Episode #080

Was ist ein schwarzer Schwan? | Steffen Leditschke

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Heute widmen wir uns dem schwarzen Schwan. Unser Portfoliomanager Steffen Leditschke erklärt euch, was unter einem schwarzen Schwan zu verstehen ist und wie das Investieren nach diesem Prinzip definiert werden kann.

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Schwarzer Schwan und graues Nashorn

Per Definition ist ein schwarzer Schwan ein unvorhersehbares Ereignis, das über die Erwartungen an eine solche Situation hinausgeht. Schwarze-Schwan-Ereignisse zeichnen sich durch ihre extreme Seltenheit und ihre schweren Auswirkungen aus. In der Art und Weise wie diese Ereignisse auftreten, gibt es keinerlei Einschränkungen. Es kann sich beispielsweise um Naturkatastrophen, Anschläge, Finanzcrashs oder den Ausbruch eines Virus handeln. Vom echten schwarzen Schwan ist die Rede, wenn sämtliche bekannte Fakten keinen Rückschluss auf ein zukünftiges Risiko zulassen und den Akteuren nicht bewusst ist, dass etwas Unerwartetes eintreten könnte. Neben dem echten schwarzen Schwan wird auch häufig von unechten schwarzen Schwänen gesprochen. Diese werden auch als graue Nashörner bezeichnet. Hier gilt das eintretende Ereignis zwar auch als äußerst unwahrscheinlich, es kann jedoch anhand entsprechender Indikatoren von aufmerksamen Akteuren vorhergesagt werden. Dennoch haben auch graue Nashörner meist extreme Auswirkungen, da sie trotz ihrer Erkennbarkeit übersehen oder absichtlich ignoriert werden. Da bei schwarzen Schwänen im Nachhinein versucht wird, vereinfachende Erklärungen für ihr Eintreten zu finden, herrscht oft Uneinigkeit darüber, mit welcher der beiden Bezeichnungen ein solches Ereignis benannt wird. Seit 2020 kommt auch der Begriff des grünen Schwans immer häufiger vor. Er wurde von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich verwendet, um Ereignisse zu beschreiben, die ausgelöst durch den Klimawandel für massiv veränderte Rahmenbedingungen verantwortlich sind.

Woher stammt die Bezeichnung?

Das Bild des schwarzen Schwans geht zurück auf den Satiriker Juvenal. Schwarze Schwäne waren den Europäern damals nicht bekannt, sodass Juvenal den Begriff nutzte, um ein unmögliches oder zumindest unerwartetes Ereignis zu beschreiben. Äquivalent wurde auch der Begriff „weißer Raabe“ verwendet. Als später festgestellt wurde, dass es tatsächlich schwarze Schwäne gibt, wurde der Begriff zur Metapher eines zwar unerwarteten, aber möglichen Ereignisses. Der Autor Nassim Nicholas Taleb griff diesen Begriff in seinem Buch „Der schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ auf. Es behandelt Themen in Bezug auf Wissen, Ästhetik und Lebensführung und war 36 Wochen auf der Bestseller-Liste der New York Times. Taleb geht in dem Buch auf eine Dreifaltigkeit des Missverstehens in Bezug auf die Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart ein. Er thematisiert die Illusion, gegenwärtige Ereignisse zu verstehen, die retrospektive Verzerrung historischer Ereignisse und die Überbewertung von Sachinformation, wie auch der intellektuellen Elite.

Historische Beispiele für schwarze Schwäne und graue Nashörner

Das aktuellste Beispiel für einen schwarzen Schwan findet sich in der Corona-Krise. Vor dem Jahr 2020 waren Pandemien und Virenausbrüche der Welt zwar nicht völlig unbekannt und es gab auch einige Stimmen, die vor einem solchen Ereignis gewarnt haben, jedoch haben nur wenige die extremen Folgen der Corona-Pandemie absehen können. Wird das Geschehen aus heutiger Sicht betrachtet, stellen sich viele die Frage, warum nicht rechtzeitig vor den Konsequenzen für Wirtschaft und Gesundheitswesen gewarnt wurde, denn aus heutiger Sicht liegen die Dinge auf der Hand und scheinen erklärbar.

Was bedeuten diese Ereignisse für Anleger?

Die Schwarzer-Schwan-Theorie besagt, dass das, was man nicht weiß, viel wichtiger ist als das, was man weiß. Sie können Ihr ganzes Wissen einsetzen, um sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten, von denen Sie glauben, dass sie eintreten können, nur um dann durch ein Ereignis in Form eines schwarzen Schwans widerlegt zu werden.
Das Anlegen nach den Prinzipien des schwarzen Schwans ist von Natur aus sehr defensiv. Die Ausprägungen der möglicherweise eintretenden Ereignisse weichen stark voneinander ab. Eine Absicherung gegen eine Naturkatastrophe erfordert andere Maßnahmen zum Schutz des Portfolios als eine Absicherung gegen ein Virus oder ein Phänomen, welches dem Anleger noch gar nicht bekannt ist. Um sich allgemein über das Thema „Depotabsicherung“ zu informieren, empfehlen wir unseren Podcast zu diesem Thema vom 24.08.2022. Da der Schutz durchgehend aufrecht gehalten werden muss, entstehen auch durchgehend Kosten, die die Performance belasten. Oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es sich eher lohnt, auf die Bekämpfung des Ereignisses zu setzen, als dauerhaft präventive Maßnahmen zu ergreifen. Es war beispielsweise leichter, mit den Aktien der verschiedenen Impfstoffhersteller eine gute Performance zu erzielen, als das Ereignis des Virusausbruchs zu antizipieren und über einen möglicherweise sehr langen Zeitraum einen kostenintensiven Hedge über Derivate zu halten.

Investmentreport 2021: Rettung der Weltwirtschaft

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