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Willkommen zu einer weiteren Folge unseres Finanz-Podcasts. Heute haben wir das Thema Crash-Propheten und ihre Vorhersagen auf der Tagesordnung. Wie genau können sie den finanziellen Untergang vorhersagen und sollten wir diesen düsteren Prophezeiungen Glauben schenken? Dieses Thema diskutieren wir heute mit Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG. Schön, dass Sie hier sind, Herr Heinrich.
Basierend auf unserer menschlichen Natur und unserer Neigung uns eher auf drohende
Gefahren zu konzentrieren als auf gute Nachrichten, würde ich sagen, dass der zweite Artikel mehr Leser anziehen würde.
Absolut. Crash-Propheten, die oft aus Investoren, Bankern und Ökonomen bestehen, gehen gezielt auf die Sorgen und Ängste der Anleger ein. In Ländern wie Deutschland, das in den letzten 100 Jahren Hyperinflation und zwei Währungsreformen durchlebt hat, finden sie bei Prognosen über den finanziellen Untergang ein aufmerksames Publikum. Mal abgesehen davon, dass wir hier in Deutschland generell eine sehr risikoaverse Kultur haben, nicht nur was Finanzen angeht. Ein Crash-Prophet, der eine gewisse Grund-Skepsis bei der Analyse zeigt, findet dadurch mitunter mehr Gehör als jemand, der einfach schreit, dass es nur bergauf geht.
Interessanterweise sind heftige Kursstürze tatsächlich recht selten und nicht so gefährlich, wie die meisten Menschen vermuten. Ein Beispiel dafür ist der US-Leitindex S&P 500, der in den letzten 30 Jahren nur in fünf Jahren um mehr als 20 Prozent gefallen ist, selbst während turbulentester Zeiten. Es stellte sich jedoch im Nachhinein heraus, dass jeder dieser Einbrüche eine hervorragende Kaufgelegenheit darstellte. Crashs gehören an der Börse dazu. Zu behaupten, dass es crashen wird, ist keine Kunst. Auf das wann und wie kommt es an. So können Sie reine Panikmache von fundierten Analysen unterscheiden. Deswegen ist es auch wichtig, nicht alle in einen Topf zu werfen und viel mehr auf die Art der Analyse zu achten. Dinge, die sich jetzt völlig absurd anhören, können schneller Realität werden als man denkt: Oder wie hätten Sie reagiert, wenn Ihnen jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass in Kontinentaleuropa ein Krieg herrschen wird oder dass eine Pandemie ausbricht und das Spazierengehen nach 20 Uhr strafbar sein würde?
Nur weil etwas absurd klingt, muss es nicht gleich unseriös sein. Sie sollten stets auf die Art und Weise der Analyse achten.
Jim Rogers gilt in der Tat als einer der bekanntesten Crash-Propheten. In den 1970er Jahren gründete er zusammen mit George Soros den Hedgefonds Quantum und hat seitdem einen Ruf für düstere Prognosen erlangt. Seine Schlagzeilen reichen von „100 %-Chance auf Krise, schlimmer als 2008″ im Jahr 2008 bis „Der nächste Bärenmarkt wird der schlimmste in unserem Leben“ im Jahr 2018. Trotz seiner beeindruckenden Karriere als Investor sind seine Vorhersagen eines globalen Finanzkollapses bisher nicht eingetroffen. Crash-Propheten müssen also keine unwissenden Verschwörungstheoretiker sein – oftmals genügt eine gewisse Portion Pessimismus, um in eine Schublade gesteckt zu werden. Einige Prognosen haben also „Hand und Fuß“ und sind schlichtweg Prognosen mit einem Bärenmarkt als Ergebnis. So weit, so sinnvoll. Vorsicht ist geboten, bei jenen Extremszenarien und teils perfiden Strategien zur Akquise von Kapital.
Eine Strategie, die früher weit verbreitet war und in gewisser Weise noch heute angewendet wird, ist besonders perfide: Stellen Sie sich vor, Sie leiten einen Fonds und möchten Kunden akquirieren. Sie haben Zugriff auf eine Datenbank mit 1000 E-Mail-Adressen potenzieller Kunden. Sie entscheiden sich dazu, diesen Personen jede Woche einen Newsletter mit einer Prognose zuzusenden. Doch hier wird es dreist: 500 Leuten schreiben Sie, dass die Märkte in der kommenden Woche steigen werden, während Sie den anderen 500 Leuten mitteilen, dass die Märkte fallen werden. Wenn die Märkte dann tatsächlich in der nächsten Woche fallen, scheinen Sie vor 500 Leuten richtig gelegen zu haben.
Diese Vorgehensweise setzen Sie fort, indem Sie wiederum 250 Leuten mitteilen, dass die Märkte steigen werden, während Sie den anderen 250 Leuten sagen, dass es einen Crash geben wird. Woche für Woche wiederholen Sie dieses Muster und schon nach kurzer Zeit werden Sie eine kleine Gruppe von Menschen haben, vor denen Sie wie ein Marktguru wirken, der immer den richtigen Riecher zu haben scheint. Sie scheinen unfehlbar zu sein, ein wahrer Prophet.
Es ist von großer Bedeutung, sich bewusst zu machen, dass niemand, auch nicht diese Crash-Propheten, die Zukunft vorhersagen können. Die Wirtschaft und Finanzen sind äußerst komplexe Systeme, die von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, von denen viele nicht vorhersehbar sind. Daher ist es ratsam, solche düsteren Vorhersagen mit einer gesunden Skepsis zu betrachten. Anstatt sich auf kurzfristige Marktbewegungen zu fokussieren, sollten Anleger eine langfristige Strategie verfolgen und ihre Investitionen breit diversifizieren Es ist wichtig, stets kritisch zu bleiben und die möglichen Absichten der anderen Partei zu hinterfragen.
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