Sola’s Meinung zum Schweizer Aktien-Markt (Episode 10)

Inhaltsverzeichnis

*** Plutos – Schweiz Fund Update ***

*** Lernfähiges FED? ***

*** UBS’ Superdeal ***

*** Aryzta’s Weg zum Blue Chip ***

*** SKAN: ‘It’s all about the dose’***

*** Accelleron’s erstes Mal ***

*** TX Group: Strafe muss sein… ***

*** Oster-Rallye ***

Der Plutos – Schweiz Fund konnte sich im März dem toxischen Mix aus Zinserhöhungs- und Banken-Panik, welcher die Märkte fest im Griff hatte, fast gänzlich entziehen und beendete den Berichtsmonat unverändert.

Der Swiss Small & Mid Index entwickelte sich marginal besser und gewann 0.77 %.

Lernfähiges FED?

Eine Frage hat mich diesen Monat wirklich beschäftigt: Wie kann sich das FED derart verschätzen? Wenn die FED mit Vollgas die Zinsen in den roten Drehzahlbereich treibt, mit aggressiven Kommentaren noch befeuert, ohne die Wirkung mittelfristig zu beurteilen und damit eine Bankenkrise auslöst, hat man die Bedienungsanleitung nicht bis zum Schluss gelesen und das rot blinkende Lämpchen ignoriert…und die Banken-Stresstests haben als Frühwarn-System, sowohl bei SEC, EZB und FINMA total versagt.

Während Powell die Bankeinlagen als sicher bezeichnet, grätscht ihm zeitgleich Tante Janet mit einer Aussage gegen Garantien für Bankeinlagen in die Parade – hilft natürlich auch nicht, die Gemüter zu beruhigen…

Wenigstens ist Powell „committed to learn from this episode“ und man hat Co-Chair Barr damit beauftragt, in einer Kommission das „What went wrong“ abzuklären.

UBS’ Superdeal

Die Übernahme der CS durch die UBS scheint auf den ersten Blick eine gute Lösung zu sein. Der Übernahme-Preis von rund CHF 0.76 kann jedoch nur als unverschämt bezeichnet werden. Die UBS nutzt die schwache CS-Position radikal aus. Die Einzelteile der CS (SUB, AM, First Boston, Immobilien) sind ein Mehrfaches des Angebotspreises wert.

Die Unterstützung dieser Übernahme durch den Bundesrat hinterlässt einen sehr schalen Nachgeschmack. Versagt hat auch die FINMA: die Stresstests hätten viel früher ein Eingreifen anzeigen müssen – dies wird in der Schweiz politisch noch zu viel Unruhe führen, denn die UBS wird nicht zögern, die CS-Einzelteile zu versilbern und die Belegschaft im In- und Ausland radikal zu reduzieren.

Die für mich beste Lösung wäre eine Staatsgarantie über eine gewisse Zeit für die CS gewesen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Saudi National Bank und die Qatar Holding gegen den sehr tiefen Preis rechtliche Schritte einleiten und der Übernahme nicht zustimmen werden – wohl aber mit limitierten Erfolgsaussichten.

Die Schweizer Regierung und die UBS haben der Schweiz mit dieser Übernahme keinen Gefallen gemacht. Es entsteht eine einzige, riesige Bank, die durch diese opportunistische Discount-Übernahme zwar enorm gross wird, aber nicht an Qualität gewinnt. Man hat zudem Rechtsunsicherheit geschaffen, was möglicherweise noch viel relevanter für den Finanzplatz Schweiz ist.

Aryzta’s Weg zum Blue Chip

Erneut hat das Aryzta-Team um Urs Jordi geliefert: H123 sah hohes organisches Wachstum, hohe FCF-Generierung und sinkende Schulden, die Abkehr von adjustierten Gewinnzahlen, des ungeraden Geschäftsjahres – und vielleicht bald des Namens? Preiserhöhungen konnten gut durchgesetzt, neue Kunden gewonnen werden.

Die Ziele für 2025 in Bezug auf organischem Wachstum, Marge und Kapitalrendite sind formuliert und werden unter Urs Jordi und CFO Martin Huber zweifellos erreicht. Wer dieses Duo schon erlebt hat, weiß, dass das Risiko eines träge und nachlässig werdenden Managements, das in einem Finanzmedium aufgeworfen wurde, völlig aus der Luft gegriffen ist.

Mein Fazit: Was fehlt denn jetzt noch zum Blue Chip 😉? Nun, viele große Schweizer Institutionelle sind meines Wissens deutlich untergewichtet in Aryzta. Das wird sicher korrigiert, sobald Aryzta wieder im SPI Zugang findet. Dann steht der Weg frei zum Blue Chip und vielleicht gar der SMI-Membership 2026? Wetten nehme ich gerne entgegen 😉

SKAN: „It’s all about the dose“

CEO Thomas Huber und CFO Burim Maraj haben mich nicht im Regen stehen lassen: nachdem ich Anfang Februar SKAN als Bilderbuch-Unternehmen betitelt habe, standen letzthin die Jahreszahlen 2022 an – und diese sind aus meiner Sicht wegweisend.

Auftragseingang +47 %, Auftragsbestand +59 %, Umsatz +19 %, Marge +31 %, Book/bill 1.5x, operativer Cashflow versechsfacht – SKAN wird auch zukünftig an großen Schritten gemessen werden. Natürlich ist auch die Bewertung dementsprechend, doch SKAN wird in diese hineinwachsen.

CEO Huber sieht keine Abkühlung am Horizont: SKAN brilliert mit einer sehr hohen Win-Rate von über 30 %. CFO Maraj konnte über eine höhere Produktivität berichten, die einem höheren Personalbestand und Salären die Stirn bot. Die Netto-Cash-Position von CHF 94m lässt Raum für strategische Initiativen und M&A offen – obwohl SKAN auch so schon stark organisch wachsen wird.

Der starke unterliegende Trend für injizierbare Medikamente, die eine feinere Dosierung ermöglichen (O-Ton CEO Huber: „It’s all about the dose“), beschert SKAN auch zukünftig Umsatz- und Margenwachstum.

Mein Fazit: SKAN wird zweifellos in die hohe Bewertung wachsen. Hoher Marktanteil, gutes Marktwachstum, starker unterliegender Trend, Margen-Hebel ab 2025 – wer im Moment die konservative Guidance, insb. die Marge von 13 – 15 %, bemängelt, hat den Case nicht verstanden. SKAN will nachhaltig wachsen und das hohe Wachstum auch stemmen können, nur dann sind mittelfristig auch deutlich höhere Margen möglich.

Momentan decken gerade einmal drei Analysten diesen hochinteressanten Investment-Case ab – SKAN scheint bei den Brokern noch nicht auf dem Radar erschienen zu sein – aber mir soll’s recht sein, ein paar neue „Buy“-Ratings werden für zusätzlichen Rückenwind sorgen.

Die SKAN-Dosis im Plutos-Schweiz Fund ist mit 4.6 % schon gut, wird aber tendenziell noch wachsen. Haben Sie Ihre Dosierung schon überprüft 😉?

Accelleron’s erstes Mal

Nicht das erste Mal berichte ich über Accelleron, doch das erste Mal über deren Jahreszahlen. Wer meinen Blog liest, weiss, dass ich die Badener Turbo-Lader Marktführer als etwas vom Feinsten erachte, das der Schweizer Aktienmarkt zu bieten hat.

CEO Daniel Bischofberger wusste viel Gutes zum Finanzjahr 2022 zu berichten: gutes Wachstum, gute Marge, guter Cash-Flow, steigende Schiffsbau-Zahlen in Asien, starke Nachfrage nach Gas-Kompressions-Anlagen in den USA – und Segment-übergreifend starke Service-Dienstleistungen für Kunden.

Die Ablösung von der ABB kostete 2022 weniger und 2023 etwas mehr als angenommen – insgesamt aber nicht mehr als annonciert, einzig mit einer anderen Aufteilung. Das Netto-Umlaufvermögen wird wohl noch hoch bleiben, hat aber den Gipfel überschritten, was 2023 dem FCF helfen wird. Die Lieferketten stabilisieren sich zusehends.

Die Dividendenpoilitk ist klar und nachvollziehbar: schon heute kann man sich auf eine höhere Auszahlung für 2023 freuen, denn die Netto-Verschuldung steht mit 0.6x für eine 100 %ige Nettogewinn-Ausschüttung auf Grün.

Mein Fazit: Ein sicherer Wert im Plutos-Schweiz Portfolio mit mehr als intakten Zukunftsaussichten, gerade auch in Bezug auf die globale Dekarbonisierung: alternative Brennstoffe (LNG, Methanol, Ammoniak) sind teurer, daher ist die Performance und der Service der Motoren noch unerlässlicher.

Accelleron hat über Jahre viel in R&D investiert und wird zunehmend die Früchte ernten können. LNG dual-fuel Schiffsaufträge haben um 50 % zugenommen, Methanol dual-fuel um 7 % und Ammoniak betriebene Schiffe werden innert der nächsten 5 Jahre ausgeliefert.

TX Group: Strafe muss sein…

…aber die heftige Kurskorrektur von fast 40 % nach den FY22-Zahlen scheint mir doch etwas übertrieben.

Die mittelfristigen Aussichten mit den SMG- und möglicherweise Jobcloud-IPOs, einem zu entwickelnden Immobilien-Portefeuille von CHF 1 Mrd., einer günstigen Bewertung von 10x EV/EBIT und einer Dividendenrendite von momentan 6 % reizen mich, auch wenn der Streubesitz mit nur rund 25 % nicht für viel Liquidität sorgt.

Ich habe das Management nach den enttäuschenden Zahlen getroffen und ihre Betroffenheit gespürt.

Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Der Plutos – Schweiz Fund hat eine opportunistische Position von 2.5 % erworben.

Zum Schluss noch etwas Marktpsychologie:

Jährlich spekulieren Investoren, ob eine Weihnachtsrallye die Feiertage vergoldet. Aber nehmen Sie auch die Oster-Rallye wahr? In der Osterwoche neigen die Aktienmärkte historisch dazu, an Stärke zu gewinnen. Der saisonale Rückenwind lässt sich wohl mit der guten Stimmung aufgrund der Feiertage und erwachenden Frühlingsgefühlen erklären – ich freue mich bereits auf steigende Aktiennotierungen über den April hinaus 😉

Bis demnächst,

Stephan

ZOOM-KÄFELI

Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!

Stephan Sola

Stephan Sola

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