Kai Heinrich | 22. Juni 2025 |

Israel-Konflikt verunsichert Märkte

Inhaltsverzeichnis



Konjunktur & Rentenmärkte

Die USA haben am Wochenende unterirdische iranische Atomanlagen bombardiert. Ob die Anlagen vollständig zerstört wurden, ist nicht sicher. Aber das Signal war deutlich, der Iran darf aus Sicht der USA kein Atomwaffenprogramm betreiben. Schwer beschädigte Anlagen wieder aufzubauen, wäre daher einigermaßen sinnlos. Langfristig hat sich die Sicherheit mithin klar verbessert. Kurzfristig könnte der Iran beispielsweise mit einer Sperrung der Straße von Hormus reagieren. Ein kluger Schritt wäre das allerdings für ein im Überleben gefährdetes Regime vermutlich nicht. Der Ölpreis bleibt erhöht, der Anstieg ist aber bislang vergleichsweise verhalten ausgefallen.

Trotz der Fokussierung auf den Nahen Osten lohnt sich ein Blick auf die weltweite Konjunkturentwicklung: Japans Exporte sind im Mai erstmals seit acht Monaten gesunken. Sie lagen 1,7 % unter dem Vorjahreswert, nachdem sie im April noch um 2,0 % gestiegen waren. Die Ausfuhren in die USA sanken um 11,1 %. Die US-Zölle wirken negativ. Die Kerninflation in Japan erreichte im Mai mit 3,7 % den höchsten Stand seit über zwei Jahren. Der Verbraucherpreisindex ohne frische Lebensmittel übertraf damit die Markterwartung von 3,6 % und lag über dem April-Wert von 3,5 %. Ein weiterer, von der Bank of Japan besonders beachteter Index ohne frische Lebensmittel und Energie stieg um 3,3 % (nach 3,0 % im April) – der stärkste Anstieg seit Januar 2024. Bei einem Treffen am Rande des G7-Gipfels konnten Japans Premierminister Shigeru Ishiba und US-Präsident Donald Trump keine Einigung zu den US-Zöllen erzielen. Trotz Verhandlungen blieben bis zuletzt Differenzen bestehen. Japan hofft, dass die USA die bis zum 9. Juli ausgesetzten Zölle von 25 % auf japanische Autos und 24 % auf andere Produkte aufheben wird.

Chinas Wirtschaftsdaten für Mai zeigen ein gemischtes Bild. Die Einzelhandelsumsätze stiegen – u. a. begünstigt durch staatliche Kaufanreize – um 6,4 % gegenüber dem Vorjahr und übertrafen sowohl den April-Wert (5,1 %) als auch die Prognose (4,9 %). Die Industrieproduktion legte um 5,8 % zu, weniger als im April (6,1 %) und leicht unter der Prognose (5,9 %). Die Anlageinvestitionen wuchsen von Januar bis Mai um 3,7 % (zuvor 4,0 %). Der Immobilienmarkt blieb schwach: Die Preise für neue Wohnimmobilien sanken im Mai um 0,2 % zum Vormonat und um 3,5 % zum Vorjahr. Im April hatte das Minus noch bei 4,0 % gelegen. Die Leitzinsen blieben unverändert: Der einjährige Zins liegt bei 3,00 %, der fünfjährige bei 3,50 %.

Die USA und Großbritannien haben das Handelsabkommen unterzeichnet, auf das sich beide Länder im Mai verständigt hatten. US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Keir Starmer gaben die Unterzeichnung auf dem G7-Gipfel in Kanada bekannt. Details ließ Starmer ebenso wie Trump offen. US-Präsident Donald Trump hat die EU gewarnt, dass sie im Zollstreit ohne ein ausreichendes Angebot mit höheren Zöllen rechnen müsse.

Beim vierteljährlichen Zinsentscheid hat die Schweizer Notenbank den Leitzins zum sechsten Mal in Folge gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte auf null Prozent. Auch die norwegische Zentralbank senkte den Leitzins – von 4,5 % auf 4,25 %. Für manche überraschend.


Aktienmärkte

Mit 76,7 und 73,5 US-Dollar je Fass (159 Liter) ist Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI so teuer wie zu Beginn der vorherigen Woche – nach den Angriffen Israels auf den Iran. Befürchtet wird eine Sperrung der Straße von Hormus.

Die Aktienmärkte in Asien zeigten sich am Montagmorgen insgesamt wenig beeindruckt von der Entwicklung im Nahen Osten. Im Verlauf der vergangenen Woche zeigten vor allem europäische Indizes Schwäche, während US-Indizes ihr Kursniveau kaum änderten. Der DAX gab 0,70 % nach und der Euro Stoxx 50 gab 1,08 % nach. Gold wurde 2 % billiger, der Bitcoin-Kurs gab ebenfalls 2 % nach.


Einzelwerte

Einem Bericht zufolge will Microsoft tausende Stellen, vor allem im Vertrieb, streichen. Laut Bloomberg ist dies Teil größerer Pläne, die Belegschaft zu verkleinern und gleichzeitig Investitionen in Künstliche Intelligenz auszuweiten.

Tiktok erhält erneut eine Fristverlängerung. US-Präsident Trump wird per Dekret die bisherige Frist um weitere 90 Tage verlängern. Es ist die dritte Fristverlängerung seit Trumps Amtsantritt. Das Weiße Haus hat den Rahmen für ein Abkommen ausgearbeitet, das es Investoren ermöglichen würde, ein von den USA aus betriebenes Tiktok zu übernehmen. Dagegen sieht das Gesetz, dessen Umsetzung erneut aufgeschoben wurde, vor, dass die Plattform verboten oder zwangsverkauft wird.

Autodoc geht an die Börse. Aktien im Volumen von bis zu 464 Mio. Euro sollen platziert werden. Bei einer Preisspanne von 58 bis 61 Euro ergibt sich eine Unternehmensbewertung von bis zu 2,4 Mrd. Euro. Der Handelsstart im Prime Standard der Frankfurter Börse ist für den 25. Juni geplant.

Finanzierungsbedarf meldet xAI, die KI-Firma von Elon Musk. Von den seit 2023 erhaltenen 14 Mrd. US-Dollar sei laut einem Bericht der Großteil bereits ausgegeben worden. In diesem Jahr rechne das Start-up mit Ausgaben von rund 13 Mrd. US-Dollar. Zusätzlich zur geplanten Neuverschuldung sollen nun auch 4,3 Mrd. US-Dollar als Eigenkapital bei Investoren eingesammelt werden.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Deutsche Telekom und Nvidia soll eine KI-Cloud für europäische Hersteller schaffen. Geplant ist der Einbau von 10 Tsd. Nvidia-Grafikprozessoren in Telekom-Rechenzentren in Deutschland. Bis 2026 soll die Cloud-Infrastruktur stehen und zum Aufbau großer Rechenzentren beitragen.

Positiv reagierten Anleger auf Werbepläne von Meta. Die Aktien des Unternehmens stiegen um 2,9 %, nachdem neue Anzeigenformate für WhatsApp angekündigt wurden. Die Werbung soll mit weiteren Funktionen in den kommenden Monaten eingeführt werden. Meta läuft dabei Gefahr, dass Kunden verstärkt zu werbefreien Plattformen abwandern.

Ein Rückschlag trifft die Pläne zur CO2-armen Stahlproduktion in Deutschland. ArcelorMittal teilte mit, Projekte für Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt aufzugeben. Aufgrund der Marktlage und mangelnder Wirtschaftlichkeit werde ArcelorMittal nicht weiter in die CO2-arme Stahlproduktion investieren. Die geplanten Investitionen sollten vom Bund mit 1,3 Mrd. Euro unterstützt werden.

Thyssenkrupp will dagegen die grüne Wasserstoffstrategie ausbauen. Die Tochter Nucera übernimmt wesentliche Teile des dänischen Unternehmens Green Hydrogen Systems. Die erworbenen Vermögenswerte umfassen: Schlüsseltechnologien, ein Testzentrum sowie geistiges Eigentum und einen funktionierenden Hochdruck-Elektrolyse-Prototypen in Skive. Der Kaufpreis wurde aus liquiden Mitteln bezahlt, die Summe blieb vertraulich.

Sicherheitsbedenken bei der geplanten Übernahme von U.S. Steel durch Nippon Steel konnten ausgeräumt werden. Ein Abkommen mit der US-Regierung sieht die Ausgabe einer „Goldenen Aktie“ vor, die der Regierung Mitspracherechte bei Produktion und Handel gewährt. Zudem soll Nippon Steel in den kommenden drei Jahren rund 11 Mrd. US-Dollar neu investieren. Im Gegenzug erhält Nippon Steel Zugang zu US-Infrastrukturprojekten und Erleichterungen bei Stahlzöllen.



Märkte in der vergangenen Woche



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