Konjunktur & Rentenmärkte
Der Wunsch nach einem Themenwechsel blieb in der vergangenen Woche unerfüllt, erneut drehten sich die meisten Meldungen um die Ausgestaltung und die Auswirkungen der US-Zoll- und Handelspolitik. Erste deutliche Auswirkungen waren sowohl an den chinesischen wie auch an den US-Konjunkturdaten ablesbar: Chinas Exporte stiegen im März überraschend stark um 12,4 % im Vergleich zum Vorjahr, deutlich mehr als die erwarteten 4,4 %. Grund waren Vorzieheffekte aus Sorge vor neuen US-Zöllen. Davon profitierte auch das Bruttoinlandsprodukt, das im ersten Quartal einen Zuwachs von 5,4 % verglichen zum Vorjahreszeitraum erreichte. Die chinesischen Importe sanken hingegen um 4,3 %. Analog dazu zeigten die US-Einzelhandelsdaten einen kräftigen Anstieg der Autoimporte im März, die im Vergleich zum Vormonat um 5,3 % zulegten.
FED-Gouverneur Waller beschrieb in zwei Szenarien treffend die Weggabelung, an der die US-Zollpolitik steht. Im Szenario „hohe Zölle“ würden die Zölle zu einer Inflation von 5 % führen. Das Wachstum würde sich abschwächen, die Arbeitslosigkeit steigen. Die Inflation würde 2026 wieder sinken. Im Szenario „moderate Zölle“ würde die Inflation auf 3 % steigen, die Konjunktur würde gedämpft werden, die US-Notenbank (FED) könnte aber in der zweiten Jahreshälfte die Geldpolitik lockern und die Zinsen senken. Das zweite Szenario ist in der zurückliegenden Woche wahrscheinlicher geworden, auch weil die US-Regierung unter Hochdruck schnelle Handelsverträge mit mehr als 70 Ländern aushandeln will.
US-Präsident Donald Trump plant laut einem Bericht, internationalen Druck auf Handelspartner auszuüben, damit diese ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu China einschränken. Die USA wollen dazu Verhandlungen über Importzölle mit über 70 Ländern nutzen. Ziel ist es, den Warentransport Chinas durch diese Länder zu unterbinden und zu verhindern, dass chinesische Firmen dort Standorte errichten, um US-Zölle zu umgehen.
Argentinien will die Devisenkontrollen lockern. Der argentinische Peso soll innerhalb einer Bandbreite von 1.000 bis 1.400 Peso pro Dollar frei fluktuieren, kündigte die argentinische Zentralbank an. Die strengen argentinischen Kapitalverkehrskontrollen gelten seit fast sechs Jahren. Auch die Beschränkungen des Zugangs zu Fremdwährungen würden ab Montag aufgehoben.
Über die Höhe des Mindestlohns entscheidet in Deutschland eine Kommission aus Vertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften und nicht die Regierungskoalition. „Ihre Mitglieder unterliegen bei der Wahrnehmung ihrer Tätigkeit keinen Weisungen“, darauf wies die Vorsitzende des Gremiums, Christiane Schönefeld, hin.
Die europäische Zentralbank hat am Donnerstag, dem 17.04.2025, ihre Leitzinssätze um 25 Basispunkte gesenkt. Der Einlagensatz liegt nun bei 2,25 %. Die Zinssenkungserwartungen legten zu, obwohl der Schritt erwartet wurde, da im Statement die konjunkturellen Risiken betont werden. Die Inflationsdaten sind ohnehin weiter rückläufig: Die deutschen Erzeugerpreise blieben z. B. im März hinter den Prognosen zurück: Statt wie von den Analysten erwartet um 0,1 % zu sinken, betrug der Rückgang sogar 0,7 %.
Schwache US-Konjunkturdaten prägten den Abschluss der verkürzten Woche: Der Index der Philadelphia FED fiel dramatisch von 12,5 Punkte auf -26,4 Punkte. Beim Wohnungsbau enttäuschten die Wohnungsbaubeginne zwar, doch die vorausschauenden Wohnungsbaugenehmigungen legten leicht zu.
Aktien- und Rohstoffmärkte
Die neue Berichtssaison startet langsam. Nur wenige Unternehmen berichteten in der vergangenen Woche. Nachdem die USA zumindest vorübergehend Elektronikprodukte von den zusätzlichen Zöllen befreit haben, zogen Technologietitel vorübergehend an. Insgesamt zeigten die Börsen in der letzten Woche – trotz der Verhandlungssignale aus Washington – eine schwache Performance: Der MSCI-World-Index trat auf der Stelle (+0,03 %), der S&P-500 (-1,5 %) und der Dow-Jones-Index (-2,7 %) gaben nach. Die Europäischen Indizes profitierten von dem positiven Wochenstart. Der Dax (4,1 %) und der Euro-Stoxx-50 (3,1 %) legten im Wochenvergleich zu.
Rezessionssorgen trieben den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch. Das Edelmetall verteuerte sich um
3,7 % auf 3337 Dollar je Feinunze.
Einzelwerte
Siemens Energy hat nach einem deutlich besseren zweiten Quartal als erwartet seine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 angehoben. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Umsatzwachstum von 13 bis
15 % (zuvor 8 bis 10 %) und einer Ergebnis-Marge vor Sondereffekten von 4 bis 6 % (zuvor 3 bis 5 %). Der Gewinn nach Steuern könnte bis zu einer Milliarde Euro betragen. Der freie Cashflow vor Steuern wird nun auf rund 4 Mrd. Euro geschätzt. Der Auftragseingang stieg im zweiten Quartal auf 14,5 Mrd. Euro, der Umsatz um 20,7 % auf 9,9 Mrd. Euro. Die langjährige Problemtochter Siemens Gamesa konnte ihren Umsatz steigern und den Verlust reduzieren.
Alcoa hat das erste Quartal trotz zusätzlicher Zollkosten auf Aluminiumimporte aus Kanada mit einem Gewinn abgeschlossen. Möglich wurde das durch gestiegene Absatzmengen und höhere Verkaufspreise. Der Aluminiumkonzern bestätigte seine Jahresziele. Im Berichtszeitraum erzielte Alcoa einen Gewinn von 548 Mio. US-Dollar bzw. 2,07 US-Dollar je Aktie – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Verlust von 252 Mio. US-Dollar im Vorjahresquartal. Der bereinigte Gewinn je Aktie belief sich auf 2,15 US-Dollar und lag damit klar über den von Analysten erwarteten 1,68 US-Dollar.
Mercedes-Benz stoppt Mitte 2026 den Verkauf des Kastenwagens Citan sowie der T-Klasse, also der Variante für Privatkunden. Auch die vollelektrischen Van-Modelle eCitan und EQT sind betroffen. Damit verlässt der Hersteller endgültig das Einstiegssegment im Van-Bereich. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass A- und B-Klasse aus dem Pkw-Portfolio verschwinden sollen.
Eine Untersuchung wegen möglicher DSGVO-Verstöße hat die irische Datenschutzbehörde gegen X angestoßen. Im Zentrum steht der KI-Chatbot Grok von Musks Firma xAI. Geprüft wird, ob dieser mit Inhalten europäischer Nutzer trainiert wurde, die ohne deren Zustimmung über die Plattform X verwendet wurden. Das Tool basiert auf generativen Large Language Models und ist tief in das Netzwerk von Elon Musk integriert.
Ein gebremstes Wachstum meldete Beiersdorf für das erste Quartal 2025. Vor allem die schwache Nachfrage nach Luxusprodukten in China setzte dem Nivea-Hersteller zu. Für 2025 wird ein organisches Umsatzwachstum von 4 bis 6 % erwartet (Vorjahr: 6,5 %). Vorstandschef Vincent Warnery zeigte sich dennoch optimistisch: 2025 werde „ein Jahr des Erfolgs“, betonte er auf der Hauptversammlung.
Weniger Umsatz als erwartet hat LVMH im Auftaktquartal erzielt. Der Konzernumsatz sank organisch um 3 % auf 20,3 Mrd. Euro. Die Mode- und Lederwarensparte mit Marken wie Louis Vuitton und Dior verzeichnete ein Minus von 5 % auf 10,11 Mrd. Euro – fast 500 Mio. Euro unter Analystenschätzungen. Schwächer entwickelte sich insbesondere das Geschäft in den USA und in Japan, während chinesische Kunden als Wachstumsstütze fehlten. Die Modesparte steht für knapp die Hälfte des Umsatzes und über drei Viertel des operativen Gewinns.
Ein zentrales Kartellverfahren gegen Meta hat in den USA begonnen. Die Federal Trade Commission (FTC), zuständig für Wettbewerb und Verbraucherschutz, will die Übernahmen von WhatsApp und Instagram rückabwickeln, um das aus ihrer Sicht bestehende Monopol im Social-Media-Sektor zu brechen. Die FTC wirft Meta vor, lieber Unternehmen aufzukaufen, statt sich dem Wettbewerb zu stellen. Ein Verlust der beiden Plattformen würde das Geschäftsmodell massiv gefährden, da der Großteil der Werbeeinnahmen über Facebook und Instagram generiert wird.
Neue KI-Modelle hat OpenAI vorgestellt: GPT-4.1 sowie die kompakten Varianten GPT-4.1 mini und nano. Laut dem Microsoft-Partner bieten sie bessere Textverarbeitung, folgen präziser Anweisungen und unterstützen die Programmierung effektiver. Der Wissensstand liegt bei Juni 2024. Die neuen KI-Modelle sind allerdings ausschließlich über die Programmierschnittstelle (API) von OpenAI verfügbar, nicht über die geläufigen Chatbots des US-Konzerns.
Erhebliche Funktionsstörungen hatten hunderttausende Nutzer von Trade Republic vergangene Woche zu beklagen – und das ausgerechnet an Tagen mit hohem Handelsaufkommen. Auch Scalable Capital, ING und die Deutsche Bank waren von dem Funktionsversagen betroffen. Die BaFin prüft nun den Vorfall. Besonders kritisch bei Trade Republic ist, dass es sich hier um einen Wiederholungsfall handelt: Die Beschwerden der Kunden sind umfangreich und betreffen längere Ausfallzeiten.
Wegen neuer US-Zölle auf chinesische Bauteile musste Tesla laut Insidern Einfuhren von Komponenten für das Robotaxi Cybercab und den Elektro-Lastwagen Semi aussetzen. Dadurch könnten sich die Produktionspläne für die mit Spannung erwarteten Modelle verzögern.
Hohe Kosten durch Exportbeschränkungen Richtung China belasten Nvidia. Im ersten Quartal erwartet das Unternehmen 5,5 Mrd. US-Dollar an zusätzlichen Ausgaben. Die US-Regierung hatte zuletzt den Export des KI-Chips H20 nach China auf unbestimmte Zeit verboten.
Ein Rückgang des operativen Ergebnisses um 9 % auf 1,6 Mrd. Euro belastete die skandinavische Bank Nordea. Hauptgrund dafür ist der verringerte Zinsüberschuss, der um 6 % auf 1,83 Mrd. Euro fiel. Trotz dieser Zahlen bestätigte die Bank ihre Prognose für 2025: Die Eigenkapitalrendite soll bei über 15 % liegen.
Einen leichten Umsatzzuwachs um 0,9 % auf organischer Basis erzielte Heineken trotz rückläufiger Verkaufszahlen. Der Bierabsatz sank im ersten Quartal um 2,1 %, unter anderem wegen weniger Feiertagen und dem Wegfall eines Schalttages. Ein steigender Anteil teurere Marken wie Sol und Tiger kompensierte die Mengenverluste. Die Prognose eines Gewinnwachstums von 4 bis 8 % bleibt bestehen.
Mit einem schwachen Auftragseingang von nur 3,9 Mrd. Euro startete ASML ins Jahr. Erwartet worden waren 4,89 Mrd. Euro. Auch der Umsatz blieb mit 7,7 Mrd. Euro hinter den Prognosen zurück. Der Gewinn verdoppelte sich allerdings auf 2,35 Mrd. Euro. CEO Christophe Fouquet verwies auf Unsicherheiten durch den Handelsstreit, bleibt aber für 2025 und 2026 zuversichtlich – KI bleibe ein zentraler Wachstumstreiber.
Märkte in der vergangenen Woche
Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!
Whitepaper: Investieren in Dividendenaktien
Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Dividendenaktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Denn diese wird oft auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende angegeben, steht aber im Verhältnis zum derzeitigen Aktienkurs. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Whitepaper.
Wichtige Hinweise:
Die in der Rubrik zur Verfügung gestellten Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Informationen im Rahmen von Finanzanlagen unterliegen aber stetiger Veränderungen und wechselnder Einschätzungen. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
Sofern in den Darstellungen Charts verwendet werden, beziehen sich diese auf den dort angegebenen vergangenen Zeitraum, die angegebene Währung und es ist angegeben, ob es sich um eine Betrachtung vor oder nach Kosten handelt. Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse. Jede Finanzanlage hat bestimmte Risiken, bitte beachten Sie die Risikohinweise.
Die Plutos Vermögensverwaltung AG ist ein kommerzieller Anbieter, die Ausführungen können daher auch werbliche und bezahlte Elemente beinhalten. Die Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar, sondern sind eine Momentaufnahme der Finanzmärkte. Wir empfehlen grundsätzlich vor jeder Entscheidung die Beratung durch Ihre Bank oder einen unabhängigen Vermögensverwalter. Die Plutos Vermögensverwaltung AG erhält, sofern nicht anders angegeben, keine besondere Vergütung für die veröffentlichten Beiträge. Sofern sie aber Funktionen im Rahmen einer dargestellten Finanzanlage wahrnimmt, kann sie hierfür eine Vergütung erhalten.
Zur weiteren Information beachten Sie bitte die rechtlichen Hinweise.