Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von plutos-finanzpodcast.podigee.io zu laden.
Die Inflation ist unvermindert hoch, mittlerweile sogar zweistellig. Vor allem die exorbitant gestiegenen Energiepreise machen es den Unternehmen und den Privathaushalten schwer. Wie geht es nun vor diesem Hintergrund im vierten Börsenquartal weiter? Und auch darüber hinaus. Das wollen wir heute besprechen mit Steffen Leditschke, Leiter des Portfoliomanagements der Plutos Vermögensverwaltung AG.
Die gute Nachricht ist, die meisten Wirtschaftsforschungsinstitute sehen definitiv keine Pleitewelle voraus. Statistisch ist es auch nicht belegbar, wir haben bisher keine wirklich vermehrt erhöhten Insolvenzzahlen zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz, wir haben viele ökonomische Probleme und wirtschaftliche Unwägbarkeiten. Vor dem Hintergrund kann man davon ausgehen, dass die Zahlen sich noch erhöhen werden. Wir haben eine Euroschwäche, wir haben steigende Einkaufspreise, wir haben Kaufzurückhaltungen wegen der steigenden Preise, wir haben nach wie vor Lieferkettenprobleme, es ist aber fest davon auszugehen, dass die Pleitezahlen, die wir bisher gesehen haben, sich tatsächlich noch erhöhen werden, aber von einer wirklichen Pleitewelle kann man nicht sprechen.
Gut, wir können definitiv davon ausgehen, dass wir eine Rezession bekommen, die Frage ist, wie schwer diese ausfallen wird, es gibt also statistisch valide Gründe. Nehmen wir zum Beispiel die US-Zinsstrukturkurve, die kurzen Zinsen sind mittlerweile höher als die Langzinsen. Das war in der Vergangenheit immer ein Indikator dafür, dass es zu einer Rezession kommt und wenn Amerika schwächelt, dann schwächelt auch normalerweise die ganze Welt, deswegen gehen wir davon aus, dass es zu einer Rezession kommen wird. Was bisher dagegen spricht sind die Arbeitslosenzahlen, diese sind tatsächlich immer noch niedrig, auch prognostiziert fürs nächste Jahr sollen sie niedrig bleiben und in der Vergangenheit war es tatsächlich so, das zeitgleich mit dem Abverkauf an den Börsen, den wir ja zum Teil schon gesehen haben, tatsächlich die Arbeitslosenzahlen in die Höhe geschossen sind. Das ist das, was sich in dieser Krise von anderen Krisen unterscheidet. Zum nächsten Punkt, die Energiepreise sind natürlich so stark angestiegen und die werden sich erst im nächsten Jahr richtig bemerkbar machen, weil die Versorger ja alle zum Anfang nächsten Jahres ihre Preise anheben werden, das heißt, dass der Geldbeutel der Verbraucher wird kleiner werden. Vor dem Hintergrund ist davon auszugehen, dass es auch nochmal bremsend wirkt für die Konjunktur, das IFO-Institut hat sich festgelegt, wir werden nächstes Jahr eine leichtere Rezession sehen und erst in 2024 wieder etwas stärkeres Wachstum.
Ob sie sie erhöhen kann ohne die Wirtschaft abzuwürgen, das kann ich Ihnen nicht beantworten Herr Franik. Was aber ist, die FED wird definitiv die Zinsen weiter erhöhen, die Amerikanische Zentralbank. Warum tut sie das? Der Herr Powder hat angekündigt, dass die Inflationsbekämpfung momentan oberstes Gebot ist. Die oberste Maxime der Europäischen Zentralbank ist ebenfalls die Geldwertstabilität, vor dem Hintergrund werden beide Zentralbanken daran nicht vorbeikommen die Zinsen weiter zu erhöhen. Wir rechnen also in diesem Jahr noch mindestens mit zwei weiteren kleineren Zinsschritten im Bereich 50-75 Basispunkte. Die EZB muss um der Eurozone gerecht zu werden, natürlich vorsichtiger vorgehen, weil wir hier ganz ganz verschiedene Länder haben. Das können wir auch immer aus der Presse entnehmen, ich glaube das Deutschland ein höheres Zinsniveau durchaus gut ertragen könnte, während Italien und Spanien aufgrund der Schuldenlast und aufgrund des Wirtschaftswachstums tatsächlich eher niedrige Zinsen bräuchten, weil sie sonst von der Verschuldung tatsächlich erschlagen werden. Vor dem Hintergrund ist es ein Spagat für die EZB, den sie dort vor hat, aber gegen die Inflationsbekämpfung werden die Zentralbanken weiter die Zinsen anheben, da werden wir nicht daran vorbeikommen.
Ja, aufgrund der vielen schlechten Nachrichten und aufgrund der sich dauernd verschlechternden Prognosen, sehen wir aktuell natürlich eine sehr hohe Nervosität. Jetzt vergleichen wir das Jahr mal mit 2020, da hatten wir tatsächlich einen Ausverkauf im reinrassigen Sinne. Im März 2020 als die Pandemie um sich schlug, haben die großen Indizes 35-40 % verloren. Jetzt haben wir im laufenden Jahr an den großen Indizes tatsächlich 20-30 % verloren. Kann man davon im Ausverkauf sprechen? Bedingt ja. Klar sind 20-30 % Verluste nicht schön, allerdings sieht ein Ausverkauf anders aus, weil es hat sich ja quasi sukzessiv durch alle Monate immer wieder geschlichen, das quasi die Kurse nachgegeben haben mit zwischenzeitlichen Erholungen. Nichtsdestotrotz, die Volatilität, also der Nervositätsindikator, der ist tatsächlich zwar etwas erhöht, er ist aber bei weitem nicht so hoch wie in Extremstressphasen wie zum Beispiel im März 2020. Vor dem Hintergrund kann man eigentlich von einem Bärenmarkt sprechen, der sich einfach aus dem sag ich mal wirtschaftlichen Konsequenzen ergibt, nämlich die Zinsen werden angehoben, die Inflation ist hoch, es gibt viele Unsicherheiten auch auf der geopolitischen Seite. Vor dem Hintergrund würde ich jetzt nicht sagen, dass das normal ist, aber es ist eine logische Konsequenz dessen, was gerade um uns herum passiert.
Ich würde mal sagen weder noch. Die klassische Antwort ist wir fahren auf Sicht, aber das tun wir auch wirklich. Wir haben Anfang des Jahres die Liquiditätsquoten massiv nach oben geschraubt, wir haben aktuell noch Liquiditätsquoten von um die 20 %. Wir haben uns aber sukzessiv in einzelnen Branchen reingedreht. Ich gebe Ihnen gerne ein paar Beispiele. Pharma- oder Basiskonsum, das sind konjunkturunsensitive Branchen, die tatsächlich auch solchen Phasen, wie wir sie jetzt haben trotzen. Die generieren hohe Cashflows. Ich sag jetzt mal, der Basiskonsum wird natürlich nicht eingestellt, weil wir eine Krise haben. Die Menschen müssen essen, die Menschen müssen trinken. Vor dem Hintergrund haben wir überwiegend defensive Titel an Bord, mit soliden stabilen Cashflows, gute Dividendenzahler, also eher konservative Werte, weniger Wachstumswerte, das war in den letzten Jahren natürlich anders und das ist auch unser Blick nach vorne, wir werden also nach wie vor mit erhöhten Kassenquoten arbeiten, aber eher in defensive Branchen investieren.
Dann danke ich Ihnen ganz herzlich, das war der Blick auf Konjunktur, Zinsen und Aktienmärkte im Börsenherbst 2022, Steffen Leditschke danke für das Gespräch, alles Gute für Sie.
Investmentreport 2021: Rettung der Weltwirtschaft
Das Corona-Jahr 2020 war von Lockdowns, einem rapiden Einbruch der Wirtschaftsentwicklung und dem Hoffen und Bangen auf der Suche nach Impfstoffen geprägt. Erfahren Sie mehr über den Ausblick und unsere Strategie für das Jahr 2021.
Seit über 30 Jahren sind wir als unabhängiger Vermögensverwalter der vertrauensvolle Partner unserer Mandanten in allen Vermögensfragen.
Frankfurt
Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main
Wir sind Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter e.V.