Der ESG-Hype flacht ab
Insgesamt 34 Billionen Dollar sollen inzwischen in nachhaltige Finanzanlagen geflossen sein. Lange Zeit genossen diese Anlagen einen guten, grünen Ruf. Neben einem nachhaltigen „Impact“ versprachen ESG-Investments auch eine gewisse Stabilität ins Portfolio zu bringen sowie eine zusätzliche Verbesserung der Rendite. Zuletzt wurde jedoch die Kritik an ESG-Produkten lauter. Zum einen investieren diese nach wie vor in Kraftwerkskonzerne und andere Unternehmen mit fragwürdiger nachhaltiger Ausrichtung, betreiben somit also eine Art Greenwashing. Zum anderen sind diese in der Regel recht teuer verglichen zu anderen, nicht ESG-Anlagen. Dies macht sich natürlich auch in der Performance bemerkbar. Insbesondere in den USA leiden ESG-Produkte zunehmend an schwindender Zustimmung und massiven Geldabflüssen.
Verschiedene US-Staaten sowie große Pensionskassen haben zuletzt Milliardenbeträge aus ESG-Investments abgezogen. Im vergangenen Jahr verabschiedete der republikanische Gouverneur Ron DeSantis und der Bundesstaat Florida sogar ein Gesetz, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien für öffentliche Gelder und bei der Emission von Anleihen verbietet. Zudem hat sich Vanguard, einer der weltweit größten Vermögensverwalter, bereits Ende 2022 aus der „Net Zero Asset Managers Initiative“ zurückgezogen, einer globalen Vereinigung der Finanzbranche, die sich dem Ziel von Netto-Null-Emissionen von Treibhausgasen verschrieben hat.
Schwächere Performance in 2022 und hohe Kosten
Neben diversen Greenwashing Vorwürfen und Unklarheiten bezüglich der Definition von „nachhaltigen Investments“ haben ESG-Anlagen insbesondere im Jahr 2022 auch unter Performance Einbußen gelitten. Es ist bekannt, dass Aktien mit höheren ESG-Ratings langfristig zwar eine bessere Performance aufweisen als solche mit niedrigeren Bewertungen. Jedoch zeigte sich im turbulenten Kriegsjahr eine Ausnahme von diesem Muster. Zwar war 2022 nicht nur für ESG-Produkte ein schwieriges Börsenjahr, dennoch schnitten diese schlechter ab als nicht ESG-Anlagen. Im Jahr 2022 verzeichnete der MSCI-World-SRI-Index, gemessen in US-Dollar, einen Rückgang um 22,1 Prozent, während der Vergleichsindex, der sich nicht auf nachhaltige Aktien konzentriert, lediglich einen Verlust von 17,7 Prozent verzeichnete. Die Abkürzung „SRI“ steht für „Socially Responsible Investment“. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei vergleichbaren Indizes wie dem S&P Global 1200 ESG oder dem MSCI-All-Country-World-SRI-Index.
Der Hauptgrund für die geringere Performance im herausfordernden Börsenjahr 2022 liegt in der Branchenzusammensetzung: ESG-Indizes weisen in der Regel eine höhere Gewichtung von IT- und Technologieunternehmen sowie eine geringere Gewichtung von Unternehmen auf, die im Bereich fossiler Energien tätig sind. 2022 verzeichneten jedoch traditionelle Ölaktien besonders starke Gewinne, während hoch bewertete Technologieaktien aufgrund steigender Zinsen unter Druck gerieten.
Darüber hinaus sind ESG-Indizes oft teurer als ihre konventionellen Pendants. Somit verlangt der iShares ESG Aware MSCI USA, der ein Vermögen von immerhin 14,3 Milliarden Dollar verwaltet, eine jährliche Gebühr von 0,15 Prozent. Im Vergleich dazu liegen die Kosten für die günstigsten ETFs auf den MSCI USA bei nur 0,05 Prozent pro Jahr.
Schwächere Performance in 2022 wohl eher die Ausnahme
Die schlechtere Performance aus 2022 mag hierbei jedoch eher die Ausnahme gewesen sein. Langfristig betrachtet zeigt die Performance von ESG-Indizes nämlich eine positive Tendenz. Über einen Zeitraum von drei, fünf und zehn Jahren war die nachhaltige Version des MSCI World SRI Index erfolgreicher als die nicht ESG.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Ökonomen der amerikanischen Universität MIT, die auf umfangreichen Daten beruht, kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Portfolios, die ESG-Faktoren berücksichtigen, im Zeitraum von 2014 bis 2020 eine höhere Rendite erzielt haben als herkömmliche Portfolios. Dies gilt zumindest für Unternehmen aus den USA und Japan, unter Berücksichtigung des eingegangenen Risikos. Blickt man auf die Historie, so könnte das Jahr 2022 lediglich eine Ausnahme darstellen: In turbulenten Zeiten wie der Finanzkrise 2008, der Euro-Krise 2011 oder der Corona-Krise 2020 haben sich ESG-Investments besser entwickelt.
Fazit: ESG-Trend ungewiss
Trotz der Herausforderungen im Jahr 2022 wird der Trend zum nachhaltigen Investieren voraussichtlich aufgrund der langfristig positiven Performance weiterhin anhalten, insbesondere in Europa. In den USA könnte der Abfluss aus ESG-Anlagen durch die bevorstehende Präsidentschaftswahl Ende diesen Jahres erneut verstärkt werden. Denn in den USA ist Nachhaltigkeit indes zunehmend zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen zwischen Republikanern und Demokraten geworden.
Sollte Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt werden, dürfte dies höchstwahrscheinlich nicht nur für ESG-Investments, sondern für die gesamt Nachhaltigkeitsstrategie der USA erhebliche Folgen haben. Es bleibt abzuwarten, ob die Nettoabflüsse in USA gestoppt werden können. Eine starke Performance seitens der ESG-Investments würde dafür definitiv einen Grundstein legen. Und auf langer Sicht hat die Vergangenheit gezeigt, dass ESG-Produkte durchaus eine bessere Rendite erzielen als nicht ESG-Anlagen.
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