Episode #048

RUS-UKR Konflikt | Steffen Leditschke

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Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland reicht schon einige Jahre weit zurück. Damals begann die Thematik mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Mehr dazu hier.

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Wie kam es überhaupt so weit, dass jetzt so ein Krieg stattfindet?

Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland reicht schon Jahre zurück. Damals begann die Thematik mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der eine russlandfreundliche Politik betrieb und weniger Wert auf eine Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU) legte. Dies führte zu wachsender Unzufriedenheit der Bürger, welche in zahlreichen Demonstrationen ihren Ausdruck fand.
Ebenso protestierten aber auch russische Anhänger, die sich dagegen aussprachen, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit Europa weiter auszubauen. Diese Proteste beschränkten sich zunächst auf die Gebiete der Ostukraine und der Halbinsel Krim, in denen historisch bedingt ein hoher Anteil russischstämmiger Bevölkerung lebt. Im Jahr 2014 wurde die Halbinsel Krim von russischen Soldaten eingenommen. Laut Russland geschah dies, um die dort lebende russische Minderheit zu unterstützen. Mutmaßlich ging es um geostrategische Ziele, da die Krim einen Zugang zum Schwarzen Meer bietet und dort seit Jahrzehnten die russische Marine stationiert ist. Es wurde ein Referendum abgehalten, bei dem die Bewohner der besetzten Gebiete sich für die ukrainische oder die russische Zugehörigkeit entscheiden sollten. Dieses fiel mit 96 % zugunsten Russlands aus, es wird jedoch von der Ukraine bis heute nicht anerkannt, da die Verfassung der Ukraine keine Abstimmungen über die Veränderung der Grenzen erlaubt.
Was nun in der Ukraine in Form eines Krieges zu sehen ist, ist eine Zuspitzung eines schon seit Jahren ausgetragenen Konfliktes.

In wie fern betrifft dieser Krieg Verbraucher und Konsumenten?

Russland ist ein wichtiger Exporteur im Bereich Energie, wie beispielsweise Öl und Gas, aber auch anderen Rohstoffen wie Palladium, einem Edelmetall, das in der Autofertigung benötigt wird. Russlands Weltmarktanteil liegt bei ca. 40 %. Nachdem sich der Westen entschlossen hat, auf den Angriffskrieg Russlands mit immer härteren Sanktionen zu reagieren, kam es in diesem Bereich zu enormen Preissteigerungen. Die höheren Kosten für Energie bei der Herstellung und dem Transport von Produkten trägt letzten Endes der Verbraucher. Russland und die Ukraine sind zudem wichtige Exporteure von Weizen und Düngemittel. Während Russland die eigenen Weizenreserven zurückhält, um von hohen Preisen zu profitieren, hat die Ukraine das Problem, die vorhandenen Bestände aufgrund des Krieges und den von Russland blockierten Häfen nicht exportieren zu können. Diese Umstände führen dazu, dass Verbraucher starke Preissteigerungen bei Lebensmitteln tragen müssen.
Der SWIFT Ausschluss für russische Banken schränkt den Handel, beziehungsweise den Im- und Export enorm ein. Folglich verknappt sich das Angebot bei einer gleichbleibend hohen Nachfrage. Gas muss nun vermehrt aus anderen Ländern bezogen und gekauft werden. Das russische Gas deckte bis zum Ausbruch des Krieges ca. 55 % des deutschen Bedarfs. Die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas wird auch dadurch deutlich, dass bis heute nicht gänzlich auf dieses verzichtet werden kann, ohne die eigene Wirtschaft zu gefährden. Für Importe von Alternativen, wie z.B. Flüssiggas aus den Emiraten oder den USA fehlt weitestgehend noch die benötigte Infrastruktur.
In einem generell schon sehr inflationären Umfeld treffen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln die Verbraucher besonders, da Käufe in diesen Bereichen meist nicht aufgeschoben oder substituiert werden können. Aktuell gibt es auch keine Anzeichen für eine Besserung der Lage. Sollte es zu einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland kommen, bevor der Westen die Versorgung durch Alternativen sichergestellt hat, wird sich die Situation für den Westen weiter verschlechtern. Ob Russland jedoch auf diese Einnahmen verzichten kann, ist fraglich.

Wie wirkt sich dieses geopolitische Szenario auf die Börsen aus?

An den Börsen spiegeln sich die zuvor genannten Szenarien deutlich wider. Erdölfördernde Unternehmen wie Exxon und Chevron profitieren von steigenden Ölpreisen, da diese bei gleichbleibenden Kosten höhere Margen und Gewinne erzielen können. Darüber hinaus steigt die Nachfrage nach nicht-russischem Öl, da Europa als Abnehmer hinzukommt. Ein kluger Schachzug Russlands war die Maßnahme, die noch bestehende Nachfrage nach russischem Öl komplett in Rubel abzuwickeln. Das führte zu einer Umgehung der SWIFT-Sanktionen bei gleichzeitiger Stärkung der russischen Währung. Der Rubel konnte sich nicht nur stabilisieren, sondern zählt ironischerweise zu den stärksten Anlagen in der Krise.
Das als Krisenwährung und sicherer Hafen bezeichnete Gold, reagierte ebenfalls mit stark steigenden Preisen. Der Goldpreis stieg zu Beginn des Krieges auf 2070 Dollar pro Feinunze und setzte dann jedoch bis heute um etwa 10 % zurück. Der Dollar selbst ist seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine gegenüber vielen anderen Währungen, wie beispielweise dem Euro, deutlich gestiegen.
Den deutschen Aktienindex (DAX) traf es zu Beginn des Krieges aufgrund der geografischen Nähe und der wirtschaftlichen Verbindungen zu Russland vergleichsweise hart. Seit Beginn des Jahres verlor der DAX ca. 11 %. Die Preissteigerungen in Verbindung mit den bereits vorherrschenden Problemen bei den Lieferketten stellen die deutsche Wirtschaft vor Schwierigkeiten. Internationale Indizes haben ebenfalls hohe Verluste zu verzeichnen, was neben den vielen Krisenherden wohl auch daran liegt, dass viele Zentralbanken erste Zinserhöhungen durchgeführt haben, um der Inflation entgegenzuwirken. Für die Europäische Zentralbank (EZB) und den Euroraum steht dieser Schritt allerdings noch aus und könnte die Märkte noch mehr belasten. Viele international agierende Unternehmen haben sich aus Russland und dem russischen Markt zurückgezogen und müssen Einbußen auf der Umsatz- und Gewinnseite in Kauf nehmen.

Wer profitiert denn von so einem Krieg?

Die durch den Krieg herbeigeführten Veränderungen sind für die gesamte Welt und insbesondere für die direkt am Krieg beteiligten Menschen ein großes Problem. Wirtschaftlich betrachtet bringen solch einschneidende Ereignisse jedoch auch Profiteure hervor. Zu nennen ist hier beispielsweise die Rüstungsindustrie. Nachdem die deutsche Regierung beschlossen hat, ein Sondervermögen in Höhe von 100 Mrd. Euro bereitzustellen und Waffen in die Ukraine zu liefern, gingen die Aktien von Rüstungsherstellern in die Höhe. Es wird von einer stark verbesserten Auftragslage für die gesamte Branche ausgegangen, wobei die enormen Staatsausgaben zu deutlich höheren Umsätzen und Gewinnen führen dürften. Demnach hat sich der Aktienkurs des deutschen Rüstungsgiganten Rheinmetall seit Beginn der Krise mehr als verdoppelt.
Weitere Gewinner sind, wie zuvor bereits kurz erläutert, alle Öl- und Gasförderer außerhalb Russlands. Der Bezug Deutschlands von Flüssiggas aus den Emiraten oder aus den USA ist hier zu nennen. Die USA haben selbst mit Venezuela wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Diese waren jahrelang stillgelegt, aber nun da Russland ausfällt, wird das vermeintlich geringere Übel in Kauf genommen. Durch die hohen Preise am Energiemarkt werden Alternativen wie die „Offshore“-Förderung oder auch kanadisches Öl wieder attraktiver. Aus Angst vor einer Knappheit ist sogar die in Deutschland als sehr negativ wahrgenommene Atomkraft wieder zu einem Thema geworden und findet aktuell auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos viele Fürsprecher.
Darüber hinaus gibt es Länder, wie China und Indien, welche sich fast gänzlich aus dem aktuellen Konflikt heraushalten. Um die Verluste durch die westlichen Embargos abzufangen, bietet Russland diesen Ländern die sanktionierten Rohstoffe unter dem Marktpreis an.

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