krise als noch in die Finanzkrise.

Biomaterials: hier macht Straumann noch wenig Umsatz – man mache es einfach noch nicht gut genug. Geistlich mache es deutlich besser. Der Markt ist momentan mit USD 700 – 800m auch durchaus überschaubar, auch wenn er gutes Wachstum sehen könne. Auf alle Fälle ist der Bereich wieder höher auf der Prioritätenliste angesetzt.

Mein Fazit: Wachstumsmöglichkeiten in Hülle und Fülle, gepaart mit einem Top-Branding und einem fehlerlosen Management haben mir bestätigt, dass Straumann für mich momentan der einzige Medtech-Titel ist, denn wir halten müssen. Die Bewertung ist mehr als gerechtfertigt.

medmix findet Lösungen

Die medmix-Titel sahen über die letzten Wochen eine ziemlich hohe Volatilität: von CHF 23 runter auf 18 und nun wieder zurück. Diese Bewegung dürfte in den Gerüchten begründet zu sein, dass VRP Poux-Guillaume nach seinem Rücktritt alle seine Anteile verkauft habe – dies wurde von CEO Girts Cimermans klar dementiert.

Die Situation um Viktor Vekselberg belastet natürlich auch medmix. Doch man sucht Lösungen, darunter die Lancierung einer zweiten Aktienklasse mit niedrigeren Stimmrechten, die Änderung des Endbegünstigten auf den Sohn von VV, der US-Bürger ist. Dies scheint aber im heutigen politischen Umfeld ein aussichtsloses Unterfangen zu sein. Zudem wolle VV will nicht verkaufen, da der Preis auf einem zu tiefen Niveau sei und die Gelder sanktioniert würden, falls er verkaufe.

Eine vernünftige und mögliche Lösung scheint eine größere Übernahme oder eine Fusion zu sein, die zu einer Verwässerung des VV-Anteils auf unter 20 % führt. Es könnte sich um ein privates Unternehmen oder eine Ausgliederung aus einem größeren Unternehmen handeln.

Übernahme-Ziele wären schwerpunktmäßig im Gesundheitswesen angesiedelt. Obwohl der Beauty-Markt gut wächst, wird sich das Unternehmen zunehmend auf die Gesundheitsbranche konzentrieren, da die Rentabilität höher ist und keine Ausschreibungen durchgeführt werden müssen. Zuverlässigkeit und Visibilität sind ebenfalls besser und werden weniger durch das wirtschaftliche Umfeld beeinträchtigt. Medmix hat mit einem chinesischen Unternehmen eine kleine Akquisition im Bereich Kosmetik getätigt, um Zugang zu Kunden zu erhalten, denn es gibt eine ganze Reihe chinesischer Kosmetikunternehmen und das Marktwachstum scheint ziemlich gut.

2022 litt medmix unter massiven Preiserhöhungen bei Rohmaterialien, doch die Verfügbarkeit sei jetzt wieder viel besser. Auch die Logistik ist deutlich besser geworden. Letztes Jahr mussten Produkte zum Teil per LKW von China nach Europa transportiert werden. Die Energiekosten sind deutlich gesunken. Was bleibt, ist die Lohninflation. In den Verträgen sind Preiserhöhungen mit den Kunden vorgesehen, was gut funktioniert hat. Bei einigen Produkten hat medmix drei Preiserhöhungen durchgeführt, diese Preiserhöhungen scheinen im Moment gut zu halten.

Eine „Anekdote“ zu den Lagerbeständen: ein Teil davon wurde in Polen aufgrund von Sanktionen eingefroren – mit Auswirkungen von CHF 28 Mio. auf das Industriesegment. Medmix errichtete eine Copy-Paste-Fabrik in Valencia, die bis Ende des Jahres 2023 voll ausgelastet sein wird, konnte innerhalb der Unternehmung die Bestände dahin ausliefern und ist nun daran die polnische Einheit zu verkaufen. Die dortigen Bestände sind leer. Nach einem Verkauf sind die Sanktionen aufgehoben und medmix erscheint nicht mehr auf der Sanktionsliste. Insgesamt werden die Lagerbestände im Laufe des Jahres abgebaut, was dem FCF zugutekommt.

Medmix spricht von einer momentanen Schwäche in der Elektronikbranche, vor allem in China, doch die Bau- und Transportsektoren entwickeln sich gut und hier gibt es keine Schwäche zu erkennen.

Dental, ein wichtiges Segment kehrt zur Normalität zurück: H122 lag man bei +16 % (Markt 2 – 3 %), hauptsächlich auf Grund von Vorbestellungen. Im H222 liessen große Lagerbestände nur ein Wachstum von 6 % zu. H123 lag auf dem Niveau von H222, doch die Lagerbestände werden abgebaut und H223 wird sequenziell deutlich besser sein. Auch die Luft- und Raumfahrt läuft wieder besser. Arzneimittelabgabe und Chirurgie seien sehr stabil. Beauty sieht gutes Wachstum, nachdem in H122 keine neuen Produkte eingeführt wurden, was in H222 wieder der Fall war.

Die Auswirkungen dieser diversen Verbesserungen werden in einer EBITDA-Marge von 23 % zu sehen sein. Wachstum wird insbesondere im Gesundheitswesen angestrebt, denn HealthCare erreicht eine Brutto-Marge von 60 %, der Industrie-Bereich von „nur“ 40 %. Der Bereich Arzneimittelabgabe (Drug delivery) wird bis 2025 auf CHF 100 Mio. wachsen (2022 CHF 47 Mio.), Die mittelfristige Guidance (8 % Wachstum, adj. EBITDA-Marge von 30 %) wurde auf Grund der polnischen Probleme um 18 Monate verschoben.

Mein Fazit: Girts Cimermans freut sich auf ein 2024, das als erstes volles Jahr mit hoffentlich wieder „normalen“ Verkaufsbedingungen die Stärken von medmix zu zeigen vermag – ich würde es ihm gönnen und mich mit ihm freuen 😉. Medmix handelt derzeit mit einem klaren Abschlag gegenüber den Wettbewerbern und ist für mich ein klarer Kauf, denn es zeigen sich viele Wachstums- und Margenentwicklungspotenziale. Wir haben die Position im Plutos – Schweiz Fund deutlich erhöht.

TX Group: Value mit Trigger

Eine günstige Equity-Story, die Value mit einem Trigger verbindet, findet man nicht oft. Meiner Meinung nach ist die TX Group eine ebensolche Geschichte.

Nach den enttäuschenden Ergebnissen 2022 folgten einige personelle Anpassungen: neuer Swiss Markteplace Group-CEO wurde im März 2023 Christoph Tonini – nach einem ersten Übergangsjahr wird es seine Aufgabe sein, die Arbeit in Richtung IPO voranzutreiben. SMG soll zudem mit einem vertikalen Ansatz bei der Bewerbung von Versicherungen, Krediten über die Plattformen hinweg mehr Leads und Traffic generieren.

Adjustiert erreicht SMG momentan eine EBITDA-Marge von 30 %, doch zukünftig will man in der Margen-Champions League spielen: das EBITDA-Margen Ziel von 50 % wurde an der Gesellschafterversammlung vom neuem CEO angezeigt – und doch von den Medien wohl überhört. Denn mit einer klaren Guidance, die im November (der Trigger) folgt, wird dies wohl auch faktisch bestätigt und den Investoren mehr Entscheidungssicherheit mitgegeben. Zur Erinnerung: bei der Ausgliederung der Online-Marken erwarb General Atlantic 10 % für CHF 270 Mio. – der TX Group gehören 30 %.

Mit der neuen CEO TA Media wird ab Herbst Jessica Peppel-Schulz eine neue Ära beginnen, denn sie hat einen starken Digitalisierungsbackground. Bei TA Media gab es zudem eine neue Chef-Redaktion, mit Fokus auf eben diese Digitalisierung. Das Geschäft geht in Richtung Digital-Pure-player.

Im Bereich Out-of-Home wird ClearChannel CEO Marti übernehmen. Die Übernahme von ClearChannel sollte per Ende März 2023 vollbracht und das Geschäft im H2 integriert sein. Dieser Bereich ist nun in einem eigentlichen Duopol mit APG (auch eines unserer Portfolio-Unternehmen), was sich für beide in besseren Margen niederschlagen wird.

Auch im Real Estate-Bereich zeichnet ein neuer MD für die Entwicklung des Portfolios, dessen Wert auf rund CHF 1 Mia. geschätzt wird, verantwortlich. Am Hauptsitz wird als erstes ein Neubauprojekt lanciert, das TX nicht selbst braucht, sondern vermieten wird. Die Assets werden nun einzeln beurteilt und man entscheidet dann, ob es zu einer alleinigen Entwicklung oder zu einer Partnerschaft mit einem Entwickler kommt. Natürlich zieht dies sofort tiefere Kosten für die Gruppe nach sich, weil die Büros nicht mehr angemietet sind, sondern man in den eigenen Räumen arbeitet. Dies scheinen relevante Kosten von mehreren Millionen gewesen zu sein.

Bei den Druckereien wird es wohl zu einer Konsolidierung kommen, denn Print geht 3 – 6 % pro Jahr zurück und man wird eher lokal mit Print-Shops die tieferen Zahlen abdecken. Bussigny, danach Zürich werden geschlossen, nur Bern bleibt. Die nun freien Gewerbeflächen werden entwickelt, denn es sind sehr gute, zentrale Lokalitäten.

Wichtige Hebel für ein erfolgreicheres Jahr 2023 sind das neue Format bei 20 Minuten, eine bessere Zusammenarbeit zwischen Goldbach und den Publishern und wohl drastischeren Maßnahmen bei TA Media, um den Profitabilitätskorridor zu erreichen, den man sich vorgenommen hat. Die Dividende soll den Anspruch einer sicheren, ordentlichen, auf historischem Niveau liegenden Zahlung erfüllen.

Mein Fazit: Ende November 2023 wird erstmals eine Guidance bekannt gegeben. Für TA Media, Goldbach und 20 Minuten kann man eine klare Guidance erwarten. Bei SMG und Jobcloud muss man im Vorfeld mit Ringier absprechen, was als Guidance publiziert werden kann. Doch wie bereits erwähnt, will man die Margen deutlich erhöhen. Mit einer Marktkapitalisierung von CHF 1.2 Mia. wird dem Wert von SMG, Real Estate und den weiteren Bereich nicht Rechnung getragen. Für uns weiter ein klarer Kauf, trotz tiefem Free-Float.

Bystronic: starkes Services Geschäft hilft

Wie viele Industrie-Unternehmen arbeitet Bystronic den hohen Auftragsbestand im Moment ab, doch das Auftragsbuch lässt etwas zu wünschen übrig.

CEO Alex Waser wäre nach seinem Besuch in China überrascht, wenn das Land schnell wieder auf alte Niveaus kommt, denn zu viel sei während Covid kaputt gemacht worden. Zudem gehe viel Geschäft von China zurück in die USA.

Viele amerikanische und mexikanische Kunden wollen nun eher selbst automatisieren. Die Region USA ist für Bystronic um ein Drittel gewachsen und steht momentan bei rund 35 % des Umsatzes. Die USA ist für Bystronic deutlich profitabler als China, also spielt die erwähnte Verlagerung Bystronic in die Karten. Der Markt sei trotz Inflation und höheren Zinsen gut, denn es gäbe viele Infrastruktur-Investitionen. Die Kunden seien ausgebucht und daher ist der Umsatz gegenüber der Basis im Jahr 2019 rund ein Drittel höher. Diese Lokalisierung ist bereits eine Strategie auf dem Bystronic Silver-Level und ist auch innert wenigen Monaten weiter ausbaubar, auch wenn die Lieferketten, Personal und Lokalitäten noch weiter ausgebaut werden müssten. Die getaktete Fliessfertigung ist in China, den USA und der Schweiz absolut deckungsgleich.

Europa entwickelt sich derzeit flach, doch die Währung scheinen einen dramatischeren Einfluss zu nehmen. In Asien braucht es etwas Geduld: 2022 war recht stark, v.a. Südkorea, auch angetrieben durch Regierungsprogramme. Nun warten die Kunden, ob die ausgelaufenen Programme erneuert werden und bestellen möglicherweise erst dann, wenn Klarheit herrscht.

Preiserhöhungen im New Machine und Service-Geschäft konnten höhere Rohmaterial-Preise gut abfedern. Der Produkt-Mix ist momentan eher „Silber“-lastig, würde aber bei einem Aufschwung rasch wieder auf „Gold“-Level erhöht. Das Service-Geschäft wächst weiterhin mit +20 % sehr gut – 2019 konnte man hier noch CHF 170 Mio. rapportieren, 2023 werden es wohl 240 Mio. sein – ein gutes, stabiles Geschäft mit höheren Margen mit insgesamt rund 10.000 Service-Verträgen. Bis 2024 wird sich dieser Bereich wohl auf 30 % Umsatz erhöhen, wenn Bystronic genug Service-Techniker einstellen kann. Die Guidance für 2023 sieht eine flache Umsatzentwicklung, aber einen höheren EBIT – eben wegen dem stärkeren Service-Geschäft – vor.

Mein Fazit: Das Management mit CEO Alex Waser und CFO Beat Neukom hat mir, wie immer, einen sehr überlegten, durchaus nicht negativen Eindruck vermittelt. Sie haben Szenarien erstellt, die das Unternehmen schützen, sollten neue Bestellungen länger ausbleiben. Die Bystronic-Bewertung spiegelt das schwierige Umfeld bereits, doch nimmt das wachsende Service-Geschäft und vor allem die stärkere Position in USA nicht in die Betrachtung – auch hier haben wir unsere Position ausgebaut.

Holcim, the roofing champion

Intern soll Jan Jenisch die folgende Vorgabe für das Roofing-Geschäft gemacht haben: „Double sales, triple EBIT“ – Roofing wird also innerhalb von Holcim weiter deutlich an Gewicht zulegen.

Natürlich sollte das nicht als Guidance missverstanden werden, aber wenn es stimmt…Jenisch hat noch nie eine Guidance verfehlt.

Auf der Suche nach einem CEO wird man wohl intern fündig, Jan Jenisch wird ein sehr aktiver Chairman bleiben, der sich vermehrt um strategisches M&A kümmern kann.

Die zahlreichen M&A-Deals, 20 – 25 Add-ons im Jahr, kann man durchaus auch in den nächsten Jahren erwarten, denn kleinere Unternehmen bringen oft Wachstum und Margen über dem Gruppenlevel. Die Integration der akquirierten Unternehmen verlaufe sehr geschmeidig, denn man verändere wenig, behalte wenn möglich die Führung bei, unterstütze jedoch im Bereich Ressourcen, Finanzen und operativen Belangen.

Mein Fazit: erneut ein sehr gutes Meeting, das wieder aufgezeigt hat, dass Holcim noch enorme Wachstumsmöglichkeiten hat und auch anorganisch weiter stark wächst. Kaufen und halten heisst hier die Devise.

Rieter’s ITMA-Show

Da ich bisher noch nie an der weltgrößten Textil-Messe, der ITMA in Mailand, war, folgte ich der Einladung von Rieter gerne und wir waren wirklich beeindruckt.

Dieses Jahr sehe man mehr Inder und weniger Chinesen als noch vor 4 Jahren, so CFO Ledermann. Das Textil-Geschäft in China scheint nicht mehr so strategisch zu sein, aber natürlich immer noch 1/3 der globalen Textil-Produktion. Die hohe Lohninflation scheint die Relocation, die vermehrte Abwanderung aus China, anzufeuern.

Die amerikanische Regierung scheint die Relocation nach Süd- und Zentralamerika zu unterstützen, da sie damit China „schwächen“ und die Produktion näher an die USA bringen – und die Einwanderung in die USA durch Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort wohl vermindern wollen.

Lakshmi, der indische Rieter-Konkurrent, wartete nicht mit viel Innovation an der ITMA auf – sie sind zwar stark in Indien, aber mit einer eher tiefen Qualität und versuchen, globaler zu werden – ich gewann den Eindruck, dass dies für Rieter aber keine große Besorgnis darstellt, da ihre Qualität und die Innovationstiefe deutlich besser sind.

Die Digitalisierung schreitet auch bei Rieter mit großen Schritten voran: Essential Suite, ist eine Software-Lösung, die mir ein sehr gutes Offering zu sein scheint, denn von der „Big Boss View“, über die Abteilungsleiter bis zu den Mitarbeitern werden stufengerecht Resultate, Fehler, Qualitäten, Auslastungen übermittelt. Maschinen, auch fremde, können bis Jg. 2010 nachgerüstet werden. Rieter arbeitet mit einem SaaS-Offering, nur im ersten Jahr nach dem Kauf ist die Software im Preis inkludiert. Noch ist die Nachfrage überschaubar, denn Rieter ist früh in diesem Markt, doch man werde sich damit durchsetzen.

Aus der vom Erdbeben betroffenen Region in der Türkei sieht man noch nicht den großen Bestellungseingang: die Gebäude sind noch nicht bereit, die Versicherungen haben z.T. noch nicht bezahlt. Dies dürfte mittelfristig aber zu neuen Aufträgen führen, auch wenn das zyklische Tief und die höheren Zinsen das Neumaschinen-Geschäft etwas behindern.

Natürlich will Rieter im H2 einen besseren Auftragseingang sehen, da man zwar ein Auftragsbuch von CHF 1 Mia. hat, aber Aufträge für nächstes Jahr braucht. Die China-Rückkehr scheint auch eher länger zu dauern, da die Volkswirtschaft nach Covid noch lange nicht auf Pre-Covid Level ist und vieles noch nicht rund läuft.

Leider verlässt CFO Kurt Ledermann Rieter im August das Unternehmen, um bei einem privaten Unternehmen ebenfalls als CFO tätig zu werden. Seine Entscheidung habe aber nichts mit dem neuen CEO Oetterli zu tun. Thomas Oetterli bringe neuen Wind und sei mit seiner offenen, unkomplizierten Art bereits sehr gut bei den Mitarbeitern akzeptiert. Möglicherweise war der Vorgänger Klapper etwas unnahbarer.

Thomas Oetterli werde sicher Änderungen einführen und an der Profitabilität arbeiten und daher wohl das Komponenten-Geschäft (33 % Bruttomarge) und After-Sales (50 % Bruttomarge) stärken. Da er aus dem Lift-Geschäft (Schindler) kommt, dass zu einem hohen Mass ein Service-Geschäft ist, sollte ihm dies gelingen.

Das Neumaschinen-Geschäft ist enorm zyklisch: in einem normalen Jahr kann man von CHF 1.1 Mia. Umsatz ausgehen, in einem sehr guten von CHF 1.5 Mia – aber in einem schlechten vielleicht unter CHF 800m – diese prozentual sehr hohe Zyklizität braucht viel Management-Effort und ein stabileres Service-Geschäft würde sicher helfen.

Mein Fazit: Das Rieter-Management schien mir nicht sonderlich besorgt, aber von der Innovation bei Rieter überzeugt zu sein. Das Trading-Update im Oktober wird sicher ein wichtiger Hinweis zum Auftragseingang geben. Die Rieter-Aktie ist nicht teuer bewertet und aus meiner Sicht heute mit einer mittelfristigen Sicht ein guter Kauf.

Temenos: wird AA-Karriere länger als gedacht?

Die Suche nach einem neuen CEO scheint sich sehr schwierig zu gestalten – was darauf hindeuten könnte, dass Andreas Andreades länger als bis Dezember im Amt bleiben wird. Ein Umstand, der dem größten Aktionär wohl nicht so gefallen würde. Doch CFO Spiliopoulos nimmt das gelassen: für ihn sei das Wichtigste, dass der CEO Entscheidungen treffe und das Geschäft verstehe. Etwas, das wohl ex-CEO Max Chuard weder tat, noch konnte…

Trotz eines guten Geschäftsumfelds sind die Banken offensichtlich im Allgemeinen noch zögerlich, so dass Temenos mit einer getrübten Visibilität konfrontiert ist.

Noch immer sind die Win-Rates von Temenos, auch gegenüber Mambu, Infosys, Avaloq und FIS, hoch.

Insofern kann man sich sicher auf weitere, auch grössere Deals einstellen. Insbesondere Transact, mit dem sich Temenos nur an die 100 größten Banken richtet, scheint in einigen Projekten vorgesehen zu sein.

Mein Fazit: Neben dem Update zu AA gab es nicht so viel Neues zu berichten. Die Temenos-Aktie bewegt sich in etwa mit dem Markt, doch mit mehr Deals erwarte ich zeitnah eine gute Performance, denn aus meiner Sicht müsste Temenos dreistellig notieren. Noch immer ist ein Angebot für Temenos jederzeit möglich, denn der größte Aktionär scheint hier ziemlich offen zu sein.

Cembra Money Bank: mehr mit weniger

Im Halbjahresbericht am 20. Juli 2023 dürfte bekannt gegeben werden, dass 50 % der Migros Kundenkarten behalten werden konnten und Cembra die Qualität des Kunden-Stammes gar verbessern konnte:, mit 47 % der Kunden seien bereits 86 % der vorherigen Resultate erreicht worden.

Ein wichtiger Meilenstein für 2023 wird die Preisgestaltung sein: die Zinsen gehen hoch, daher ist der Fokus auf das Re-Pricing enorm wichtig. Per 1. Mai 2023 wurde vom Bundesrat die maximale Zinshöhe von 10 auf 11 % erhöht, was für Cembra natürlich mehr Marge bedeuten kann. Trotzdem spürt Cembra bisher keine tiefere Nachfrage nach Krediten oder Auto-Leasing, das Volk reist wieder vermehrt, was gut für das Kreditkarten-Geschäft ist.

Eine zweite wichtige Initiative 2023 stellt für Cembra die Operational excellence dar, die ganzheitliche Ausrichtung an der Gesamtstrategie. Besser Qualität, höhere Effizienz.

Im Austausch mit CFO Perriaz konnte er bestätigen, dass das Kreditkartenniveau 2023 das pre-Covid level wieder erreichen werde, das Einkommenswachstum mindestens auf GDP-Level liege, die Cost/income ratio innerhalb der Guidance liege und Cembra beim Motto „Profitabilität vor Wachstum“ bleibe.

Der Bereich „Buy now, pay later“ sei ebenfalls im Rahmen der Guidance: Byjuno, Schweizer Marktleader, wird von einem guten Management geführt. Bereits sind 1200 Händler im Programm involviert. Auch SBB-Tickets kann man übrigens über Byjuno kaufen – wusste ich nicht, fahre halt meistens Auto😉. Sprichwort Data-Science….

Mein Fazit: Cembra Money Bank kommt oft etwas zu kurz bei meinem Blog, doch hat als guter defensiver Titel mit hoher Qualität auf allen Ebenen einen fixen Platz in der Aufstellung der Plutos – Schweiz Fund Mannschaft 😊

Der Monat Juli beginnt eher flau, aber mit dem Start der Halbjahres-Saison, werden ab Mitte Monat fundamentale Gesichtspunkte wieder vermehrt den Vorrang gegenüber makroökonomischen erhalten. Themen wird es auch im nächsten Blog-Beitrag wieder genügend geben😊

Stay tuned,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

Stephan Sola

Stephan Sola

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