DAX: Korrektur lag in der Luft!

Im Sog der US-Aktienmärkte musste auch unser heimisches Aktienbarometer Federn lassen – doch wie geht es jetzt weiter?

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Ja, jetzt ist es doch tatsächlich passiert! Die Aktienmärkte weltweit haben eine Korrektur eingeleitet: Der Deutsche Aktienindex hat dabei bis Freitag in der Spitze mehr als 1.500 Punkte an Wert verloren. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das anhaltende Niedrigzinsumfeld hatten zuvor den DAX gut unterstützt. So hob der IWF in der zweiten Januar-Hälfte seinen „World Economic Outlook“ um 0,2 Prozentpunkte an. Seine neue Prognose für das globale Wirtschaftswachstum liegt nun bei jeweils 3,9 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Für die USA werden jetzt für das laufende Jahr ein Plus von 2,7 Prozent erwartet, auch Deutschland soll angeblich kräftig von der US-Steuerreform profitieren, weshalb man hierzulande mit einem Plus von 2,3 Prozent rechnet.

Besonders für den DAX spielt die Weltwirtschaft eine sehr wichtige Rolle: Schließlich machen Zykliker – und somit Unternehmen aus konjunktursensitiven Bereichen – circa 55 Prozent des Indexgewichts aus. Nur ganz wenige Aktienbarometer weisen hierbei eine höhere Quote auf. Unterfüttert werden die guten Perspektiven nach wie vor von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Ein Blick auf den Chart zeigt allerdings, dass eine lockere Geldpolitik alleine nicht ausreicht, um die Aktienkurse nach oben zu schieben. Im Winter/Frühjahr 2015 reagierte der DAX auf die unerwartet kräftigen Anleihekäufe der EZB zunächst um etwa 35 Prozent nach oben. Doch schon im August war das Kursplus wieder komplett aufgefressen.

Das zweite Schaubild zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis an und damit auch, warum der DAX zuletzt so anfällig für eine Korrektur war: Mit einem durchschnittlichen KGV von etwas mehr als 14 wurde der DAX zuletzt fundamental sehr hoch bewertet. Viele positive Aspekte waren bereits eingepreist, und Risiken von den Investoren geflissentlich ausgeblendet, so dass letzten Endes die (Kurs-)Risiken überwogen.

Das von den Analysten der Helaba im Chart als Hauptszenario berechnete KGV-Band verläuft zwischen 10,5 bis 13. Bei weniger optimistischen Gewinnschätzungen ergibt sich eine Kurszone von 10.500 bis 13.500 Punkten – Tendenz jeweils steigend. Mit der zuletzt gesehenen Korrektur ist der Deutsche Aktienindex also lediglich wieder zurück in die gelbe Zone gekommen, womit die Übertreibung nach oben erkennbar abgebaut ist. Als wirklich „günstig“ könnte der deutsche Leitindex indes erst unterhalb von etwa 10.500 Zählern bezeichnet werden. Gegenüber dem KGV-Durchschnitt von 11,5 – berechnet auf Basis der vergangenen zehn Jahre – wird der DAX aktuell aber immer noch mit einem Aufschlag von knapp 10 Prozent gehandelt. 

Wie kaum ein anderer Index profitiert der DAX aufgrund seiner Zusammensetzung von der starken Weltwirtschaft. Bleibt der Konjunkturmotor weiterhin am Laufen und kommen von den USA keine weiteren protektionistischen Maßnahmen, überwiegen aus fundamentaler Sicht die Chancen. Denn im internationalen Vergleich lockt der DAX noch mit Nachholpotenzial, zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung sind es vor allem die Automobilwerte, die beim DAX das Durchschnitts-KGV drücken. Die Anteilscheine von VW und Daimler notieren um 25 beziehungsweise 34 Prozent unter ihrem 4-Jahres-Hoch, obwohl die Geschäfte gut laufen. Dies führt zu günstigen KGVs von 6,3 (VW) bis 7,8 (Daimler), was deutlich unter dem langfristigen Mittel liegt.

Fazit: Ab April beginnend veröffentlichen die DAX-Unternehmen ihre Zahlen für das erste Quartal des Jahres und geben ihren Ausblick für das restliche Geschäftsjahr bekannt. Hierbei darf es keine Enttäuschungen geben. Andernfalls werden die Aktien der jeweiligen Firmen abgestraft, denn die Erwartungshaltung ist trotz der zuletzt gesehenen Kursabschläge unverändert hoch. In der Folge könnte das den Gesamtmarkt in die Tiefe ziehen. Kursziel für den DAX wäre dann der Bereich von 10.800 Zählern, der vormaligen Widerstandszone, die nun als Unterstützung fungiert. Kommt es hingegen zu positiven Überraschungen, würde das die Notierungen sehr wahrscheinlich wieder kräftig nach oben laufen lassen. Das wiederum würde dem DAX neuen Auftrieb geben – noch in diesem Jahr könnte ein weiteres Mal ein Rekordhoch markiert werden.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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