Episode #88

Wie kann ich mein Portfolio schützen?

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Welche Möglichkeiten gibt es, das eigene Portfolio zu schützen und vor Verlusten abzusichern?

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Wie kann ich mein Portfolio schützen?

8 % Rendite pro Jahr – das können Aktionäre langfristig im Schnitt erwarten, wenn sie clever diversifiziert anlegen. Dass diese 8 % nicht konstant aufs Depot fließen und schon gar nicht garantiert sind, dürfte jedem klar sein. In dem einen Jahr gehts 30 % rauf, im kommenden möglicherweise 50 % runter. Doch dieser Achterbahnfahrt der Kapitalmärkte sind Anleger nicht machtlos ausgeliefert. Sie haben es selbst in der Hand das Depot angemessen abzusichern. Welche Mittel und Wege es gibt und worauf institutionelle Anleger häufig zurückgreifen, besprechen wir heute. Dazu heiße ich Kai Heinrich herzlich Willkommen.

Herr Heinrich, was ist das einfachste Mittel, um sich vor Kursstürzen zu schützen?

Die Antwort ist, so banal sie auch klingt, eine saubere Analyse. Dass Sie die Unternehmen gründlich analysieren sollten, bevor Sie überhaupt in diese investieren, ist vielen Privatanlegern durchaus bewusst. Zur technischen Analyse, der Fundamentalanalyse inkl. Porters Five Forces und der SWOT-Analyse haben wir bereits in unserem Finanzblog geschrieben.

Gerade die Analyse nach Porter zeigt: Eine saubere Unternehmensanalyse geht weit über die Betrachtung des Jahresberichts und der darin enthaltenen Kennzahlen hinaus.

Jede gründlich durchgeführte Unternehmensanalyse ist stets an eine Analyse des Marktes also der Konkurrenten und potenziellen sowie bestehenden Kunden gebunden. Es gilt Substitute herauszuarbeiten, die das von uns anvisierte Unternehmen gefährden, die Markteintrittsbarrieren zu bewerten und regulatorische Risiken zu berücksichtigen. Die Struktur der Lieferketten, mögliche Monopolkräfte auf der Käufer- oder Verkäufer-Seite spielen ebenfalls eine große Rolle.

Nicht zuletzt gilt es das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren: Die Volkswirtschaft. Konjunktur, Arbeitslosigkeit und Arbeitsmarktstruktur sowie Zinssätze üben erheblichen Einfluss auf jedes Unternehmen aus.

Nun kommt es durchaus vor, dass selbst hochwertige Unternehmen mit einer starken Marktposition durch konjunkturelle Schwächephasen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie kann man sich als Investor vor einem solchen Szenario schützen? Die Aktien verkaufen, bevor es so richtig kracht?

Das wäre natürlich optimal aber in den meisten Fällen praktisch unmöglich. Zumindest systematisch ist ein Timing, bei dem kurz vor dem Crash verkauft wird, realitätsfern. Zwar gibt es diverse Daten, welche wir und andere institutionelle Investoren akribisch betrachten, wie zum Beispiel die Zinsstrukturkurve oder relative Stärke Indikatoren aber selbst dann ist ein perfektes Timing nicht systematisch möglich.

Es geht vielmehr darum, große Kurseinbrüche im Depot zu vermeiden. Wer Aktien zu früh verkauft, verschenkt nämlich wertvolle Rendite – und zu spät zu verkaufen, scheint gerade bei Privatanlegern ein Volkssport zu sein. Oft wird günstig zu Tiefstkursen verkauft und später im Aufschwung wieder gekauft.
Durch gründliche Analysen und entsprechende Allokationen lässt sich das Risiko aber trotzdem deutlich reduzieren. Während beispielsweise der DAX im Corona-Crash um rund 40 % einstürzte, blieb unser Plutos Multi Chance Fonds mit einem Rücksetzer von rund 20 % deutlich stabiler und erholte sich entsprechend wesentlich schneller.

Analysen und Allokationen sind nicht das einzige Mittel, um das Portfolio zu stabilisieren. Vor allem institutionelle Anleger bedienen sich im Bereich der Derivate – dazu zählen auch unsere Kollegen aus dem Portfoliomanagement. Was hat es mit diesen Derivaten auf sich?

Derivate sind Finanzinstrumente, die ihren Wert aus einem zugrunde liegenden Vermögenswert ableiten – dem sogenannten Basiswert. Ein solcher Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie, eine Währung oder ein Rohstoff sein. Derivate erlauben es, an der künftigen Entwicklung des Basiswertes zu antizipieren, ohne diesen Basiswert je besitzen zu müssen. Die meistgehandelten Derivate sind Optionen, Swaps und Futures.

Mit einem Future verpflichten sich Käufer und Verkäufer zum Kauf oder Verkauf eines Basiswertes an einem Liefertermin in der Zukunft.

Auf dem Futures Markt sind beispielsweise viele Unternehmen, die ihr Kerngeschäft absichern möchten. Wenn ein Unternehmen Kaffeebohnen auf dem Weltmarkt kauft und diese an Restaurants verkauft, hängt die Marge vom Einkaufspreis ab – alte Kaufmannsregel. Wenn dieses Unternehmen also befürchtet, dass der Preis für Kaffeebohnen in den nächsten Monaten steigt, ist es sinnvoll Long auf die Kaffee-Futures zu gehen. Long heißt in dem Fall, dass wir von steigenden Kursen ausgehen. Kaffee ist hier unserer Basiswert. Steigt der Preis für Kaffeebohnen an, verlieren wir zwar in unserem Kerngeschäft an Marge, gewinnen aber mit dem Futures-Trade.

Umgekehrt, um auf den Aktienmarkt zurückzukommen: Gehen wir von fallenden Kursen aus, gehen wir Short auf die Futures der entsprechenden Aktie. Short heißt, dass wir von fallenden Kursen ausgehen. Sollte der Kurs unserer Aktie nun tatsächlich fallen, verlieren wir mit unserer Aktie, gewinnen aber mit dem Futures-Trade.

Es handelt sich also immer um einen Trade-Off: Denn, wenn ich mich mit Futures absichere und die Aktie im Preis steigt, verliert mein Future. Also werde ich bei einem proportionalen Hedge weder Rendite erwirtschaften noch Kursverluste einfahren. Gibt es einen Weg, das Portfolio nach unten zu schützen aber nach oben hin trotzdem Rendite einzufahren?

Einen kostenlosen Hedge gibt es nicht. Jeder Hedge hat direkte Kosten oder Opportunitätskosten, wie Sie richtigerweise erkannt haben. Wenn wir uns mit Futures gegen Kursrisiken absichern, zahlen wir zwar nicht explizit dafür, sehr wohl aber implizit durch die Opportunitätskosten. Solange unsere Futures nämlich gegen unsere Aktien laufen, entziehen wir uns der Möglichkeit, Rendite einzufahren.

Hier kommen jedoch Optionen ins Spiel. Neben Swaps und Futures gehören Optionen zu den meistgehandelten Derivaten.

Erinnern Sie sich, dass Futures Käufer und Verkäufer sich zum Kauf oder Verkauf eines Basiswertes verpflichten? Bei Optionen hingegen hat der Käufer der Option lediglich das Recht, nicht aber die Pflicht, den entsprechenden Basiswert zu kaufen (in diesem Fall handelt es sich um eine Call-Option) oder den entsprechenden Basiswert zu verkaufen (in diesem Fall handelt es sich um eine Put-Option). Der Verkäufer ist in jedem Fall verpflichtet, dem Käufer nachzukommen. Dieses Recht des Käufers ist natürlich nicht kostenlos: Für das Recht zahlt der Käufer dem Verkäufer eine sogenannte Optionsprämie.

Nehmen wir wieder das Aktien-Beispiel: Angenommen, wir halten 200 Aktien eines Unternehmens X zu aktuell 50 € die Aktie in unserem Depot und möchten Kursrisiken absichern. In diesem Fall kaufen wir Put-Optionen. Diese Put-Optionen geben uns nämlich das Recht, nicht aber die Pflicht, den Basiswert an einem ausgewählten Datum zu unserem Wunschpreis zu verkaufen. Die Optionsprämie hängt dabei von vielen Faktoren ab, die hier den Rahmen sprengen würden. Zum Thema Optionen haben wir übrigens auch einen ausführlichen Artikel in unserem Finanzblog.

Nehmen wir also an, dass die Prämie der Put-Option beim aktuellen Aktienkurs von 50 € genau 4 € beträgt. Da ein Optionskontrakt standardmäßig 100 Aktien deckt und wir in unserem Beispiel 200 Aktien halten, kaufen wir zwei Put-Optionen. Wir zahlen in jedem Fall die 4 € Prämie auf jede einzelne Aktie.

Sollte die Aktie auf beispielsweise 30 € fallen, verlieren wir trotzdem nur 4 €. Die Aktie könnte sogar einen Totalverlust einfahren, also auf 0 € fallen und wir würden dennoch nur unsere Prämie in Höhe von 4 € verlieren. Durch die Put-Optionen haben wir nämlich das Recht die Aktie zu 50 € zu verkaufen, egal wo der Preis tatsächlich steht.

Steigt die Aktie hingegen auf 53 €, gewinnen wir zwar 3 € mit der Aktie, haben aber 4 € Optionsprämie gezahlt und fahren unter dem Strich einen Verlust von 1 € pro Aktie ein. Erst bei 54 € ist der Breakeven-Point.

Steigt die Aktie beispielsweise auf 60 €, gewinnen wir zwar 10 € mit der Aktie, haben aber 4 € Optionsprämie gezahlt und fahren unter dem Strich einen Gewinn von 6 € pro Aktie ein. Wir gewinnen zwar ab 54 €, aber immer weniger als wir es ohne Absicherung getan hätten.

Wir fassen zusammen: Bei Futures sind es also die Opportunitätskosten, bei Optionen hingegen die zuzahlenden Prämien, die eine Absicherung stets kostspielig machen. Sie haben es bereits angedeutet: Derivate sind komplex und alle Details zu erklären, würde hier den Rahmen sprengen. Abgesehen davon kommen Optionen für viele Privatanleger aufgrund der Tatsache, dass ein Kontrakt stets 100 Aktien beinhaltet, nicht zum Absichern ihrer Aktienpositionen infrage. Was hat ein Privatanleger noch für Möglichkeiten?

Genau, Derivate sind durchaus komplexe Finanzinstrumente und werden meist von institutionellen Anlegern verwendet, da ein vernünftiges Risikomanagement in dem Fall nur ab einem gewissen Volumen funktioniert. Doch komplexer muss natürlich nicht gleich besser heißen.


Ein einfacher und dennoch effektiver Hedge ist das Platzieren eines Stop-Loss. Wenn Sie beispielsweise eine Aktie zu einem Preis von 50 € kaufen und nicht mehr als 20 % Verlust in Kauf nehmen möchten, gilt es eine Stop-Loss-Order bei 40 € zu setzen. Sollte der Preis Ihrer Aktie steigen, wird die Stop-Loss-Order nie betätigt. Im Falle eines Kursrückgangs bleibt die Order so lange ungenutzt, bis der Kurs auf 40 € fällt. Erst dann wird die Order ausgelöst und die Aktien werden automatisch zum Stop-Loss-Kurs verkauft.

In der Realität gibt es gerade in volatilen Zeiten das Risiko eines Slippage – also dem Risiko, dass der Ausführungskurs nicht dem Stop-Loss-Kurs entspricht. In aller Regel wird die Stop-Loss-Order jedoch ohne Slippage ausgeführt.

Saubere Analysen sowie bewusste Allokationen, Futures, Optionen und Stop-Loss-Orders. Die Möglichkeiten scheinen vielfältig zu sein. Was können Investoren noch tun, um das eigene Portfolio zu schützen. Mit Blick auf die Privatinvestoren sind Derivate häufig aufgrund der kleineren Depots nicht das Mittel der Wahl. Neben Stop-Loss-Orders bleibt in dem Fall also vermehrt an der Allokation zu arbeiten. Wie können Investoren mittels ihrer Allokation im Depot ihre Rückgänge im Depot minimieren?

Die Allokation wird tatsächlich von den meisten unterschätzt. Doch die Finanzwissenschaft zeigt es immer wieder: Die Allokation der Assets und Assetklassen ist das mit Abstand Wichtigste im Depot. Häufig wird in akademischen Arbeiten davon gesprochen, dass die Allokation für 80 % der Rendite, oder eben Verluste, verantwortlich ist.

Häufig bewegen sich einzelne Assets oder ganze Assetklassen in einer bestimmten Relation zueinander. Ein Beispiel: In Zeiten erhöhter Unsicherheiten schalten viele Börsianer vom Risk-On (Kapitalwachstum) in den Risk-Off (Kapitalerhalt). Im Rahmen dessen wird das Kapital von risikobehafteten Assets (bspw. Aktien) in risikoarme Assets (bspw. Staatsanleihen) umgeschichtet. Dieses Investorenverhalten wird gut am Beispiel des S&P 500 und den zehnjährigen US-Staatsanleihen ersichtlich.


In konjunkturell starken Zeiten sind Aktien unangefochten und out-performen Anleihen stark. Während Anleihen in solchen Phasen weitestgehend in einer Seitwärtsbewegung verharren, generieren Aktien zweistellige Renditen. Schwächelt die Konjunktur jedoch, fallen Aktien umso tiefer, während die Kurse der Anleihen sich positiv entwickeln. Das Kapital wird häufig aus den Aktien direkt in die Anleihen umgeschichtet. Solche Kausalitäten gilt es ausfindig und zunutze zu machen.

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