Episode #043

Investieren in Zeiten der Inflation | Kai Heinrich

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Die ersten Auswirkungen einer Inflation sind eine Abnahme bzw. Reduktion der Kaufkraft durch anhaltende Preissteigerungen von Gütern und Dienstleistungen bei gleichbleibenden bzw. weniger stark steigenden Löhnen. Mehr dazu hier.

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Ein Historisches Beispiel für eine Inflation

Ein historisches Beispiel, welches an eine Inflation erinnert, und das zugrundeliegende Problem in einer Extremform darstellt, war die Hyperinflation. Dramatisiert hatte sich das Ereignis dadurch, dass der deutsche Staat zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs extrem viele Schulden aufgenommen hatte, um zum Beispiel Waffen oder Munition zu finanzieren. Dies geschah über eine Kriegsanleihe.
Für die Rückzahlungen musste der Staat immer mehr Geld in Umlauf bringen und sogar neue Scheine drucken. Mit diesem Ereignis wuchsen dann auch die Preise für sämtliche Güter, so kostete ein Ei zur Mitte des Jahres 1923 80 Mark, ein halbes Jahr später 320 Mrd. Mark. Die Bevölkerung musste also das Geld sofort nach Erhalt ausgeben, da aufgrund der hohen Inflationsraten das Geld bereits ein paar Tage später massiv an Wert verloren hatte.
Mit einem Währungswechsel wurde die Inflation dann schließlich beseitigt und die Milliarden von Mark aufgenommenen Schulden für den Krieg waren nun nur noch 15,4 Pfennige wert. Die Grundzüge dieses Szenarios spiegeln sich auch in der heutigen Volkswirtschaft wider. Wir haben hochverschuldete Staaten und eine Rekordinflation, welche den Saaten hilft, sich zu entschulden.

Wieso sollte Geld überhaupt angelegt werden?

Eine logische Folge des jüngsten Geldmengenwachstums ist eine Verringerung der damit verbundenen Kaufkraft. Dies bedeutet, dass eine Währung wie beispielsweise der Euro durch ein höheres Angebot an Geld quasi „weniger wert“ ist. Doch Inflation ist per se nichts Schlechtes. Die EZB versucht beispielsweise die Inflation auf einem stabilen Niveau zu halten, damit die Preisstabilität in der europäischen Währungsunion garantiert wird. Allerdings liegt die momentane Inflationsrate deutlich über dem Zielwert von rund zwei Prozent. Dadurch macht sich der Verlust der Kaufkraft für Konsumenten nicht nur beim Einkaufen deutlich bemerkbar, denn für den gleichen „Warenkorb“ wie vor einem Jahr zahlen Sie heute einen deutlich höheren Preis. Wenn Menschen ihr Geld vor diesem Kaufkraftverlust schützen wollen, müssen sie ihr Geld so anlegen, dass dieser Verlust durch die Wertentwicklung der Investition wieder ausgeglichen wird. Allein deshalb ist es sinnvoll, Geld anzulegen und es somit „für sich arbeiten“ zu lassen.

Welche Ziele verfolgen inflationsgeschützte Geldanlagen?

Das Ziel von inflationsgeschützten Geldanlagen ist relativ einleuchtend. Durch ein Investment in eine solche Anlage soll das investierte Vermögen einen Zuwachs erzielen, der im Optimalfall die aktuelle Inflation komplett „ausgleicht“, also einen Wertzuwachs erzielt, der über der Inflationsrate liegt. Ein mögliches Investment sind zum Beispiel inflationsgeschützte Staatsanleihen. Diese Form der Geldanlage ist nicht auf die Erzielung einer hervorragenden Performance ausgelegt, sondern soll lediglich die Inflation ausgleichen. Bei dieser Anleiheform erfolgt der Ausgleich und eine kleine Überkompensation über die Koppelung des Nominals an den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), der von Eurostat regelmäßig veröffentlicht wird. Darüber hinaus erhöht der Inflationsaufschlag auch den Kupon der Anlagen.

Welche Assetklassen können überhaupt Schutz vor Inflation bieten und in welche sollte investiert werden?

Klar ist, wer sein gesamtes Vermögen zuhause in bar unter dem Kopfkissen aufbewahrt, ist der Inflation schutzlos ausgeliefert. Dasselbe gilt in Null- oder Niedrigzinszeiten auch für Guthaben auf unverzinsten Bankkonten. Hinzu kommt, dass viele Banken mittlerweile Verwahrentgelte erheben, die sie wiederum selbst bei der EZB für hinterlegte Einlagen zahlen müssen. Dieses Geld behält nominal seinen Wert – jedoch wird es sich weder vermehren noch reduzieren. Allerdings sinkt durch die Inflation jährlich dessen Kaufkraft, also die Menge an Waren, die man für einen gewissen Betrag an Geld kaufen kann.
Einen besseren Schutz vor Inflation bieten Assetklassen, die eine unabhängige Wertentwicklung von Zentralbankgeld haben und im Optimalfall nicht beliebig vermehrbar sind. Mögliche Assetklassen sind z. B. Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin.
Eine weitere Option für den Schutz des Vermögens vor Inflation sind Immobilieninvestments. Die Preise für Immobilien sowie Mieten steigen in Zeiten erhöhter Inflation in der Regel ähnlich stark wie die Inflation selbst. Weitere Möglichkeiten bieten Güter, die nur in einer begrenzten Anzahl auf dem Planeten vorhanden sind. Dazu zählen beispielsweise limitierte Editionen von Luxusuhren, Kunstobjekte jeglicher Art, seltene Fahrzeuge, insbesondere Oldtimer, oder alte und seltene Whisky-Flaschen.
Daneben besteht natürlich die Möglichkeit, Geld in verbriefte Anteile von Unternehmen zu investieren. Die Rede ist vom klassischen Aktieninvestment, von denen sich Investoren eine höhere Rendite als die aktuelle Inflationsrate erhoffen.

Wann endet eine hohe Inflation?

Das Ende einer jeden Inflation kommt in der Regel dann, wenn eine neue Währung erscheint. Dieses Szenario war schon im Jahr 1930 zu sehen als eine Hyperinflation stattfand.
Der deutlich natürlichere Weg wäre, dass die Notenbanken Anleihen verkaufen oder zumindest nicht weiter ankaufen und so ihre Bilanz etwas zurückfahren. Wenn also Liquidität aus dem Markt gezogen wird und sich weniger Mittel im Umlauf befinden, gewinnt der einzelne Euro wieder etwas an Wert. Diese Maßnahmen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da das Schuldenrisiko sich damit auch signifikant erhöht. Viele Staaten haben nämlich ein großes Interesse an der Inflation, um sich so zu entschulden. Eine Inflation ist somit insbesondere für höher verschuldete Staaten wichtig, eine Aufwertung der Währung wäre allerdings nicht wünschenswert.

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