Elektroautos aus China: Eine Gefahr für deutsche Automobilhersteller?

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Jahrzehntelang galt die deutsche Automobilindustrie als nahezu unantastbar. Weltweit wurden die deutschen Automobilhersteller für ihr edles Design und ihre fortschrittliche Technologie bewundert. Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Immer mehr neue Elektroautohersteller, primär aus China, bringen deutsche Firmen in die Bredouille. Mit günstigen Preisen und durchaus wettbewerbsfähiger Technologie überzeugen sie nicht nur die chinesischen Käufer.

Erfolg chinesischer Automobilhersteller in Europa nimmt zu

Der Automobilsektor durchläuft vermutlich den größten Wandel der letzten Jahrzehnte. Die Transformation hin zur Elektromobilität stellte traditionelle deutsche und US-amerikanische Automobilhersteller lange Zeit vor große Probleme und Herausforderungen.

Diese Chance haben neben dem Giganten Tesla vor allem ausländische Wettbewerber genutzt, um den Markt zu erschließen. Die Mehrheit dieser vergleichsweisen jungen Automobilunternehmen hat ihren Ursprung in China. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden bereits dreimal so viele Elektroautos importiert wie im ersten Quartal des Vorjahres.

China hat im letzten Jahr mehr als doppelt so viele Elektroautos verkauft wie Europa und die USA zusammen. Dies liegt jedoch auch daran, dass europäische Autobauer vermehrt ihre Fahrzeuge in China herstellen lassen und anschließend nach Europa importieren.

Zudem haben chinesische Automobilhersteller einige Wettbewerbsvorteile gegenüber den europäischen oder amerikanischen Unternehmen.

Zum einen ist die Produktion in China wesentlich kostengünstiger, zum anderen werden teure Schutzzölle gespart, die beispielsweise durch den Export von europäisch hergestellten Autos nach China anfallen. Gestiegene Energiepreise in Europa haben die Lage für lokale Automobilhersteller deutlich erschwert und die Produktionskosten vehement steigen lassen. Chinesische Elektroautohersteller waren davon viel geringer betroffen und hatten somit einen Kostenvorteil.

Führende Autozulieferer schätzen, dass China bei kleineren Elektrowagen einen Kostenvorteil von bis zu 10.000 € hat.

Immer mehr Engpässe bei Elektroautos

Des Weiteren haben Automobilhersteller hierzulande zunehmend mit Lieferengpässen bei Halbleitern und Batterien zu kämpfen, die insbesondere für Elektroautos unersetzlich sind. Brüchige Lieferketten wegen des Ukraine-Kriegs und ein anhaltender Chipmangel erschweren eine kostengünstige und effiziente Produktion europäischer Automobilhersteller.

China hat aufgrund früherer Investitionen in den Ausbau der Elektromobilität bei fast allen Aspekten der Wertschöpfungskette einen Wettbewerbsvorteil. Chinesische Elektroautohersteller profitieren somit beispielsweise von lokal verfügbaren Rohstoffen, während europäische Automobilhersteller benötigte Seltenerdmetalle und Lithium-Ionen-Akkus größtenteils aus China kaufen müssen.

Bei Lithium besitzt China einen globalen Marktanteil von über 90 %. Dies wird in der EU auch vermehrt als großes Problem angesehen, da China dies im Fall eines globalen Konfliktes als politische und wirtschaftliche Waffe verwenden könnte. 

Fest steht jedoch, dass auch deutsche Automobilkäufer zunehmend Elektroautos aus dem Reich der Mitte in Erwägung ziehen. Eine im Mai 2023 durchgeführte Umfrage ergab, dass 42 % der Befragten eine chinesische Automobilmarke in Betracht ziehen, während es im Dezember 2022 lediglich 30 % waren.

Preisschlacht bei Elektroautos

Dies ist nicht zuletzt auf den kürzlich ausgebrochenen Preiskampf unter den Anbietern von Elektroautos zurückzuführen. Dieser wurde jedoch überraschenderweise nicht von chinesischen Automobilherstellern, sondern vom US-amerikanischen Unternehmen Tesla gestartet.

Aufgrund der drohenden Verfehlung des Jahresziels 2022, entschied Tesla die Preise für seine Elektroautomodelle um bis zu 9.000 US-Dollar zu senken. Verstärkt wurden diese Preisreduzierungen bei Elektroautos durch chinesische Hersteller, die die Rabatt-Initiative des US-Pioniers willig aufgegriffen haben, insbesondere auch als Antwort auf den schrumpfenden Automobilmarkt im Inland Chinas. Somit tobt auf dem chinesischen Automobilmarkt ein nie dagewesener Preis- und Rabatt-Krieg.

Preisnachlässe reichen von einigen hundert Dollar für kleinere Modelle bis hin zu mehreren zehntausenden für hochwertigere Modelle. Auch deutsche Autobauer, inklusive Volkswagen, haben sich inzwischen der Preisschlacht angeschlossen und deren Preise ebenfalls um bis zu 10.000 Euro reduziert.

Chinesische Elektroauto-Konkurrenz: Wirtschaftliche Folgen für Europa

Die zunehmende Dominanz chinesischer Elektroautohersteller und der daraus resultierende Verlust von Marktanteilen für europäische Autobauer haben auch Auswirkungen auf die europäische Wirtschaftsleistung.

In einem Gutachten antizipieren Experten für Deutschland eine um 0,40 % schwächere Wirtschaftsleistung, sollten chinesische Hersteller ihren Marktanteil allein in China in den nächsten Jahren weiter erhöhen.

Fazit

In erster Linie sollten europäische Automobilhersteller die lokale Produktion von Halbleitern und Batteriezellen weiter ausbauen, um die Abhängigkeit Chinas in elementaren Bestandteilen von Elektroautos zu reduzieren. Globale Lieferkettenengpässe haben deutschen Unternehmen erhebliche Probleme bereitet und dazu geführt, dass deutsche Hersteller vermehrt auf den Verkauf von Premiummodellen angewiesen waren, um Umsatzeinbußen auszugleichen.

Auch bleibt festzuhalten, dass der Absatz von Elektroautos zuletzt global deutlich zurückgegangen ist. Mit großzügigen Preisnachlässen versuchen Elektroautohersteller weltweit Kunden zum Kauf von Elektroautos anzureizen.

Auch wenn der Absatz von Elektroautos zurückgegangen ist, stellen chinesische Firmen zunehmend eine Bedrohung für die europäischen und amerikanischen Autobauer dar. Elektroautos aus China haben sowohl in technischer als auch in Design-Hinsicht aufgeholt und sind in einigen Fällen sogar führend.

Sollte China den europäischen Automobilmarken den Rang ablaufen, könnte dies einen großen Einfluss auf unsere Wirtschaftsleistung haben. Insbesondere deutsche Traditionsmarken haben den Wandel hin zu den Elektroautos anfänglich verschlafen und bemühen sich nun, unter dem Druck der chinesischen Firmen, ihre dominante Marktposition wiederherzustellen.  

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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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