Konjunktur & Aktienmärkte
Konjunktur & Rentenmärkte:
Trotz Urlaubszeit wird es an den Börsen nicht langweilig. Die Berichtssaison hat ihren Höhepunkt erreicht. Im Euroraum zog die Teuerung unerwartet wieder an und in den USA verunsicherte ein schwacher ISM-Index die Anleger. Zudem ist in den USA das Rennen zwischen den Republikanern und den Demokraten um die US-Präsidentschaft wieder offen. Erste Umfragen zeigen, dass Kamala D. Harris Chancen hätte, die Wahl gegen Donald Trump zu gewinnen.
Die US-Notenbank hat am Mittwoch, dem 31.07.2024, die Tore für eine Zinssenkung im September weit geöffnet. Jerome Powell sagte, eine Zinssenkung schon im September wäre möglich. Seine Worte lösten an den Märkten keine Euphorie aus, denn ein solcher Zinsschritt ist seit drei Wochen zu 100 % eingepreist. Nach dem sehr schwachen ISM-Index halten viele Analysten auch eine Senkung des Leit-zinses um 50 statt um 25 Basispunkte für möglich.
Der Index, der die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der USA widerspiegelt, fiel im Juli auf 46,8 Punkte (Juni: 49,3 Punkte). Dass die Preiskomponente des ISM-Index dennoch auf 52,9 Punkten klettert, beunruhigte die Anleger zusätzlich, ist jedoch nicht ungewöhnlich: Preise reagieren erfahrungsgemäß verzögert auf realwirtschaftliche Änderungen. Der Arbeitsmarktbericht am Freitag zeigt ebenfalls eine deutliche Abkühlung der Konjunktur. Der Stellenzuwachs fiel mit 114.000 neue Stellen überraschend niedrig aus. Die Spekulationen auf eine Zinssenkung um 50 Basispunkte verstärkten sich.
Im Euroraum sorgte zur Wochenmitte der Anstieg der Teuerung für Irritationen. Die Inflationsrate stieg von 2,5 % im Mai auf 2,6 % im Juni. Hohe Lohnsteigerungen und daraus resultierende steigende Dienstleistungspreise sind die Haupttreiber der Inflation. Sollte im August die Teuerung erneut steigen, könnte das die Geldpolitik beeinflussen. Auch in Japan steigen die Preise für Dienstleistungen.
Die Bank von Japan hat daher den Zins leicht von 0,1 % auf 0,25 % angehoben. Als Reaktion wertete der Yen auf, was sich wiederum negativ auf den Nikkei auswirkte. Dagegen senkte die Bank von England ihren Leitzins von 5,25 % auf 5 %. Mit einer Mehrheit von 5:4 Stimmen war die Entscheidung des geldpolitischen Rats denkbar knapp.
Aktienmärkte
Nach schwachen Konjunkturdaten u. a. aus den USA gerieten die Kurse am Donnerstag weltweit unter Druck. Dax und Nasdaq100 gaben im Wochenverlauf etwa um 4 % nach und der Dow Jones um 2,5 %.
Ausgelöst wurde der Kurseinbruch durch enttäuschende Daten zum ISM-Index. In den letzten Monaten hatten die Kurse, in Erwartung früherer Zinssenkungen, häufig positiv auf schwache Daten reagiert. Dass die Kurse nun negativ auf schwache Daten reagieren, fühlt sich nicht nur richtig an, sondern ist auch die ökonomisch richtige Reaktion. Der Wechsel der Gangart mag damit zusammenhängen, dass die Fed sich deutlich auf eine Zinssenkung im September festgelegt hat.
Die Schärfe der Kursreaktionen überrascht jedoch. Denn eine plötzliche Vollbremsung der US-Konjunktur lässt sich aus den Daten nicht ablesen. Zur Erinnerung: Die Beschäftigung wächst, wenn auch langsamer. Die Industrieproduktion stieg im Juni um 0,6 % zum Vormonat und im Mai noch kräftiger. Das BIP-Wachstum lag bei annualisiert 2,8 % im zweiten Quartal.
Mithin dürften sich die US-Börsen wieder erholen. Auch die implizite Volatilität, ein Indikator für die Unsicherheit der Marktteilnehmer, stieg am Donnerstag sprunghaft an. Diese Adjustierung dürfte sich als nachhaltiger erweisen – die Verunsicherung dürfte zumindest bis zum Jahresende anhalten.
Einzelwerte
Der Aktienkurs von Intel ist nach Bekanntgabe der schwachen Quartalsdaten regelrecht eingebrochen. Der Konzern hat im zweiten Quartal einen Verlust eingefahren. Während der Chiphersteller im Vorjahreszeitraum einen Gewinn von 1,5 Mrd. US-Dollar erzielen konnte, fuhr der Konzern nun ein Verlust von 1,6 Mrd. US-Dollar ein. Der Umsatz ging im zweiten Quartal um ein Prozent auf 12,8 Mrd. US-Dollar zurück. Analysten hatten im Konsens nicht mit einem Verlust gerechnet. Intel hat leider den Zug der Zeit verpasst.
Amazon konnte im zweiten Quartal seinen Konzernumsatz um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern – auf 148 Mrd. US-Dollar. Analysten hatten mit wenig mehr gerechnet. Das bereinigte Ergebnis je Aktie erreichte 1,26 US-Dollar und übertraf die Markterwartung von 1,03 US-Dollar je Anteilsschein deutlich. Für das laufende dritte Quartal stellt Amazon einen Umsatz von 156,25 Mrd. US-Dollar in Aussicht.
Auch Apple konnte seinen Umsatz im Berichtsquartal kräftig von 81,8 Mrd. auf 85,8 Mrd. US-Dollar steigern. Analysten hatten im Konsens mit 84,4 Mrd. US-Dollar gerechnet. Die iPhone-Erlöse gingen gleichwohl leicht zurück. Ausgeglichen wurde der Rückgang unter anderem durch höhere iPad- und Serviceerlöse. Der Nettogewinn stieg auf 21,45 Mrd. US-Dollar (Vorjahresquartal 19,88 Mrd.).
Airbus hat Probleme mit seinem Raumfahrtgeschäft. Das operative Ergebnis sackte um mehr als die Hälfte ab. Nach Schätzungen der Analysten hätten die Zahlen aber noch schlechter ausfallen können. Das bereinigte EBIT betrug im zweiten Quartal nur noch 814 Millionen Euro nach 1,85 Mrd. im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz lag dagegen stabil bei knapp 16 Mrd. Euro. Im Segment Defence and Space schlug ein operativer Verlust von knapp 800 Millionen Euro zu Buche. Höhere Kostenschätzungen gingen in dem Bereich einher mit einer niedrigeren Wertschöpfung. Airbus rechnet für 2024 weiterhin mit einem Rückgang des bereinigten EBIT auf 5,5 Mrd. Euro (2023: 5,84 Mrd. Euro).
Dank gestiegener Buchungen für Übernachtungen und Reisen hat Booking im zweiten Quartal mehr verdient. Der Umsatz stieg um 7 % auf 5,86 Mrd. US-Dollar. Die Schätzungen lagen bei 5,77 Mrd. US-Dollar. Der Konzern wies einen Gewinn von 1,52 Mrd. US-Dollar aus, gegenüber 1,29 Mrd. US-Dollar im Vorjahresquartal.
Dank des anhaltenden Booms bei Künstlicher Intelligenz (KI) konnte Microsoft seine Umsätze vor allem in der Cloud-Sparte steigern. Die Einnahmen der Cloud-Computing-Plattform Azur stiegen um 29 %. Die Analystenschätzungen lagen bei 31 %. Der Konzernumsatz insgesamt übertraf die Erwartungen und ist um 15,1 % auf 64,7 Mrd. US-Dollar gestiegen. Das Gewinnwachstum lag ebenfalls bei 16 %.
Auch Meta (Facebook, Whatsapp, Instagram) konnte seinen Umsatz kräftig um 22 % auf 39,07 Mrd. US-Dollar steigern. Die Erwartungen lagen bei 38,3 Mrd. US-Dollar. Werbeeinnahmen machten 98 % des Umsatzes aus. Der Nettogewinn legte sogar um 73,1 % auf 13,5 Mrd. US-Dollar zu. Fürs laufende Quartal rechnet Meta mit nahezu konstanten Umsätzen.
Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) kommt bei seinem Konzernumbau weiter voran. 2023 hat sich Fresenius von FMC getrennt. Die 30%ige Beteiligung taucht nur noch im Finanzbericht auf. Der Umsatz ging leicht auf 4,77 Mrd. Euro zurück, während der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn dank Einsparungen um acht Prozent auf 433 Millionen Euro zulegte. Analysten hatten mit einem Erlös und Ergebnis in dieser Größenordnung gerechnet.
Die Produkte der Fastfood-Kette McDonald’s sind weniger gefragt. Die Umsätze sind im zweiten Quartal erstmals seit 2020 gegenüber Vorjahr zurückgegangen, während leichte Zuwächse erwartet wurden. Jeder geografische Sektor verzeichnete Umsatzrückgänge. In den USA dürften höhere Preise zu einem Rückgang der Besucher zahlen geführt haben. McDonald’s argumentiert, ohne Preiserhöhung wäre der Umsatzrückgang höher ausgefallen. So hat jeder seine Wahrheit.
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials präsentierte solide Q2-Zahlen. Während die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2 % auf 5,51 Mrd. Euro sanken, steigerte das Unternehmen sein Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs in einem konjunkturell schwierigen Umfeld um 5 % auf 971 Mio. Euro. Höhere Margen in Nordamerika haben maßgeblich dazu beigetragen. Die Geschäftsleitung rechnet damit, dass sich die Nachfrage im Bausektor auf globaler Ebene auf niedrigem Niveau stabilisiert.
Vonovia meldete als größter deutscher Wohnimmobilienkonzern für die ersten sechs Monate erneut einen Verlust von 529 Mio. Euro, nach einem Minus von 4 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Verluste sind durch Wertberichtigungen in Immobilienportfolio entstanden. Es geht langsamer abwärts.
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