Die Entscheidung, in Unternehmensanleihen zu investieren, stellt für viele Anleger eine attraktive Möglichkeit dar, ihr Portfolio zu diversifizieren. Dabei bieten Unternehmensanleihen potenziell höhere Renditen als Staatsanleihen.
Unternehmensanleihen sind Schuldtitel, die von Unternehmen ausgegeben werden, um Kapital für Investitionen, Expansionen oder andere betriebliche Zwecke zu beschaffen. Für Emittenten von Anleihen hat diese Form der Finanzierung den Vorteil, dass die Unternehmen unabhängig von Bankkrediten bleiben.
In diesem Artikel gehen wir auf die verschiedenen Gründe ein, warum es sich lohnt, in Unternehmensanleihen zu investieren, und erläutern dabei Aspekte wie Renditen, Risikoaufschläge und Wechselkurseffekte.
Sinkende Renditen – unsere Prognose bis Ende 2025
Der scharfe Inflationsanstieg 2022 wurde von deutlich steigenden Renditen im Euroraum, aber auch in vielen anderen Regionen wie den USA begleitet. Die Rendite von Bundesanleihen mit 2-jähriger Laufzeit stieg bis 2023 auf über 3 % an – so hoch wie zuletzt 2008. Die Inflation ist in den letzten zwei Jahre auch dank entsprechender geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen wieder gefallen. Der Inflationsrückgang hat Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) ermöglicht. Gemessen an den im Rentenmarkt eingepreisten Erwartungen rechnen die Marktteilnehmer mit vier weiteren Zinssenkungen bis Ende 2025.
Die Inflation ist zwar in den letzten Monaten wieder etwas angestiegen. Maßgeblich für den Anstieg ist jedoch ein Basiseffekt, denn der scharfe Energiepreisrückgang zum Jahreswechsel 2023/24 fällt nun aus der Berechnung der jährlichen Inflation heraus. Auf solche Basiseffekte reagiert die EZB jedoch gelassen. Ab April, so unsere Prognose, dürfte die Inflation jedoch unter 2 % fallen. Die Inflationsentwicklung dürfte daher weiteren Zinssenkungen nicht entgegenstehen.
Renditen im Zeitverlauf, Bundesanleihen vs. US-Staatsanleihen, 10 Jahre
Quelle: Bundesbank, Plutos (Prognose)
Diese erwarteten Zinssenkungen sind, wie gesagt, bereits in den Anleihekursen eingepreist – auch in den Kursen von Anleihen mit längeren Laufzeiten. In der Vergangenheit wurden dennoch regelmäßig Zinssenkungen der Zentralbank von sinkenden Kapitalmarktrenditen begleitet. Daher rechnen wir mit einem Renditerückgang auch bei längeren Laufzeiten.
Ende Januar liegt die Rendite für in Euro nominierte Unternehmensanleihen mit einer sehr guten Bonität von AAA und einer Restlaufzeit von fünf Jahren bei etwa 2,7 %. Nach unserer Einschätzung dürften die Renditen bis Ende 2025 auf 2,4 % fallen. Die Rendite würde mithin nach unserer Prognose um 30 Basispunkte sinken.
Für die Kursentwicklung am Anleihenmarkt bedeutet dies steigende Kurse im Jahresverlauf. Einfach erklären lässt sich der Laufzeiteffekt an einem Beispiel: Wenn ein Emittent im Rahmen einer Neuemission Ende 2025 dennoch 2,7 % statt 2,4 % Rendite bieten würde, dann wären die Investoren bereit, einen höheren Kurs als 100 zu zahlen. Sie bekommen schließlich fünf Jahre lang 30 Basispunkte mehr als die Marktrendite. Das entspricht einem Kursaufschlag von 1,5 %. Das entspricht für die fünf Jahre 5-mal 30 Basispunkten.
Aktuelle Renditen
Quelle: Bundesbank, Plutos (Prognose)
Erwartete Renditen Ende 2025
Quelle: Bundesbank, Plutos (Prognose)
Erwartete Renditen Ende 2025
Quelle: Bundesbank, Plutos (Prognose)
In der unteren Tabelle haben wir die erwartete Performance dargestellt: Wenn wir in dem oben genannten Beispiel (Bonität: AAA, Laufzeit 5 Jahre) richtig liegen, dann erhält der Renteninvestor für diese Anleihe 2,7 % Rendite plus den Kursgewinn von 1,5 Prozentpunkten. Zusammen also einen Ertrag von 4,2 % – sofern er die Anleihe Ende 2025 verkauft.
Je länger die Restlaufzeiten, umso größer ist der Effekt der Renditeänderung auf die Anleihenkurse. Bei längeren Laufzeiten ließen sich so deutliche Kursgewinne erzielen. Die Kursänderung kann aber auch in die andere Richtung laufen. Sollten die Renditen bis zum Jahresende steigen, dann würde das entsprechende Kursverluste bedeuten.
Für unsere Prognose sind wir zudem davon ausgegangen, dass sich der Renditevorsprung von Unternehmensanleihen gegenüber Bundesanleihen um den Faktor 0,1 verringert. Aktuell liefert eine Anleihe mit der Bonität BBB eine gut 60 Basispunkte höhere Rendite als eine Anleihe der Bonitätsstufe AAA. Dieser Vorsprung, so unsere Annahme, dürfe sich auf 54 Basispunkte verkürzen.
Feste und variable Zinsen
Bislang haben wir unseren Blick auf Anleihen mit einem festen jährlichen Kupon gerichtet. Unternehmensanleihen können aber entweder feste oder variable Zinsen bieten. Bei festen Zinsen erhält der Investor eine gleichbleibende Rückzahlung über die Laufzeit der Anleihe, was Planbarkeit und Sicherheit bedeutet.
Variable Zinssätze bieten auf der anderen Seite den Vorteil, dass sie mit den Marktzinsen schwanken können. In Zeiten steigender Zinsen profitieren Anleger von der Anpassung der Zinssätze, was zu höheren Renditen führt. Variabel verzinste Anleihen sind daher besonders attraktiv in einem Marktumfeld, in dem die Zentralbanken beginnen, die Zinsen zu erhöhen. Da die Zinssätze regelmäßig üblicherweise alle drei Monate angepasst werden, ergibt sich kein Kurseffekt aus sich ändernden Renditen.
Risikoprämien und Risikoaufschläge
Der Unterschied in den Renditen zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen wird als Renditeaufschlag oder Spread bezeichnet. Ein Unternehmen mit einer Bonität von BBB und einer Laufzeit von 5 Jahren könnte beispielsweise aktuell eine Anleihe mit einer Rendite von etwa 3,3 % emittieren, während eine vergleichbare Staatsanleihe aktuell nur 2,4 % abwirft. Dieser Unterschied in der Rendite ist eine Entschädigung für das höhere Risiko, das mit der Investition in Unternehmensanleihen verbunden ist.
Wie bereits erwähnt, spiegelt sich das höhere Risiko von Unternehmensanleihen in einem Risikoaufschlag gegenüber als sicher geltenden Anleihen wider. Die Höhe der Risikoaufschläge hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter:
- Bonität des Unternehmens: Unternehmen mit höherer Bonität (z. B. AAA, AA) bieten in der Regel niedrigere Risikoaufschläge, da sie als weniger riskant gelten. Unternehmen mit einer niedrigeren Bonität (z. B. BBB oder niedriger) bieten höhere Risikoaufschläge, um Investoren für das höhere Ausfallrisiko zu entschädigen.
- Branche: Bestimmte Sektoren wie die Technologie- oder Gesundheitsbranche, bieten möglicherweise geringere Risikoaufschläge, da sie als wachstumsstark und stabil gelten. Andere Sektoren, wie aktuell etwa die Automobilbranche, können höhere Risikoaufschläge aufweisen, wenn sie anfälliger für Marktschwankungen sind oder – wie bei der Automobilindustrie – einen Strukturwandel durchlaufen.
- Laufzeit der Anleihe: Langfristige Unternehmensanleihen weisen in der Regel höhere Risikoaufschläge auf, da das Risiko von Veränderungen in der Unternehmenssituation, der Wirtschaft und den Marktzinsen im Laufe der Zeit wächst.
- In einem konjunkturellen Aufschwung sinken gewöhnlich die Ausfallrisiken und die Risikoaufschläge. In einem Abschwung steigen dagegen die Ausfallrisiken und die Risikoaufschläge.
Anleger, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen, können in Anleihen von Unternehmen mit niedrigerer Bonität investieren und dafür von höheren Renditen profitieren. Dies erfordert jedoch eine sorgfältige Analyse des Unternehmens und der Marktlage.
Die in der Tabelle unten dargestellten historischen Ausfallraten reflektieren die Ausfallwahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von verschiedenen Laufzeiten und Bonitätsstufen.
Ausfallrate nach Bonität und Laufzeit, in %
Quelle: S&P, 2023 Annual Global Corporate Default and Rating Transition Study (Tabelle 25)
Grundsätzlich sollte der Risikoaufschlag über der Ausfallrate liegen, denn im Fall einer Insolvenz können Anleiheinvestoren leer ausgehen. Da sie als Gläubiger vor den Aktionären rangieren, ist ein Totalverlust des Kapitals jedoch selten. Wichtig ist auch, dass die Ausfallraten bei US-Unternehmen bei gleicher Bonität spürbar höher sind. Anderes formuliert: US-Unternehmen erhalten von den Ratingagenturen eine bessere Bonitätsbewertung.
Ein interessantes Marktsegment sind Anleihen mit schwacher Bonität, aber mit kurzer Restlaufzeit. Für Emittenten mit einer Bonität von BB (Speculative Grade) liegt die Ausfallwahrscheinlichkeit bei 0,35 % innerhalb eines Jahres und bei etwas über einem Prozent auf Sicht von zwei Jahren (vgl. Tabelle). Die am Markt gehandelten Risikoaufschläge auch für Anleihen mit kurzer Restlaufzeit orientieren sich jedoch stärker an der langfristigen Bonität. Attraktive Renditen mit beherrschbaren Risiken sind in diesem Segment die Folge.
Fremdwährungsanleihen
Eine andere interessante Alternative sind in ausländischen Währungen nominierte Unternehmensanleihen wie z. B. dem US-Dollar. Anleger können über Fremdwährungsanleihen an Wechselkursänderungen partizipieren, ohne in komplexe Anlageprodukte zu investieren.
Auf den ersten Blick bieten sich Anleihen an, die eine höhere Rendite erzielen als Anleihen, deren Kupons und deren Rückzahlung in Euro erfolgt. Aber auch Währungen mit niedrigen Renditen können attraktiv sein, sofern man als Anleger eine Aufwertung der Währung erwartet, die über die negative Renditedifferenz hinausgeht. So können z. B. trotz der niedrigen Rendite auch Anleihen in Schweizer Franken attraktiv sein. Die Attraktivität von Fremdwährungsanleihen hängt mithin von den persönlichen Wechselkurserwartungen der Anleger ab.
Aktuell bieten US-Dollaranleihen eine etwa 2 Prozentpunkte höhere Rendite. Investoren würden sagen sie bieten eine um etwa 200 Basispunkte höhere Rendite. Die am Markt gehandelten „Währungsfutures“ reflektieren somit eine Abwertung des US-Dollars, um genau diese Zinsdifferenz. Ein Arbitragehandel ist nicht möglich. Aktuell reflektieren die Futures auf Sicht von einem Jahr eine Abwertung des US-Dollar um 2 % und entsprechend auf Sicht von zwei Jahren um etwa 4 %. Wer der Auffassung ist, dass der US-Dollar weniger abwerten wird, der sollte in US-Dollar investieren.
Zusammengefasst lässt sich festhalten: Als Kaufargument reicht bereits die Annahme, dass die jeweilige Fremdwährung, in die man investieren möchte, weniger stark abwerten wird, als dies ein etwaiger Zinsvorteil erwarten lässt. Sollte dagegen die Rendite der jeweiligen Fremdwährung niedriger sein als die Rendite einer vergleichbaren Euro-Anleihe, dann lohnt sich das Investment erst, wenn man mit einer Aufwertung rechnet, die höher ist, als die Zinsdifferenz erwarten lässt.
Absicherung gegen Wechselkursrisiken
Anleger, die in Unternehmensanleihen aus anderen Währungsräumen investieren, können Strategien zur Hedge oder Absicherung des Wechselkursrisikos in Betracht ziehen. Eine Absicherung des Wechselkursrisikos über einen Währungs-Hedge kommt aus Sicht des Anlegers z. B. dann in Betracht, wenn er in US-Unternehmen investieren möchte, die keine Euro-Anleihen emittiert haben, von denen er eine positive Bonitätsentwicklung erwartet.
Diversifikation und Portfolioabsicherung
Reine Anleiheportfolios bieten berechenbare Renditen bei geringen Kursschwankungen. Die Rendite ist aber im Durchschnitt niedriger als bei Aktieninvestments.
Die Beimischung von Unternehmensanleihen in ein Portfolio bietet eine Möglichkeit, die Volatilität des Portfolios zu verringern und das Risiko zu streuen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit können Unternehmensanleihen als defensive Position in einem Portfolio dienen. Unternehmensanleihen bieten eine vergleichsweise konstante Einkommensquelle, auch bei stark schwankenden Aktienmärkten.
Liquidität und Handelbarkeit
In Euro nominierte Unternehmensanleihen von etablierten Unternehmen sind in der Regel an den wichtigsten europäischen Börsen notiert – bieten also eine gute Liquidität, welche den Kauf oder Verkauf erleichtert. Auch wenn Unternehmensanleihen nicht die gleiche Liquidität wie Aktien haben, können Investoren in den meisten Fällen problemlos aus ihren Positionen herauskommen, ohne erhebliche Preisabschläge hinnehmen zu müssen.
Bei weniger bekannten oder kleineren Unternehmen kann es schwieriger sein, die Anleihen zu einem fairen Preis zu verkaufen. Für Anleger, die hohe Liquidität benötigen, kann es daher ratsam sein, verstärkt auf Anleihen großer Unternehmen oder auf Fonds zu setzen, die in eine Vielzahl von Unternehmensanleihen investieren.
Fazit
Insgesamt bieten Unternehmensanleihen eine attraktive Möglichkeit um – im Vergleich zu Staatsanleihen – von höheren Renditen zu profitieren. Sie bieten einen Renditeaufschlag als Entschädigung für das höhere Risiko und ermöglichen es den Anlegern, in eine breite Palette von Unternehmen und Branchen zu investieren. Gleichzeitig ist es wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein, die beispielsweise bei Investitionen in Fremdwährungsanleihen oder in Anleihen mit schwacher Bonität entstehen.
Die sorgfältige Auswahl von Anleihen und eine effektive Diversifikation sind entscheidend für den Anlageerfolg mit Unternehmensanleihen. Richtig eingesetzt, dienen Unternehmensanleihen nicht nur als Einkommensquelle, sondern ergänzen auch ein gut strukturiertes Portfolio.
Nach unserer Einschätzung werden die Kapitalmarktrenditen 2025 sinken, was zusätzlich zu den Kuponzahlungen Kursgewinne bedeuten würde.
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