Zollstreit – USA und EU verhandeln intensiv

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Konjunktur & Rentenmärkte

Im Nahen Osten hält der Frieden bislang – die Finanzmärkte zeigen sich erleichtert. Nun richtet sich das Interesse wieder auf die Zollpolitik der USA sowie auf den Zinsentscheid der Fed Ende Juli.

Die US-Regierung hat der EU-Kommission einen neuen Vorschlag zur Beilegung des Zollstreits unterbreitet. Laut EU-Diplomaten stellte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Vorschläge den EU-Staats- und Regierungschefs vor. Sie betonte, dass alle Optionen noch offen seien. Die EU sei sowohl zu einer Einigung bereit als auch auf ein Scheitern vorbereitet. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel wurde beraten, mit welcher Strategie die Kommission in die entscheidende Verhandlungsrunde mit den USA gehen soll, um eine Eskalation ab dem 9. Juli zu verhindern. Bundeskanzler Friedrich Merz sprach sich für ein knappes Grundsatzabkommen aus, wie es die USA bereits mit Brasilien und Großbritannien vereinbart haben. Detaillierte Zollregelungen könnten danach folgen.

Laut der Zeitung „Israel Hayom“ sollen sich Israels Premier Netanjahu und US-Präsident Trump in einem Telefonat auf ein baldiges Ende des Gaza-Krieges verständigt haben – möglicherweise innerhalb von zwei Wochen. Eine solche Einigung könnte laut Bericht die Ausweitung des Abraham-Abkommens auf Saudi-Arabien und Syrien beinhalten. Im Gegenzug würde Israel eine Zwei-Staaten-Lösung unterstützen, die an Reformen der palästinensischen Autonomiebehörde geknüpft ist. US-Präsident Donald Trump drückt einem Medienbericht zufolge bei der Suche nach einem Nachfolger für den 2026 aus dem Amt scheidenden Notenbankchef Jerome Powell aufs Tempo. Laut Wall Street Journal könnte der Kandidat bereits bis September oder Oktober benannt werden. Nach Veröffentlichung des Berichts fiel der US-Dollar gegenüber dem EURO auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Der Markt rechnet zunehmend mit einer Zinssenkung durch die Fed bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juli – die Wahrscheinlichkeit stieg auf fast 25 %, nach 12,5 % in der Vorwoche. Während Jerome Powell eher zum Lager der geldpolitischen Falken zählt, hat das geldpolitische Komitee (FOMC) insgesamt derzeit sehr geteilte Ansichten: Aussagen von Fed-Gouverneur Christopher Waller, der sich für eine Zinssenkung im Juli aussprach, und ein schwacher Philadelphia-Fed-Index stützten die Erwartungen für eine Zinssenkung. Mary Daly (Fed San Francisco) sieht jedoch noch nicht genügend Informationen für einen solchen Schritt. Auch John Williams (New York Fed) hält den aktuellen Kurs angesichts der Unsicherheiten für angemessen. Die Notenbanker Bowman und Goolsbee zeigten sich offen für Zinssenkungen, ebenso wie Jeff Schmid (Kansas City Fed), der jedoch zur Geduld rät.

Der chinesische Premierminister Li Qiang hat in einer Grundsatzrede auf dem „Summer Davos“ im chinesischen Tianjin dazu aufgerufen, Handelskonflikte durch Konsultationen zu lösen.

Die Gewinne der chinesischen Industrie sanken im Mai um 9,1 % zum Vorjahr, nach einem Anstieg im April. Ursachen sind schwache Nachfrage, sinkende Preise und kurzfristige Schwankungen. Von Januar bis Mai 2025 lag das Minus bei 1,1 %. Staatsbetriebe verzeichneten –7,4 %, während Privatunternehmen (+0,3 %) und ausländische Firmen (+3,4 %) zulegten. Die Daten betreffen Firmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 20 Mio. Yuan (2,78 Mio. US-Dollar).

Ein Lichtblick für die Bank von Japan lieferten die jüngsten Inflationsdaten – danach ist die Inflation (ohne frische Nahrungsmittel) in Tokio im Juni auf 3,1 % zurückgefallen, nach 3,6 % im Vormonat. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 3,3 % gerechnet. Die Teuerung liegt damit aber weiter deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank.


Aktienmärkte

Der deutsche Aktienindex DAX konnte in der zurückliegenden Woche ein Plus von 2,9 % erreichen. Beim Euro Stoxx50 waren die Kursgewinne mit 1,7 % nicht ganz so stark. Besser schnitten dagegen der S&P 500 (+3,4 %) und vor allem der NASDAQ-100 (+4,2 %) ab.

Die Baufirmen haben hierzulande im April weniger Aufträge eingesammelt. Real, also preisbereinigt, gingen die Bestellungen im Bauhauptgewerbe gegenüber März um 8,0 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Dabei nahm der Auftragseingang im Hochbau um 9,3 % zu, während die Bestellungen im Tiefbau gegenüber dem von Großaufträgen geprägten Vormonat um 20,6 % einbrachen. So hatte der Tiefbau im März mit einem Bestellplus von 34,3 % gegenüber Februar den höchsten saisonbereinigten Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991 verzeichnet (Reuters).

Im Wettbewerb um den Weltraum spricht sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für den Aufbau eines starken europäischen Satellitenherstellers aus. Bei der Luftfahrtschau in Paris rief er am Freitag zu einer umfassenden europäischen Initiative auf. Ziel sei es, so Macron, möglichst rasch einen „neuen Champion“ Europas in der Raumfahrt zu schaffen.

Der europäische Automarkt ist im Mai nur leicht gewachsen: Die Pkw-Neuzulassungen in EU, Efta und Großbritannien stiegen um 1,9 % auf 1,113 Mio. Fahrzeuge. Besonders Elektro- und Hybridfahrzeuge legten zu – reine E-Autos um 27,2 %, Plug-in-Hybride um 46,1 %. Dagegen gingen Benziner- und Dieselzulassungen stark zurück. Tesla verzeichnete trotz E-Auto-Boom einen Einbruch von über 40 %. BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz verbuchten Zuwächse. Das Geschäftsklima der Branche bleibt laut Anita Wölfl vom Ifo Institut jedoch angespannt.

Solarwerte waren diese Woche gefragt. Die Nachfrage nach Solarenergie für den Betrieb von Rechenzentren bleibt hoch. Invenergy, ein Entwickler für erneuerbare Energien, und Meta Platforms (WhatsApp, Facebook etc.) haben vier Verträge über die Lieferung von 791 Megawatt Solar- und Windenergie unterzeichnet.


Einzelwerte

In Deutschland plant die DHL Group, die Zahl ihrer Pack- und Poststationen bis 2030 von 15.500 auf 30.000 zu verdoppeln. Dabei ersetzt das Unternehmen klassische Filialen zunehmend durch automatisierte Stationen.

Ein starkes Signal gegen Netflix und Amazon Prime setzt die RTL Group mit dem Kauf von Sky Deutschland. Der Medienkonzern übernimmt 100 % der Geschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol von Comcast für 150 Mio. Euro – mit möglichem Nachschlag von bis zu 377 Mio. Euro, abhängig vom Aktienkurs. Laut Thomas Rabe, dem Chef von Bertelsmann und der RTL Group, will man so als nationaler Medienchampion auftreten und gegen US-Plattformen bestehen.

Wachstumsziele will die Commerzbank laut Finanzchef Carsten Schmitt auch ohne Zukäufe erreichen. Externe Übernahmen seien nur dann sinnvoll, wenn sie zur angestrebten Eigenkapitalrendite von 15 % und einer Cost-Income-Ratio von 50 % beitrügen.

Ein starkes Quartal legte Micron vor. Der anhaltende Nachfrageboom bei Hochleistungsspeichern für Künstliche Intelligenz (KI) hat dem US-Chipkonzern im dritten Quartal ein überraschend starkes Ergebnis beschert. Der Absatz von HBM-Speichern (High Bandwidth Memory) stieg um 50 %, was Rekorde beim Umsatz mit Rechenzentren und im Gesamtkonzern brachte. Für das Geschäftsjahr 2025 wird ein Rekordumsatz erwartet. Die HBM-Halbleiter sind sehr schnell im Speichern und Ausgeben von Daten.

Kostensenkungen und ein verbessertes Exportgeschäft verhalfen FedEx im Q4 (bis Ende Mai) zu einem bereinigten Gewinn von 1,46 Mrd. US-Dollar (6,07 US-Dollar je Aktie). Analysten hatten mit 5,81 US-Dollar gerechnet. Der Umsatz stieg leicht auf 22,2 Mrd. US-Dollar. Für Q1 erwartet das Unternehmen jedoch nur 3,40–4,00 US-Dollar je Aktie, was unter den Marktschätzungen liegt.

Für das Eylea-Biosimilar FYB203 hat Formycon über Partner Klinge Biopharma eine exklusive Lizenz für die Vermarktung in den USA und Kanada an Valorum Biologics vergeben.

Scharfe Kritik an der EU-Handelspolitik äußerte Südzucker-Finanzvorstand Stephan Meeder. Zucker aus Brasilien dürfe zollfrei eingeführt werden, obwohl er nicht den EU-Nachhaltigkeitsstandards entspreche. Auch ein neues US-UK-Abkommen benachteilige Cropenergies, eine Tochterfirma.

Einen Robotaxi-Dienst mit bis zu 20 Fahrzeugen startete Tesla in Austin. Die Pauschale beträgt 4,20 US-Dollar. Die US-Verkehrsbehörde fordert nun Informationen zu sicherheitsrelevanten Vorfällen. Nach einem Unfall mit drei Toten in New Jersey läuft zudem eine Klage. Der Wagen war mit einem Autopiloten und „Full Self-Driving“ ausgestattet. Der langjährige Manager Omead Afshar hat Tesla verlassen – vielleicht auch, weil in Europa die Nachfrage eingebrochen ist.

Ein Großauftrag aus Schweden über 800 Mio. Euro winkt dem Rüstungskonzern Diehl. Stockholm will ein Mittelstrecken-Flugabwehrsystem anschaffen. Schweden plant, seine Rüstungsausgaben bis 2032 auf 3,5 % des BIP zu steigern.



Märkte in der vergangenen Woche



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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert als Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos – Multi Chance.

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