Kai Heinrich | 08. September 2025 |

US-Arbeitsmarkt kühlt ab: Kommt die US-Notenbank zu spät?

US-Arbeitsmarkt-Beitragsbild
Inhaltsverzeichnis

 


Konjunktur & Rentenmärkte

Die US-Arbeitsmarktzahlen enttäuschten am Freitag, dem 5. September 2025 auf ganzer Linie. Der Jobmarkt hat sich merklich abgekühlt. Der Stellenzuwachs war mit 22.000 deutlich geringer als die 75.000 Stellen, die von Volkswirten erwartet wurden. In vielen Branchen wurden sogar Stellen gestrichen. Bislang war auf Branchenebene zumeist eher ein verlangsamter Stellenaufbau erkennbar. Die Renditen kamen ins Rutschen: Die Rendite für US-Staatsanleihen mit 2 Jahren Laufzeit fiel von 3,59 % auf 3,48 %. Zweijährige Bundesanleihen gaben immerhin um 4 Basispunkte nach. Zuvor hatten steigende US-Renditen in der vergangenen Woche die Finanzmärkte beunruhigt. Die Aktienmärkte reagierten verhalten positiv auf die schwachen Arbeitsmarktdaten. Der US-Dollar notierte leichter zum Euro.

Mit den Daten steht auch wieder ein großer Zinsschritt um 50 Basispunkte seitens der Fed im Raum. Diesen Freitag, den 12.09.2025, werden allerdings noch die Verbraucherpreise für August gemeldet. Durch die Zölle ist das Risiko groß, dass die Inflation deutlich über 3 % ansteigt. Das würde die Zinsentscheidung der Fed zwar erschweren, doch durch die Arbeitsmarktdaten ist der Druck auf die Fed immens. Alle Kritiker, die eine frühere Zinssenkung gefordert hatten – da gibt es nicht nur einen Kritiker, der im Weißen Haus sitzt – scheinen durch die Daten Recht bekommen zu haben.

In der vergangenen Woche gab es noch weitere Themen: Ein US-Berufungsgericht hat die meisten von Präsident Trump verhängten Zölle für rechtswidrig erklärt. Sie dürfen jedoch noch bis zum 14. Oktober erhoben werden, damit die Regierung Zeit für eine mögliche Berufung hat. Präsident Trump kündigte an, bereits kommende Woche den Obersten Gerichtshof um eine Eilentscheidung zu bitten. Die Gerichtsentscheidung zeigt, dass den Befugnissen des US-Präsidenten Grenzen gesetzt sind. Sie schafft aber auch neue Unsicherheit und dürfte letztlich wenig ändern. Trump hat den Zoll für japanische Autos von 27,5 % auf 15 % gesenkt. Auch Chips, Pharmazeutika und Verkehrsflugzeuge erhalten Erleichterungen. Die japanische Regierung hat sich im Gegenzug zu Investitionen in Höhe von 550 Mrd. Dollar in den USA verpflichtet.

Die EU und die südamerikanischen Mercosur-Staaten kommen sich näher. Das vereinbarte Handelsabkommen könnte bald ratifiziert werden. Polen will dem Abkommen zustimmen, Frankreich meint, das Abkommen gehe in die richtige Richtung.

Die Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine gehen weiter. Mehre Länder beraten über Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Ziel ist es, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen und die Ukraine zu unterstützen. Die USA sind bereit, ihre Truppenpräsenz in Polen auszuweiten. Die Hamas bekräftigt nach einer Aufforderung von US-Präsident Trump ihre Bereitschaft zu einem Abkommen für Gaza: Alle israelischen Geiseln sollen freikommen, jedoch im Austausch gegen palästinensische Häftlinge.

An der Einführung des digitalen Euros wird kontinuierlich gearbeitet. Die Gesetzgebung für den digitalen Euro soll wohl bis zum zweiten Quartal des nächsten Jahres verabschiedet werden. Danach müsse die nötige Infrastruktur aufgebaut werden, was zweieinhalb bis drei Jahre dauern dürfte.

Ohne die Großaufträge gerechnet sind die Aufträge der deutschen Industrie im Juli um 0,7 % gestiegen. Der Auftragseingang scheint sich langsam zu erholen. Enttäuschend war jedoch die Entwicklung der Großaufträge, diese eingerechnet gingen die Aufträge um 2,9 % gegenüber Juni zurück.


Aktienmärkte

Von der nun fest eingepreisten Zinssenkung der US-Notenbank profitierten insbesondere US-Indizes, während europäische Indizes im Wochenvergleich keine starke Performance zeigten: Der DAX verlor 1,28 % und der EuroStoxx 600 0,63 %. Die US-Indizes lagen vorn – der S&P 500 legte 0,33 % zu. Erneut lieferte der Small- & Mid-Cap-Index Russell 2000 einen Achtungserfolg – er stieg weiter, um 0,9 %. Die „Magnificent 7“ waren sehr unterschiedlich in ihrer Performance: Apple, Alphabet und Tesla legten zu, die erstgenannten um über 10 %. Dagegen verzeichneten Microsoft, Amazon, Meta und Nvidia Kursverluste. Mehr dazu in den Einzeltitelberichten.

Die Unsicherheit an den Märkten trieb den Goldpreis zeitweise auf ein Rekordhoch von aktuell über 3600 US-Dollar je Feinunze. Unterstützung erhielt das Edelmetall durch den schwächeren US-Dollar und die Aussicht auf sinkende US-Zinsen. Damit rückten auch die Aktien von Bergbaukonzernen in den Fokus der Anleger und erzielten Kursgewinne. Parallel dazu erreichte der Silberpreis ein 14-Jahreshoch.

Am Sonntag hat die Opec+ eine erneute Produktionsanhebung beschlossen, um Marktanteile zurückzuerobern. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent sank auf etwas über 65 US-Dollar, die US-Sorte WTI verbilligte sich auf gut 62 US-Dollar.


Einzelwerte

Im dritten Geschäftsquartal hat Broadcom den Umsatz deutlich gesteigert und zugleich einen Großauftrag im KI-Segment über 10 Mrd. US-Dollar gemeldet. Der Umsatz stieg um 22 % auf 15,95 Mrd. US-Dollar. Der Umsatz mit KI-Chips legte sogar um 63 % auf 5,2 Mrd. US-Dollar zu und soll im laufenden Quartal 6,2 Mrd. US-Dollar erreichen. Der Nettogewinn lag bei 4,14 Mrd. US-Dollar nach einem Verlust von 1,88 Mrd. im Vorjahr. Für das vierte Quartal stellt Broadcom 17,4 Mrd. US-Dollar Umsatz in Aussicht, während der Analystenkonsens 17 Mrd. vorsieht. Die Zahlen zeigen eine weiterhin starke Nachfrage nach KI-bezogenen Komponenten und deuten auf anhaltendes Wachstum hin.

Ein Medienbericht zufolge erwägt ExxonMobil wegen Importzöllen den Verkauf seiner Chemieanlagen in Großbritannien und Belgien. Die Verkäufe könnten bis zu eine Milliarde US-Dollar einbringen. Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund von US-Zöllen und Konkurrenz aus China, die den europäischen Chemiesektor belastet. Exxon wollte sich nicht äußern. Zudem verhandelt Exxon über den Verkauf seiner französischen Tochter Esso.

Nach nur einem Jahr im Amt hat Nestlé seinen CEO Laurent Freixe entlassen. Grund war eine nicht offengelegte Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin. Zum Nachfolger wurde Nespresso-Chef Philipp Navratil ernannt, der seit Jahresbeginn der Konzernleitung angehört. Damit setzt der Konzern auf eine interne Lösung und will für Stabilität sorgen.

In Neuseeland will Amazon rund 3,8 Mrd. Euro in Rechenzentren investieren, über 1.000 Vollzeitarbeitsplätze sollen entstehen. Ziel ist es, Cloud-Dienste vor Ort anzubieten und eine weitere Region zu erschließen. Das Vorhaben unterstreicht den Ausbau der globalen Infrastruktur.

Am Aktienmarkt brachen die Titel von Marvell Technology um 18 % ein. Zwar entsprachen die Geschäftszahlen den Erwartungen, der Ausblick des Halbleiterproduzenten enttäuschte jedoch. Die Reaktion verdeutlicht die Sensitivität des Sektors gegenüber verhaltenen Prognosen, zumal Investoren stark auf den Verlauf der Nachfrage achten.

Einen Rückgang von über 6 % verzeichneten die Aktien von BYD. Der Autobauer steigerte den Nettogewinn im ersten Halbjahr zwar deutlich, allerdings fiel die Bruttomarge schwächer aus. Zusätzlich sorgen rückläufige Verkaufszahlen für Zweifel, ob das Jahresziel erreicht wird.

Ein möglicher Börsengang seiner Sparte für kleine Atomreaktoren wurde von Rolls-Royce dementiert. Laut „Financial Times“ seien ein Börsengang und andere Optionen erwogen worden. Die Tochter Rolls-Royce SMR erklärte jedoch, keinen Börsengang einzuleiten. Im Juni war sie von der britischen Regierung mit dem Bau des ersten SMR (Small Modular Reactor) beauftragt worden, was die strategische Bedeutung der Technologie unterstreicht.

Im ersten Halbjahr musste Rosneft einen Gewinneinbruch von mehr als 68 % auf 245 Mrd. Rubel (rund 2,6 Mrd. Euro) hinnehmen. Konzernchef Igor Setschin verwies auf Produktionssteigerungen der Opec-Staaten wie Saudi-Arabien, Irak und Kuwait, die zu sinkenden Preisen führten.

Ein Streik bei Lufthansa rückt näher. Die Pilotengewerkschaft VC erklärte die Gespräche mit Lufthansa und Lufthansa Cargo über die betriebliche Altersvorsorge für gescheitert und beantragte eine Urabstimmung. Eine Eskalation im Tarifkonflikt könnte den Flugbetrieb spürbar beeinträchtigen.

In einem US-Verfahren konnte Google drastische kartellrechtliche Sanktionen vermeiden. Ein Richter untersagte Exklusivverträge, lehnte aber eine Zwangsabspaltung von Chrome oder Android ab. Damit bleibt das Kerngeschäft intakt, während neue Auflagen beachtet werden müssen. Google begrüßte das Urteil, prüft aber Details. Das US-Justizministerium will die Entscheidung ebenfalls analysieren.

In Südkorea planen Beschäftigte von Hyundai Motor, an drei Tagen die Arbeit niederzulegen. Die Gewerkschaft fordert höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und Änderungen beim Rentenalter. Die zeitlich begrenzten Arbeitsniederlegungen sollen den Forderungen Nachdruck verleihen.

RTL startet ein Aktienrückkaufprogramm. Bis zu 4 Millionen Aktien beziehungsweise 2,58 % des Grundkapitals sollen zu Preisen zwischen 30,85 und 37,85 Euro erworben werden. Hintergrund ist die geplante Übernahme von Sky Deutschland. RTL zahlt 150 Mio. Euro in bar plus bis zu 377 Mio. Euro variabel. Hauptaktionär Bertelsmann will 2 Mio. Aktien andienen. Der Rückkauf dient dem Aufbau eines Bestands an eigenen Aktien, der für Zukäufe oder die Kaufpreisbegleichung verwendet werden kann.

Das Übernahmeangebot von MFE (MediaForEurope) für ProSiebenSat.1 dürfte der Holding der Berlusconi-Familie eine Mehrheit von über 70 % sichern. Mit einer Dreiviertelmehrheit von 75 % wären zusätzliche Einflussrechte möglich, etwa ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Beobachter erwarten, dass MFE den Umbau der Senderkette zügig vorantreiben will.


Märkte in der vergangenen Woche

Tabelle Marktrunde KW 37


Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!

 
Wichtige Hinweise:

Die vorstehenden Angaben und die Darstellungen inklusive Einschätzungen (im Folgenden auch „Informationen“ genannt) wurden von der Plutos Vermögensverwaltung AG nur zu Informationszwecken erstellt. Sie stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Die Informationen stellen weder ein Angebot für den Abschluss eines Vermögensverwaltungsvertrages noch eine direkte oder indirekte Empfehlung für den Erwerb oder die Veräußerung von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar und ersetzen nicht eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung. Sie dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen weder eine persönliche Empfehlung als Teil einer Anlageberatung noch eine Anlagestrategie- und Anlageempfehlung („Finanzanalyse“) dar. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden.

Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen aus oder beruhen (teilweise) auf von uns als vertrauenswürdig erachteten, aber von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen. Die Plutos Vermögensverwaltung AG übernimmt trotz sorgfältiger Beschaffung und Bereitstellung der Informationen für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der gemachten Angaben und Einschätzungen keine Gewähr. Die enthaltenen Meinungsaussagen geben die aktuellen Einschätzungen der Plutos Vermögensverwaltung AG zum Zeitpunkt der Erstellung wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. Diese können daher durch aktuelle Entwicklungen überholt sein oder sich ansonsten geändert haben, ohne dass die bereitgestellten Informationen, Einschätzungen, Meinungsäußerungen oder Darstellungen geändert wurden beziehungsweise werden. Bei Bedarf setzen Sie sich deshalb bitte mit uns in Verbindung.

Bitte beachten Sie: Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Diese Informationen inklusive Einschätzungen dürfen weder ganz noch teilweise vervielfältigt, an andere Personen weiterverteilt oder veröffentlicht werden, sofern nicht hierfür ausdrücklich durch die Plutos Vermögensverwaltung AG vorgesehen. Jede Haftung für direkte beziehungsweise indirekte Schäden oder Folgeschäden aus Handlungen, die aufgrund von Informationen vorgenommen werden, die in dieser oder einer anderen Dokumentation und/oder Publikation der Plutos Vermögensverwaltung AG enthalten sind, wird abgelehnt.       

Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Marketingmitteilung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG).