Episode #046

„Gold, Dollar oder Bitcoin“ | Kai Heinrich im Interview

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Die Börsen sind und bleiben turbulent – auch im Frühjahr 2022. Nach der russischen Invasion in der Ukraine brachen die Aktienkurse rund um den Globus kräftig ein. Zuvor hatte es bereits einige Unsicherheit angesichts steigender Zinsen gegeben. Manch Anleger überlegt vor diesem Hintergrund immer wieder mal, mit seinem Geld in sogenannte „sichere Häfen“ einzulaufen. Was damit gemeint ist, wollen wir klären – mit Kai Heinrich, Fondsmanager und Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG. Viel Spaß beim Zuhören!

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Was ist denn aus Ihrer Sicht ein sicherer Hafen und kann es an den Finanzmärkten überhaupt echte Sicherheit geben?

Zunächst einmal stellt sich die Frage was Sicherheit ist. Salopp formuliert verstehen die meisten unter dem Begriff Sicherheit die Eigenschaft, dass es nicht schwankt. Das wären dann beispielsweise die klassische Anleihe oder das Kontoguthaben. In Zeiten einer Inflation von sieben oder acht Prozent sind diese aber auch nicht sicher. Was jedoch sicher ist, ist das real Geld verloren wird. Langfristig ist das Gold der sogenannte sichere Hafen, von dem immer gesprochen wird oder auch defensive Aktien. Aber auch hier würde es darum gehen, was eigentlich eine defensive Aktie ist.

Dann greifen wir uns einzelne „Häfen“ raus: Gold haben Sie ja bereits kurz erwähnt. Und in der Tat hat das Edelmetall im Zuge der aktuellen Krise neue Allzeithochs erreicht. Was macht Gold zu einem solch begehrten Objekt?

Den Reiz des Goldes macht aus, dass es schon immer „das perfekte Geld“ gewesen ist. Gold ist nicht vermehrbar, es wird überall akzeptiert und es steht für eine Solidität, die Menschen in Krisenzeiten haben möchten. Somit kann behauptet werden, dass Gold die „ultimative Währung“ sei.

Nun sind die Preise schon stark angezogen. Kann man Gold dennoch weiterhin guten Gewissens zur Absicherung kaufen?

Generell, ja. Gold ist für die Plutos Vermögensverwaltung AG ein strategisches Investment gegen die Risiken des Lebens oder der Finanzmärkte. Wenn über den Anstieg von Gold gesprochen wird, muss dies im investorischen Kontext betrachtet werden. Wenn aus heutiger Sicht das Gold inflationsbereinigt und beispielsweise mit dem Jahr 1980 verglichen werden würde, dann stünde der Goldpreis wahrscheinlich bei circa 600-650 USD. Zu den Hochkursen waren wir jedoch bei circa 800-850 USD. Das bedeutet, dass real betrachtet, sprich inflationsbereinigt, Gold noch gar keine neuen Höchstkurse gemacht hat.

Auch der Dollar ist für viele ein sicherer Hafen. Reflexartig greifen Investoren in Kriegs- und Krisenzeiten zur amerikanischen Währung. Warum eigentlich?

Der Dollar hat seit dem zweiten Weltkrieg den Vorteil, dass er die Leitwährung ist, an welcher sich alle anderen orientieren. Ich denke, dies beginnt bereits damit, dass alles was international gekauft wird, in Dollar abgerechnet wird. Das sorgt dafür, dass alle die den weltweiten Handel treiben, immer den Dollar benötigen. Hinzu kommt mit Sicherheit sowohl die wirtschaftliche- als auch die militärische Stärke der USA. Generell stellt sich jedoch für die Zukunft die Frage, ob der Dollar es schaffen wird, solch eine stärke Währung zu bleiben, denn auch dies ist keine Selbstverständlichkeit, wie es auch an anderen Währungen, wie beispielsweise dem britischen Pfund zu beobachten war. Demnach wird sich beim Dollar die Frage stellen, wie Länder darauf reagieren werden, dass Russland aus dem SWIFT-System ausgeschlossen wurde. Wie wird vor allem China in Bezug auf Währungsreserven darauf reagieren? Wie werden Länder darauf reagieren, die vielleicht nicht US-freundlich sind? Demnach wird es spannend bleiben, ob der Dollar im nächsten Jahrzehnt unangefochten bleiben kann.

Was ist mit Staatsanleihen in Krisenzeiten? Taugen die zur Absicherung?

Oftmals besteht der Reflex, dass sobald die Börse runter geht, Staatsanleihen gekauft werden. Das hat zumindest in diesem Jahr gar nicht funktioniert. Wenn Sie langlaufende Staatsanleihen gehalten hätten, wären Sie demnach im Minus. Dies liegt vor allem an dem Zinsanstieg, welcher die Kapitalmärkte deutlich beschäftigt hat. Um ein Beispiel zu nennen: Mit langlaufenden US-Staatsanleihen wären Sie dieses Jahr zweistellig im Minus. Das bedeutet, Staatsanleihen sollten lieber kurzzeitig gehalten werden, um Geld zu parken, aber sie bieten keinen hohen Schutz, wie die letzten Monate zeigten.

Und noch ein letzter Punkt: Wie hat sich die noch vergleichsweise junge Anlageklasse der Krypto-Assets in der aktuellen Krise geschlagen. Taugen Bitcoin & Co. als Krisenwährung?

Es besteht die Chance, dass die Märkte nicht miteinander korrelieren. Im Jahr 2020 war es so, dass ein deutlicher Anstieg in Bezug auf Krypto zu sehen war, ein richtiger Hausse. In diesem Jahr ist es so, dass beispielsweise der Bitcoin erstmals etwas im Minus ist. Sprich, als hundertprozentiges Absicherungsinstrument hat Krypto noch nicht funktioniert. Gold ist hingegen seit Jahresanfang fünf Prozent im Plus, um dies auf die Gegenseite zu stellen. Allerdings ist Krypto auf jeden Fall ein Teil der Risikostreuung. Kryptowährungen sind gekommen, um zu bleiben als Teil der Anlageallokation, von daher gehören sie dazu. Sie sind jedoch keine Alternative zu Staatsanleihen oder Gold.

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