Goldige Aussichten

Der Goldpreis hat die Marke von 1.300 US-Dollar geknackt und macht sich auf zu weiteren Höhenflügen. Die schmerzhaften Zeiten für Goldanleger könnten nun bald vorbei sein. Es zeichnet sich eine grundlegende Trendumkehr ab, die sich gerade mehr und mehr zuspitzt. Aus charttechnischer Sicht ergibt sich eine sehr interessante Gesamtkonstellation, weil sich nicht nur das Bild beim Basisrohstoff Gold, sondern auch bei Goldminenaktien deutlich aufgehellt hat.

Inhaltsverzeichnis


Gründe für die Goldstärke

Dass und auf welche Weise die Kurse an den Kapitalmärkten in diesem Jahr stark von den Akteuren der Politik beeinflusst werden, hatten wir in unserem Investmentreport erläutert. Das Tauziehen zwischen Fed und US-Regierung wird uns bis ins Jahr 2020 (US-Wahlen) begleiten und verleiht seit Beginn 2019 dem Goldpreis enormen Rückenwind.

Nachdem die strikte Haltung der US-Notenbank zur Bilanzverkleinerung und weiteren Zinserhöhungen im vergangenen Jahr den Goldpreis belastete, zeichnet sich nun deutlich ab, dass die Fed diesen Kurs nicht beibehalten kann. Bereits am 25. Januar sorgten Äußerungen von Trumps Berater Kudlow, der US-Präsident werde für die Besetzung freiwerdender Gouverneursposten bei der Fed Befürworter einer noch laxeren Geldpolitik aussuchen, für sprunghafte Kursgewinne im Edelmetallsektor. Gute Nachrichten fürs Gold, denn eine lockere Geldpolitik würde den US-Dollar schwächen und die Inflation anheizen.

Doch auch, wenn es nicht zu diesen personellen Veränderungen kommen sollte, wird die Fed nicht an ihrem straffen Kurs festhalten. Sie will mit ihrer Zinspolitik auf keinen Fall eine Krise der Wirtschaft riskieren, um nicht mit Forderungen in den US-Wahlkampf involviert zu werden. Denn sollte die US-Wirtschaft infolge einer zu straffen Finanzpolitik ins Straucheln geraten, wird dies zu Diskussionen über die Unabhängigkeit der Fed führen und deren Handlungsfähigkeit beschränken. Finanzchef Powell tritt hart auf die Bremse, obwohl die US-Notenbank ein solides Wachstum der US-Wirtschaft erwartet. Sie will nun mit weiteren Zinsschritten geduldig sein. Die Reaktion des Marktes am Mittwoch war eindeutig, der US-Dollar schwächelte, die Renditen der US-Staatsanleihen gaben nach und der Goldpreis stieg weiter auf 1.325 Punkte.

Auch die zunehmende Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung unter den Finanzmarktteilnehmern stützt den Goldpreis. Denn trotz Dementi durch Wirtschaft und Politik ist klar: Die massive Kreditvergabe und Geldmengenausweitung haben zu Fehlallokationen an den Finanzmärkten geführt, deren Korrektur durch einen Wirtschaftsabschwung unvorhersehbar und unkontrolliert erzwungen werden könnte. Die Nachfrage nach US-Schulden schwäche sich bereits ab, konstatierte kürzlich John Hathaway, Vorsitzender des Vermögensverwalters Toqueville Management und Kritiker der hohen US-Verschuldung. Ein Problem, denn mit einer Gesamtverschuldungsquote von 105,7 % des BIP gehört die USA zu den größten Schuldnern weltweit. Eine konjunkturelle Abschwächung könnte zu ernsthaften wirtschaftlichen Problemen und einer Destabilisierung der Finanzmärkte führen. In Hinblick auf die Risiken, wäre es deswegen nicht verwunderlich, wenn die US-Notenbank vorerst auch vom geplanten Bilanzabbau Abstand nehmen und bei Anzeichen einer Wirtschaftsabschwächung sogar Zinssenkungen in Betracht ziehen würde. Das könnte den Goldpreis weiter unterstützen.

Einzigartige charttechnische Gesamtkonstellation

Die jüngste Euphorie beim Gold hat nun zu einer charttechnisch aussichtsreichen Konstellation geführt. Nachdem der Goldpreis im Juni unter 1.180 US-Dollar gefallen war, hat sich die extrem pessimistische Stimmung nun aufgelöst. Nach kontinuierlichen Kurssteigerungen wurde nun auch die charttechnisch wichtige Marke bei 1.300 US-Dollar durchbrochen. Besonders vielversprechend scheint uns dabei aus markttechnischer Sicht, dass dieser Durchbruch dynamisch erfolgte und dabei der Optix-Sentimentindikator noch immer niedrig ist. Dies ist ein Zeichen dafür, dass noch genug Kaufkraft im Markt steckt, um eine grundsätzliche Trendwende durchzusetzen. Ein Ausbruch über den langfristigen Widerstand bei 1.380 Punkten könnte letztendlich eine neue Dynamik nach oben auslösen, denn hier müssten viele Investoren ihre Short-Positionen aufgeben und sich neu ausrichten (vgl. Plutos-Marktkommentar vom November).

Besonders interessant ist derzeit, dass gleichzeitig auch viele Goldminenaktien wieder charttechnisch positive Signale liefern. Dies spricht für die gesamtheitliche Stärke des Goldsektors. Der Aktienkurs der Newcrest hat bereits Ende 2018 seine 200-Tage-Linie überschritten, ist im Januar aus seinem 2,5-jährigen Abwärtstrend ausgebrochen und trifft in der Erholung kaum noch auf Widerstände. Und auch der HUI Goldminenindex hat einen dreifachen Widerstand bei 160 durchbrochen und setzt mit seiner dritten Welle den im September begonnenen Aufwärtstrend fort.

Übernahmen bringen zusätzlichen Schwung

Der Preisdruck im Goldminensektor hat in den vergangenen Jahren die Produzenten unter Druck gesetzt. Davon profitieren nun die großen Unternehmen mit starkem Cash-Flow und Kapitalreserven mit Übernahmen. So hat das kanadische Unternehmen Newmont Mining den kleineren Konkurrenten Goldcorp übernommen und ist damit zur größten Minengesellschaft der Welt aufgestiegen. Und auch Barrick Gold hat sich durch eine Übernahme vergrößert und sich damit weitere Goldreserven gesichert. Die Unternehmen haben sich damit nicht nur eine bessere Marktposition und Wettbewerbsvorteile auf einem günstigen Niveau eingekauft, mit höheren Goldpreisen steigt auch deren Unternehmenswert überproportional. Die Kurse der genannten Aktien haben augenblicklich mit Kursgewinnen reagiert und Übernahmephantasien beflügeln nun den gesamten Sektor.

Aussichtsreiche Ausgangssituation

Wie das Spiel der Investoren ausgehen wird und ob der Goldpreis in einen langfristigen Aufwärtstrend übergehen kann, ist weiterhin offen. Vor allem besagte politische Unwägbarkeiten können jederzeit zu unvorhergesehenen Entwicklungen führen. Für uns sind die derzeitigen Rahmenbedingungen so vielversprechend wie lange nicht mehr. Es finden sich nun auch wieder gewichtige Investorenstimmen, die sich positiv zu Gold äußern. Zum Beispiel Russ Koestrich, Fondsmanager bei BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Er glaubt, dass Gold von einer Konjunkturabkühlung profitieren könnte. Und auch staatliche Käufer greifen weiter beherzt zu. Die offiziellen Währungsreserven Chinas sind im Dezember zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder gestiegen und auch Russland steigerte seine Goldkäufe in 2018 um 22 % gegenüber dem Vorjahr.

Grundsätzlich wird Gold immer wieder von zunehmenden Risiken am Markt profitieren und bietet Anlegern, die ihr Vermögen absichern wollen, jetzt eine langfristig aussichtsreiche Einstiegsmöglichkeit auf niedrigem Niveau. Gewinnorientierte Investoren setzen auf Goldminenaktien statt auf das Edelmetall. Wegen der fixen Produktionskosten konnten die Unternehmen beim niedrigen Goldpreis der vergangenen Jahre kaum produktiv arbeiten, doch das ändert sich jetzt. Nimmt der Goldpreis nun den Aufwärtstrend wieder auf, steigen deren Margen und Gewinne überproportional. Goldminenaktien weisen in der aktuellen Konstellation deswegen die höheren Gewinnmöglichkeiten auf – bergen vice versa aber ebenso hohe Risiken.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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