Konjunktur & Rentenmärkte
Eine erneute Wende des US-Präsidenten Donald Trump: Er setzte am Mittwochabend die Einführung der „reziproken“ Zölle aus. In den nächsten 90 Tagen wolle er verhandeln. In der Folge erholten sich Aktienkurse weltweit deutlich. Am Wochenende rückte Trump zudem weiter von seinen Plänen ab. Computer und Smartphones werden von den „reziproken“ Zöllen ganz ausgenommen, auch für chinesische Waren gilt diese Änderung. Deutlich höhere Produktpreise in diesem preissensiblen Bereich hätten sicher zu Unmut in der Bevölkerung geführt.
Die Protokolle der Sitzung der US-Notenbank FED im März ließen die Anleger unterdessen weitgehend kalt. Die FED behält sich vor, bei hartnäckiger Inflation ihre kontraktive Geldpolitik länger beizubehalten. Andererseits könnte eine schwächelnde Wirtschaft auch eine Senkung erfordern.
Die indische Zentralbank und die neuseeländische Zentralbank haben ihre Leitzinsen jeweils um 25 Basispunkte gesenkt. Der indische Leitzins liegt damit bei 6 % und der neuseeländische Zins bei 3,5 %. Die Geldpolitiker sorgen sich vor einer Verlangsamung des globalen Wachstums. Weitere Senkungen könnten daher folgen. Andere Zentralbanken wie die EZB dürften dem Vorgehen folgen.
Das Szenario einer weltweiten Wachstumsverlangsamung ist mit Trumps Zollmoratorium nicht vom Tisch, was sich unter anderem an den Ölpreisen ablesen lässt, die sich im Wochenverlauf kaum erholt haben: Die US-Sorte WTI kostet weniger als 62 US-Dollar je Fass (159 Liter). Anfang April lag der Preis noch bei über 71 US-Dollar.
Indonesien will rund tausend vom Krieg im Gazastreifen betroffene Palästinenser, insbesondere Verwundete, Traumatisierte und Waisenkinder, vorübergehend aufnehmen. Indonesien will seine Rolle bei der Suche nach einer Lösung des Konflikts verstärken. Die Hamas weigert sich weiterhin, die restlichen Geiseln freizulassen. Der Konflikt eskaliert erneut.
Der Internationale Währungsfonds möchte Argentinien angesichts seiner angespannten Finanzlage unterstützen. Eine Kreditlinie von 20 Mrd. US-Dollar über vier Jahre sei vereinbart worden, teilte der IWF mit. Sie müsse in den kommenden Tagen noch vom Exekutivdirektorium genehmigt werden.
Aktienmärkte
Von Trumps zollpolitischem Moratorium profitierten in der vergangenen Woche insbesondere US-Indizes. Der S&P 500 legte 5,7 % zu, der Dow Jones 4,95 % und der Nasdaq 7,4 %. Dagegen schlossen der DAX (-1,3 %) und der Euro STOXX (-1,9 %) unter dem Endstand der Vorwoche.
Zum Wochenschluss lag der Goldkurs 5,8 % über der Vorwoche. Gold wurde somit nochmals teurer, erlebte jedoch einen kurzfristigen Preiseinbruch, als Anleger versuchten, ihre Verluste in anderen Vermögenswerten durch Goldverkäufe zu kompensieren.
Zu Beginn der vergangenen Woche, vor seiner zollpolitischen Wende am Mittwochabend, hatte Trump „große Zölle“ auf Pharmaimporte angekündigt. Die Zölle würden nach seiner Einschätzung Anreize für Pharmaunternehmen schaffen, ihre Aktivitäten in die USA zu verlagern. Vor allem für indische Pharmaunternehmen sind die USA ein wichtiger Absatzmarkt.
Die EU und China verhandeln über die Abschaffung der EU-Ausgleichszölle auf chinesische E-Autos. Ziel sei ein Deal: Chinesische Hersteller sollen stärker Technologie teilen (!) und in Europa investieren. Im Gegenzug plant die EU statt Zöllen einen Mindestpreis. Der Vorteil für China: Die Autobauer könnten die Differenz zwischen Dumpingpreis und Mindestpreis selbst behalten und würden keine Zölle zahlen.
Einzelwerte
Die Online-Apotheke DocMorris plant mittelfristig ein jährliches Umsatzwachstum von rund 20 %. Für 2026 strebt das Unternehmen den Breakeven beim bereinigten EBITDA an, gefolgt von positivem Free Cashflow im Jahr 2027. 2025 soll der Umsatz um über 10 % steigen, wobei ein bereinigter operativer Verlust zwischen 35 und 55 Mio. CHF erwartet wird. Um das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten auszubauen, plant der Konkurrent von Redcare Pharmacy (Shop Apotheke) zusätzliche Marketingausgaben von rund 15 Mio. CHF (16 Mio. €). Im ersten Quartal wuchs dieser Bereich in Deutschland um über 52 %, während der Gesamtumsatz der Gruppe um 13 % auf knapp 297 Mio. CHF stieg. DocMorris verwies auf die Kundenbasis mit hoher Wiederbestellrate und einer kontinuierlich steigenden Anzahl an Neukunden.
TSMC steigerte den Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um knapp 42 % auf 839,25 Mrd. Taiwan-Dollar (23,1 Mrd Euro). Getrieben durch die Nachfrage nach KI-Servern und Smartphones sowie Vorzieheffekte vor Inkrafttreten der US-Zölle war dies das stärkste Wachstum seit 2022.
Der Aromen- und Riechstoffkonzern Givaudan meldete für das erste Quartal 2025 einen um Wechselkurseffekte und Übernahmen bereinigten Umsatzanstieg von 7,4 % auf 1,98 Mrd. CHF. Besonders stark war das Wachstum im Bereich Luxusparfümerie mit einem Plus von 16,7 %. Das Unternehmen erwartet, die obere Grenze seines durchschnittlichen fünfjährigen Umsatzwachstumsziels zu übertreffen.
Novartis plant, in den nächsten fünf Jahren 23 Mrd. US-Dollar in den Ausbau von Produktion sowie Forschung und Entwicklung in den USA zu investieren. Dazu gehört ein neues Forschungszentrum im Raum San Diego für 1,1 Mrd. US-Dollar, das zwischen 2028 und 2029 eröffnet werden soll. Zudem ist der Bau von vier neuen Produktionsanlagen und die Erweiterung bestehender Standorte vorgesehen, um 100 % der wichtigsten Medikamente in den USA herzustellen.
Der Nutzfahrzeughersteller Traton verzeichnete im ersten Quartal einen Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses um 42 % auf 645 Mio. Euro. Das Ergebnis wurde durch geopolitische Entwicklungen und die US-Zollpolitik belastet. Die bereinigte operative Rendite sank von 9,4 % auf 6,1 %.
Rheinmetall bestätigte in einer Telefonkonferenz seine Jahresprognose und betonte die geringe Bedeutung des US-Geschäfts, das nur 5 % des Umsatzes ausmacht. Das Wachstum im Verteidigungsgeschäft bleibt stark, während das zivile Segment stagnieren dürfte. Rheinmetall wird die Ergebnisse des ersten Quartals am 8. Mai veröffentlichen.
Delta Air Lines arbeitet mit Airbus daran, die Zahlung von Zöllen auf in diesem Jahr zu liefernde Flugzeuge zu vermeiden. Beide Unternehmen sind zuversichtlich, eine Lösung zu finden.
Volkswagen meldete im ersten Quartal einen Rückgang des operativen Ergebnisses auf 2,8 Mrd. Euro von 4,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Umsatzrendite sank auf 3,6 % von 6 %. Sondereffekte von 1,1 Mrd. Euro belasteten das Ergebnis, darunter Rückstellungen im Zusammenhang mit der CO₂-Regulierung in Europa und Restrukturierungsmaßnahmen bei der Softwaretochter Cariad. Der Umsatz stieg um etwa 3 % auf rund 78 Mrd. €. Im ersten Quartal 2025 wurden in Europa über 150.000 Elektroautos ausgeliefert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Insgesamt, mit allen Antriebsarten, hat VW im ersten Quartal 29 % mehr Autos als im Vorjahreszeitraum verkauft.
MTU erweitert sein Wartungsgeschäft in den USA um Instandhaltungsleistungen für LEAP- und GEnx-Triebwerke und baut dafür den Standort in Fort Worth, Texas, aus. Das erwartete Instandhaltungsvolumen liegt in Milliardenhöhe.
Der Konkurrent von DocMorris Redcare Pharmacy begibt Wandelschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von 300 Mio. € mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einem halbjährlich zahlbaren Kupon zwischen 1,75 % und 2,25 % pro Jahr. Die Wandlungsprämie wird voraussichtlich zwischen 40 % und 45 % über dem Referenzpreis liegen. Die Mindestanlagesumme ist 100.000 Euro.
BP und Shell wurden von der Trump-Administration Sonderlizenzen für Gasprojekte in Venezuela entzogen, die gemeinsam mit der National Gas Company von Trinidad und Tobago durchgeführt werden sollten. Die Projekte zielten darauf ab, venezolanisches Gas zur LNG-Anlage Atlantic auf der Karibikinsel zu transportieren.
Infineon übernimmt das Automotive-Ethernet-Geschäft von Marvell Technology für 2,5 Mrd. US-Dollar in bar, um seine Systemkompetenz für softwaredefinierte Fahrzeuge zu stärken. Der Umsatz des Geschäfts wird für das laufende Jahr auf 225 bis 250 Mio. US-Dollar geschätzt, mit einer Bruttomarge von rund 60 %.
Mehr iPhones sollen künftig aus Indien in die USA geliefert werden – als kurzfristige Lösung zur Umgehung der hohen China-Zölle. Apple will damit Zeit gewinnen, um eine erneute Zollbefreiung zu erreichen. Die Lage sei zu unsicher für langfristige Investitionen in die Lieferkette, heißt es.
Trotz schwächelndem Halbleitergeschäft übertraf Samsung Electronics im Q1 die Erwartungen. Der Betriebsgewinn lag bei 6,6 Bio. Won (rund 4,3 Mrd. Euro), während Analysten nur 5,1 Bio. Won (3,2 Mrd. Euro) erwartet hatten. Der Umsatz stieg laut Prognose um 9,8 % auf 79 Bio. Won. Grund dafür waren vor allem starke Smartphone-Verkäufe.
Dank KI-Servern verzeichnete Foxconn im Auftaktquartal mit rund 45 Mrd. US-Dollar Umsatz ein Rekordniveau – ein Plus von 24 % im Jahresvergleich. Man rechne mit weiterem Wachstum, beobachte aber die geopolitische Lage genau.
Im Rechtsstreit um angebliche Gesundheitsschäden durch Roundup will Bayer über Monsanto den Fall Durnell vom US Supreme Court prüfen lassen. Widersprüchliche Urteile in unteren Instanzen würden dies erforderlich machen, so der Konzern.
Weitere Investitionen in den USA plant Bosch, wie Geschäftsführer Stefan Hartung erklärte. Aufgrund von US-Zöllen werde der transkontinentale Handel mit Fahrzeugen teurer, was Preissteigerungen und geringeres Umsatzvolumen nach sich ziehe.
Meta Platforms hat die neue Version seines KI-Sprachmodells Llama vorgestellt. Llama sei nach Angaben von Meta Platforms ein multimodales Open-Source-Software KI-System. Multimodale Systeme sind in der Lage, verschiedene Arten von Daten zu verarbeiten und zu integrieren, darunter Text, Video, Bilder und Audio, und können Inhalte zwischen diesen Formaten konvertieren. Noch in diesem Jahr plant das Unternehmen Investitionen von bis zu 65 Mrd. US-Dollar in seine KI-Infrastruktur.
Harte Maßnahmen gegen US-Techkonzerne wie Apple, Meta und X kündigte EU-Digitalkommissarin Henna Virkkunen an. Verfahren wegen Wettbewerbsverstößen und unzureichender Kontrolle illegaler Inhalte stünden kurz vor dem Abschluss.
Horizon Robotics will gemeinsam mit Volkswagen die Entwicklung autonomer Fahrtechnologien vorantreiben. Die Software Horizon Superdrive werde in VW-Modellen eingesetzt.
Nintendo verschiebt den US-Vorverkauf der Switch 2, um die Auswirkungen der neuen Zölle zu prüfen. Der Marktstart am 5. Juni bleibt bestehen.
Märkte in der vergangenen Woche
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