Konjunktur & Rentenmärkte
Die zurückliegende Woche lieferte ungewöhnlich viele marktrelevante Neuigkeiten, somit zunächst ein Blick auf Deutschland, wo der neue Kanzler Friedrich Merz erst im zweiten Wahlgang gewählt wurde. Merz hat mit Trump telefoniert und beide wollen eine enge Zusammenarbeit mit dem Ziel, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Auch die Handelsstreitigkeiten sollen rasch beigelegt werden. Die deutschen Konjunkturdaten für März überraschten allesamt positiv: Die Bestellungen legten um 3,6 % zu, die Produktion um 3,0 % und die Exporte um 1,1 % – jeweils im Vergleich zum Vormonat. Ein stärkeres Produktionswachstum gab es zuletzt im Oktober 2021. Spannend ist auch, wie die deutschen Unternehmen im April die Zollankündigung verkraftet habe. Die Ausfuhren in die USA nahmen überdurchschnittlich um 2,4 % zu. Durchweg dürften Vorzieheffekte eine maßgebliche Rolle gespielt haben.
Für April kamen bereits Exportdaten aus China. Die Ausfuhren sind trotz der hohen US-Zölle auf chinesische Waren weiter kräftig um 8,1 % zum Vorjahresmonat gestiegen. Im März hatte der Anstieg 12,4 Prozent betragen. Eine Gegenbewegung in den nächsten Monaten ist sehr wahrscheinlich.
Derweil laufen mit den USA die Verhandlungen über Zollvereinbarungen hoch. Großbritannien meldete eine Einigung mit den USA. Es handele sich nicht um ein umfassendes Handelsabkommen, sondern umfasst lediglich bestimmte Sektoren. Auch Japan verhandelt mit den USA. Zudem standen am Wochenende Anbahnungsgespräche zwischen den USA und China auf dem Kalender.
Wie erwartet hat die US-Notenbank den Leitzinskorridor nicht verschoben, sondern die Spanne von 4,25 bis 4,50 % bestätigt. Hintergrund sind Sorgen vor höherer Inflation und zugleich höherer Arbeitslosigkeit – beides könnte durch die chaotische Handelspolitik verursacht werden. Man werde daher abwarten, signalisierte Notenbankchef Powell. „Trumps Kritik hat keinen Einfluss auf unsere Arbeit“, sagte er. Anders als viele Medienberichten behaupten, hat die chinesische Zentralbank nicht die Zinsen gesengt, sondern lediglich beschlossen, dass Banken nur noch 9 % statt bislang 9,5 % ihrer Einlagen als Reserve halten müssen.
Die Ukraine und Russland ringen um eine Feuerpause. Auf beiden Seiten scheint Kriegsmüdigkeit erkennbar. Die USA fordern, dass sich beide Länder auf eine 30-tägige Feuerpause einigen. Die USA drohten Russland mit verschärften Sanktionen. Indien und Pakistan haben eine Waffenruhe verkündet, die USA hatten zwischen den Ländern vermittelt.
Der erste Haushaltsentwurf der US-Regierung von Präsident Donald Trump für 2026 sieht massive Kürzungen in vielen Bereichen vor. Die avisierten Einsparungen in Höhe von 163 Mrd. US-Dollar entsprächen gemessen am Bruttoinlandsprodukt 0,6 %.
Aktienmärkte
Der DAX (+1,8 %) hatte in der vergangenen Woche die Nase gegenüber anderen Indizes vorn. Im Plus lagen auch der Euro STOXX 50 (+0,5 %) wie auch der MSCI World (+0,5 %). Der S&P 500 (-0,5 %) und der Nasdaq Index (-0,2 %) gaben dagegen nach. Insbesondere Apple (-3,8 %) und Alphabet (-5,9 %) wurden günstiger bewertet. Der Kurs des US-Dollars zum Euro fiel auf 1,125 zurück.
Das Ölkartell Opec+ hat eine deutliche Anhebung ihrer Fördermenge beschlossen: Die tägliche Produktionsmenge soll im Juni um zusätzlich 411.000 Barrel steigen. Der Ölpreis fiel daraufhin. Marktkenner sorgen sich, dass das Angebot die Nachfrage damit künftig deutlich übersteigen wird.
Deutliche Gewinne verzeichnete der Bitcoin (+5,7 %). Hintergrund ist, dass ein Gesetzentwurf zur Schaffung eines rechtlichen Rahmens für eine an klassische Währungen gekoppelte Form der Kryptowährung im US-Senat gescheitert ist. Zwei Republikaner votierten mit den Demokraten. Der republikanische Mehrheitsführer John Thune warf diesen vor, dem Präsidenten einen überparteilichen Erfolg zu verweigern. Die Demokraten erklärten, der Entwurf brauche stärkere Regeln bezüglich ausländischer Stablecoins und des Schutzes vor Geldwäsche.
Einzelwerte
Unter anderem wegen der US-Zölle erwartet der weltgrößte Autobauer Toyota im laufenden Geschäftsjahr einen um gut ein Fünftel geringeren Gewinn als im Vorjahr. Das bis März 2026 laufende Jahr dürfte mit einem Betriebsergebnis etwa 23 Mrd. Euro abschließen, erwartet Toyota. Als weitere Gründe für den Rückgang nannte Toyota den starken Yen und höhere Materialpreise.
Einen neuen U-Boot-Auftrag hat Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) erhalten. Zwei weitere Boote sollen für Singapur gebaut werden. Die U-Boote werden in Deutschland gebaut. Das Auftragsbuch von Thyssenkrupp wächst damit über 16 Mrd. Euro hinaus.
Mit einem Gewinnzuwachs startete die Commerzbank ins Jahr. 834 Mio. Euro Nettogewinn im ersten Quartal bedeuten ein Plus von 11,7 % gegenüber dem Vorjahr. Analysten hatten nur mit 698 Mio. Euro gerechnet. Die Erträge stiegen um 11,8 % auf 3,07 Mrd. Euro.
Dank hoher Nachfrage nach Wehrtechnik erhöhte Rheinmetall im ersten Quartal sowohl seinen Umsatz als auch seinen Gewinn. Der Umsatz stieg um rund 50 % auf 2,305 Mrd. Euro, das operative Ergebnis auf 199 Mio. Euro. Die Marge wuchs von 8,5 auf 8,7 %. Die Geschäftsführung blickt noch optimistischer in die Zukunft als bislang.
Der Bahn- und Lkw-Zulieferer Knorr-Bremse erwartet zusätzliche Umsätze durch das Konjunkturprogramm der neuen Bundesregierung. Über die Folgen des Handelskonflikts mit den USA macht sich das Unternehmen keine Sorgen. Im ersten Quartal verdiente Knorr-Bremse weniger bei leicht rückläufigem Umsatz (1,96 Mrd. Euro). Der Gewinn (EBIT) sank auf 236 Mio. Euro, die Marge blieb mit 12,1 % stabil. Der Auftragseingang stieg auf 2,38 Mrd. Euro. Die Prognose für 2025 (Umsatz 8,1 bis 8,4 Mrd. Euro, EBIT-Marge 12,5 bis 13,5 %) wurde bestätigt. Der Auftragsbestand wuchs auf 7,4 Mrd. Euro, der Free Cashflow stieg auf 15 Mio. Euro.
JPMorgan Chase setzt hausinternen KI-Werkzeuge ein, damit Beratungsgespräche besser vorbereitet werden können. In den jüngsten Marktturbulenzen konnten die Mitarbeiter daher auf Anfragen besorgter Kunden gut reagieren. Die Berater finden mit Hilfe der KI-Werkzeuge Informationen nun bis zu 95 Prozent schneller.
Eine Belastung von 1,5 Mrd. US-Dollar erwartet Ford durch US-Zölle. Aufgrund der Unsicherheiten verzichtet das Unternehmen auf eine Jahresprognose.
Mehr als 2.000 zusätzliche Jaguar-Elektrofahrzeuge sollen bei Waymo, der führende Robotaxi-Firma aus dem Google-Konzern, in selbstfahrende Autos umgebaut werden. Das würde die Zahl der Taxis mehr als verdoppeln. Aktuell macht Waymo mit über 1.500 Robotaxis mehr als 250.000 Fahrten mit Passagieren pro Woche in vier US-Städten. Die Alphabet-Tochter peilt langfristig eine Jahresproduktion von zehntausenden Fahrzeugen in Arizona an.
Einen Rückgang des Nettogewinns um 14 % auf 260 Mio. Euro verzeichnete die Raiffeisen Bank International. Hauptgrund seien höhere Verwaltungskosten. Die harte Kernkapitalquote stieg auf 15,9 %. Das nicht in den Zahlen enthaltene Russlandgeschäft bleibt trotz Abbau profitabel. Ein Verkauf der russischen Tochter bleibt offen.
Pläne für eine vollständige Kommerzialisierung gibt OpenAI auf. Laut CEO Altman bleibt die Organisation unter gemeinnütziger Kontrolle. Der gewinnorientierte Bereich soll in eine Public Benefit Corporation (PBC) umgewandelt werden.
Trotz guter Zahlen verlor Apple an Wert. Zusätzliche Zollkosten von 900 Mio. US-Dollar belasten das laufende Quartal. Insgesamt legte Apple überraschend robuste Quartalszahlen vor. Der Aktienrückkauf wurde auf 100 Md. US-Dollar reduziert – 10 Mrd. weniger als geplant.
Eine mögliche Übernahme des Konkurrenten BP wird von Shell geprüft. Der Ölkonzern erwägt dies laut Bloomberg. Shell will jedoch weitere Kursrückgänge abwarten. Die Verhandlungen mit BP befinden sich in frühem Stadium. Alternativ zu der Fusion seien auch Aktienrückkäufe und kleinere Zukäufe eine Option.
Ein Anteil von 49 Prozent an der polnischen Tochterbank der spanischen Santander wird von der Erste Group, Österreichs größte Bank, übernommen. Der Preis liegt bei 6,8 Mrd. Euro. Zusätzlich werde ein 50-Prozent-Anteil des Vermögensverwalters Santander TFI für 0,2 Mrd. Euro gekauft. Damit steigt Erste Group zur drittgrößten Bank Polens auf.
Mit Spezialprozessoren für KI verbuchte AMD ein starkes Quartal. Der Umsatz stieg auf 7,44 Mrd. US-Dollar (+36 %), die Marge auf 50 %. Der Gewinn lag bei 0,44 US-Dollar je Aktie. Die Prognose für das 2. Quartal liegt bei 7,4 Mrd. US-Dollar Umsatz, Marge 43 %. Abschreibungen im Zusammenhang mit Exportverboten nach China belaufen sich auf 800 Mio. US-Dollar. Die neuen Auflagen verbieten AMD den Verkauf des KI-Prozessors „MI308“ in die Volksrepublik.
Wegen schwächerer Verschreibungsdaten aus den USA senkt Novo Nordisk die Prognose für 2025. Die Zahlen lägen unter den Planungen. Weil Abnehmmittel weiter knapp sind, ist der Patentschutz für diese Wirkstoffe in den USA ausgesetzt, sodass Hersteller massiv in dieses Geschäft eingestiegen sind. Das Umsatzwachstum wird nur noch bei 13 % bis 21 % erwartet (vorher 16 % bis 24 %). Im ersten Quartal lag der Gewinn (Ebit) bei etwa 5,2 Mrd. Euro und damit über den Erwartungen.
Zeitenwende: Warren Buffett gibt die Führung von Berkshire Hathaway ab. Auf der Hauptversammlung verkündete der 94-Jährige seinen Rückzug, Nachfolger wird Greg Abel.
Dank Einsparungen verzeichnete Fresenius Medical Care im ersten Quartal ein deutliches Ergebnisplus. Das bereinigte operative Ergebnis stieg um 13 % auf 457 Mio. Euro. Der Umsatz legte um 3 % auf 4,88 Mrd. Euro zu, währungsbereinigt entsprach dies einem Plus von 1 %.
Eine starke Entwicklung in der Medikamentensparte Kabi sowie bei der Kliniktochter Helios in Spanien sorgte bei Fresenius für einen erfolgreichen Jahresstart. Der Gewinn (Ebit) stieg im ersten Quartal um 4 % auf 654 Mio. Euro. Auch Einsparungen trugen positiv zu dem Ergebnis bei. Der Umsatz erhöhte sich um 7 % auf 5,63 Mrd. Euro, auch währungsbereinigt blieb das Wachstum bei 7 %. Der Nettogewinn lag bei 416 Mio. Euro – 12 % mehr als im Vorjahr.
Trotz eines besseren zweiten Quartals als erwartet, senkt Siemens Healthineers aufgrund des Zollstreits die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Beim Gewinn je Aktie wird nun mit 2,20 bis 2,50 Euro gerechnet, während zuvor die Untergrenze bei 2,35 Euro lag. Im Vorjahr lag der Gewinn je Aktie bei 2,32 Euro. Die Prognose für das Umsatzwachstum bleibt aber mit 5 % bis 6 % auf vergleichbarer Basis unverändert.
Ein besseres Quartalsergebnis als erwartetes meldete Advanced Micro Devices (AMD). Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 96 Cent über der Markterwartung von 94 Cent. Der Umsatz belief sich auf 7,4 Mrd. US-Dollar und übertraf die Analystenschätzung von 7,1 Mrd. US-Dollar. Das Nettoergebnis betrug 709 Mio. US-Dollar. Für das zweite Quartal erwartet AMD erneut einen Umsatz von 7,4 Mrd. US-Dollar und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 94 Cent – über dem Konsens von 88 Cent.
Einen deutlichen Kursanstieg verzeichnete die Aktie von Walt Disney. Höhere Abonnentenzahlen bei den Streamingdiensten Disney+ und Hulu trieben sowohl Umsatz als auch Gewinn im ersten Quartal. Zusätzlich stiegen die Besucherzahlen in den Freizeitparks sowie die Ausgaben pro Gast – trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage.
Märkte in der vergangenen Woche
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