
Konjunktur & Rentenmärkte
Am Tag vor dem Independence Day sorgten u. a. gute Arbeitsmarktdaten für einen Sprung bei den US-Renditen. US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit liefern aktuell eine Rendite von 4,33 % gegenüber 4,20 % Anfang Juli. Der Stellenzuwachs lag bei 147.000. Arbeitsmärkte reagieren in der Regel aber verzögert auf konjunkturelle Entwicklungen. Ein klar positives Signal ging auch vom ISM-Index für den Dienstleistungsbereich aus. Dieser stieg von 50 auf 54,2 Punkte.
Kurz vor dem Wochenende drohte US-Präsident Donald Trump damit, seine Regierung könne ab Freitag, dem 9. Juli, Handelspartner über neue Importzölle informieren. Am Wochenende wurde diese Ankündigung von Finanzminister Scott Bessent präzisiert: Sollten bis zum 1. August keine einvernehmlichen Lösungen mit den betroffenen Ländern gefunden werden, würden die neuen Zölle ab diesem Datum in Kraft treten. Medienberichten zufolge zeigt sich die EU offen für ein Handelsabkommen mit den USA, das einen pauschalen 10-%-Zoll auf viele EU-Exporte vorsieht. Im Gegenzug verlangt sie niedrigere Zölle auf Pharmazeutika, Alkohol, Halbleiter und Flugzeuge. Auch die Autozölle (25 %) sowie die Zölle auf Stahl und Aluminium (50 %) sollen durch Quoten gelockert werden. Ziel sei laut EU-Handelskommissar Maros Sefcovic ein fairer Deal.
Ein schneller Abschluss eines Handelsabkommens wird auch zwischen den USA und Indien angestrebt. Streitpunkte sind US-Milchprodukte und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Indiens Delegation hält sich bereits eine Woche in Washington auf. Laut Insidern sind jedoch keine Kompromisse bei Agrarfragen vorgesehen. Im Handelsstreit zwischen den USA und Japan verschärft sich dagegen der Ton. Tokio kündigte an, seinen Agrarsektor nicht zu opfern. Trump hatte zuvor kritisiert, dass Japan zu wenig US-Reis importiere. Gleichzeitig zeigt die japanische Wirtschaft erste Erholungstendenzen. Laut Einkaufsmanagerindex wuchs im Juni der Fertigungssektor erstmals seit über einem Jahr. Der Index stieg auf 50,1 Punkte. Der „Tankan“-Index zur Geschäftsstimmung großer Hersteller verbesserte sich im zweiten Quartal überraschend auf 13 Punkte.
In China lag der Einkaufsmanagerindex fürs verarbeitende Gewerbe zum dritten Mal in Folge unter der Wachstumsschwelle. Die Teilindizes für Neuaufträge und Exporte zeigten leichte Verbesserungen. Der Dienstleistungsindex erreichte immerhin 50,5 Punkte. Ursachen für die Schwäche bleiben die geringe Inlandsnachfrage und die Unsicherheiten durch den US-Handelskonflikt.
Der US-Kongress verabschiedet Donald Trumps umstrittenes Steuer- und Ausgabengesetz. Mit 218 zu 214 Stimmen passierte es das Repräsentantenhaus. Trump hat das Gesetz am Nationalfeiertag unterschrieben. Elon Musk kritisierte das Vorhaben scharf. Er sprach von „irrsinnigen Ausgaben“ und rief zur Gründung einer „America Party“ auf.
Eine weitere Enttäuschung gab es im deutschen Einzelhandel. Der Umsatz sank im Mai um 1,2 % zum Vormonat. Real, also inflationsbereinigt, betrug das Minus 1,6 %. Experten hatten ein Plus von 0,5 % erwartet. Bereits im April war der Umsatz um 0,6 % gesunken.
Aktienmärkte
Der deutsche Aktienindex DAX gab in der zurückliegenden Woche leicht um 0,51 % nach. Auch der Euro Stoxx 50 neigte zur Schwäche (−0,27 %). In den USA setzte sich dagegen die Aufwärtsbewegung fort – jedoch nicht ganz so schwungvoll wie in der Vorwoche: S&P 500 +1,2 %, Dow Jones +1,7 % und NASDAQ-100 +0,8 %.
Aufwärts ging es in der zurückliegenden Woche auch für die Aktienkurse großer US-Banken (z. B. Bank of America, JPMorgan, Citigroup und Wells Fargo). Die meisten der untersuchten Institute haben den jährlichen „Stresstest“ der US-Notenbank Fed bestanden. Damit hat die Fed die Tür für Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen geöffnet.
Die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie hat sich im Juni deutlich verbessert. Grund ist vor allem die geplante Senkung der Stromsteuer. Das Ifo-Geschäftsklima für den Wirtschaftszweig stieg von −16,2 auf −8,9 Punkte, die Geschäftserwartungen sogar auf den höchsten Wert seit zweieinhalb Jahren. Die wachsende Zuversicht zeigte sich jedoch bisher kaum in der realen Geschäftsentwicklung.
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind im ersten Quartal 2025 um 3,8 % gestiegen – so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Damit setzte sich der Aufwärtstrend vom Vorquartal fort. Für 2025 erwarten von Reuters befragte Immobilienanalysten einen Anstieg um durchschnittlich 3 % – ebenso für 2026. Dagegen waren 2024 die Preise noch um 1,5 % gefallen – 2023 sogar um 8,4 %.
Einzelwerte
Im Ringen um die Commerzbank ist Unicredit-Chef Andrea Orcel bei der Bundesregierung erneut gescheitert. Aus dem Finanzministerium wurde bestätigt, dass Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) Orcel auf dessen Schreiben vom 18. Juni geantwortet hat. Klingbeil betonte erneut das große Interesse an der Eigenständigkeit der Commerzbank.
Ein kräftiges Wachstum im zweiten Quartal meldet die Online-Apotheke Redcare Pharmacy (auch bekannt als Shop Apotheke). Der Umsatz stieg laut ersten Berechnungen um 26,4 % auf 709 Mio. Euro. Die Einnahmen mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten erhöhten sich um 17 % auf 457 Mio. Euro, während verschreibungspflichtige Mittel ein Plus von 125 % auf 114 Mio. Euro erzielten. Die Kundenzahl kletterte um 0,4 Mio. auf 13,5 Mio. „Diese Erfolge bestätigen: Unsere Reise hat gerade erst begonnen“, sagte Firmenchef Olaf Heinrich.
Währungs- und Zollbelastungen spürt der Autozulieferer Continental. Der starke Euro habe im zweiten Quartal in allen drei Sparten den Umsatz negativ beeinflusst, hieß es in einem Analystengespräch. Vor allem im Reifengeschäft stehen die Margen unter Druck. Auch die höheren Zölle in den USA belasten den Umsatz. Im Autosektor zahlten sich dagegen Sparmaßnahmen nach und nach aus. Auch die Preisverhandlungen mit Kunden verliefen erfolgreich.
Werksschließungen drohen laut Europachef Jean-Philippe Imparato beim Autobauer Stellantis. Falls die EU die strengen CO₂-Vorgaben nicht ändere, müsse der Konzern „harte Entscheidungen“ treffen. Ohne Kurskorrektur drohten Stellantis in zwei bis drei Jahren Strafzahlungen von bis zu 2,5 Mrd. Euro. Die CO₂-Vorgaben der EU seien für die Automobilproduzenten nicht erreichbar.
Drei neue Serien von Fabrikrobotern stellt der Schweizer Konzern ABB vor, die speziell für China entwickelt wurden. Die Roboter sollen in Branchen wie Elektronik, Nahrungsmittel und Metallverarbeitung eingesetzt werden. ABB will so von der steigenden Nachfrage mittelständischer Betriebe profitieren. Je nach Ausstattung kostet ein Roboter zwischen 20.000 und über 100.000 US-Dollar. Etwa 30 % des Robotergeschäfts macht ABB mit China.
Eine vorsichtige Investitionsstrategie verfolgt der Chef von IBM, Arvind Krishna. Statt großer Investitionen in KI-Infrastruktur will IBM benötigte Kapazitäten lieber mieten, um flexibel zu bleiben, sagte Krishna dem Handelsblatt: „Wir werden so viel Geld nicht investieren.“
Volkswagen stockt die Beteiligung an seinem US-Partner Rivian auf und leistet eine zweite Zahlung von einer Milliarde US-Dollar. Der Konzern war bereits im Vorjahr mit demselben Betrag eingestiegen und hält seither laut Bericht 8,6 % an dem US-Unternehmen.
US-Präsident Donald Trump glaubt, einen Käufer für das US-Geschäft der Plattform TikTok gefunden zu haben. In einem Interview mit Fox News sprach er von einer Gruppe „sehr reicher Leute“, die auch dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping genehm sein dürften. Trump kündigte an, die Namen in etwa zwei Wochen zu nennen.
Aktienverkäufe im großen Stil haben Führungskräfte von Nvidia laut Financial Times im vergangenen Jahr getätigt. Insgesamt wurden Wertpapiere im Volumen von über einer Milliarde US-Dollar verkauft, davon mehr als die Hälfte allein im Juni, als der Kurs ein Allzeithoch erreichte. Auch Nvidia-Chef Jensen Huang verkaufte laut Pflichtmitteilung erstmals seit September 2024 wieder Anteile.
OpenAI mietet laut einem Insider seit kurzem KI-Chips vom Konkurrenten Google. Es handelt sich um sogenannte Tensor Processing Units (TPUs), die eine Alternative zu den Grafikprozessoren (GPUs) von Nvidia darstellen sollen. Offenbar will sich OpenAI unabhängiger vom Rechenzentrumspartner Microsoft machen. Ziel sei es, mit den über Google Cloud gemieteten TPUs die Kosten für Inferenzen, d. h. für KI-generierte Antworten, zu senken.
Eine Finanzierung über 29 Mrd. US-Dollar für neue Rechenzentren zur KI-Nutzung plant Meta laut Financial Times. Das Unternehmen führe fortgeschrittene Gespräche mit Investoren wie Apollo, KKR, Brookfield und Carlyle. Geplant seien 3 Mrd. US-Dollar Eigen- und 26 Mrd. US-Dollar Fremdkapital.
In der Debatte um die Bundeswehr fordert CSU-Chef Markus Söder massive Rüstungsinvestitionen. Deutschland brauche einen Abwehrschirm mit Präzisionswaffen, darunter 100.000 Drohnen und ein System nach dem Vorbild des israelischen „Iron Dome“ mit 2.000 Patriot-Systemen. Zudem fordert Söder 300 neue Kampfpanzer, 500 Schützenpanzer, mindestens 35 zusätzliche Eurofighter, 1.000 Marschflugkörper vom Typ Taurus sowie einen eigenen Bundeswehr-Satelliten. Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 25. Juni sieht vor, Rüstungsbeschaffungen künftig zu beschleunigen. Vorhaben, die der Einsatzfähigkeit der NATO oder Europas dienen, sollen als nationales Sicherheitsinteresse gelten und damit vom EU-Vergaberecht ausgenommen sein. Start-ups und innovative Unternehmen sollen durch Vorauszahlungen bessere Chancen erhalten.
Märkte in der vergangenen Woche

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