Konjunktur & Rentenmärkte
Die wirre Zollpolitik des US-Präsidenten hat erkennbar erste realwirtschaftliche Folgen: Das amerikanische Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal leicht gesunken. Im Vorfeld drohender Zölle wurden Importe vorgezogen und somit inländische Nachfrage ins Ausland umgelenkt. Auch die Verunsicherung der Unternehmen wird greifbarer: Die Umfragedaten zum ISM-Index zeigen, dass die Bestellungen zurückgehen und die Unternehmen planen, ihre Neueinstellungen zu reduzieren. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen, die es ja am besten wissen sollten, dass sich das Inflationstempo beschleunigen wird. Die US-Arbeitsmarktdaten zeigten jedoch zum Wochenschluss noch einmal sehr solide Zahlen und – überraschend – 10.000 zusätzliche Stellen im staatlichen Sektor.
Doch auch die Konjunkturdaten für den Euroraum enttäuschten. Der European Sentiment Indicator (ESI) fiel stärker als erwartet von 95 Punkten im März auf 93,6 Punkte im April. Angesichts der US-Zollpolitik muss man froh sein, dass die Stimmungseintrübung nicht noch deutlicher ausfiel. In Deutschland stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal immerhin um 0,2 %.
Erneut betrafen zahlreiche Meldungen die US-Zollpolitik: Die USA wollen in den nächsten zwei Monaten mit etwa 18 wichtigen Handelspartnern über neue Handelsregeln verhandeln. Auch Quoten und andere Handelshemmnisse, wie Verbraucherschutzvorschriften und Ursprungsregeln sollen dabei auf den Tisch kommen. China rudert bei den Vergeltungszöllen zurück: Einige Waren sind nur schwer aus anderen Ländern zu beziehen. Den betroffenen Importeuren von u. a. Halbleiter, Anlagen für die Chipherstellung, medizinischen Produkten und Flugzeugteilen wurde mitgeteilt, dass auf die Zollerhöhungen von bis zu 125 % verzichtet werde. Derweil seien die Europäische Union und die USA noch weit von einem Abkommen im Zollstreit entfernt, so der EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis sinngemäß.
Die Ukraine und die USA haben ein Rohstoffabkommen vereinbart. Die Vereinigten Staaten erhalten einen bevorzugten Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen wie begehrten seltenen Erden. Die Ukraine behält aber nach eigenen Angaben die Kontrolle über alle ihre Ressourcen und hofft nun auf weitere US-Militärhilfe. Zugleich wird ein gemeinsamer Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine eingerichtet.
Aktien- und Rohstoffmärkte
Die Aktienmärkte gewannen in der zurückliegenden Woche Auftrieb durch Meldungen über eine mögliche Verhandlungslösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. China hat sich nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums offen für Gespräche über den Zollkonflikt gezeigt, nachdem die USA diesbezüglich an Peking herangetreten sind.
Gemessen an den Börsenkursen schätzen die Anleger die Aussichten für den Unternehmenssektor nur unwesentlich negativer ein, als vor dem 3. April, als US-Präsident Donald Trump drohte, quasi alle Handelspartner der USA mit unerwartet hohen Zöllen zu überziehen. Am Tag davor schloss der Dax bei 22.390 Punkten. Aktuell liegt er sogar bei 23.086 Punkten.
Etwas anders sieht es bei den US-Indizes aus: Der S&P 500 notiert etwa 5 % unter dem Niveau vom Anfang April. Mithin bewerten die Finanzmärkte Trumps Politik als eher negativ für die USA und als neutral für z. B. Deutschland.
Der Optimismus der DAX-Anleger ist groß und die Liste der bislang unerfüllten Hoffnungen ist lang: Frieden in der Ukraine und im Gazastreifen, eine Zollvereinbarung mit den USA, ein positiver Wachstumsimpuls durch das staatliche Investitionsprogramm und endlich ein positiver Wachstumsimpuls durch die Zinssenkungen der EZB – um nur die größten Hoffnungen zu nennen. Die Auguren in den volkswirtschaftlichen Abteilungen sind demgegenüber deutlich pessimistischer. Der scheidende Wirtschaftsminister prognostizierte für Deutschland jüngst (24.04.) Nullwachstum für 2025. Wahrscheinlich ist die eine Seite zu optimistisch und die andere Seite zu pessimistisch.
Als Reaktion auf die Finanzmarktkrise wurden die europäischen Banken stark reguliert. Insider zufolge soll eine Arbeitsgruppe der EZB eine Vereinfachung der Bankenregulierung prüfen. Eine Deregulierung dürfte sich positiv auf den Finanzsektor auswirken.
Einzelwerte
Die Großbank Standard Chartered steigerte den Vorsteuergewinn im ersten Quartal auf 2,1 Mrd. US-Dollar nach 1,91 Mrd. im Vorjahr. Die Bank warnte jedoch, dass höhere Zölle künftig die Kreditqualität beeinträchtigen könnten. Die Verhängung von Handelszöllen habe die wirtschaftliche und geopolitische Komplexität erhöht. Die Kreditwertberichtigungen stiegen um 24 % auf 219 Mio. US-Dollar. Robust entwickelten sich die Sparten Vermögensverwaltung mit einem Ertragsplus von 28 % sowie Global Banking und Global Markets mit Zuwächsen von 17 % und 14 %.
Laut dem Wall Street Journal haben Tesla-Vorstandsmitglieder mit der Suche nach einem Nachfolger für Elon Musk begonnen und dafür Personalberatungen kontaktiert. Tesla dementierte den Bericht jedoch vehement. Verwaltungsratschefin Robyn Denholm bezeichnete die Meldung auf Musks Plattform X als „völlig falsch“.
Amazon konnte im ersten Quartal den Umsatz um 9 % auf 155,7 Mrd. US-Dollar steigern. Der bereinigte Gewinn lag bei 1,59 US-Dollar je Aktie. Der Gewinn betrug 17,1 Mrd. US-Dollar. Die Cloud-Sparte legte um knapp 17 % auf 29,3 Mrd. US-Dollar zu – leicht unter den Analystenerwartungen.
Den höchsten Umsatz seit über zwei Jahren verzeichnete Apple im März-Quartal. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5 % auf 95 Mrd. US-Dollar. Auch der Nettogewinn stieg um 5 % – auf 24,8 Mrd. US-Dollar. Das starke Ergebnis ist zurückzuführen auf vorgezogene Käufe angesichts drohender US-Zölle sowie auf das neue iPhone 16e. Dieses günstige Modell mit begrenzten KI-Funktionen stieß auf hohe Nachfrage. Der iPhone-Umsatz belief sich auf 46,84 Mrd. US-Dollar. Die Erlöse in China erreichten 16 Mrd. US-Dollar. Apple plant eigene Aktien im Wert von 100 Mrd. US-Dollar zurückzukaufen.
Überraschend deutlich profitiert Microsoft vom KI-Boom. Der Umsatz stieg um 13 % auf 70,1 Mrd. US-Dollar, der bereinigte Reingewinn legte um 19 % auf 25,8 Mrd. zu. Besonders die Cloud-Sparte Azure wuchs stark – um rund ein Drittel.
Auch Facebook profitiert von dem wachsenden KI-Bedarf. Der Mutterkonzern Meta steigerte den Quartalsumsatz um 19 % auf 42,31 Mrd. US-Dollar. Die Preise für Online-Werbung stiegen um 10 %. Der Vorstandsvorsitzende Mark Zuckerberg sagte, die KI-Angebote würden monatlich von fast einer Milliarde Menschen genutzt.
Etwaige Kosten durch US-Zölle will Airbus an Kunden weiterreichen. Eine Verlagerung von Produktionskapazitäten sei nicht geplant, sagte der Vorstandsvorsitzende. In der Jahresprognose seien Zölle nicht enthalten. Für 2025 plant Airbus die Auslieferung von 820 Maschinen (2024: 766), ein bereinigtes EBIT von 7 Mrd. Euro (Vorjahr: 5,35 Mrd.) und einen Free Cashflow von 4,5 Mrd. Euro. Im ersten Quartal wurden erst 136 Flugzeuge ausgeliefert.
Huawei Technologies bereitet die Erprobung eines neuen, leistungsstarken KI-Prozessors vor, der als Alternative zu Nvidia-Chips dienen könnte.
Die Deutsche Bank steigerte den Vorsteuergewinn im ersten Quartal kräftig um 39 % auf 2,84 Mrd. Euro. Die Eigenkapitalrendite lag zweistellig bei 11,9 %, die Aufwand-Ertrags-Relation verbesserte sich auf 61,2 %. Die Bank sieht sich als gut gerüstet für volatile Märkte. Dank der hohen Nachfrage nach Rüstungsgüter erzielte Rheinmetall im ersten Quartal einen Umsatzanstieg von 46 % auf 2,305 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis wuchs um 49 % auf 199 Mio. Euro. Das boomende Verteidigungsgeschäft legte um 73 % zu. Der Auftragseingang stieg um atemberaubende 181 % auf 11 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand erreicht damit 62,6 Mrd. Euro. Ohne weitere Neubestellungen wären das genug Aufträge für die nächsten sechs Jahre. Die Prognose für 2025 sieht ein Umsatzplus von 25 bis 30 % und eine operative Marge von rund 15,5 % vor.
Alibaba präsentierte ein neues Large-Language-Modell (LLM), das in der mathematischen Verarbeitung neue Maßstäbe setzen soll. Der chinesische Technologiekonzern will damit seine Position in der globalen KI-Welt stärken.
HSBC meldete für das erste Quartal einen Gewinnrückgang um 32 % auf 6,93 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn lag damit aber über den Erwartungen. Die Nettozinserträge sanken leicht auf 8,3 Mrd. US-Dollar. Die Bank kündigte ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu 3 Mrd. US-Dollar an. Die britische Großbank warnte vor zunehmender Unsicherheit durch US-Zölle. Das makroökonomische Umfeld bleibe volatil, so das Institut. Kreditverluste beliefen sich auf 900 Mio. US-Dollar, mit möglichen weiteren Belastungen von 500 Mio. US-Dollar. Die HSBC will ihre jährlichen Kosten bis 2026 um 1,5 Mrd. US-Dollar senken.
Durch US-Zölle könnten finanzielle Belastungen im mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich entstehen, schätzt MTU Aero Engines. Im ersten Quartal stieg der Umsatz des Unternehmens um 25 % auf 2,09 Mrd. Euro. Besonders der Verkauf von Triebwerken und das Wartungsgeschäft liefen gut. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) wuchs auf 300 Mio. Euro, die EBIT-Marge auf 14,2 %. Die Zollfolgen sind in der Prognose noch nicht berücksichtigt. Wegen des schwachen US-Dollars wurden die Umsatzerwartungen für 2025 auf 8,3 bis 8,5 Mrd. Euro gesenkt (zuvor 8,7 bis 8,9 Mrd. Euro).
Toyota und Waymo (Alphabet) wollen gemeinsam eine Plattform für autonomes Fahren entwickeln. Eine Ausweitung der Kooperation wird geprüft.
Die UBS erzielte im ersten Quartal einen Reingewinn von 1,7 Mrd. US-Dollar – leicht unter Vorjahr, aber über den Erwartungen. Der bereinigte Vorsteuergewinn lag bei 2,1 Mrd. US-Dollar. Das Global Wealth Management verzeichnete einen Nettomittelzufluss von 27 Mrd. US-Dollar.
Wegen Vorzieheffekten konnte Samsung im ersten Quartal den operativen Gewinn leicht auf umgerechnet 4,13 Mrd. Euro steigern – ein Plus von 1,2 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz legte um 10 % zu. Kunden deckten sich aus Sorge vor US-Zöllen verstärkt mit Smartphones ein. Schwache KI-Chip-Verkäufe wurden durch wachsende Verkäufe von Standardchips ausgeglichen. Wegen der Zollpolitik verzichtet das Unternehmen jedoch auf eine Prognose für das laufende Quartal.
Trotz rückläufiger Umsätze konnte DHL den Quartalsgewinn leicht steigern. Fast alle Sparten verzeichneten Zuwächse – besonders der Bereich Post & Paket Deutschland. DHL will seine Kosten bis 2027 um eine Milliarde Euro senken. Trotz der Zollunsicherheiten hält das Unternehmen an seinem Gewinnziel (EBIT) für das Gesamtjahr von mindestens 6 Mrd. Euro fest.
Belastet durch ein schwaches China-Geschäft sanken bei Mercedes-Benz die Umsätze im ersten Quartal um über 7 % auf 33,22 Mrd. Euro. Der Gewinn (EBIT) fiel um 41 % auf 2,29 Mrd. Euro. Die Rendite im Kerngeschäft ging auf 7,3 % zurück, lag damit aber über den Analystenerwartungen. Eine vorsichtige Prognose begründet der Konzern mit den bereits in Kraft getretenen Zollerhöhungen.
Ein florierendes Privatkundengeschäft verhalf der spanischen Großbank Santander zum vierten Rekordquartal in Folge. Der Gewinn stieg um fast 20 % auf 3,4 Mrd. Euro – weit über den Erwartungen. Positiv wirkte auch eine geringere Belastung durch die nationale Bankenabgabe.
Mit einem Gewinnsprung auf 1,61 Mrd. Euro übertraf auch die Societe Generale die Markterwartungen. Rund die Hälfte stammt jedoch aus Einmaleffekten durch Vermögensverkäufe. Die Eigenkapitalrendite erreichte mit 11 % bequem das Jahresziel. Unterstützung kam vom Privatkundengeschäft, dem Börsenhandel und einem zehnprozentigen Wachstum im Investmentbanking.
Märkte in der vergangenen Woche
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