Konjunktur & Rentenmärkte
Nach einem spannenden Wahlabend steht fest, dass das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die FDP nicht mehr im Bundestag vertreten sein werden. Dem BSW fehlten weniger als 15.000 Stimmen, um über die 5 %-Hürde zu kommen. Damit ist der Weg frei für eine „Große Koalition“ aus CDU/CSU und SPD. Die Bezeichnung „Große Koalition“ ist nicht mehr ganz zutreffend, da die AfD mehr Stimmen als die SPD erhalten hat. Zu hoffen ist, dass sich die beiden Koalitionsparteien mit Sachverstand und Kompromissbereitschaft den Aufgaben stellen werden.
Die deutsche Wirtschaft hat trotz Rezession mit einem BIP von 4.660 Mrd. US-Dollar ihre Stellung als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt gehalten – nach den USA (29.700 Mrd. US-Dollar) und China (18.900 Mrd.). Einen kleinen Lichtblick lieferte der ZEW-Index, der von 10,3 auf 26,0 Punkte im Februar stieg. Die deutschen Einkaufsmanagerindizes zeigten am Freitag keine einheitliche Entwicklung: Während der Index für das verarbeitende Gewerbe im Januar von 45,0 auf 46,1 Punkte anstieg, gab der Dienstleistungsindex von 52,5 auf 52,2 Punkte nach. Das gleiche Muster zeigten auch die Indizes für den Euroraum.
Die Bank von Japan (BoJ) kämpft weiter gegen eine unerwünscht hohe Inflation, obwohl in Japan die Binnennachfrage im vierten Quartal schwach blieb und nur 0,1 % zum Vorquartal zulegte. Rechnet man die Auslandsnachfrage hinzu, ergibt sich ein Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,7 %. Die nächste Zinsänderung der BoJ wird wohl erneut eine Zinserhöhung sein. Die Zentralbanken in Australien und Neuseeland sahen dagegen Spielraum für Zinssenkungen. Die Reserve Bank of Australia ging um 25 Bp. runter – auf einen Leitzins von 4,1 %. Die Reserve Bank of New Zealand senkte sogar aus Furcht vor einer starken konjunkturellen Abkühlung den Leitzins um 50 Bp. auf 3,75 % und stellte weitere Senkungen in Aussicht. Die chinesische Zentralbank änderte dagegen ihre Leitzinsen nicht. In den USA wollen die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) vor weiteren Lockerungen erst nachhaltige Fortschritte bei der Inflation sehen – dies war aus dem Protokoll der letzten Sitzung herauszulesen. Die Sorgen beruhen auch auf Trumps Handelspolitik. Laut dem US-Präsident könnten Zölle auf Autoimporte in die USA „vielleicht um den 2. April herum“ beginnen. Damit seine Politik nicht als Scherz verstanden wird, wolle er die Zölle nicht am 1. April einzuführen. Trump sagte nichts dazu, welche Autoimporte dann davon betroffen wären. Speziell für Autohersteller in Mexiko hätten die Zölle katastrophale Folgen – in den letzten Jahrzehnten sind riesige Industrieparks entlang der Grenze zu den USA entstanden, um dort preisgünstig Fahrzeuge für US-Verbraucher zu fertigen. Auf Pkw-Importe aus der EU haben die USA bisher einen Zollsatz von 2,5 % gesetzt, während der EU-Zollsatz bei zehn Prozent liegt.
Aktienmärkte
In der zurückliegenden Woche gab der deutsche DAX-Index (-1,0 %) leicht nach. Beim Dow-Jones-Index (-2,51 %) und beim NASDAQ-100 (-2,26 %) waren die Verluste dagegen höher. Trotz Gegenwinde aus wechselnden Richtungen, hielten sich die Kurse an den Börsen aber auf hohen Niveaus.
Belastend wirkte die Ankündigung von Donald Trump, die USA werde für die Rüstung „viel weniger Geld ausgeben“. Er wolle die Militärausgaben um die Hälfte kürzen. Rüstungsaktien reagierten auf die Äußerungen mit Kursabschlägen. Ferner regte Isabell Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB, eine Debatte über ein Ende der Zinssenkungen an. Zudem blieben Konjunkturdaten wie z. B. die Einkaufsmanagerindizes hinter den Analystenerwartungen zurück.
Andererseits wachsen die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine und die Quartalszahlen der Unternehmen überraschten bislang mehrheitlich positiv: In den USA haben bislang etwa 60 % der Unternehmen ihre Quartalszahlen berichtet, in Europa etwa 30 %. Beim Umsatz zeichnet sich dabei ein ähnliches Bild für die europäischen und für die US-Unternehmen ab. Etwa 60 % der Unternehmen konnten jeweils positiv überraschen und in etwa 12 % der Fälle entsprachen die Zahlen den Erwartungen. Bei den Gewinnen haben jedoch die US-Unternehmen klar die Nase vorn: knapp 70 % überraschten positiv, während eine kleine Mehrzahl der europäischen Unternehmen hinter den Erwartungen zurückblieb.
Einzelwerte
Am Montag hat Elon Musk, den Chatbot „Grok 3“ vorgestellt, den seine auf künstliche Intelligenz spezialisierten Softwarefirma xAI entwickelt hat. Wir haben ChatGPT folgende Frage gestellt: „Ist Grok 3 schneller und besser als ChatGPT?“ ChatGPT antwortet wie folgt: „Elon Musks Unternehmen xAI hat kürzlich Grok 3 vorgestellt, ein KI-Modell, das in Bereichen wie Mathematik, Wissenschaft und Programmierung bessere Leistungen als OpenAIs GPT-4o zeigen soll. Grok 3 wurde mit zehnfach höherer Rechenleistung als sein Vorgänger trainiert und bietet erweiterte Funktionen wie den „Think“-Modus für schrittweises Denken und den „Big Brain“-Modus für komplexe Aufgaben. Zudem wurde „Deep Search“ eingeführt, eine Suchmaschine, die detaillierte Antworten liefert. Der Zugang zu Grok 3 ist über das X Premium+ Abonnement für 40 US-Dollar pro Monat möglich. Unabhängige Tests zur Bestätigung dieser Leistungsansprüche stehen jedoch noch aus.“ Der Vorstand von OpenAI hat das Übernahmeangebot von Elon Musk in Höhe von 97,4 Milliarden Dollar abgelehnt. Eine Übernahme sei „nicht im besten Interesse“ der Mission des Unternehmens. In dem Schreiben erklärte OpenAI-Chairman Bret Taylor, dass das Unternehmen nicht zum Verkauf stehe.
Volkswagen hat eine Zoll-Nachforderung in Höhe von 2,8 Mrd. US-Dollar erhalten. Laut einem VW-Anwalt könnte die Summe die Existenz der indischen Tochter gefährden. Die Behörden werfen Volkswagen vor, Einfuhrzölle in Höhe von 1,4 Mrd. US-Dollar hinterzogen zu haben, indem fast komplette Autos als Einzelteile importiert und montiert wurden. Die Ermittlungen reichen bis zu zwölf Jahre zurück und werfen Fragen über Investitionshürden in Indien auf. Zudem wird VW künftig mit dem chinesischen Batteriekonzern Contemporary Amperex Technology (CATL) zusammenarbeiten. Zentral sind dabei die Themen: Entwicklung von Batterien für Elektrofahrzeuge sowie von neuen Materialien im Fahrzeugbau. VW will seinen Kunden bessere Batterielösungen anbieten, um den wachsenden Anforderungen des Marktes für Elektrofahrzeuge besser gerecht zu werden.
Im Bereich Tourismus laufen die Geschäfte für die Bookings Holding gut. Bookings konnte im vierten Quartal den Umsatz und Gewinn steigern und die Markterwartungen übertreffen. Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg um 30 % auf 41,55 US-Dollar, während Analysten nur 36,08 US-Dollar erwartet hatten. Der Umsatz stieg um 14 % auf 5,5 Mrd. US-Dollar. Die Markterwartungen lagen hier bei 5,2 Mrd. US-Dollar.
Vorstandschef Lars Wagner und Finanzvorstand Peter Kameritsch von MTU Aero Engines verabschieden sich mit einem operativen Milliardengewinn. Analysten erwarteten im Schnitt ein Ebit von 1,03 Mrd. Euro und einen Umsatz von 7,4 Mrd. Euro. Der Airbus- und Boeing-Zulieferer hatte das Ebit-Ziel erst im November erhöht. Wagner wechselt im Lauf des Jahres zu Airbus, Kameritsch tritt Ende Juni ab.
Trotz anhaltenden Problemen beim Konkurrenten Boeing verdiente Airbus 2024 operativ weniger. Der Gewinn (bereinigtes Ebit) sank auf 5,4 Mrd. Euro (2023: 5,8 Mrd. Euro). Der Umsatz stieg jedoch um 6 % auf 69,2 Mrd. Euro. Airbus plant eine um 20 Cent erhöhte Dividende von insgesamt drei Euro, davon ein Euro als Sonderdividende. Die Auslieferung der Frachtversion der A350 verzögert sich Insidern zufolge um ein Jahr. Hintergrund seien Lieferprobleme, speziell die verspätete Anlieferung von Rumpfteilen durch Spirit AeroSystems. Der geplante Produktionshochlauf der A350 sei gefährdet. Dennoch hofft Airbus, die Produktion bis 2028 auf monatlich zwölf Maschinen zu steigern.
Der Wiesbadener Graphit-Spezialist SGL Carbon reduziert sein verlustreiches Karbonfaser-Geschäft drastisch. 870 Mitarbeiter sind betroffen. Ein Verkauf der Sparte scheiterte, sodass das Unternehmen auf den profitablen Kern fokussiert. Grund ist der Nachfragerückgang aus der Windindustrie. „Die Erwartungen an Karbonfasern für die Automobilindustrie haben sich nicht erfüllt“, erklärte Vorstandschef Andreas Klein.
Der Ticketvermarkter CTS Eventim erzielte, dank eines starken Jahresendspurts, Rekordwerte. Der Umsatz wuchs um 19,1 % auf 2,8 Mrd. Euro, der Gewinn (bereinigte Ebitda) stieg um 21,9 % auf 542,2 Mio. Euro. Vor allem der Vorverkauf für Festivals wie „Rock am Ring“ trug dazu bei. Der vollständige Geschäftsbericht erscheint am 27. März.
Schwache Absatzzahlen sowohl in China als auch in Europa führten zu einem Gewinneinbruch bei Mercedes-Benz. Das Betriebsergebnis sank um 31 % auf 13,6 Mrd. Euro, die Umsatzrendite in der Pkw-Sparte fiel auf 8,1 %. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius kündigte Einsparungen an. Aktionäre waren auch von dem Ausblick enttäuscht. 2024 erwartet Mercedes-Benz erneut rückläufige Zahlen: Absatz und Umsatz sollen leicht unter Vorjahr liegen, der Gewinn (EBIT) um mehr als 15 % sinken. Für 2025 wird eine Umsatzrendite von 6-8 % angepeilt.
Der chinesische PC-Hersteller Lenovo steigerte den Umsatz im dritten Quartal um 20 % und übertraf Analystenerwartungen. Der Nettogewinn lag mit 693 Mio. US-Dollar deutlich über den prognostizierten 367 Mio. US-Dollar. Lenovo setzt zunehmend auf Software, Dienstleistungen und KI-Server.
Märkte in der vergangenen Woche
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