Konjunktur & Rentenmärkte
Von den Konjunkturdaten kam in der vergangenen Börsenwoche kein Gegenwind für die Finanzmärkte. Der Optimismus sorgte für steigende Aktienkurse und gleichzeitig für steigende Renditen. Ein anschauliches Bild der Situation lieferte die Unternehmensbefragung des ZEW: Danach hat sich die Stimmung in Deutschland deutlich aufgehellt, die Lage bleibt aber schwierig und hat sich sogar noch etwas eingetrübt. Zum Teil beruht der neue Optimismus darauf, dass nun Finanzminister Bessent die Verhandlungen mit den Handelspartnern über die US-Zölle führt. In den USA erholte sich die Unternehmensstimmung gemessen am Indikator der Philadelphia Fed deutlich. Der Empire State Index rutschte dagegen weiter ins Minus. Bemerkenswert waren die Preisdaten: Sowohl die Verbraucherpreise (+2,3 %) als auch die Erzeugerpreise (+2,4 %) zeigten einen unerwartet schwachen Anstieg für April. Erwartet wurde jeweils ein Zehntel mehr. Dieses Bild dürfte sich aber schon bald stark ändern, da neue Zölle die Produkte für Endverbraucher verteuern.
In Japan und China bestätigen die Konjunkturdaten unser Konjunkturbild. Der Preisauftrieb in China ist schwach. Die Verbraucherpreise sanken im April um 0,1 Prozent zum Vorjahr. Die Erzeugerpreise sanken sogar um 2,7 % – stärker als im März. Die Zentralbank dürfte am Montag wohl die Zinsen senken. Anders in Japan – hier ist der Preisauftrieb stark, aber die Konjunktur schwach. Das Bruttoinlandsprodukt sank im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 %. Daher wird die Bank von Japan wohl weiter auf Zinserhöhungen verzichten.
Laut einem Medienbericht ist der Iran bereit, sich dazu zu verpflichten, niemals Atomwaffen herzustellen und seine Bestände an hochangereichertem Uran zu vernichten, sofern im Gegenzug die Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden. Internationale Inspektoren könnten den Prozess überwachen.
Aktienmärkte
Nach einer fulminanten Börsenwoche schlossen viele Börsen mit einem deutlichen Plus. Vor allem für Technologiekonzerne bedeutet die Aussicht auf eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China eine massive Erleichterung.
In der Folge legte insbesondere der Nasdaq Index kräftig um 6,8 % zu. Vorne lagen auch der S&P 500 Index (+5,3 %) und der MSCI World Index (+5,1 %), in denen die „Magnificent 7“ ebenfalls stark vertreten sind: Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Tesla und Nvidia. Die Kursanstiege in Europa waren weniger kräftig, aber solide: Der Euro Stoxx 50 Index legte 2,2 % zu und der DAX-Index um 1,1 %. Mit der erhöhten Risikofreude ging die Nachfrage nach Gold zurück – Gold wurde um 4,3 % günstiger. Der Preis des Bitcoins konnte sich jedoch halten, gab aber um 0,6 % im Vergleich zur Vorwoche nach.
US-Präsident Donald Trump will per Dekret die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA senken. Ziel ist es, die Kosten an das Niveau anderer Länder anzugleichen, in denen Medikamente oft günstiger sind. Laut Trump sollen die USA künftig den gleichen Preis zahlen wie das Land, das weltweit den niedrigsten Preis zahlt.
Trotz Widerstands der SPD hält Bundeskanzler Friedrich Merz an seiner Forderung fest, die EU-Lieferkettenrichtlinie abzuschaffen. Er sei sich bei diesem Thema mit mehreren EU-Regierungschefs einig: „Die entsprechende Richtlinie der Europäischen Union darf nicht nur verschoben, sondern muss vollständig aufgehoben werden“, sagte Merz.
Einzelwerte
Einem Medienbericht zufolge plant die schweizerische Bank UBS, ihren digitalen Vermögensverwaltungsdienst „UBS Advice“ einzustellen. Der Rückzug soll bereits im kommenden Monat erfolgen. Die Kunden des Robo-Advisors sollen demnach etwa Mitte Juni auf das Angebot „UBS Access“ übertragen werden.
Sony hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Betriebsgewinn um 16 % auf rund 8,5 Mrd. Euro gesteigert und damit die Analystenschätzungen übertroffen. Im April erhöhte Sony wegen Inflation und Wechselkursschwankungen die Preise der PlayStation 5 in Europa, Großbritannien, Kanada und Japan. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen ein Betriebsgewinnwachstum von 16 % im Gaming-Segment – unter anderem dank höherer Verkäufe von First-Party-Spielen wie „Spider-Man 2“. Zudem kündigte Sony an, im Oktober seine Finanzsparte abspalten zu wollen und nur noch einen Anteil von 20 % daran halten zu wollen.
Das SUV-Modell GLC wird Mercedes-Benz künftig auch im Werk Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama fertigen. Der Schritt sei eine Reaktion auf protektionistische Tendenzen in den USA – insbesondere zur Vermeidung möglicher Handelshemmnisse wie Importzölle. Die Verlagerung der Produktion betrifft ausschließlich Fahrzeuge für den nordamerikanischen Markt und hat laut Konzern keine Auswirkungen auf das Werk Bremen, das weiterhin der größte Produktionsstandort für die SUV-Modelle weltweit bleiben soll.
Für das erste Quartal meldet LEG Immobilien einen um 28,2 % erhöhten Mittelzufluss auf 62,3 Mio. Euro (operativ, bereinigt). Der Nettogewinn belief sich auf 243 Mio. Euro. Trotz angespannter Marktlage konnten die Mieten um durchschnittlich 3 % erhöht und die Leerstandsquote auf 2,4 % gesenkt werden. Das Portfolio umfasst aktuell rund 167.000 Wohnungen. Aus dem Zukauf des BCP-Portfolios sollen 1350 Einheiten verkauft werden. Für das Gesamtjahr erwartet LEG einen Mittelzufluss (operativ, bereinigt) zwischen 205 und 225 Mio. Euro (2024: 200 Mio.).
Der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia will Wandelanleihen über 1,3 Mrd. Euro begeben. Die Anleihen sollen 2029 und 2032 fällig werden und dienen vor allem der Tilgung bestehender Schulden sowie der Stärkung der Liquidität. Analysten begrüßen die Maßnahme zur Optimierung der Kapitalstruktur.
Polestar richtet seine Strategie neu aus und legt den Fokus stärker auf europäische Märkte. Das vom Autobauer Volvo Cars und dessen chinesischer Konzernmutter Geely kontrollierte Unternehmen verringerte den Verlust nach Steuern im ersten Quartal auf 190 Mio. US-Dollar – nach 276 Mio. US-Dollar ein Jahr zuvor.
Im ersten Quartal erzielte die Deutsche Pfandbriefbank einen Vorsteuergewinn von 28 Mio. Euro – weniger als im Vorjahr (34 Mio. Euro). Die Risikovorsorge konnte um 45 % gesenkt werden, während das Neugeschäft bei 1,1 Mrd. Euro lag. Beim angekündigten Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 15 Mio. Euro rudert die Bank – mit Blick auf die Unsicherheit in den USA – zurück. In den USA soll auch kein Neugeschäft mehr getätigt werden.
Um nun doch einen Börsengang von OpenAI zu ermöglichen, überarbeiten laut „Financial Times“ OpenAI und Microsoft ihre Partnerschaft. Unklar ist, wie viel Eigenkapital Microsoft für seine Investitionen von mehr als 13 Mrd. US-Dollar tatsächlich erhält. Beobachter spekulieren über eine teilweise Rückgabe von Anteilen im Austausch gegen exklusive Lizenzrechte, denn Microsoft braucht den Zugang zu hochmodernen KI-Modellen. Ferner baut Microsoft weltweit knapp 3 % seiner Belegschaft ab. Betroffen ist primär das mittlere Management. Laut Unternehmensangaben soll der Schritt die Entscheidungsfindung beschleunigen und die Fokussierung auf Schlüsselbereiche wie Künstliche Intelligenz und Cloud stärken.
Hohe Kosten beim Netzaufbau der Tochter 1&1 verzeichnete United Internet und übertraf dank eines soliden Kundenzuwachs trotzdem im ersten Quartal die Erwartungen. Der Umsatz soll 2025 nun 6,45 Mrd. Euro erreichen (zuvor: 6,4 Mrd.). Den Gewinn (EBITDA) schätzt das Unternehmen unverändert auf 1,35 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,295 Mrd.).
Die italienische Großbank Unicredit hat nach einem Gewinnplus von 8 % im ersten Quartal (2,77 Mrd. Euro) seine Prognose für 2025 erhöht. Erwartet werden nun über 9,3 Mrd. Euro Jahresgewinn und Erträge von 23,5 Mrd. Euro.
Samsung Electronics stellte mit dem S25 Edge ein besonders dünnes Smartphone mit verbesserten KI-Funktionen vor. Die Zielgruppe für das Modell sind junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren. Um Marktanteile zu gewinnen, erfolgte die Vorstellung – strategisch bewusst – vor der Präsentation des neuen, ebenfalls sehr dünnen, iPhones von Apple.
Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S bleibt trotz US-Zöllen auf Düngemittel gelassen, da die USA weiterhin auf Importe von Düngemitteln angewiesen sind. Das Gewinnziel (EBITDA) für 2025 wurde auf 560 bis 640 Mio. Euro erhöht. Im ersten Quartal stagnierte das operative Ergebnis bei 201 Mio. Euro. Der Umsatz fiel um gut 2 % auf 965 Mio. Euro. An der Unternehmensspitze steht ein Führungswechsel an: Finanzchef Christian Meyer wird der neue Vorstandschef.
Der Bauboom bei Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) dauert an. Cisco profitiert davon und hob seine Prognose angesichts starker Nachfrage nach Netzwerktechnik (Router und Switches) auf 56,5 bis 56,7 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz an. Im dritten Quartal lag der Umsatz bei 14,15 Mrd. US-Dollar, der bereinigte Gewinn bei 96 Cent je Aktie.
Die Waldbrände in Kalifornien kosten Talanx insgesamt 640 Millionen Euro. Insgesamt summierten sich die Großschäden im ersten Quartal auf 881 Mio. Euro (Vorjahr: 76 Mio.). Die Schäden aus den Bränden in und um Los Angeles entfielen hauptsächlich auf die Talanx-Tochter Hannover Rück. Dennoch konnte der Gewinn auf 604 Mio. Euro (+5 %) und das operative Ergebnis auf 1,3 Mrd. Euro (+4 %) gesteigert werden. Der Versicherungsumsatz stieg auf 12,4 Mrd. Euro. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr liegt weiterhin bei über 2,1 Mrd. Euro.
Allianz hat den operativen Gewinn im ersten Quartal deutlich gesteigert, getragen vor allem vom Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft. Die Jahresprognose für den operativen Gewinn liegt bei 16 Mrd. Euro.
Siemens verzeichnet in China erstmals seit mehreren Quartalen wieder steigende Auftragseingänge. Das industrielle Ergebnis stieg im ersten Quartal um 29 % auf 3,2 Mrd. Euro. Umsatz und Auftragseingang erhöhten sich auf vergleichbarer Basis um 6 % bzw. 9 % auf 19,8 Mrd. Euro bzw. 21,6 Mrd. Euro. Analysten hatten mit schwächeren Geschäftszahlen gerechnet.
Deutsche Telekom hob wegen T-Mobile die Jahresprognose leicht an. Im ersten Quartal lief das Geschäft robust. Der operative Gewinn (EBITDA) soll rund 45 Mrd. Euro erreichen (zuvor: 44,9 Mrd.), der Free Cash Flow ca. 20 Mrd. Euro (zuvor: 19,9 Mrd.).
Weniger Wind und geringere Strompreise belasteten das Geschäft mit erneuerbaren Energien. RWE bestätigte trotzdem seine Jahresprognose von 4,55 bis 5,15 Mrd. Euro. Der Gewinn (EBITDA, bereinigt) fiel mit dem Strompreis im ersten Quartal auf 1,3 Mrd. Euro zurück (Vorjahr: 1,7 Mrd.)
Die nationale Ölgesellschaft Saudi-Arabiens, Saudi Aramco, hat mit US-Konzernen wie ExxonMobil, Nvidia und Amazon Absichtserklärungen über Geschäfte im Gesamtwert von 90 Mrd. US-Dollar unterzeichnet. Die Kooperationen betreffen u.a. Flüssiggas, Rechenzentren und KI-Technologien.
Applied Materials verfehlte im zweiten Quartal mit 7,10 Mrd. US-Dollar Umsatz die Analystenerwartungen von 7,13 Mrd. US-Dollar nur leicht. Für das laufende Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz von rund 7,2 Mrd. US-Dollar (±500 Mio.). Der US-Chipindustriezulieferer leidet unter den anhaltenden Unsicherheiten durch den Handelskonflikt und Exportbeschränkungen.
Deutsche Bank hat bei der EZB ein weiteres Aktienrückkaufprogramm für das zweite Halbjahr beantragt. Bereits im April wurde ein Rückkauf über 750 Mio. Euro gestartet. Die harte Kernkapitalquote lag zum Quartalsende bei 13,8 % und damit deutlich über den regulatorischen Richtwert von 13 %.
Der chinesische Batterieriese CATL hat bei seinem Börsengang in Hongkong 4,6 Milliarden Dollar eingenommen. Das war somit bislang 2025 der größte Börsengang. Der endgültige Preis wurde auf 263 Hongkong-Dollar pro Aktie festgelegt, was dem angekündigten, maximalen Angebotspreis entsprach.
Märkte in der vergangenen Börsenwoche
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