Trotz Zollrisiken – erneutes Rekordhoch beim DAX

Inhaltsverzeichnis



Konjunktur & Rentenmärkte

Nachdem in der Vorwoche die Emission einer neuen US-Staatsanleihe auf ungewöhnlich wenig Käuferinteresse stieß, traf es in der vergangenen Woche Japan. Eine Auktion 40-jähriger japanischer Staatsanleihen ist enttäuschend verlaufen, obwohl die Renditen bereits im Vorfeld deutlich gestiegen waren. Die japanische Staatsverschuldung lag 2024 laut OECD bei 245 % gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Ein Zahlungsausfall ist sowohl für die USA als auch für Japan extrem unwahrscheinlich. Ein Crash, wie manche befürchten, droht nicht. Gleichwohl erscheinen alternative Anlageformen zunehmend attraktiver – sodass Investoren künftig höhere Renditen einfordern könnten.

Die neuerliche Zolldrohung von US-Präsident Trump gegen die EU wurde zu Wochenbeginn eher gelassen zur Kenntnis genommen. Die anfänglichen Verluste an den Börsen waren überschaubar. Später kam die Meldung, dass Trump die Frist für neue EU-Zölle vom 1. Juni auf den 9. Juli schiebe. Der Vorsitzende des Handelsausschusses des Europäischen Parlaments, Bernd Lange, vermutet, dass Donald Trump die Zölle gegen die EU nicht völlig aufgeben werde. Auch wenn Trump etwa bei 10 oder 15 Prozent bliebe, werde die EU nach seiner Ansicht Gegenzölle verhängen. Zum Ende der Woche dominierte die Zollpolitik erneut das Geschehen: Der US-amerikanische Court of International Trade erklärte einige Zölle für nichtig, ein Berufungsgericht setzte die Zölle wieder in Kraft. Die Lage bezüglich der US-Zölle wird immer unübersichtlicher. Trotzdem war die Stimmung unter US-Verbrauchern im Mai weitaus besser als erwartet.

In Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen trotz des beschworenen Fachkräftemangels im April weiter angestiegen – um 34.000. Die Arbeitslosenquote liegt damit weiterhin bei 6,3 %.

In Japan bleibt die Inflation unerwünscht hoch. Die Verbraucherpreise ohne frische Lebensmittel im Großraum Tokio sind im Mai um 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen (April 3,4 %).


Aktienmärkte

Trotz der Unsicherheit bezüglich künftiger Zölle erreichte der DAX-Index am Dienstag (27.05.2025) ein neues Rekordniveau. Dass sich das Anlegerinteresse von den USA zunehmend stärker nach Europa verlagert, lässt sich an der wöchentlichen Performance jedoch nicht ablesen: Der DAX-Index gab um 0,1 % nach und der Euro Stoxx 50 um 0,5 %. Dagegen legten die US-Indizes zu: der S&P 500 Index um 1,9 % und der Nasdaq 100 Index um 2,0 %.

Zu Beginn der neuen Woche treffen sich in Istanbul ukrainische und russische Verhandlungsdelegationen auf der Suche nach einem Weg zu einer Waffenruhe. Die US-Regierung will einen Entwurf für ein mögliches Abkommen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen noch am Mittwoch vorlegen.

Der Dollar zeigte im Wochenverlauf Stärke, am Ende der Woche stand der Kurs jedoch wieder bei 1,14 US-Dollar je Euro. Mit dem US-Dollar gab auch der Goldpreise nach. Auch Industriemetalle wie Kupfer, Zinn und Nickel verbilligten sich.

Aktien von Kernkraftunternehmen legten kräftig zu, nachdem Trump kurz vor Handelsschluss Maßnahmen zur Förderung der Branche ankündigte. Uranium Energy, Energy Fuels und Centrus Energy verzeichneten Kursgewinne von bis zu 25 %. Trump wies die Atomaufsichtsbehörde an, Genehmigungen für Reaktoren und Kraftwerke schneller zu erteilen und Vorschriften zu lockern – der bisher mehrjährige Prozess soll auf 18 Monate verkürzt werden.

Die Opec+ hat am Wochenende eine Erhöhung der gemeinsamen Tagesproduktion im Juli um 411.000 Barrel beschlossen – eine ähnlich hohe Produktionsausweitung wie im Mai und Juni.


Einzelwerte

Möglicherweise stehen Aldi Nord und Aldi Süd vor einem Zusammenschluss. Die „WirtschaftsWoche“ berichtet, unter Berufung auf mehrere Familieninsider, man würde über verschiedene Szenarien diskutieren. Die beiden Einzelhandelsriesen könnten unter dem Dach einer gemeinsamen Holding gestellt werden, deren Anteile sich auf die Stiftungen der unterschiedlichen Familienstränge gleichberechtigt verteilen würden.

Aufgrund steigender Nachfrage nach KI-Servern hat Dell seine Prognose für den bereinigten Jahresgewinn leicht auf 9,40 US-Dollar je Aktie angehoben (zuvor 9,30 US-Dollar). Die Umsatzprognose bleibt unverändert. Von der Entwicklung profitieren Unternehmen wie Dell und Super Micro Computer, obwohl hohe Produktionskosten und starker Wettbewerb die Margen belasten.

Vor dem Hintergrund des schwachen US-Dollar hat Salesforce seine Umsatzprognose für 2026 auf 41 bis 41,3 Mrd. US-Dollar erhöht (zuvor 40,5–40,9 Mrd.). Der Konzern profitiert vom KI-Boom, wie CEO Robin Washington erklärte. Im ersten Quartal legte der Umsatz um 8 % auf 9,83 Mrd. US-Dollar zu und übertraf damit die Analystenerwartungen von durchschnittlich 9,75 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn stieg leicht auf 1,54 Mrd. US-Dollar (Vorjahr: 1,53 Mrd.). Noch im Februar hatte das Unternehmen wegen Kunden-Zurückhaltung einen schwachen Ausblick geliefert, sieht nun aber Rückenwind durch Wechselkurse.

Wie CEO Kelly Ortberg mitteilte, will Boeing im Juni wieder Flugzeuge nach China liefern. Die Rate der 737-Max-Produktion nähert sich 38 Maschinen monatlich. Die Lieferungen waren wegen Handelsstreitigkeiten ausgesetzt worden.

Im Zollstreit mit den USA steht Volkswagen in direktem Austausch mit der Regierung und bietet neue Investitionen an, wie Konzernchef Oliver Blume erklärte.

Mit Sonderzöllen auf in Indien gefertigte iPhones will Donald Trump den Druck auf Apple erhöhen. Der US-Präsident droht mit einem 25 %-Zoll auf diese Produkte. Auch Samsung und andere Smartphone-Hersteller sollen betroffen sein. In den USA werden jährlich über 60 Mio. Handys verkauft, eine heimische Produktion fehlt bislang.

Von Trumps Plänen zum Ausbau der Kernenergie profitierten Aktien von Atomfirmen deutlich. Lightbridge stiegen, als Reaktion auf die Pläne, um fast 43 %, Nuscale Power um knapp 20 %. Das Papier des Start-ups Oklo gewann 23 %. Unterstützend wirkte zudem die Aussicht, dass Ex-Oklo-Chef Chris Wright Chef des Energieministeriums werden könnte.

Eine Einigung zur Übernahme von U.S. Steel durch Nippon Steel hat Trump über Truth Social verkündet. Geplant sei eine Partnerschaft, die 70.000 Jobs schaffen und der US-Wirtschaft 14 Mrd. US-Dollar bringen solle. Weitere Details zur Transaktion nannte er nicht. Trump kündigte zudem eine Veranstaltung am kommenden Freitag bei U.S. Steel in Pittsburgh an. Vieles an dem „Deal“ ist noch unklar.

Im Strafverfahren um zwei Abstürze der 737 MAX hat das US-Justizministerium einen Vergleich mit Boeing bekannt gegeben. Das Unternehmen zahlt über 1,1 Mrd. US-Dollar und muss seine Ethikprogramme verbessern. Ein unabhängiger Compliance-Berater wird eingesetzt. So entgeht Boeing einer Strafverfolgung.

Ein Großauftrag für NVIDIA kommt laut Medienbericht von Oracle. Der Cloud-Dienstleister will für rund 40 Mrd. US-Dollar KI-Chips des Typs GB200 kaufen, um ein Rechenzentrum für OpenAI aufzubauen. Dieses soll in Texas entstehen und von OpenAI gemietet werden. Geplant ist eine Bestellung von 400.000 Chips. Nvidia hat im ersten Quartal 2025 einen deutlichen Umsatzsprung von 12 % auf 44,1 Mrd. US-Dollar verzeichnet und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Im Jahresvergleich stieg der Umsatz um 69 %, der Gewinn je Aktie legte um 27 % auf 0,76 US-Dollar zu. Dennoch sank der Gewinn gegenüber dem Vorquartal um 15 %. Für das zweite Quartal erwartet der Konzern lediglich ein moderates Umsatzwachstum von 2 % auf 45 Mrd. US-Dollar – unter den Markterwartungen. Grund dafür sind verschärfte US-Exportbeschränkungen für KI-Chips nach China, die Nvidia mit bis zu 8 Mrd. US-Dollar Umsatz kosten könnten.

Zur möglichen Übernahme der Commerzbank durch Unicredit äußerte sich Bundesbank-Vorstand Michael Theurer skeptisch. Eine Aufstockung über die genehmigten 29,9 % hinaus müsste von der europäischen Bankenaufsicht intensiv geprüft werden. Ein Selbstläufer sei die Transaktion laut Theurer nicht.

Einen Strategiewechsel meldete General Motors. Der Konzern streicht eine geplante Investition über 300 Mio. US-Dollar in E-Motoren. Stattdessen fließen 888 Mio. US-Dollar in neue V8-Motoren, wie GM mitteilte.



Märkte in der vergangenen Woche



Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Whitepaper: Investieren in Dividendenaktien

Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Dividendenaktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Denn diese wird oft auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende angegeben, steht aber im Verhältnis zum derzeitigen Aktienkurs. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Whitepaper.

Wichtige Hinweise:

Die in der Rubrik zur Verfügung gestellten Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Informationen im Rahmen von Finanzanlagen unterliegen aber stetiger Veränderungen und wechselnder Einschätzungen. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
Sofern in den Darstellungen Charts verwendet werden, beziehen sich diese auf den dort angegebenen vergangenen Zeitraum, die angegebene Währung und es ist angegeben, ob es sich um eine Betrachtung vor oder nach Kosten handelt. Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse. Jede Finanzanlage hat bestimmte Risiken, bitte beachten Sie die Risikohinweise.

Die Plutos Vermögensverwaltung AG ist ein kommerzieller Anbieter, die Ausführungen können daher auch werbliche und bezahlte Elemente beinhalten. Die Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar, sondern sind eine Momentaufnahme der Finanzmärkte. Wir empfehlen grundsätzlich vor jeder Entscheidung die Beratung durch Ihre Bank oder einen unabhängigen Vermögensverwalter. Die Plutos Vermögensverwaltung AG erhält, sofern nicht anders angegeben, keine besondere Vergütung für die veröffentlichten Beiträge. Sofern sie aber Funktionen im Rahmen einer dargestellten Finanzanlage wahrnimmt, kann sie hierfür eine Vergütung erhalten.
Zur weiteren Information beachten Sie bitte die rechtlichen Hinweise.

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert als Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos – Multi Chance.

Weitere Neuigkeiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert