Episode #076

Ist die Finanzbranche bis heute eine Männerdomäne?

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Die Finanzbranche wird oft als Männerdomäne bezeichnet. Inwiefern diese Aussage stimmt und wie die Zukunft der Finanzbranche in Bezug auf weibliche Arbeits- und Führungskräfte aussieht, diskutieren Lena Paulsen und unser Vorstand Kai Heinrich im heutigen Podcast.

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Sind mehr Männer in der Finanzbranche tätig als Frauen?

Die Finanzbranche wird oft als Männerbranche bezeichnet, da sie mit einer Dominanz an Männern assoziiert wird. Tendenziell sind dort auch mehr Männer als Frauen vertreten. Dennoch hat sich die Welt in den letzten Jahren in Bezug auf Diversity und die Frauenquote etwas verändert.
Der Anteil der beschäftigten Frauen ist in den letzten Jahren gestiegen. Es kommt jedoch auf verschiedene Faktoren an, je nach Bereich oder Positionen, ob Berufseinsteiger oder Führungskraft. Eine Untersuchung von Citywire in 2020 hat ergeben, dass von 15.229 Fondsmanagern weltweit fast 90 % männlich und nur 10% weiblich sind. In Deutschland beträgt der Anteil der Fondsmanagerinnen nur 6 %. Im Bankgewerbe ist der Anteil dagegen deutlich ausgeglichener. 48 % Frauen sind dort hauptsächlich im Kundenservice und als Sachbearbeiterinnen tätig. Folglich ist die Geschlechteraufteilung auch abhängig vom jeweiligen Bereich innerhalb der Branche.
Fest steht jedoch, je höher die Position in der Hierarchie desto weniger Frauen sind anzutreffen. Besonders weibliche Führungskräfte sind eine Ausnahme, nur 6 % aller Führungspositionen sind von Frauen besetzt. In 2016 waren 10 % der Vorstände der größten deutschen Finanzdienstleister weiblich, 2019 waren es 15 %. Frauen sind eher in Berufseinsteigerpositionen zu finden, die Aufstiegschancen sind geringer als die von Männern. Die Turnover Rate bestätigt, dass das Problem eher in dem Halten weiblicher Finanzexperten liegt. Diese betrug 2020 42 %. Somit gibt es zwar einige Frauen, die ihre Karriere in Finanzen starten, das Verhältnis ist mit 56 % Männern sogar relativ ausgeglichen, die wenigsten blieben dieser jedoch treu.

Warum sind in der Finanzwelt mehr Männer vertreten? Wieso entscheiden sich immer noch mehr Männer als Frauen für eine Karriere in der Finanzbranche?

Die Finanzbranche ist bis heute mit einigen Vorurteilen behaftet. Die Dominanz der Männer sowie deren Rivalität hält Frauen von Bewerbungen in den Sektor ab. Eine Studie der Universität Mannheim in Zusammenarbeit mit der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG verdeutlicht, dass weibliche Studenten den Weg in die Finanzbranche eher scheuen. Sie verbinden wenig Positives mit der Branche und bezeichnen sie als einen eher unattraktiven Arbeitgeber. Die Arbeitsbedingungen, -kultur und -atmosphäre hält Studentinnen von dem Schritt Richtung Finanzen ab. Der Bereich gilt als weniger familienfreundlich, weniger kollegial und bietet kaum flexible Arbeitszeiten. Zudem ist es er nicht gerade für eine stabile Work-Life-Balance bekannt, welche für Frauen oft von Bedeutung ist. Eine fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt daher einen weiteren Aspekt gegen die Entscheidung für den Finanzsektor dar. Für Männer ist der Ruf der Finanzbranche dagegen weniger von Bedeutung. Viele Studentinnen denken, dass sie weniger verdienen werden als Männer, was ebenfalls nicht für die Branche spricht und als Grund für ihre Unterrepräsentanz aufgeführt werden kann. Die Gender Pay Gap spielt nicht nur in der Finanzwelt, sondern in verschiedenen Branchen eine Rolle, ist jedoch im Bereich Finanzen besonders ausgeprägt. Die Gender Pay Gap, die insgesamt bei 18 % liegt, beträgt in der Finanzbranche sogar 23 %. Das zeigt die Auswertung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020, in dieser Hinsicht hängt die Finanzbranche also definitiv hinterher.
Frauen haben oftmals das Gefühl, dass sie mehr leisten und sich beweisen müssten, um in der männerdominierten Welt akzeptiert und respektiert zu werden. Männern werden das Wissen und die Kenntnisse gewissermaßen unterstellt, das ist bei weiblichen Arbeitskräften trotz einer ähnlichen oder gleichen Ausbildung leider anders. Daher ist es für Frauen besonders schwierig, sich bei der Bewerbung für Führungspositionen gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen.
Ein Punkt, der sich nicht wegdiskutieren lässt, ist, dass viele Frauen mit Beginn der Familiengründung ihre Stunden reduzieren, um den Zweitjob Familie anzutreten. Ihnen fehlt oft die Kraft und die Priorität zusätzlich noch etwas für ihre Karriere zu machen. Männer können ihre durchgehende Vollzeit Einstellung nutzen, um ihre Karriere voranzutreiben.

Wie sieht die Zukunft der Finanzbranche aus? Bleibt sie eine Männerdomäne?

Ich sehe einen Wandel in diesem Bereich.
Zu Zeiten meiner Großeltern war es normal Anfang 20 das erste Kind zu bekommen. Der Mann ist arbeiten gegangen und hat in der wichtigsten Phase zwischen 20 und 50 an seiner Karriere gearbeitet. Die Frau ist zu Hause bei den Kindern geblieben.
Dieses Fenster fehlte den Frauen, wenn sie wieder in ihr Berufsleben eingestiegen sind.
Heute (und das sehe ich an mir selbst und in meinem Freundeskreis), bekommen die wenigsten Frauen vor 30 das erste Kind. Diese gewonnene Zeit stecken viele Frauen in Weiterbildung und Karriere und können so den gleichen Weg des Mannes gehen.
Das Image der Finanzbranche leidet unter den Vorurteilen und konnte sich bisher nur kaum von diesen erholen. Die Kultur der Finanzbranche ist weiterhin männlich geprägt. Trotz der Fortschritte der letzten Jahre wird sie und besonders die Führungspositionen von Männern dominiert.
Die Veränderung des neu gewonnenen Lebenszyklus der Frau reicht mir allein nicht aus.
Es braucht eine neue Denkweise und Veränderungen innerhalb der Unternehmen, um diese für weibliche Fachkräfte attraktiver zu gestalten. Der Trend der Diversity und Gleichstellung der Geschlechter sorgt für einen Wandel in der Arbeitswelt. Um zu erreichen, dass auch mehr Frauen in der Finanzbranche und vor allem in der Führung eingestellt werden, müsse das Image der Finanzbranche bereinigt werden. Die Förderung weiblicher Talente sowie eine neue Betrachtungsweise der Themen, wie zum Beispiel die Familiengründung, würden Frauen eine langfristige Karriere in der Finanzwelt vereinfachen. Eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote ist ein kleiner Schritt, Banken und Finanzdienstleister dazu zu bewegen, sich zu einem familienfreundlichen und attraktiveren Arbeitgeber zu wandeln.
Meine persönliche Meinung dazu ist jedoch: Keine Frau sollte auf einer Führungsposition sein, um die Frauenquote zu erfüllen, sondern weil sie die Kompetenz dazu mitbringt.
Es ändert sich somit etwas, wenn auch nur langsam. Das Thema Diversity wird immer präsenter und das wird sich langfristig auch in der Finanzbranche zeigen.
Wir bei der Plutos Vermögensverwaltung AG möchten als Trendfolger auch dem Trend der Diversity folgen und der Gender Pay Gap entgegenwirken. 50 % unserer Vermögensverwalter sind weiblich und wir möchten uns in diesem Bereich stetig weiterentwickeln. Unser Chef ist offen für das Thema und versucht, Frauen in der Finanzbranche bestmöglich zu unterstützen.

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