
Konjunktur & Rentenmärkte
Kurz vor Ende einer positiven Börse erschreckte die Drohung von US-Präsident Donald Trump, die EU mit Strafzöllen in Höhe von 50 % zu belegen, die Anleger. Der DAX-Index sackte mit der Meldung um 2 % ab, konnte sich aber zum Wochenstart wieder erholen. Die Äußerungen von Trump dürfen als Versuch gewertet werden, Einfluss auf die hinter verschlossenen Türen geführten Verhandlungen zwischen der EU und den USA zu nehmen.
Der Freitagmorgen begann mit der positiven Meldung, dass in Deutschland das Wachstum beim BIP im ersten Quartal nicht – wie zuerst gemeldet – bei mageren 0,2 % gelegen hat, sondern bei 0,4 %. Das Statistische Bundesamt revidiert seine Schätzungen regelmäßig, wenn alle Daten aus dem dritten Monat des Quartals vorliegen. Für die Revision um 0,2 Prozentpunkte müssen die Zahlen für März einen sehr kräftigen Zuwachs gezeigt haben. Dabei haben wohl vorgezogene Exporte in die USA eine Hauptrolle gespielt.
Am Donnerstag traf die Emission einer neuen US-Staatsanleihe mit 20 Jahren Laufzeit nur auf geringe Marktnachfrage. Die Absenkung des Ratings für die USA von Aaa auf Aa1 durch Moodys und die Gefahr, dass das staatliche Defizit 2025 von 6,3 % auf über 8 % ansteigt, lassen die Investoren zögern. Die Rendite wurde auf 5,05 % festgelegt und stieg im Handelsverlauf sogar auf 5,1 %. Trotz der avisierten Steuersenkungen werden die USA aktuell von den Anlegern zu Recht kritisch bewertet.
Die US-Wirtschaftspolitik wird weltweit von den Zentralbanken genau beobachtet. Viele Zentralbanken sind bereit, etwaige negative Folgen im Inland mit Zinssenkungen auszugleichen. So hat die australische Notenbank ihre Zinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt – wie erwartet um 25 Basispunkte auf 3,85 %. Begründet wurde der Schritt mit nachlassenden Inflationsrisiken. Gleichzeitig warnte die Notenbank vor Schocks für die globale Wirtschaft durch die US-Handelspolitik und Risiken durch das geopolitische Umfeld.
Auch die chinesische Notenbank hat mit der Senkung des Referenzzinses für Bankkredite erstmals in diesem Jahr ein deutliches geldpolitisches Signal zur Konjunkturbelebung gesetzt. Die Rendite für einjährige Kredite wurde auf 3,0 % und die fünfjährige Rendite auf 3,5 % gesenkt – jeweils um 10 Basispunkte. An den Märkten besteht die Erwartung, dass es weitere und entschiedenere Maßnahmen bedarf, um die Konjunktur nachhaltig anzuschieben.
Aktienmärkte
Trotz des Dämpfers am Freitag zeigen europäische Werte über den Verlauf der Woche hinweg die bessere Performance. Der DAX Index gab um 0,6 % nach und der Euro Stoxx 50 um 1,9 %. Deutlicher waren die Verluste in den USA: Der S&P 500 Index um 2,6 %, Nasdaq 100 Index um 2,4 % und der Russell 2000 Index sogar 3,5 %. Mithin ist die Euphorie der ersten Monatshälfte wieder verflogen. Die Hoffnungen, dass durch Abkommen die größten Zollauswüchse verhindert werden können, sind weiterhin berechtigt, aber der Weg dorthin ist nicht ohne Gefahren. Und auch bei einer Einigung auf mäßig höhere Zölle drohen den USA spürbar höhere Verbraucherpreise.
Dazu passt die Meldung über Walmart: Die US-Regierung geht weiter gegen Konzerne vor, die US-Verbraucher auf negative Auswirkungen der Zollpolitik von Präsident Donald Trump hinweisen. Ein Telefonat mit Finanzminister Scott Bessent führte zu einem Kurswechsel bei Walmart: Der Konzern will nun einen Teil der US-Zölle selbst tragen. Trump hatte zuvor gefordert, Preissteigerungen nicht auf Kunden abzuwälzen. Auch Amazon war bereits Ziel solcher Kritik.
Einzelwerte
Eine führende Rolle bei Künstlicher Intelligenz (KI) in der Industrie will Siemens übernehmen. Laut Technologievorstand Peter Körte soll das Unternehmen ein Sprachmodell speziell für industrielle Anwendungen entwickeln. Der Konzern plant, pro Jahr dreistellige Millionenbeträge in KI zu investieren, ein Großteil der Gelder soll in das Sprachmodell fließen. Erste Anwendungen sollen gegen Jahresende verfügbar sein. Durch KI-Agenten seien auch in der Industrie Produktivitätssteigerungen von bis zu 50 % möglich.
Ein Rekord-Börsengang gelang CATL in Hongkong. Die Aktie des Batterieherstellers startete 12,5 % höher bei 296 Hongkong-Dollar. Der Ausgabepreis lag bei 263 Hongkong-Dollar. In Hongkong wurden 135,6 Mio. Aktien platziert, der Emissionserlös betrug 4,6 Mrd. US-Dollar. Die Nachfrage war enorm: Die institutionelle Tranche war 15,2-fach überzeichnet, der Privatkundenteil sogar 151-fach.
Ein Ende der Fahrzeugexporte aus den USA nach China hat General Motors angekündigt. Händler und Mitarbeiter wurden darüber informiert. Grund sind andauernde Gespräche über Zölle und andere Handelsfragen zwischen beiden Ländern.
Eine strategische Antwort auf die KI-Konkurrenz präsentierte Alphabet auf der Entwicklerkonferenz I/O. Die Google-Mutter stellte neue Versionen ihrer Künstlichen Intelligenz (KI) vor. In der Branche wächst die Sorge, dass der Konzern im KI-Zeitalter Marktanteile in der Internetsuche verlieren könnte. Die Werbung in Suchergebnissen macht weiterhin den Großteil des 350 Mrd. US-Dollar-Umsatzes aus.
Eine Herabstufung der Bonität nahm die Ratingagentur S&P bei Südzucker vor. Die Einstufung wurde von „BBB“ auf „BBB-“ gesenkt. Nach den Geschäftszahlen für 2024/25 wird keine Verbesserung der Kennzahlen erwartet, der Ausblick bleibt stabil. Die Nachricht kam für den Zuckerkonzern etwa ungelegen, denn Südzucker nutzte die Gelegenheit und emittierte eine Hybridanleihe mit einem Volumen von 700 Mio. Euro. Die Anleihe ist unbefristet, erstmals nach 5,25 Jahren kündbar und mit einem Kupon von 5,95 % ausgestattet. Der Ertrag dient auch zur Ablösung einer alten Hybridanleihe. Im Gegensatz zur alten Anleihe hat die neue Anleihe jedoch eine Stückelung von 100.000 statt von 1.000 Euro.
Ein Käuferkonsortium übernimmt 65 % des Handels- und Tankstellengeschäfts von Phillips 66 in Deutschland und Österreich, darunter auch die Marke Jet. In dem Deal wurde das Geschäft mit rund 2,5 Mrd. Euro bewertet. Die zu Phillips 66 gehörenden Jet-Tankstellen wechseln damit den Besitzer.
Nvidia plant ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Schanghai. Damit will sich der Chipkonzern gegen US-Exportkontrollen wappnen und wettbewerbsfähige KI-Hardware für den chinesischen Markt bereitstellen. Nvidia arbeitet mit Foxconn und der taiwanischen Regierung zusammen, um eine KI-Supercomputerfabrik zu bauen. Auch Forscher des taiwanesischen Chipkonzerns TSMC sollen das System nutzen.
US-Behörden genehmigten die 10 Mrd. US-Dollar schwere Übernahme von Frontier Communications durch Verizon Communications. Verizon musste gegenüber der Regierung zusätzliche Internet-Investments versprechen und machte Zugeständnisse bei seiner hauseigenen Diversitätspolitik. Für 6,4 Mrd. US-Dollar übernimmt OpenAI „io“ – ein KI-Hardware-Start-up, das vom früheren Apple-Designer Jony Ive gegründet wurde. Das Start-up wurde bereits von OpenAI mitfinanziert. Nun folgt die vollständige Übernahme.
Eine starke Nachfrage im Renovierungs- und Infrastrukturbereich verhalf Wienerberger trotz der anhaltenden Schwäche im Wohnungsbau zum Jahresauftakt zu guten Zahlen. Der Umsatz stieg um 15 % auf 1,1 Mrd. Euro, der Gewinn (Ebitda) um 13 % auf 130 Mio. Euro. Der Nettogewinn drehte auf 4,5 Mio. Euro – nach einem Verlust von 37 Mio. Euro im Vorjahr. Besonders in Osteuropa wuchs der Absatz zweistellig. Friedensgespräche zur Ukraine könnten diesen Trend verstärken. Für das Gesamtjahr strebt das Unternehmen ein Ebitda von rund 800 Mio. Euro an, mittelfristig sollen 1,2 Mrd. Euro erreicht werden.
Einen starken Gewinneinbruch musste Lenovo verkraften. Der Nettogewinn fiel im letzten Quartal um 64 % auf 90 Mio. US-Dollar – deutlich unterhalb der Analystenerwartungen. Der Grund hierfür lag jedoch nicht im operativen Geschäft, sondern resultierte aus einem nicht zahlungswirksamen Wertverlust bei Optionsscheinen. Das Infrastrukturgeschäft mit Servern wuchs hingegen dank des KI-Booms um 64 %, der Softwarebereich um 22 %. Lenovo erwartet, dass 2027 rund 80 % aller verkauften PCs mit KI ausgestattet sind.
Ein gutes erstes Quartal meldete Generali. Der Betriebsgewinn stieg um 8,9 % auf 2,1 Mrd. Euro – etwas über den Prognosen. Während Lebensversicherungen rückläufig waren, legte das Sachgeschäft deutlich zu. Die Bruttoprämieneinnahmen blieben mit 26,5 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Dabei fraß der 4,5-prozentige Rückgang bei Lebensversicherungen das Wachstum im Geschäft mit Sach- und Haftpflichtversicherungen vollständig auf. Der Vorstand bekräftigte, sein Ziel für 2025 bis 2027 unverändert anzupeilen. Dieses sieht ein Wachstum des Ergebnisses je Aktie um acht bis zehn Prozent vor.
Trumps geplantes Steuerpaket sieht die Streichung mehrerer Subventionen für grüne Energien vor. Die Folge waren starke Kursverluste bei Aktien von Solarunternehmen wie Sunrun, Array, Solaredge und Enphase.
Märkte in der vergangenen Woche

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