Was ist eine Trendstrategie?

Viele Aktienkurse verlaufen in Trends. Investoren können das nutzen, um systematisch Erfolge einzufahren. Denn es ist deutlich einfacher, einem bestehenden Trend zu folgen, als eine Wende vorauszusagen. Erfahren Sie, was Trendfolge ist und welche Strategien es gibt.

Inhaltsverzeichnis

Der Erfolg eines Unternehmens allein ist keine Garantie dafür, dass sein Aktienkurs steigt. An der Börse herrscht ein ständiges Auf und Ab und wer erfolgreich investieren will, braucht eine gute Strategie. Oftmals verlaufen Kurse in Trends, die Investoren nutzen können. Trendstrategien werden von Tradern und langfristig orientierten Anlegern gleichermaßen genutzt. Wir erklären, was Trendfolge bedeutet und welche Strategien es gibt.

Trends folgen statt Kurse orakeln

Aktive Investoren können auf verschiedene Arten mit Aktien Geld verdienen. Einige setzen auf ihr Fingerspitzengefühl und langjährige Erfahrung, um Wendepunkte bei der Kursentwicklung vorauszusagen und sich optimal für den Ein- und Ausstieg zu positionieren. Doch erfahrene Investoren wissen: Zum günstigsten Zeitpunkt kaufen und dann zum höchsten Kurs verkaufen ist in der Praxis gar nicht so einfach, wie es scheint.

Andere Anleger investieren erst, wenn sich ein eindeutiger Kurstrend etabliert hat und verkaufen, sobald dieser beendet ist. Denn oftmals ist es einfacher, einen bestehenden Trend zu nutzen, als eine Trendumkehr zu prognostizieren. Trendstrategien folgen strengen Investitionsregeln, welche die Bedingungen des Ein- und Ausstiegs definieren. Fundamentale Daten wie die Umsatzentwicklung, die Dividende oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis spielen dabei keine Rolle. Neben der klassischen Chartanalyse sind oft technische Indikatoren Grundlage für die Investitionsentscheidung.

Der Vorteil dieses systemischen Ansatzes bei der Trendfolge besteht darin, dass er emotionale Entscheidungen, welche dem Anlageerfolg oft im Weg steht, verhindert. Ein hohes Maß an Disziplin ist dafür jedoch erforderlich.

Was ist ein Trend?

Die Grundlage jeder Trendstrategie sind Kurstrends, das ist die grundsätzliche Richtung, in die sich ein Wertpapier entwickelt. Diese muss nicht immer nach oben zeigen, es gibt Aufwärtstrends, Abwärtstrends und Seitwärtstrends. Trendfolger können sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen. Seitwärtstrends eignen sich dagegen nicht zum Investieren.

Kurse verlaufen auch innerhalb des Trends niemals linear. Der Kurs einer Aktie kann auch in einem Aufwärtstrend fallen oder in einem Abwärtstrend steigen. Innerhalb eines Trends herrscht ein ständiges Auf und Ab, diese Kursschwankungen sind das Resultat des stetigen Tauziehens zwischen Käufern und Verkäufern am Markt. Anhand dieser Kursbewegungen und der entstehenden Hoch- und Tiefpunkte lassen sich Trends bestimmen.

Ein Aufwärtstrend ist dadurch gekennzeichnet, dass jeder neue Tiefpunkt höher ist als der vorhergegangene. Der Trend ist also solange intakt, wie der letzte Tiefpunkt nicht unterschritten wird. Genau andersherum ist es beim Abwärtstrend. Dieser ist durch fallende Hochpunkte gekennzeichnet und endet erst, wenn der letzte Hochpunkt überschritten werden kann.

DAX, eigene Darstellung

Trends entwickeln sich über einen langen Zeitraum

Oftmals entwickeln sich Trends stetig, ohne nennenswerte Kursrücksetzer, und über einen langen Zeitraum hinweg. Nicht selten schreiten Aktien von einem Hoch zum nächsten und so paradox es erscheinen mag: Oft sind neue Höchstkurse in einem stabilen Trend ein Einstiegssignal. Anleger, die in Titel investieren, die bereits seit langer Zeit im Aufwind sind, werden oft mit Gewinnen belohnt. Wer dagegen auf einen Kurseinbruch zum günstigen Einstieg wartet, geht leer aus. Aber warum ist das so?

  1. Hohes Anlegerinteresse: Wenn eine Aktie neue Höchstkurse erreicht, zieht sie verstärkt das Interesse von Medien und Investoren auf sich. Es finden sich wieder neue Käufer, die den Kurs stützen oder weiter nach oben treiben.
  2. Geringe Verkaufsbereitschaft: Die bereits investierten Anleger blicken zufrieden auf ihre Kurserfolge zurück, deswegen ist ihre Verkaufsbereitschaft eher gering.
  3. Keine Widerstände: Im Kurschart existieren keine charttechnischen Widerstände mehr, die den Kursanstieg erschweren, indem die Verkaufssignale für Trader generieren.

Technische Indikatoren für Trendstrategien

Trends lassen sich mithilfe technischer Analyse leicht in Kurscharts erkennen. Die einfachste Methode ist es, Hochs und Tiefs in einem Trend zu markieren oder diese zu Trendlinien zu verbinden. Trendfolgestrategien basieren normalerweise auf bestimmten trendfolgenden Indikatoren, an denen Investoren erkennen, wann Trends beginnen und wann sie enden. Mit ihnen lassen sich verbindliche Regeln für den Ein- und Ausstieg definieren.

Die einzelnen Indikatoren, von denen wir hier die wichtigsten in ihren Grundzügen vorstellen, können zum Beispiel durch veränderte Zeitintervalle individuell angepasst werden. Oftmals werden für eine Trendstrategie auch verschiedene Indikatoren miteinander kombiniert. Dadurch ergibt sich eine große Vielzahl von Trendstrategien.

Donchian-Kanal

Dieses System darf wohl als die Mutter aller Trendstrategien gelten. Es geht auf Dennis Donchian zurück, der Hochs und Tiefs als Ein- und Ausstiegssignale nutzte. Die vergangenen Höchst- und Tiefstkurse einer definierten Zeitperiode bilden den sogenannten Donchian-Kanal. Das System ist einfach und eindeutig: Wird ein Höchstkurs überschritten, wird gekauft. Der Ausstieg erfolgt beim Unterschreiten eines Tiefstkurses.

Diesem Ansatz folgt übrigens auch unser erfolgreicher Trendfolge-Fonds „T-Vest“ mit einem leicht modifizierten System. Ein- und Ausstieg erfolgen asymmetrisch. Nach dem Prinzip „Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen“ liegt dem Verkaufssignal eine kürzere Zeitperiode zugrunde als dem Kaufsignal. Dadurch werden Gewinne schon früh nach einem Trendbruch realisiert und die Risiken begrenzt.

Gleitende Durchschnitte SMA

Einer der bekanntesten und wichtigsten Indikatoren zur Trendbestimmung sind gleitende Durchschnitte. Diese glätten die Kurse eines bestimmten Zeitintervalls und bilden eine weniger volatile Durchschnittslinie, an denen sich Trends sowie Kauf- und Verkaufssignale einfach ablesen lassen. Die Zeitspanne von 20 Tagen steht für kurzfristige Trends, 50 Tage für mittelfristige und 200 Tage für langfristige Trends. Für viele institutionelle und private Investoren ist die 200-Tage-Linie ein unverzichtbares Instrument, um langfristige Trends zu erkennen. Der Ein- bzw. Ausstieg erfolgt immer dann, wenn die Kurse die Durchschnittslinie nach oben oder unten durchbrechen. Noch aussagekräftiger wird die Analyse, wenn zwei verschiedene Durchschnittslinien verwendet werden. Häufig wird dabei die 50- und die 200-Tage-Linie genutzt. Liegt der kurzfristige Durchschnitt über dem längeren, signalisiert dies einen Aufwärtstrend. Liegt er darunter, besteht ein Abwärtstrend.

Gleitende Durchschnitte SMA, eigene Darstellung

MACD

Der MACD (Moving Average Covergence-Divergence) gehört ebenfalls zu den trendfolgenden technischen Indikatoren. Er wird auf Basis zweier gleitender Durchschnitte berechnet. Anhand der Abweichung zwischen den beiden lassen sich nicht nur Trendrichtung und Handelssignale ableiten, sondern auch die Stärke eines Trends.

Liegt die kürzere Durchschnittslinie über der längerfristigen besteht ein Aufwärtstrend. Dieser ist besonders stark, wenn die kurze Linie ansteigt. Fällt sie dagegen ab, so deutet dies auf eine Trendschwäche hin, die zu einem baldigen Trendbruch führen kann.

MACD, eigene Darstellung

Bollinger Bänder

Die Bollinger Bänder basieren ebenfalls auf gleitenden Durchschnitten. Sie beziehen jedoch den Faktor Volatilität mit ein. Je nach Schwankungsbreite am Markt wird eine Unterstützungs- und eine Widerstandslinie um die Durchschnittslinie gelegt. Auf diese Weise entsteht ein Trendkanal. Dieser ist umso breiter, je höher die Schwankungsbreite am Markt ist. Ein Trend ist intakt, solange sich die Kurse innerhalb der Bollinger Bänder bewegen. Investoren können nicht nur den langfristigen Trend handeln, sondern auch innerhalb eines Trends traden. Sie gehen zum Beispiel Long, wenn sich der Kurs dem unteren Band annähert und lösen die Position auf, wenn der Kurs am oberen Band anstößt.

Bollinger Bänder, eigene Darstellung

Relative Stärke Index (RSI)

Der RSI ist ein beliebter Indikator, der die Dynamik der Preisbewegungen am Markt visualisiert. Er setzt die Tage eines Zeitintervalls, an denen ein Titel mit Kursgewinnen geschlossen hat, ins Verhältnis zu den negativen Tagen und zeigt damit an, ob eine Aktie überverkauft oder überkauft ist. Ein niedriger RSI zeigt an, dass die Aktie übermäßig vom Markt abgestraft wurde, ein hoher RSI signalisiert extreme vergangene Kurssteigerungen. Das Kalkül dahinter: Ist eine Aktie zu stark gefallen, könnte eine Rallye folgen. Ist sie dagegen überkauft, ist eine Korrekturbewegung wahrscheinlich.

Die eigentlichen Trendfolgesignale sendet der RSI jedoch mit Über- oder Unterschreiten der Mittellinie. Ein Aufwärtsschnitt ist ein Kaufsignal, ein Abwärtsschnitt andersherum ein Verkaufssignal.

RSI, eigene Darstellung

Turtle Trading: Was Schildkröten mit Aktien zu tun haben

Das Turtle Trading ist eine der bekanntesten Trendstrategien, die durch einen Streit der erfolgreichen amerikanischen Börsenhändler William Eckhardt und Richard Dennis

berühmt wurde. Eckhardt war der Meinung, dass es zum Traden ganz spezielle Fähigkeiten brauche, die sich nicht erlernen lassen und angeboren sind. Dennis dagegen behauptete, dass jeder erfolgreich handeln könne und sich erfolgreiche Trader züchten ließen wie Schildkröten. Also starteten die beiden ein Experiment und brachten einer Gruppe von zufällig ausgewählten Personen eine Handelsstrategie bei, die heute als Turtle Trading bekannt ist und von vielen Tradern angewandt wird.

Die Trendstrategie von Eckhardt und Dennis nutzte Donchian-Kanäle für den Ein- und Ausstieg. Zusätzlich erfolgten Käufe und Verkäufe stufenweise, abhängig von der Volatilität des Titels. Das System benötigte ein hohes Maß an Disziplin, das nicht alle Trader einhalten konnten. Diejenigen, die sich an die Regeln halten konnten, erzielten eine herausragende Rendite und einige der Turtle Trader machten nach dem Experiment als Börsenhändler Karriere.

Vor- und Nachteile von Trendstrategien

Trendfolger nutzen ein System aus fest vorgegebenen Regeln und schützen sich so vor Investitionsfehlern, die durch emotionsgetriebene Entscheidungen entstehen. Ihre Trendstrategien zeigen zuverlässig Einstiegszeitpunkte an, die bei Verstetigung eines Trends hohes Gewinnpotenzial bieten. Ausstiegssignale schützen davor, zu stark in den Verlust zu laufen. In vielen Fällen können Trendstrategien die Schwankungsbreite im Gesamtportfolio reduzieren.

Trendfolgeindikatoren generieren oft Fehlsignale. Dies führt dazu, dass Trader nach einem Ausstieg wieder teurer einsteigen müssen, um dem Trend weiter zu folgen. Damit das nicht passiert und Trades zum Erfolg führen, ist eine hohe Trendstabilität notwendig. In der Summe übersteigt die Anzahl verlustreicher Trades häufig die Gewinntrades. Da im Erfolgsfall die Gewinne jedoch außerordentlich hoch sind, können sie die Misserfolge überkompensieren. Manchmal ist dafür jedoch etwas Geduld erforderlich.

Fazit: Trendstrategien sind ein etabliertes Investitionsmodell

Es ist einfacher, einem bestehenden Trend zu folgen, als eine Kurswende vorherzusehen. Diese Erkenntnis nutzen Trendfolger und investieren erst in ein Wertpapier, wenn sich ein Kurstrend etabliert hat bzw. verkaufen, wenn dieser beendet ist. Trendstrategien folgen festen Regeln für den Ein- und Ausstieg. Oft werden bei der Bestimmung der Kauf- und Verkaufszeitpunkte Trendfolgeindikatoren wie gleitende Durchschnitte, Bollinger Bänder oder der RSI genutzt. Die systemische Herangehensweise schließt das Risiko emotionaler Anlageentscheidungen aus. Der Erfolg einer Trendstrategie hängt aber auch maßgeblich davon ab, dass die vorgegebenen Regeln eingehalten werden.

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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