Konjunktur & Aktienmärkte
Konjunktur & Rentenmärkte:
Wie am Markt erwartet, erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen um jeweils 75 Basispunkte. Damit liegt der Einlagensatz nunmehr bei 1,50 %. Seit Juli hat die EZB ihre Leitzinsen um insgesamt 200 Basispunkte angehoben. Das ist der mit Abstand aggressivste Zinserhöhungskurs seit Einführung des Euro im Jahr 1999. Angesichts der nach wie vor hohen Inflationsrate im Euroraum, die im September 9,9 % im Jahresvergleich erreichte, lassen die Währungshüter aber dennoch keine Zweifel, dass der Zinserhöhungszyklus noch nicht beendet ist.
Allerdings ist es nach der Pressekonferenz weniger klar als vorher, ob die EZB ihre Leitzinsen auf der nächsten Sitzung im Dezember noch einmal um 75 Basispunkte anheben wird. Denn die EZB-Präsidentin sieht wohl mit Blick auf die schwachen Frühindikatoren bereits Abwärtsrisiken für die EZB-Konjunkturprognosen. Der Rentenmarkt interpretierte die Aussagen zunächst weniger aggressiv hinsichtlich weiterer großer Zinserhöhungsschritte. Die Anleiherenditen gaben deutlich nach und auch der Euro schwächte sich gegenüber dem US-Dollar ab und fiel schließlich unter die Parität. Was in den vergangenen Tagen besonders erstaunte, sind die zwischenzeitlichen deutlichen Kursgewinne an den Rentenmärkten bzw. die entsprechenden kräftigen Renditerückgänge. So sank die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – zuletzt durch die EZB-Aussagen getrieben – gegenüber dem Jahreshoch am vorherigen Freitag von 2,53 % innerhalb von nur vier Handelstagen auf nur noch 1,95 % im Tief.
Aktienmärkte
Für die Aktienmärkte sind zurückhaltende Töne der Zentralbanken im Zinserhöhungszyklus eine willkommene Unterstützung. Von der US-Notenbank Fed kamen in letzter Zeit ähnliche Signale. So ist es nicht überraschend, dass zum Beispiel der Deutsche Leitindex (DAX) seit dem Tief von letztem Freitag vorübergehend über 5 % auf mehr als 13.200 Punkte zulegen konnte. Die überwiegend fast schon euphorischen Aktienmärkte stehen jedoch in Kontrast zu einer Reihe schwacher Wirtschaftsdaten. Der Einkaufsmanagerindex fiel für den Dienstleistungssektor, das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum, im Oktober erneut um 0,6 Punkte auf nur noch 48,2. In der Vergangenheit war bei diesem Niveau gewöhnlich ein Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes zu beobachten.
Einzelwerte
In der Hoffnung auf behutsamere Zinserhöhungen der Notenbank Fed kehrten Anleger an die Wall Street zurück. Trübe Ausblicke von Amazon dämpften die Laune allerdings. Der Umsatz von Amazon.com im dritten Quartal verfehlte die Prognosen der Wall Street, was zum Teil auf den starken Dollar und die steigenden Energiekosten zurückzuführen ist. Investoren reagierten mit einem Ausverkauf auf die Zahlen. Die Aktie des Online-Händlers fiel am Donnerstag um 6,8 %.
„Enttäuschende Ausblicke werden abgestraft“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Dies bedeutet, dass bei den vergleichsweise hohen Bewertungen von Technologiewerten niemand Unsicherheiten in seinem Depot haben möchte.
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