Episode #039

Festverzinsliche Wertpapiere | Steffen Leditschke

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In diesem Podcast erklärt Ihnen Steffen Leditschke alles über das Thema festverzinsliche Wertpapiere. Viel Spaß beim Hören!

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Anleihen sind in den letzten Jahren unseres Erachtens nach zu Unrecht immer mehr in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung gerutscht, weil die Aktienmarktentwicklungen und die neuesten Trends wie Kryptowährungen die Berichterstattung dominieren. Warum zu Unrecht? Anleihen sind nach wie vor eine der wichtigsten Finanzierungsquellen vor allem für Staaten, die keine Aktien emittieren können aber eben auch für Unternehmen, unabhängig davon, ob sie börsennotiert sind oder nicht. Dies liegt vor allem daran, dass Banken ebenfalls gerne Risiken aus ihren Bilanzen auslagern und an den Emissionen mitverdienen möchten, ohne die Risiken in den Bilanzierungsbüchern verzeichnen zu müssen. Für die neuesten ESG-Trends spielen Anleihen ebenfalls eine große Rolle, weil durch das sogenannte „Impact Investing“ bei der Kapitalaufnahme Bedingungen an den Emittenten geknüpft werden, einen gezielten Impact oder positiven Einfluss auf soziale und/oder ökologische Ziele zu erzielen. Daher auch der Name Green Bonds. Des Weiteren ist der Anleihemarkt deutlich facettenreicher als der Aktienmarkt, weil deutlich mehr Faktoren in die direkte Preisfindung einfließen. Laufzeit, Währung, Rating, Inflation, Geldpolitik um nur einige zu nennen. Interessant wird es bei 100-jährigen Emissionen, die es auch schon gibt, doch dazu später noch einmal mehr.

Die Krux am Anleihemarkt ist insbesondere für europäische Anleger, dass die Verzinsung für klassische Anleihen in einem für Privatanleger überschaubaren Zeitraum nahe Null oder sogar darunter liegt. Eine absurde Situation. Der Verleiher von Geld zahlt dafür, dass der Kreditnehmer mit seinem Geld arbeitet. Bis kurz vor der Finanzkrise in 2008 war dies ein unvorstellbares Szenario. Professoren an Universitäten hätten noch vor 20 oder auch 10 Jahren ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Noch absurder wird es, wenn diese Vorstellung auf Unternehmen übertragen wird, was mittlerweile für gut geratete Schuldner jedoch an der Tagesordnung ist. Viele Finanzvorstände hatten ihre Freude daran, Schulden am Kapitalmarkt aufzunehmen und dafür auch noch zusätzlich Geld für ihre Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu bekommen. Dies hatte zur Folge, dass viele Konzerne sehr langfristig Geld aufnahmen und ihre Schuldenstruktur veränderten, so „billiges“ Geld gab es noch nie. Allerdings führte dies wiederum neben einer guten konjunkturellen Entwicklung zur Steigerung der Gewinne und demnach auch zu steigenden Kursen an den Aktienmärkten, quasi ein Brandbeschleuniger.

Grund dafür ist die Politik der EZB, die um die Folgen der Finanzkrise einzudämmen, die hohe Neuverschuldung der Mitgliedsstaaten günstiger machen musste. Anschließend kam die Euro-Staatschuldenkrise, in der die Schuldentragfähigkeit gleich mehrerer europäischer Länder so stark in Frage gestellt wurde, dass sich der damalige EZB-Chef Mario Draghi zu seinem geschichtsträchtigen Zitat „whatever it takes“ – was auch immer notwendig ist – hinreißen ließ. Selbst während der Corona-Pandemie wurde die Phrase mehrfach seitens Politikern aufgegriffen, wie von Markus Söder auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Angela Merkel zu Beginn der Pandemie im März 2020. Aber zurück zu den Auswirkungen – die Politik der EZB in Verbindung mit den angeschlagenen Euro Peripheriestaaten Griechenland, Portugal, Spanien und Italien führte bis heute dazu, dass die Zinsen nur eine Richtung kannten – nach unten. Erstmals im Juni 2016 rentierten deutsche Bundesanleihen und auch Schweizer und japanische Staatsanleihen im negativen Terrain. Jedoch ist auch dies nur die halbe Wahrheit, da die Zinsen schon seit Beginn der 90er Jahre, also seit nunmehr 30 Jahren, mit kleinen Unterbrechungen tendenziell fielen.

Spannend wird es jetzt durch die seit Jahren kaum noch wahrgenommene Inflation. Im vergangenen Jahr zog diese weltweit wieder spürbar an. Parallel dazu steigen die Renditen zum einen wegen einer jetzt wieder aktiv werdenden amerikanischen Zentralbank, die in den nächsten Quartalen den Leitzins in mehreren Schritten anheben will, um die Inflation zu bremsen, zum anderen weil der reale Zins, der Unterschied zwischen Inflation und den tatsächlich gezahlten Zinsen, tief in den roten Bereich gedrückt wird und die Anleihekurse darauf reagieren. Dies wirkt sich spürbar auf Anleiheinhaber aus. Um das zu verdeutlichen, kommen wir auf das Beispiel vom Anfang zurück: die 100-jährige Anleihe, in diesem Fall ausgegeben von Österreich. Im Umfeld des eben beschriebenen Szenarios hat diese durch steigende Renditen gekoppelt mit der extrem langen Laufzeit innerhalb eines Jahres ca. 33 % nachgegeben. Dies ist selbstverständlich ein Extrembeispiel, das aber verdeutlicht, was bei einer wachsenden Inflation, in Verbindung mit steigenden Renditen und einer langen Laufzeit selbst bei bonitätsmäßig erstklassigen Anleihen passieren kann.
Nun wird alles bisher Gesagte niemanden dazu animieren, in Anleihen zu investieren. Allerdings können alle genannten Risiken umgekehrt auch als Chancen betrachtet werden.

Festverzinsliche Wertpapiere bieten mehr Anlagevariationen

Wie bereits erwähnt, bietet der festverzinste Markt deutlich mehr Anlagevariationen als die Aktie. Inflationsindexierte Papiere stellen u.a. eine Möglichkeit zur Absicherung gegen Inflation dar. Mit Floating Rate Notes, also variabel verzinslichen Papieren, partizipierten Investoren an steigenden Zinsen, weil die Kupons meist einmal im Quartal angepasst werden. Mit Fremdwährungsanleihen kann in höherverzinsten Währungsräumen, wie dem USD oder auch den Emerging Marktes, angelegt werden. Als Beispiel eignet sich das Jahr 2021, in dem mit dem USD oder auch chinesischen Renminbi Bonds an den gegenüber den vom Euro aufwertenden Währungen mitunter 10 % oder mehr verdient werden konnte, ohne dem Aktienmarktrisiko ausgeliefert zu sein. Mit High-Yield Bonds sind Investitionen in höherverzinsten Anleihen auch im Euro-Raum möglich. Um ein für heute letztes Beispiel zu nennen, gibt es spezialisierte ETF-Variationen, die eine Absicherung gegen steigende Zinsen oder auch gegen die Ausweitung von Risikoaufschlägen darstellen können. Sie sehen also, auch der Anleihemarkt hält neben der geringeren Schwankungsbreite ggü. Aktien auch in einem Niedrigzinsumfeld lukrative Anlagen bereit.

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