Konjunktur & Rentenmärkte
Der Goldpreis klettert von einem Höchststand zum nächsten. Das Interesse am Gold darf als Zeichen dafür gewertet werden, dass viele Investoren verunsichert sind: Der Handelskonflikt zwischen China und den USA mit dem Streit über seltene Erden, Kreditausfälle bei zwei kleineren US-Regionalbanken, keine Fortschritte im laufenden Shutdown in den USA, der Krieg in der Ukraine und der fragile Waffenstillstand im Gazastreifen – die Liste der Probleme ist lang.
Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Verbraucherpreise um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr – damit erreicht die Inflation den höchsten Wert seit Dezember 2024. Im August hatte die Rate noch bei 2,2 % gelegen. Besonders Dienstleistungen verteuerten sich überdurchschnittlich. Insgesamt hat sich der Preisauftrieb von Monat zu Monat aber nicht beschleunigt. Die Inflationsrate stieg vor allem, weil sich der von den Energiepreisen ausgehende Basiseffekt verringerte. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Verbraucherpreise nur um 0,2 %.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibt unübersichtlich. Seit letzter Woche erheben China und die USA jeweils zusätzliche Hafengebühren für Frachtschiffe. Die USA fordern, dass China mehr US-Agrarprodukte importiert, während China den Export von seltenen Erden einschränkt.
Seit Beginn des Government Shutdown fehlen zahlreiche US-Konjunkturdaten. Daher fand das jüngste „Beige Book“ besondere Aufmerksamkeit. Das „Beige Book“ zeichnet mit Hilfe von anekdotischen Informationen ein Gesamtbild der US-Wirtschaft. Der „Shutdown“ kostet die US-Wirtschaft laut aktualisierten Angaben des Finanzministeriums bis zu 15 Mrd. US-Dollar pro Woche – deutlich weniger als die zuvor von Finanzminister Scott Bessent fälschlich genannten 15 Mrd. US-Dollar pro Tag. Der Notenbankchef Jerome Powell signalisierte quasi weitere Zinssenkungen mit seiner Einschätzung, „der Ausblick für Beschäftigung und Inflation“ hätte sich gegenüber September nicht wesentlich verändert.
Aktienmärkte
Die Performance der Aktienmärkte war in der vergangenen Woche sehr durchwachsen. Während der weltweite Aktienindex um 0,7 % nachgab, waren die Verluste beim DAX deutlich höher (–2,3 %). Nasdaq (+0,3 %) und S&P 500 (+0,1 %) legten leicht zu. Von der weltweiten Unsicherheit profitierte der Goldpreis. Wenige Tage nach Überschreiten der 4000-US-Dollar-Marke stieg er auf ein Rekordhoch von 4375 US-Dollar je Feinunze. Insbesondere die Zinssenkungserwartungen und neue Sorgen im US-China-Handelsstreit stützten den Preis. Der Preis des Bitcoins gab dagegen weiter nach (–7,2 %). Jenseits der Konjunkturdaten gab es in der vergangenen Woche zahlreiche Meldungen, die sich kurz- bzw. mittelfristig auf die Aktienmärkte auswirken dürften.
Die Spannungen zwischen dem Westen und China verschärfen sich weiter – besonders sichtbar am Fall des bislang nur Fachleuten bekannten Chipherstellers Nexperia aus Nijmegen. Die niederländische Regierung hat dessen chinesische Eigentümer enteignet, um den Abfluss sensibler Technologie in die Volksrepublik zu verhindern. China hat den Export von inländisch produzierten Nexperia-Chips gestoppt, was weltweit – auch bei deutschen Autobauern – zu Produktionsproblemen führen könnte. Die niederländische Regierung will den Technologietransfer des zum chinesischen Wingtech-Konzern gehörenden Herstellers nach China verhindern und hat wegen administrativer Mängel eingegriffen, um schädliche Entscheidungen zu blockieren.
US-Präsident Donald Trump erklärte, Indien wolle seine Ölkäufe in Russland einstellen. Premierminister Narendra Modi habe ihm dies zugesichert, sagte Trump im Weißen Haus. Eine Stellungnahme der indischen Regierung liegt nicht vor. Die USA versuchen, wegen des Kriegs in der Ukraine die russischen Öleinnahmen zu drosseln. Auch Japan forderten die USA auf, russische Energieimporte vollständig zu beenden. Dies teilte US-Finanzminister Scott Bessent nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Katsunobu Kato mit. Beide sprachen am Rande der IWF- und G7/G20-Treffen in Washington über die Erwartung, dass Japan russische Energieimporte einstellt.
Das EU-Lieferkettengesetz soll entschärft werden. Der Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments stimmte dafür, dass es künftig nur noch für Firmen mit mehr als 5000 Beschäftigten und 1,5 Mrd. Euro Umsatz gilt. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, Menschenrechts- und Umweltverstöße in ihren Lieferketten zu beheben. Bei Verstößen drohen Strafen bis zu fünf % des weltweiten Umsatzes. Viele Unternehmen kritisierten Wettbewerbsnachteile.
Wie das Statistische Bundesamt meldete, stieg die Zahl der Baugenehmigungen im August um 5,7 % auf 19.300 Wohnungen. Von Januar bis August wurden 151.200 Wohnungen genehmigt –6,5 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Besonders stark legten Genehmigungen für Einfamilienhäuser zu (+15,5 %).
Einzelwerte
Ein Deal mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI trieb die Aktie des Chip-Konzerns Broadcom um knapp zehn Prozent nach oben. OpenAI will mit Broadcom seinen ersten eigenen Prozessor für Künstliche Intelligenz entwickeln, um die Abhängigkeit von Marktführer Nvidia zu verringern, dessen Hochleistungs-Chips teuer und knapp sind. Ein milliardenschwerer Vertrag zur Errichtung einer KI-Infrastruktur ließ die Aktien von Bloom Energy um 26,5 % steigen. Der Vermögensverwalter Brookfield Asset Management investiert bis zu fünf Mrd. US-Dollar in die Brennstoffzellentechnologie von Bloom, um Rechenzentren mit Strom zu versorgen.
Fortschritte meldet die Commerzbank beim Abbau von 3300 Stellen. Die Nachfrage nach freiwilligen Programmen sei höher als erwartet, erklärte Betriebsratschef Sascha Uebel dem „Handelsblatt“. Der Abbau dürfte laut Uebel „geräuschlos“ über Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen erfolgen.
Der Schweizer Duftstoffkonzern Givaudan steigerte in den ersten neun Monaten den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 5,7 % auf 5,74 Mrd. Franken. In Schweizer Franken betrug das Plus 1,7 %. Damit dürfte Givaudan sein Umsatzziel von vier bis fünf % im Zeitraum 2021–2025 übertreffen.
Dank Sparkurs verbesserte Ericsson den Gewinn überraschend stark. Der operative Gewinn stieg im abgelaufenen Quartal um 111 % auf 1,4 Mrd. Euro, das Nettoergebnis verdreifachte sich auf 1,03 Mrd. Euro. Die Erlöse sanken trotz eines Wachstums der Cloud- und Dienstleistungssparte um zwei Prozent auf 5,1 Mrd. Euro.
Die Marinesparte von Thyssenkrupp wird ab Montag als eigenständige TKMS AG & Co. KGaA an der Frankfurter Börse notiert. Aktionäre erhalten 49 % der 63,52 Mio. TKMS-Aktien automatisch. Der MDax hat für einen Tag 51 Mitglieder.
Samsung Electronics übertraf mit seiner Prognose für das dritte Quartal die Erwartungen. Der Konzern erwartet einen operativen Gewinn von 7,3 Mrd. Euro – ein Plus von 32 % gegenüber dem Vorjahr. Analysten hatten nur 6,1 Mrd. Euro prognostiziert. Vor allem die starke Nachfrage nach herkömmlichen Speicherchips, deren Preis um 170 % gestiegen ist, wirkte sich positiv aufs Ergebnis aus.
Der US-Konzern Hewlett Packard Enterprise enttäuschte mit seinem Ausblick für 2026. Der bereinigte Gewinn soll bei 2,20 bis 2,40 US-Dollar je Aktie liegen – unter der Analystenerwartung. Der Umsatz soll nur um fünf bis zehn Prozent wachsen, erwartet waren 17,2 %. Hewlett Packard Enterprise will Kosten einsparen und künftig stärker von der wachsenden Nachfrage nach KI-Infrastruktur profitieren.
United Airlines hob dank starker Premium-Nachfrage die Prognose für das vierte Quartal an. Der bereinigte Gewinn soll bei 3,00 bis 3,50 US-Dollar je Aktie liegen, nach 2,78 US-Dollar im dritten Quartal.
Optimistischer zeigt sich der Darmstädter Konzern Merck KGaA. Für den Bereich Healthcare erwartet Merck nun ein jährliches organisches Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. 2025 soll der Umsatz 20,5 bis 21,7 Mrd. Euro betragen, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) 5,9 bis 6,3 Mrd. Euro. Nach der Übernahme von SpringWorks Therapeutics sucht Merck weiter nach Zukäufen, vor allem im Bereich Life Science.
Die Onlineapotheke DocMorris steigerte in den ersten neun Monaten den Umsatz um 9,5 % auf 854,3 Mio. Franken, die Kundenzahl stieg auf 10,6 Mio. „Wir haben Umsatz und Kundenbasis deutlich gesteigert“, sagte Finanzchef Daniel Wüest.
Der Elektrotechnikkonzern ABB erzielte im dritten Quartal einen Nettogewinn von 1,21 Mrd. US-Dollar – 28 % mehr als im Vorjahr. Der Auftragseingang stieg um 12 % auf 9,14 Mrd. US-Dollar. Für das Gesamtjahr erwartet ABB ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine Marge am oberen Ende des Zielkorridors von 16 bis 19 %.
Bei Nestlé verschärft der neue Chef Philipp Navratil den Sparkurs. Bis Ende 2027 sollen 16.000 Stellen gestrichen werden, das Sparziel wurde auf 3 Mrd. Franken erhöht. In den ersten neun Monaten lag der Umsatz bei 65,9 Mrd. Franken, organisch stieg er um 3,3 %. Die operative Marge soll mindestens 16 % betragen.
Der französische Spirituosenhersteller Pernod Ricard startete schwach in das Geschäftsjahr 2025/26. Der Umsatz sank im ersten Quartal um 7,6 % auf 2,38 Mrd. Euro, besonders in den USA (–16 %) und China (–27 %). Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen wieder Wachstum in der zweiten Jahreshälfte.
Ein starkes Quartal meldete der Chipfertiger TSMC: Der Gewinn stieg um 39 % auf 12,65 Mrd. Euro, der Umsatz erreichte 27,83 Mrd. Euro. Trotz US-Handelsbeschränkungen bleibt das Geschäft stabil; TSMC investiert stärker in den USA, verschiebt dafür ein Werk in Japan.
Der Autozulieferer Continental übertraf im dritten Quartal die Gewinnerwartungen. Bei 5,0 Mrd. Euro Umsatz lag die operative Marge (EBIT) bei 11,4 % statt erwarteter 9,5 %. Im Reifengeschäft erreichte der Umsatz 3,5 Mrd. Euro, die EBIT-Marge 14,3 %. Geringere Fixkosten und ein guter Start ins Winterreifengeschäft stützten das Ergebnis. Auch bei ContiTech übertraf die bereinigte EBIT-Marge mit 6,6 % klar die Erwartungen.
Märkte in der vergangenen Woche

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