Konjunktur & Rentenmärkte
Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag erneut die Leitzinsen unverändert gelassen. Zudem haben die Ratsmitglieder ihre Wachstumsprognosen für den Euroraum leicht angehoben. Allerdings sind die erwarteten Zuwächse von 1,4 % und 1,6 % für 2026 und 2027 recht bescheiden – beispielsweise gemessen an der Arbeitslosigkeit von 6,4 %. Der Euroraum könnte höhere Zuwächse verkraften, ohne dass die Inflation merklich steigen würde.
Ein überraschend deutlicher Rückgang der Inflation wurde am Donnerstag aus den USA gemeldet. Dort fiel die Gesamtinflation von 3,0 % im September auf 2,7 % im November. Für Oktober wurden wegen des „Government Shutdowns“ keine Daten erhoben. Der Preisdruck bei den Dienstleistungen hat sich überraschend deutlich entspannt. Zugleich werden im Warenhandel die Zollkosten zunehmend auf die Endverbraucher überwälzt. Die zuvor im Wochenverlauf gemeldeten Daten zeichneten kein einheitliches Bild der US-Wirtschaft. Im November entstanden außerhalb der Landwirtschaft 64.000 neue Stellen – mehr als erwartet. Dafür wurden im Oktober 110.000 Stellen abgebaut. Die Arbeitslosenquote stieg überraschend auf 4,6 %. Die Lohnzuwächse schwächten sich ab, was mittelfristig den Inflationsdruck weiter mindern könnte. Die Einzelhandelsumsätze stagnierten im Oktober.
Obwohl die Stimmung der Wirtschaft, z.B. gemessen am Ifo-Geschäftsklima, weiterhin trüb ist, wurden vergangene Woche doch einige eher positive Konjunkturdaten aus Deutschland gemeldet. So erhöhte sich die Zahl der Baugenehmigungen im Oktober auf 19.900 und lag damit 6,8 % über dem Vorjahreswert. Von Januar bis Oktober wurden 195.400 Wohnungen genehmigt – ein Anstieg um 11,2 %. Damit sich die Lage am Wohnungsmarkt verbessert, müssten jedoch über mehrere Jahre wohl etwa doppelt so viele Wohnungen neu gebaut werden. Auch der Ifo-Klimaindikator für den Bausektor stieg von minus 22,8 auf minus 21,0 Punkte und zeigt damit eine leichte Entspannung. Zudem wuchs das Auftragspolster der Industrie im Oktober den dritten Monat in Folge. Die offenen Bestellungen legten um 0,6 % zu, aus dem Inland um 1,1 %, aus dem Ausland um 0,2 %. Der Auftragsbestand lag 3,7 % über dem Vorjahresniveau.
In Japan erreichte die Stimmung großer Industriebetriebe den höchsten Stand seit vier Jahren. Das vierteljährliche Tankan-Barometer der Bank of Japan stieg im Dezember auf plus 15 Punkte. Die Bank von Japan reagierte am Freitag und hob den Leitzins auf 0,75 % an.
Frankreich fordert Nachbesserungen am Freihandelsabkommen zwischen der EU und den lateinamerikanischen Mercosur-Staaten. Frankreich verlange eine wirksame Schutzklausel, gleiche Produktionsnormen in beiden Regionen und strengere Importkontrollen. Die EU-Unterhändler erzielten inzwischen einen Kompromiss bei Agrarimporten: Eine Untersuchung soll eingeleitet werden, wenn die Einfuhren um mehr als 8 % pro Jahr steigen. Die Unterzeichnung des Abkommens wurde auf Mitte Januar verschoben..
Bundeskanzler Friedrich Merz hält einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg für möglich. Nach den Gesprächen in Berlin sprach er von einer „großen diplomatischen Dynamik“ und „der größten Chance auf einen Friedensprozess seit Kriegsbeginn“. Merz dankte US-Präsident Donald Trump, „ohne den dies nicht möglich gewesen wäre“. Auch Trump erklärte, eine Einigung im Konflikt sei „näher als je zuvor“. Europa sagte der Regierung in Kiew die Bildung einer von Europa geführten, von den USA unterstützten „multinationalen Truppe“ zu. Diese soll beim Wiederaufbau der ukrainischen Streitkräfte, bei der Sicherung des Luftraums und der Seewege helfen. Künftig könnte die ukrainische Armee auf 800.000 Soldaten anwachsen – deutlich mehr, als Russland und die USA zunächst zugestehen wollten. Vorgesehen ist außerdem ein von den USA geleiteter Mechanismus zur Überwachung und Verifikation eines möglichen Waffenstillstands, um Verstöße frühzeitig zu erkennen. Die USA sagten zu, europäische Sicherheitsgarantien zu unterstützen. Die Außenminister der EU beschlossen zudem neue Sanktionen gegen Unternehmen und Personen mit Verbindungen zur russischen Schattenflotte. Betroffen sind Reedereien in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Vietnam und Russland sowie Geschäftsleute mit Beziehungen zu Rosneft und Lukoil.
Angesichts der erneut enormen Rüstungsausgaben der USA treten Sorgen, die USA könnten sich von ihrer globalen Rolle zurückziehen, in den Hintergrund. Der US-Senat hat einen Rekord-Verteidigungshaushalt von 901 Mrd. US-Dollar verabschiedet. Vorgesehen sind u. a. 800 Mio. US-Dollar Unterstützung für die Ukraine. Weitere 175 Mio. US-Dollar fließen an die baltischen Staaten, zudem wird die Zahl der US-Soldaten in Europa auf mindestens 76.000 festgeschrieben. Parallel planen die USA Waffenlieferungen im Wert von 11,1 Mrd. US-Dollar an Taiwan.
Trump äußerte Zweifel, ob seine Republikaner bei den Zwischenwahlen 2026 die Mehrheit im Repräsentantenhaus halten können. Laut dem Wall Street Journal sagte er, einige seiner wirtschaftspolitischen Maßnahmen hätten noch nicht ihre volle Wirkung gezeigt. Trump könnte im kommenden Jahr geneigt sein, durch weitere Steuersenkungen die Zustimmung zu seiner Politik zu erhöhen.
Aktienmärkte
Von einer Jahresend-Rallye war an den Aktienmärkten vergangene Woche zunächst wenig zu spüren, am Freitag zogen die Kurse jedoch etwas an: Der MSCI World legte im Wochenverlauf 0,4 % zu. Andere Indizes schlossen ebenfalls mit leichten Gewinnen: Dax +0,4 %, S&P 500 +0,1 %, Nasdaq +0,6 %, EuroStoxx 50 +0,7 %. Anleger reagierten nervös auf enttäuschende Nachrichten aus der Tech-Branche: Oracle verlor über fünf Prozent, nachdem der Finanzierungspartner Blue Owl Capital ein 10 Mrd. US-Dollar-Projekt für ein neues Rechenzentrum gestoppt hatte. Auch die Kurse von Alphabet und Nvidia gaben zur Wochenmitte merklich nach, konnten sich aber zum Wochenschluss wieder erholen. Gleichwohl scheint der Markt der KI-Infrastruktur-Story allmählich überdrüssig zu werden. Hier noch einige für die Märkte relevante Meldungen – vornehmlich aus den USA:
US-Präsident Donald Trump hat eine Blockade gegen alle sanktionierten Öltanker von und nach Venezuela angeordnet und die Regierung des Landes als Terrororganisation eingestuft. Der Ölpreis stieg daraufhin. Unklar ist, wie die US-Regierung die Maßnahme umsetzen will; zuletzt wurden Tausende Soldaten und mehrere Kriegsschiffe in die Region verlegt.
Der Milliardär und Astronaut Jared Isaacman wird neuer Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Der Senat bestätigte seine Ernennung mit 67 zu 30 Stimmen. Trump hatte ihn zunächst nominiert, dann zurückgezogen und erneut vorgeschlagen. Isaacman gilt als Befürworter bemannter Mars-Missionen und war Weggefährte von Elon Musk.
Die US-Regierung will mithilfe von künstlicher Intelligenz die wissenschaftliche Forschung beschleunigen sowie die Energieversorgung und die nationale Sicherheit stärken. Dafür hat sie ein KI-Forschungsprogramm „Genesis Mission“ initiiert und auch die Unterstützung großer Technologiekonzerne wie Microsoft, Google und Nvidia gewonnen. Das Energieministerium schloss entsprechende Vereinbarungen mit 24 Organisationen, darunter AWS, IBM, Intel, Oracle und OpenAI. Die Kooperationen konzentrieren sich auf KI-Modelle für Anwendungen von Kernenergie und Quantencomputing bis zu Robotik und Lieferkettenoptimierung.
Einzelwerte
Über den möglichen Einsatz seiner Fahrzeugsoftware in VW-Modellen mit Verbrennungsmotor führt Rivian derzeit Gespräche. Seit 2024 arbeitet das US-Unternehmen in einem Joint Venture mit dem Volkswagen-Konzern. Die Partnerschaft, ursprünglich auf Elektroautos beschränkt, soll künftig auch Verbrenner umfassen. Für VW-Chef Oliver Blume ist die Kooperation zentral, nachdem der Konzern mit seiner früheren Softwaretochter Cariad lange Verzögerungen hatte.
Künftig wollen Infineon und Lenovo bei der Entwicklung von Technologien für selbstfahrende Autos enger zusammenarbeiten. Geplant ist eine gemeinsame Plattform, die Entwicklungszyklen verkürzt und fortschrittliche Fahrassistenzsysteme ermöglicht. Zudem soll die Energieeffizienz von Elektroautos steigen.
Nordex hat einen Auftrag zur Lieferung von 34 Turbinen mit 200 Megawatt Gesamtleistung für eine Windfarm in Kanada erhalten. Die Anlagen seien für kalte Klimazonen ausgelegt und würden ab Mitte 2027 ausgeliefert. Zudem übernimmt Nordex die Wartung für 30 Jahre.
Bei seiner Elektroauto-Strategie vollzieht Ford eine Kehrtwende. Der Konzern schreibt 19,5 Mrd. US-Dollar ab und stellt mehrere Modelle ein. Ford konzentriert sich künftig stärker auf Verbrenner- und Hybridmodelle. Die Produktion des F‑150 Lightning als reines Elektrofahrzeug wird eingestellt. Geplant ist stattdessen eine Hybrid-Version mit Range Extender. Auch ein neuer elektrischer Truck und mehrere Nutzfahrzeuge werden gestrichen.
In den USA hat GSK die Zulassung für sein Asthma-Medikament Exdensur erhalten. Die Arznei müsse nur zweimal pro Jahr verabreicht werden, teilte das Unternehmen mit. Die US-Gesundheitsbehörde FDA genehmigte das Mittel als ergänzende Erhaltungstherapie für Patienten ab zwölf Jahren mit schwerem Asthma.
ChatGPT-Entwickler OpenAI führt derzeit mit Amazon Gespräche über eine milliardenschwere Beteiligung. Die Transaktion könnte das KI-Unternehmen mit über 500 Mrd. US-Dollar bewerten. Amazon könnte etwa 10 Mrd. US-Dollar investieren, die Gespräche seien jedoch „sehr im Fluss“, berichtete „The Information“. OpenAI plane zudem, Amazons Trainium-Chips zu verwenden, die mit Chips von Nvidia und Google konkurrieren.
Rheinmetall stellt die Weichen für den Verkauf seines schwächelnden Autozuliefergeschäfts. Der Konzern hat zwei Bieter für die Sparte Power Systems in die engere Wahl genommen, mit denen nun weiterverhandelt wird. Die Sparte leidet unter der Krise der Autoindustrie. Der Verkauf soll bis spätestens März 2026 abgeschlossen sein. Rheinmetall schreibt 350 Mio. Euro auf den Wert ab und richtet sich künftig ganz auf das militärische Geschäft aus.
Eine neue Initiative zur Stärkung der eigenen Chip-Sparte plant die Google-Mutter Alphabet. Ziel sei es, die Dominanz von Nvidia bei KI-Chips anzugreifen. Eine neue Software solle es ermöglichen, Alphabets Spezialchips effizient mit der Plattform PyTorch zu betreiben, berichtete Reuters. Damit will der Konzern eine ernsthafte Alternative zu den marktführenden KI-Prozessoren schaffen.
Märkte in der vergangenen Woche

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