Episode #061

Was ist ein Trend? | Steffen Leditschke

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Was ein Trend eigentlich ist und ab wann von einem Trend gesprochen werden kann, erklärt in diesem Finanzpodcast Portfoliomanager Steffen Leditschke. Mehr dazu hier.

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Trends und die Ziele der Trendanalyse

Ein Trend steht für die Veränderung der Daten einer statistischen Zeitreihe, von der angenommen wird, dass sie langfristig und nachhaltig eine bestimmte Richtung beibehält. An der Börse bedeutet das, die vorhandenen Daten oder auch Kurse zu analysieren, um daraus künftige Entwicklungen abzuleiten. Zu unterscheiden ist ein Börsentrend von einer Börsentendenz. Bei der Börsentendenz werden die für die Zukunft prognostizierten Daten und Kurse betrachtet. Sie kann im Nachhinein durch einen Börsentrend bestätigt werden. Tendenz- und Trendanalyse lassen sich vielseitig anwenden. Sie können sich auf einzelne Handelsobjekte, wie Aktien, Anleihen oder einzelne Rohstoffe beziehen oder auch auf ganze Indizes, einzelne Segmente oder die geographische Verortung. Zur Analyse eines Trends bedienen sich Anleger der statistischen Methode der Extrapolation, also der Fortführung einer Zeitreihe über den letzten beobachteten Wert hinaus. Es gibt verschiedene Arten der Exploration, die je nach Art des zu analysierenden Wertes angewendet werden können und beispielsweise Konjunkturschwankungen in die Analyse einbeziehen oder jüngere Werte der Zeitreihe stärker gewichten als Werte, die schon weit in der Vergangenheit liegen. Ziel eines Anlegers bei der Anwendung der Trendanalyse ist es, einen bestehenden oder sich anbahnenden Trend zu identifizieren und durch entsprechende Investitionen eine Rendite aus der Trendentwicklung zu generieren oder im Fall eines endenden Trends einen geeigneten Ausstiegspunkt für das Investment zu definieren. Die Trendanalyse dient somit der Entscheidungsvorbereitung.

Der Trend und die technische Analyse (Richtung, Bruch, Ausbruch)

Trends sind die wesentliche Grundlage der charttechnischen Analyse. Bei dieser werden die Kurs- und Umsatzhistorie eines Basiswertes untersucht, um verschiedene Szenarien der weiteren Kursentwicklung einzuschätzen und so günstige Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu ermitteln. Betriebswirtschaftliche Daten spielen im Rahmen der technischen Analyse keine Rolle.
Im Wesentlichen kennt die Charttechnik drei Arten von Trends, den Aufwärtstrend, den Abwärtstrend und den Seitwärtstrend. Aufwärtstrends weisen aufsteigende Hoch- und Tiefpunkte aus, Abwärtstrends hingegen fallende. Bei einem Seitwärtstrend bewegt sich der Kurs auf horizontaler Ebene zwischen den zuvor gemachten Hoch- und Tiefpunkten. Zudem wird zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Trends unterschieden. Um einen Trend eines Wertes zu visualisieren, werden Trendlinien und Trendkanäle verwendet. Steigt der Wert über eine zuvor definierte Linie, so wird von einem Ausbruch gesprochen, fällt der Wert unter die Linie ist von einem Trendbruch die Rede. In der Regel generiert ein Ausbruch ein Kaufsignal und der Trendbruch ein Verkaufssignal. Neben diesen Signalen ist auch der Ansatz der Trendfolge weit verbreitet. Hier können Indikatoren wie der gleitende Durchschnitt verwendet werden, um die Trendrichtung zu bestimmen oder auch eine Trendumkehr zu erkennen. Diese Indikatoren sind meist nachlaufend und es gibt keinerlei Garantie, dass die Signale dieser sich im künftigen Kursverlauf bestätigen.

Wie kann ein Trend oder eine Tendenz identifiziert werden? (fundamental, technisch, antizipieren)

Neben der charttechnischen Analyse, welche sich ausschließlich an den vorhandenen Daten orientiert, ist es natürlich auch möglich, einen künftigen Trend zu antizipieren und somit in den entsprechenden Wert oder Markt zu investieren, bevor die technische Analyse die üblichen Signale generiert. Dabei sind die Faktoren, die in die Vorhersage einfließen können, vielzählig. Ist das Resultat, dass die Fundamentaldaten für einen Sektor sich künftig deutlich verbessern werden und sich dies aller Voraussicht nach auch in den Kursen widerspiegeln wird, so kann der Charttechnik bei einem Einstieg in diesen Sektor zuvor gekommen werden. Ein weiteres Beispiel wäre die Analyse auf geografischer Ebene. Wenn angenommen wird, dass die Wirtschaft einer bestimmten Region oder eines Landes sich künftig besser oder schlechter entwickelt, können entsprechende Investitionen aufgrund dieser Analyse getätigt werden. Im Nachgang kann dann wieder die Charttechnik angewandt werden, um zu sehen, ob sich die anfängliche These durch die zuvor genannten Indikatoren bestätigt.

Wie verlässlich ist die Trendanalyse

Die Trendanalyse ist ein nützliches Instrument zur Unterstützung bei Investitionsentscheidungen, jedoch liefert sie keinerlei Garantien und ist in den meisten Fällen auch ein dynamischer Prozess. Je nach Betrachtungsintervall muss die Analyse fortlaufend an die Entwicklung der Kurse angepasst werden. So kann es sein, dass ein Wert die zuvor bestimmten Trendlinien bricht, diese aber im Verlauf der Zeit wieder zurückerobert. Damit wäre dann auch der vorherrschende Trend wieder in Takt und der Anleger wäre durch ein falsches Signal nicht mehr im Trend investiert. Diese kurzfristigen Fehlsignale werden als „False Breakout“ oder „False Breakdown“ bezeichnet. Zudem muss berücksichtigt werden, dass unerwartete Ereignisse zu starken Schwankungen bei einem Wert oder an ganzen Börsen führen können. Das bekannteste Beispiel dafür, sind die so genannten „Black Swan Events“, wie die Coronakrise im Jahr 2020. Innerhalb weniger Tagen führten die durch das Coronavirus verursachten Probleme an fast allen Märkten zu einem plötzlichen Trendbruch, ohne die Chance diese Entwicklung durch die üblichen und nachlaufenden Indikatoren vorherzusehen. Die Trendanalyse und die Charttechnik sind somit zwar eine sehr hilfreiche Unterstützung des Investmentprozesses, jedoch selten unfehlbar, sodass es oft ratsam ist, zusätzlich zur Trendanalyse auch die fundamentalen Daten und das makroökonomische Umfeld zu betrachten.

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