Bausparen boomt: Ein kritischer Blick auf einen Evergreen der Deutschen

Die jahrelange Nullzinspolitik der EZB verwöhnte Häuslebauer und Immobilieninvestoren gleichermaßen mit günstigen Krediten. Nachdem der Leitzins mittlerweile zum achten Mal in Folge erhöht wurde, steigt auch in der breiten Bevölkerung die Angst vor höheren Zinsen in der Zukunft. Der Wunsch nach Absicherung ist daher absolut nachvollziehbar.

Inhaltsverzeichnis

Eine Vielzahl von Finanzdienstleistern bietet zur Absicherung gegen steigende Zinsen seit Monaten verstärkt einen deutschen Klassiker an – den Bausparvertrag.

Um den Traum von den eigenen vier Wänden wahr werden zu lassen, wird dieser medial auf vielfältige Art und Weise ins Rampenlicht gehoben und der Vertrieb läuft auf Hochtouren.

Fast jeder kennt den Bausparfuchs oder die unterhaltsamen Werbespots der Landesbausparkassen, wie zum Beispiel das kleine Mädchen, das ihrem „Hippie-Vater“ voller Überzeugung mitteilt, dass sie später einmal „Spießer“ (= Bausparer) werden möchte, um in ihrem eigenen Zimmer wohnen zu können.

Bevor wir einen kritischen Blick auf die Vor- und Nachteile von Bausparverträgen werfen, ein paar Informationen zu dem, was einen Bausparvertrag charakterisiert.

Ein Bausparvertrag dient dazu, langfristig Kapital anzusparen, um in Zukunft ein Darlehen für den Kauf oder Bau einer Immobilie oder eine Modernisierung in Anspruch nehmen zu können. Dieser besteht aus zwei Phasen: Der Ansparphase und der Darlehensphase.

In der Ansparphase erhält der Bausparer Guthabenzinsen. Je nach Vertrag und Einkommen hat er zudem die Möglichkeit, von staatlichen Förderungen und Zulagen zu profitieren. Sobald eine bestimmte Mindestansparsumme erreicht wurde, darf man in die Darlehensphase eintreten. Dies ist oftmals nach 8 bis 10 Jahren der Fall. In der Darlehensphase tilgt man das Bauspardarlehen mit einer monatlich fixen Rate, welche Zinsen und Tilgung enthält. Die Restschuld reduziert sich von Monat zu Monat, womit auch der Zinsanteil und der Tilgungsanteil innerhalb der Monatsrate steigt. Die Darlehensphase beträgt in den meisten Fällen einen Zeitraum zwischen 7 und 13 Jahren.

Was zeichnet Bausparen im positiven Sinne aus?

Mit dem Abschluss eines Bausparvertrags stehen die Konditionen mit dem Vertragsabschluss fest. Sie sichern sich in der Regel sehr günstige Zinssätze für einen späteren Kredit. Aktuell liegen diese circa zwischen 1 % und 2 %. 

Bausparen bietet Planungssicherheit in Bezug auf die monatliche Rate und Unabhängigkeit davon, wie sich die Kreditzinsen entwickeln. Zudem gewähren die Bausparkassen in der Darlehensphase ein unbegrenztes Sondertilgungsrecht.

Ein zusätzlicher Vorteil ist die Option auf staatliche Förderungen. Hierbei handelt es sich konkret im besten Fall um jährlich 70 € Wohnungsbauprämie und 42,30 € Arbeitnehmersparzulage für Alleinstehende. Für Ehepaare können sich die Beträge verdoppeln.

Zudem kann Bausparen im Rahmen der Riester-Förderung mit jährlichen Zulagen und eventuellen Steuervorteilen begünstigt werden (Beispiel: 175 € für den Bausparer zzgl. 300 € Kinderzulage je Kind). 

Welche Schwächen haben Bausparverträge?

Die Bausparkassen verlangen für die Tilgung der Bauspardarlehen eine vielfach höhere monatliche Rate als eine Bank. Im Positiven führt dies zu einer schnelleren Rückzahlung, allerdings ergibt sich hieraus oftmals eine monatliche Belastung, die das Budget der Kreditnehmer bei Weitem übersteigen lässt. Während ein Bankdarlehen im Durchschnitt mit einer anfänglichen Tilgung von 2 % p. a. startet, liegt die Range bei Bauspardarlehen zwischen 7 % und 12 % Tilgung. 

Konkret bedeutet dies, dass von Ihnen für ein Bauspardarlehen in Höhe von zum Beispiel 60.000 €, Monatsraten zwischen 480 € und 720 € verlangt werden. Ein Bankdarlehen in gleicher Höhe bei derzeitigen Konditionen muss mit etwa 300 € bedient werden.

Dieser Umstand führte in der Vergangenheit dazu, dass bei einer Vielzahl an abgeschlossenen Bausparverträgen die Darlehensphase erst gar nicht in Anspruch genommen wurde, sondern lediglich das Bausparguthaben als Eigenkapital direkt mit in die Gesamtfinanzierung der Immobilie eingeflossen ist.

Ein zweiter, aus unserer Sicht wesentlich gravierenderer Punkt, ist die Verzinsung in der Ansparphase, welche aktuell meist zwischen 0,01 % und 0,10 % p. a. liegt. Im Vergleich zu anderen Anlageformen, wie Aktien oder Investmentfonds, aber auch mittlerweile wieder konservativeren Sparverträgen eine vergleichsweise niedrige Rendite.

Hier ein konkretes Beispiel:

Sparphase eines Bausparvertrags:

Monatliche SparrateVerzinsung BausparguthabenLaufzeit Endkapital
500 €0,01 %10 Jahre60.030 €

Vergleich mit einem Investmentsparplan:

Monatliche SparrateBeispielhafte RenditeLaufzeit EndkapitalBreak-Even Bauspardarlehen vs. Bankdarlehen
500 €4 %10 Jahre73.597 €7,5 %

Diese Zahlen verdeutlichen, dass während der Ansparphase, je nach Renditen alternativer Sparformen, bereits große Diskrepanzen entstehen können, die in der Darlehensphase das Thema Absicherung der Zinsrisiken mittels Bausparverträge kaum mehr als Vorteil darstellen. 

Der Renditeunterschied zwischen 0,01 % und 4 % in der Ansparphase führt in unserem Beispiel zu einem niedrigeren Gesamtkreditbedarf in Höhe von 13.567 €. Ein Bauspardarlehen mit einem Zins von 1,30 % wird erst bei einem Zinsanstieg des klassischen Bankdarlehens über die Höhe von circa 7,5 % hinaus günstiger. 

Fazit

Bausparen hat durchaus seine Berechtigung für Kunden, die ein Höchstmaß an Planungssicherheit bevorzugen und dazu in der Lage sind, überdurchschnittlich hohe Monatsraten für ein Darlehen zu leisten.

Allen anderen empfehlen wir, in alternative Anlageformen, wie zum Beispiel Investmentfonds für den Traum von den eigenen vier Wänden, zu sparen.

Ziel dieses Beitrages ist es, auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass man die günstigen Darlehenszinsen der Bausparkassen mit überaus niedrigen Guthabenzinsen bezahlen muss.

Bei weitergehenden Fragen zum Bausparen oder zu alternativen Sparformen, sprechen Sie uns gerne an.

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Thomas Brand

Thomas Brand

Thomas Brand ist seit Januar 2020 als Finanzierungsspezialist an Bord und seit knapp 20 Jahren begeistert für das Thema Immobilienfinanzierung. Seine Wurzeln liegen im genossenschaftlichen Bankensektor, in dem er das Immobilienkreditgeschäft von der Pike auf lernen durfte. Sein Ziel bei Plutos ist es, Kunden persönliche Nähe, einen vertrauensvollen Umgang & exzellenten Service - gepaart mit einfachen Finanzierungslösungen zu Top Konditionen - anzubieten.

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