Episode #038

Was ist das Metaverse? | Kai Heinrich

Plutos Finanzpodcast - Podcast Cover mit Chameleon und Tonspur und Titel in blau
In diesem Podcast erklärt Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG, was das Metaverse ist, welche Chancen und Gefahren es mit sich bringt und welche zusätzlichen Investitionsmöglichkeiten aus dieser Entwicklung heraus entstehen können. Hören Sie jetzt rein.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von plutos-finanzpodcast.podigee.io zu laden.

Inhalt laden

Was ist das Metaverse?

Das Metaverse ist eine digitale Welt, welche von echten Individuen aufgebaut, geformt und kontrolliert wird. Laut Mark Zuckerberg wird das Metaverse zu einem Teil des Internets, welches nicht mehr nur betrachtet werden kann, sondern Nutzern erlaubt, sich darin zu bewegen und aktiv daran teilzunehmen. Die ultimative Eigenschaft des Metaverse ist dessen Dezentralität. Das bedeutet, dass diese Welt nicht von wenigen großen Konzernen kontrolliert wird, sondern dass sich jeder in dieser Welt bewegen und mit anderen vernetzen kann. Diese Dezentralität wird mit Hilfe einer Blockchain-Technologie erreicht, sodass keine Einschränkungen der Freiheit von einzelnen Institutionen im Metaverse entstehen können.
Im Prinzip soll das Metaverse als eine digitale Abbildung der echten Welt dienen – also ein Ort an dem echte Personen alles erleben können, was auch im echten Leben möglich ist – vom ersten Date über das tägliche Einkaufen bis hin zum Besuch von diversen Veranstaltungen und Events. Mit einem individuellen Avatar, welcher die virtuelle Darstellung eines jeden Einzelnen ist, könnten Menschen in Zukunft die Welt bereisen, ohne auch nur ihr Haus verlassen zu müssen.

Werden wir bald alle in einer solchen digitalen Welt leben?

Leben wir nicht bereits seit langem in einer digitalen Welt? Wenn wir uns vorstellen, dass das erste 3D-Kinoerlebnis in Deutschland schon in den fünfziger Jahren stattfand, dass es massentaugliche VR-Brillen schon seit dem Jahr 1987 gibt und dass sich ein Großteil der Bevölkerung schon lange kein Leben mehr ohne ein internetfähiges Smartphone vorstellen kann, dann macht das deutlich, dass wir bereits in einer Welt leben, aus welcher der digitale Aspekt nicht mehr wegzudenken ist.
Stattdessen sollte die Frage eher lauten „Kann unsere Welt überhaupt noch digitaler werden?“. Die Antwort darauf muss „Ja“ lauten, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir uns genau jetzt am absoluten Peak der gesamten Digitalisierungswelle befinden. Viel mehr stehen wir eigentlich noch ganz am Anfang. Viele Teile des gesellschaftlichen sowie beruflichen Lebens finden natürlich noch in „Reallife“ statt. Doch auch hier konnten, insbesondere begünstigt durch die weltweite Corona-Pandemie, in den letzten Jahren gravierende Änderungen beobachtet werden. Dementsprechend haben wir beispielsweise auf diese „erzwungene“ Art gelernt, dass Meetings nicht immer Face-to-Face stattfinden müssen, sondern dass eine Videokonferenz für alle Beteiligten durchaus Vorteile mit sich bringt. Außerdem fallen bei Online-Meetings für alle Beteiligten beispielsweise die Opportunitätskosten für ungenutzte Zeit deutlich geringer aus als bei „echten“ Treffen im „echten“ Leben, denn eine Anreise oder unnötige Wartezeiten, in welchen keine Leistung erbracht wird, fallen in der virtuellen Version deutlich geringer aus. Ebenso werden unproduktive Leerlaufzeiten zwischen verschiedenen Veranstaltungen durch eine virtuelle Teilnahme an Events deutlich reduziert.
Aus diesen Gründen ist es nicht unwahrscheinlich, dass unsere Welt mehr und mehr digitalisiert und irgendwann möglicherweise sogar von alleine immer digitaler wird. Demnach ist es normal zu beobachten, dass auch die Interaktionen der Akteure immer digitaler werden. Wer ruft denn seine Bekannten heute noch an, wenn auch einfach eine Sprachnachricht verschickt werden kann?

Welche Chancen bietet das Metaverse?

Die Chancen des Metaverse sind schier unendlich und zum aktuellen Zeitpunkt noch überhaupt nicht abzuschätzen. Deshalb schauen wir uns ein Beispiel an, welches heute bereits vorstellbar ist.
Durch eine virtuelle Welt, welche der echten Welt nachempfunden ist, wäre es beispielsweise realisierbar, binnen Minuten verschiedene Sehenswürdigkeiten in den verschiedensten Ländern der Welt zu besuchen. Dies ist nicht vergleichbar mit den heutigen Möglichkeiten, wie Youtube-Videos oder die Streetview-Ansicht von GoogleMaps. Auf diese Weise können wir diese Sehenswürdigkeiten nicht nur auf einem Bildschirm sehen, stattdessen können wir sie dreidimensional erleben und sogar mit ihnen interagieren. Natürlich können diese Orte allein besucht werden, es wäre jedoch auch möglich, sich mit Freunden und Bekannten im Metaverse zu verabreden und zu treffen, um gemeinsam Sehenswürdigkeiten zu bewundern oder Orte zu bereisen.

Welche Gefahren bietet das Metaverse?

Ebenso schwer wie die Chancen einer disruptiven Entwicklung wie dem Metaverse lassen sich die damit verbundenen Gefahren abschätzen. Jedoch ist davon auszugehen, dass sich die momentanen Probleme und Gefahren einer digitalen Welt, welche durch Uploadfilter, soziale Netzwerke oder die ständige Erreichbarkeit entstehen, zusätzlich verstärken werden. Ebenfalls ist von einem noch höheren Suchtpotential des Metaverse auszugehen als ohnehin in der aktuellen Social-Media-Kultur zu beobachten ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnte es zu einer Zunahme von psychischen Problemen, welche bereits heute durch Computerspiele und insbesondere durch Social-Media zu erkennen sind, kommen. Ein weiterer kritischer Punkt der gesamten Thematik ist, wie in vielen anderen Bereichen des Internets auch, das Thema Datenschutz. Die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen sind für ein Szenario, wie es Tech-Enthusiasten beschreiben, einfach (noch) nicht ausgelegt.
Nicht als direkte Gefahr, aber als einen kritischen Punkt der gesamten Metaverse-Idee, könnte die starke Abhängigkeit der Sinnhaftigkeit und Funktionalität der Anzahl der verschiedenen Metaverses sowie die jeweilige Nutzeranzahl gesehen werden. Damit eine ernstzunehmende „alternative und digitale Welt“ entstehen kann, muss eine kritische Masse an Nutzern erreicht werden. Zudem könnte davon ausgegangen werden, dass sich am Ende nur ein einziges Metaverse durchsetzen wird – welches das sein wird, bleibt definitiv abzuwarten.

Welche Unternehmen befassen sich mit dem Metaverse?

Natürlich gibt es da das Unternehmen „Meta“, welches bis letztes Jahr noch „Facebook“ hieß. Mark Zuckerberg, Gründer und CEO dieses Unternehmens, gilt als Pionier im Bereich Metaverse und will die Plattform Facebook mehr und mehr zu einem allumfassenden Metaverse hin entwickeln.
Daneben wollen Tencent und Epic Games, welche das vor allem bei jungen Spielern beliebte Spiel „Fortnite“ auf den Markt gebracht haben, ebendieses Spiel zu einem großen Metaverse umbauen. Neben dem eigentlichen Spiel sollen so auch In-Game-Events wie zum Beispiel Konzerte angeboten werden.
Zudem befasst sich Microsoft mit dieser Entwicklung, allerdings spezialisiert sich dieses Unternehmen kurz- bis mittelfristig auf den Productivity-Bereich, also auf den Bereich, welcher arbeitstechnisch einen Mehrwert für Unternehmen schaffen kann. Bereits nächstes Jahr sollen VR- und AR-Brillen in Verbindung mit Microsoft-Teams erste berufliche Erlebnisse und Erfahrungen für Nutzer dieses Metaverses ermöglichen.

Welche zusätzlichen Investitionsmöglichkeiten können aus dieser Entwicklung heraus entstehen?

Neben den oben genannten „Big Playern“ forschen natürlich noch zig weitere Unternehmen an der Vision und einer konkreten Ausgestaltung des Metaverse.
Eines der bekanntesten Unternehmen in diesem Bereich ist die Spiele- und Unterhaltungsplattform Roblox, welche bereits Züge eines Metaverse aufweist. User können hier Spiele „entwickeln“ und mit anderen Usern teilen. Erstellende Nutzer können hierbei sogar Geld für ihr Spiel verlangen, wovon die Plattform wiederum eine Provision erhält.
Daneben gibt es weitere Unternehmen, welche von einer Entwicklung hin zu einem immer umfassenderen Metaverse profitieren können. Dazu zählen neben Chipproduzenten wie NVIDIA oder Intel noch weitere Tech-Unternehmen wie Adobe Systems, Sony und Alphabet. Aber auch Spielehersteller wie Eletronic Arts oder Activision Blizzard könnten von dieser Entwicklung überproportional profitieren.

Investmentreport 2021: Rettung der Weltwirtschaft

Das Corona-Jahr 2020 war von Lockdowns, einem rapiden Einbruch der Wirtschaftsentwicklung und dem Hoffen und Bangen auf der Suche nach Impfstoffen geprägt. Erfahren Sie mehr über den Ausblick und unsere Strategie für das Jahr 2021.

Weitere Episoden