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Willkommen zu unserem heutigen Podcast, in dem wir uns dem Thema Indien widmen. Wir sprechen mit unserem Vorstand Kai Heinrich.
Es spricht einiges dafür, dass Indien dieses Jahr, vor allem aber auch in den kommenden 10 Jahren, zu einer führenden wirtschaftlichen und militärischen Größe heranwächst. Erst Ende des vergangenen Jahres hat Indien England als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt überflügelt. In nicht allzu ferner Zukunft dürfte auch Deutschland den Rang als viertgrößte Wirtschaftsnation an Indien verlieren. Diverse Experten prophezeien ein Jahrzehnt des Booms.
Das ist richtig. Die derzeitige indische Regierung unter Premierminister Narendra Modi ist äußerst populär, was auch den Erfolgen der Vergangenheit geschuldet ist. Während im Jahr 2015 nur 13 Prozent der indischen Haushalte über Leitungswasser verfügten, sind es heute über 50 Prozent. Auch der Anteil an Haushalten mit Elektrizität ist im gleichen Zeitraum von 56 Prozent auf 96 Prozent gestiegen. Der Anteil an sanitären Einrichtungen in Innenräumen stieg von 43 Prozent auf 89 Prozent.
Hierfür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Insbesondere aufgrund zunehmender Spannungen zwischen dem Westen und China sowie der jüngsten Probleme in den Lieferketten aufgrund der chinesischen Null-Covid-Politik versuchen immer mehr westliche Unternehmen, sich ganz oder teilweise aus China als Produktionsstandort zurückzuziehen. Indien, als größte Demokratie der Welt, ist hierfür eine naheliegende Alternative und profitiert von riesigen Investitionsprogrammen zahlreicher Firmen. Der taiwanesische iPhone-Produzent Foxconn und der indische Konzern Vedanta planen beispielsweise eine neue Chipfabrik für insgesamt 20 Milliarden US-Dollar zu errichten, wodurch bis zu 100.000 Arbeitsplätze entstehen sollen. Samsung sowie der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi produzieren mittlerweile auf dem Subkontinent. Dies ist vor allem den massiven staatlichen Zuschüssen zu verdanken.
Indien profitiert zudem von einem starken Heimmarkt als Absicherung. Ein Prozent weniger Wachstum in den USA hätte nur 0,4 Prozent weniger Wachstum in Indien zur Folge. In den meisten Schwellenländern ist dieser Wert mit 1,5 Prozent fast viermal so hoch.
Definitiv: Indien erfreut sich seit langem über phänomenales Wirtschaftswachstum. Seit Ende der 2000er Jahre lag das Wachstum durchschnittlich bei jährlich über sieben Prozent. Indiens Bedeutung wächst in allen Bereichen. Für das Jahr 2023 hat Indien nun den Vorsitz der G20 übernommen. Dies wird in Delhi als historische Chance angesehen. Die Regierung strebt während der G20-Präsidentschaft vor allem danach, den oft ungehörten Stimmen des Globalen Südens Gehör zu verschaffen. Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar begründete dies damit, dass der Westen globale Probleme aus dem Blick verliert und wies auf die Sanktionen gegen Russland hin, die weltweit zu explodierenden Preisen in der Energie- und Agrarwirtschaft geführt haben. Dies habe vor allem in ärmeren Ländern im südlichen Teil der Welt akute wirtschaftliche Probleme verursacht.
Indien spricht sich in erster Linie gegen Blockbildungen aus, ähnlich wie während des Kalten Krieges. Angesichts der Spannungen zwischen dem Westen und China nehmen diese Blockbildungen wieder zu. Die Aggressionen Russlands haben bereits zu solchen Blockbildungen geführt. Indien wird sich bei keiner dieser Ereignisse ohne weiteres auf die Seite der USA stellen. Stattdessen versucht die Regierung in Delhi multiple Allianzen einzugehen, die in erster Linie dem eigenen Wohl dienen sollen. Russland unterhält enge Beziehungen zu Indien, auch wirtschaftlich. Indien importiert seit Beginn des Krieges in der Ukraine vermehrt billiges Erdöl aus Russland und profitiert somit gewissermaßen vom Krieg, weshalb Indien den Krieg auch nicht verurteilt.
Gleichzeitig bietet die Rolle als Vermittler im Ukrainekrieg Indien die Möglichkeit, sich konstruktiv in der Weltpolitik zu positionieren.
Definitiv beides. Indiens Chancen auf einen global bedeutenden wirtschaftlichen Aufstieg begründen sich vor allem in der Bevölkerungsstruktur des Landes: Indien ist sehr jung. Mitte 2023 wird das Medianalter bei 28 Jahren liegen. Im Vergleich dazu beträgt das Medianalter in China 39 und in Deutschland 45. In Indien spricht man auch von der „demografischen Dividende“.
Jedoch müssen auch die Herausforderungen berücksichtigt werden. Es ist sicherlich ein großer Vorteil, wenn ein Land eine junge Bevölkerung hat, die ins erwerbsfähige Alter kommt. Dadurch werden das Wirtschaftswachstum und die Nachfrage angekurbelt. Dies funktioniert jedoch in der Theorie nur, wenn es angemessene Ausbildungsstandards, Gesundheitsstandards und entsprechende Arbeitsplätze gibt. Vor allem die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen erweist sich als großes Problem. Derzeit führt die Situation zu absurd hohen Bewerberzahlen für wenige Stellen im öffentlichen Dienst. Vor einigen Jahren bewarben sich beispielsweise rund 93.000 Personen auf 62 Stellen mit einfachen Anforderungsprofilen bei der Polizei. Die indische Eisenbahn erhielt für etwa 35.000 nicht-technische Stellen insgesamt mehr als zwölf Millionen Bewerbungen. Indien muss langfristig mehr und besser bezahlte Arbeitsplätze schaffen, ansonsten könnte sich die demografische Dividende als Fluch erweisen.
Indien ist für Deutschland in vielerlei Hinsicht interessant, nicht nur wirtschaftlich. Indien verfügt über einen sehr starken Dienstleistungssektor, den auch Deutschland nutzen möchte. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde ein deutsch-indisches Migrationsabkommen unterzeichnet, durch das Fachkräfte, Studierende und Auszubildende mobiler werden sollen. Dies könnte möglicherweise dazu beitragen, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.
Anleger sollten auf jeden Fall indische Wertpapiere in ihrem Portfolio haben, um langfristig vom Aufschwung Indiens zu profitieren. Der MSCI India stieg in den letzten 10 Jahren um 110 Prozent, was 60 Prozent über dem Durchschnitt der Schwellenländer gemessen am MSCI Emerging Markets liegt.
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