*** Plutos – Schweiz Fund Update *** Oerlikon: „Cloudy, with a chance of meatballs“ *** Deutschland baut: Welche Schweizer Firmen dafür positioniert sind *** SIG Group: „Last is the least“ *** Europäischer Bürokratie-Wahnsinn ***
Der Plutos – Schweiz Fund legt im Februar 1,3 % zu und kann damit die positive Jahresbilanz wahren, während der breitere Small- & Mid-Cap-Index ein halbes Prozent verliert.
Die Hauptthemen für den Schweizer Aktienmarkt waren neben den zahlreichen, mehrheitlich verhalten positiven Jahresabschlüssen 2024 natürlich die deutsche Bundestagswahl, die US-Konjunkturdaten sowie der Ukraine-Krieg: Die vorgezogene Neuwahl des deutschen Parlaments brachte wenig Überraschung, doch die Bildung einer Mehrheitsregierung scheint zeitnah zumindest fraglich. Die US-Konjunkturdaten und der Anstieg der Inflationserwartungen ließen teilweise gar Stagflationsbefürchtungen aufkommen und eine Befriedung des Ukraine-Konfliktes scheint momentan in weite Ferne gerückt. Dies, gepaart mit der Befürchtung neuer US-Zölle, ließ die Investoren eher zögerlich werden, die Volatilität ansteigen und Anschlusskäufe vermissen.
Positiv stimmt uns jedoch der Zufluss von großen Kapitalströmen in europäische Funds – der Appetit auf Aktien des alten Kontinents wächst. Funds auf US-Technologieaktien mussten dagegen Abflüsse hinnehmen. Wir sehen darin die ersten Anzeichen, dass die jahrelange Unterperformance Europas und insbesondere von Small- & Mid-Cap zu einem Ende kommen könnte.
Der stärkste Wert im Plutos – Schweiz Fund war im Berichtsmonat ams OSRAM – hier ist der Knoten endlich geplatzt, denn mit den Q4-Ergebnissen reihten die Österreicher ein weiteres solides Quartal ans letzte und überraschten mit der Profitabilität und dem freien Cashflow positiv. Auch Adecco, lange verschmäht, vermochte trotz einer signifikanten, jedoch eher befreiend wirkenden Dividenden-Kürzung, zu gefallen. Ein Zyklus-Aufschwung, gerade in Europa, welcher wohl um die 50 % Umsatzanteil entspricht, wird in einer ersten Phase über mehr Temporär-Mitarbeiter abgebildet. Adecco hat mit Kostenkürzungen das Margen-Potenzial und den freien Cashflow verbessert und trotzdem Marktanteile gewonnen. Eine Dividendenkürzung macht viel mehr Sinn, als eine Dividende über höhere Schulden zu finanzieren.
Sehr volatil, doch mit einem starken Wertzuwachs, zeigte sich Pierer Mobility: Der führende europäische Hersteller von Motorrädern hat die Herausforderungen einer tiefgreifenden Restrukturierung bei KTM rechtzeitig und aggressiv in Angriff genommen und kann nun bereits erste Ziele verbuchen. Die von hohen Zinsen, US-Inflation, schwachen Zyklen in Europa und China beeinflusste Nachfrage nach Motorrädern dürfte in den nächsten Quartalen wieder zunehmen und die Umsätze von einer tiefen Basis ansteigen lassen – wir gehen von einem fairen Wert der Aktie aus, der deutlich über den heutigen Kursen liegt.
GAM lagen etwas besser im Markt: Wir hören, dass der chinesische Vertriebspartner in Hong Kong momentan ein Aktienpaket aufbaut. Nachvollziehbar sprechen wir doch noch immer von lächerlich tiefen Kursniveaus.
Bei der R&S Group belastete noch immer die Aktienplatzierung – der Private Equity-Verkäufer hält noch immer eine Position, was einen mentalen Aktienüberhang kreiert. Hier werden die FY24-Ergebnisse diese Woche hoffentlich den Knopf wieder lösen – wir sind dafür positioniert.
medmix vermochte insbesondere mit dem Ausblick nicht zu überzeugen und die Aktie kam erheblich unter Druck – sie war im Vorfeld ohne wirkliche News stark angestiegen und den unternehmerischen Entwicklungen vorausgeeilt. Wir hatten zuvor einige Gewinne mitgenommen und die Position auf einem 16 % tieferen Niveau wieder aufgestockt – auch wenn medmix ein Übergangsjahr bevorsteht, ist der Equity Case absolut intakt.
Accelleron, einer der großen Gewinner 2024 und ein Unternehmen von höchster Qualität, mit einem schwer zu kopierenden Geschäftsmodell, lag für uns etwas überraschend, den ganzen Monat im Angebot. Die seit November 2024 andauernde Underperformance hat wohl zwei Gründe: Erstens wurde Accelleron ein Opfer des eigenen Erfolges, die Performance wurde von vielen Investoren nach einem durchzogenen Börsenjahr „eingelockt“. Zweitens kann man Accelleron eher als defensiven Wert ansehen, denn der Service-Anteil, also wiederkehrendes Geschäft, ist bei der Firma mit 75 % enorm hoch. Trotzdem ist die Firma auch 2024 auf Umsatzebene weit über den IPO-Erwartungen gewachsen. Die Dividendenpolitik ist glasklar. Accelleron spielt in ihrer Branche bei der Dekarbonisierung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine große Rolle. Die Schifffahrt macht ungefähr 3 % der globalen CO2-Emissionen aus und soll bis 2050 klimaneutral werden. Das wird ohne die Accelleron-Turbolader unmöglich sein.
Komax, bestens positioniert für einen antizipierten Zyklus-Aufschwung, musste ebenfalls einen Teil der Vormonatsgewinne wieder abgeben – in Anbetracht der tiefen Bewertung, des hohen Marktanteils und der absolut intakten Zukunftsaussichten bleiben wir selbstverständlich investiert.
Im Berichtsmonat haben wir, im Vorfeld der 2024-Ergebnisse, eine Position in OC Oerlikon aufgebaut. Schon letztes Jahr haben wir mit dem Wert gutes Geld verdient, doch konnten damals unter CHF 4 nur eine kleine Gewichtung erwerben. Nun haben wir die sehr tiefen Kurse für ein „richtiges“ Investment nutzen können. Der Equity-Case ist noch immer so gut wie er vor einem Jahr war, doch die Bewertung deutlich tiefer. Eine Marge von 16,6 % bei deutlich tieferen Umsätzen zu erreichen hat viel Respekt verdient.
Oerlikon: „Cloudy, with a chance of meatballs”
Als Contrarian werde ich hellhörig, wenn ein großes Finanzportal titelt: „Kurszerfall setzt sich fort, Anleger sollten OC-Oerlikon-Aktien verkaufen“ – dies jedoch mit keinerlei relevanten, vorausschauenden Argumenten unterfüttert und einzig die Performance dafür anführt.
Der Plutos – Schweiz Fund hat bereits im letzten Jahr zwischen Februar und August gutes Geld mit Oerlikon verdient und da das Motto „Nicht schlechter ist gut“ noch immer gilt, haben wir uns kurz vor den FY24-Zahlenset entschlossen, erneut eine Position in Oerlikon aufzubauen. Denn viel hat sich nicht geändert: Noch immer verdient Oerlikon das Geld mit der Oberflächenbeschichtung, wo man absoluter Weltmarktführer ist. Noch immer sind die Aufträge im Polymer-Bereich Mangelware, die Umsätze stark unter Druck. Doch was sich auch nicht geändert hat, und dafür zolle ich dem Oerlikon-Management meinen Respekt, ist die Marge: 16,6 % EBITDA-Marge der Gruppe, 18 % bei Surface Solutions, 12,8 % bei Polymer Processing.
Noch immer steht der Verkauf, mit Präferenz Sale und nicht IPO, der Polymer Processing-Aktivitäten an – der Erlös dürfte sich auf CHF 800 Mio. bis CHF 1 Mrd. belaufen. Diese Transaktion wird nicht komplex, da die beiden Bereiche bereits heute keine Überschneidungen mehr haben – Synergien hatten sie eh nie. Da es „nix G’scheits“ (O-Ton VRP) zu einem fairen Preis zu kaufen gibt, wird dieser Verkaufserlös eher nicht in M&A verwendet, sondern meines Erachtens für Extra-Dividenden, Aktienrückkäufe o. ä. sehr direkt an den Aktionär fließen – daher meine Titelwahl. 😉
Einziger kleiner Wermutstropfen: Der Abschluss der Transaktion dürfte noch 12-18 Monate in Kauf nehmen.
Aber wieso kaufe ich die Aktie denn bereits jetzt in den Plutos – Schweiz Fund? Einfach – weil wir für das Warten bezahlt werden (Dividendenrendite >5 %) und der leicht anziehende Zyklus sowohl Polymer-Umsätze als auch den Preis für das Asset erhöht. VRP Dr. Süss wird den Polymer-Bereich zum richtigen Zeitpunkt verkaufen, jedoch nicht zu einer Krisen-Bewertung – Oerlikon ist unter ihm den Worten immer treu geblieben. Für mich hat Oerlikon einen intrinsischen Wert von CHF 11 – heute steht die Aktie bei CHF 4. Unter dieser Marke ist Oerlikon für mich „all-day long“ ein Kauf.
Deutschland baut: Welche Schweizer Firmen dafür positioniert sind
Einer aktuellen Analyse zufolge fehlen in Deutschland bundesweit rund 550.000 Wohnungen. Während mehr als eine halbe Million Wohnungen benötigt werden, seien im vergangenen Jahr voraussichtlich lediglich 250.000 Einheiten fertiggestellt worden. Insbesondere bezahlbare Wohnungen fehlten. Konkrete Bauziele, um diese Lücke zu schließen, haben die Parteien vor der Bundestagswahl nicht vorgelegt und im Wahlkampf schien das Thema Wohnen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die scheidende Ampelregierung hatte sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr deutschlandweit rund 400.000 neue Wohnungen zu bauen, hatte dieses aber kein einziges Mal erreicht. Hohe Baupreise und Kapazitätsengpässe der Baubranche hätten einen zügigeren Hochlauf verhindert.
Das alles ist nicht neu, doch in der Hoffnung, dass eine neue Regierung dieses Ziel nicht nur verbal wiederholt, sondern auch erreicht, habe ich mir Gedanken dazu gemacht, welche Schweizer Aktien von einem möglichen Bau-Boom in Deutschland in den nächsten Jahren am meisten profitieren könnten.
Die Schweizer Aktien-Indizes bewegen sich an den 52-Wochen Höchstkursen, der SMI ist gar auf All-Time High. Doch viele baunahe Werte sind noch kaum gelaufen und haben einiges an Potenzial und sind von hoher Qualität. Offensichtlich Kandidaten sind Forbo, Zehnder, SIKA, Belimo, Schweiter, SFS, Bossard, Geberit, Arbonia, Implenia und natürlich Holcim, aber auch Georg Fischer, dormakaba, Landis & Gyr, die R&S Group oder Schindler.
Da sich Holcim, Schindler, Georg Fischer, Implenia, dormakaba, Geberit weniger als 10 % oder gar an ihrem 52-Wochen Höchst bewegen, lassen wir die mal auf der Seite. Nicht, weil es schlechte Unternehmen wären oder nicht mehr weiterlaufen können, sondern einzig, weil ich die wirklich Günstigen finden will. Da bei Arbonia mit dem Verkauf des Klimageschäfts und der Konzentration auf das Türengeschäft noch keine klare Aussage machen lässt, belassen wir die Aktie in der Auswahl, auch wenn sie unweit der kurzfristigen Höchstkurse notiert.
Wenn ich nun die Lücke zum 52-Wochen Hoch und die Performance seit dem 52-Wochen Tiefst kombiniere, stechen einige hochqualitative Werte hervor: SIKA, Bossard, Schweiter, SFS, Forbo, Arbonia, Zehnder, Belimo und die R&S Group. Landis & Gyr hat zwar gemäß dieser Bewertung das größte Potenzial, doch tue ich mich schwer damit, das Unternehmen als „hochqualitativ“ einzustufen.
Mein Fazit: Da ich davon ausgehe, dass in Deutschland in den nächsten Jahren viel gebaut werden muss, sind mit Ausnahme von Belimo, SIKA, Bossard und Arbonia alle genannten Unternehmen im Plutos – Schweiz Fund vertreten. Aber das kann sich schnell ändern. 😉
SIG Group: „Last is the least”
Die Neuhausener SIG Group rangiert schon länger auf unserer Watch-List, denn mit ihren aseptischen Getränke- und Nahrungsmittel-Verpackungen sind sie in einem attraktiven Duopol mit TetraPak für weiteres Wachstum prädestiniert. Und da der Plutos – Schweiz Fund zwischen der Fund-Lancierung im Oktober 2022 und Mitte 2023 bereits einmal investiert war und eine rund 25 %-ige Performance erzielen konnte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir auf rund 30 % tieferen Niveaus wieder zugreifen würden.
Doch das scheint im Moment nicht dringend:
Grund dafür ist der für mich erst seit letzter Woche bekannte Zwist der Clean Holding von Laurens Last, mit 10 % der größte Aktionär. Last hatte 2022 Scholle an SIG verkauft, damit rund CHF 1.4 Mrd. in bar und Aktien erhalten – und eine Art „Earn-Out“ vereinbart: Wächst Scholle bei SIG zwischen 2023 und 2025 zwischen 6 und 11,5 % gibt’s noch was dazu, im besten Fall EUR 100 Mio. SIG sieht nun dieses Wachstum als nicht erreicht, Laurens Last schon und geht vor Gericht. Natürlich wird er nun auch nicht mehr zum VR-Mitglied vorgeschlagen. SIG hat für die bis zu EUR 300 Mio. keine Rückstellungen gebildet. Mit einer Nettoverschuldung/EBITDA von 2,6 x ist SIG schon jetzt nicht auf Rosen gebettet – einige meinen zwar, dass es auf EUR 300 Mio. mehr oder weniger auch nicht ankommt…
Wahrscheinlich werden SIG und Laurens Last keine Freunde mehr – und Last wird sich über kurz oder lang von seinen Aktien trennen. Aus meiner Sicht wäre für SIG ein Ende mit Schrecken die beste Lösung: Den ungeliebten Aktionär ausbezahlen und seine 10 % bei institutionellen Anlegern platzieren. Und das möglichst rasch, denn ansonsten hängt der Fall noch lange als Damoklesschwert über ein ansonsten recht gut laufendes Unternehmen. Denn im schlechtesten Fall verliert man den Gerichtsfall, die Aktien kommen dadurch unter Druck und Last schmeißt seine 10 % noch bei einer Platzierung auf den Markt – das könnte den Kurs erheblich belasten.
Mein Fazit: SIG ist ein respektables Unternehmen, mit guten Produkten und intakten Zukunftsaussichten – doch mit einem mehr als unangenehmen Aktionär. Vorerst lassen wir die Dinge auf uns zukommen und bleiben an der Seitenlinie. Vielleicht gibt’s von Herrn Last ja schon bald ein paar Aktien zum Discount-Preis. 😉
Europäischer Bürokratie-Wahnsinn
Die europäische Wirtschaft ächzt unter der enormen Regulierungsflut. Neben den großen Herausforderungen für den neuen deutschen Kanzler bei den Themen Migration, Ukraine-Krieg, Renten, Energiepreise, sollte beim nicht minder wichtigen Thema Wirtschaft der Bürokratie-Abbau auf europäischer Ebene ganz oben auf der Prioritäten-Liste stehen. Die von der EU ausgehende Überregulierung behindert mehr als sie nutzt, kostet enorme Arbeitszeit und Unsummen. Es wäre der wohl einfachste Schritt, etwas mehr Dynamik in die europäische Wirtschaft zu bringen.
Bei einem sehr informativen Austausch mit dem IR-Verantwortlichen eines Portfolio-Unternehmens konnte ich mir dieser Tage ansatzweise ein Bild der vielen Anforderungen machen – hier einige der Regulierungsanforderungen, hier in Bezug auf ESG, denen sich auch Schweizer Firmen vermehrt stellen müssen. Sie sind wichtig, die Anzahl ist jedoch total ausgeufert – man muss nicht alles lesen, um einen Eindruck zu erhalten:
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine Richtlinie der EU zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Sie wurde im Januar 2023 in Kraft gesetzt und löst die bisherige NFRD (Non-Financial Reporting Directive) ab. Die CSRD zielt darauf ab, die Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen zu erhöhen und Unternehmen zu verpflichten, detaillierte Angaben zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) zu machen. Die CSRD gilt für mehr Unternehmen als die NFRD. Betroffen sind: Alle großen Unternehmen (gemäß EU-Definition: mind. 250 Mitarbeiter, Umsatz über EUR 40 Mio. oder Bilanzsumme über EUR 20 Mio., börsennotierte KMU (ab 2026 mit Übergangsfristen), EU-Niederlassungen nicht-europäischer Unternehmen mit bedeutender Aktivität in der EU. Unternehmen müssen über ihre Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Governance berichten, einschließlich: Klimawandel, Biodiversität, Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Korruptionsbekämpfung. Doppelte Wesentlichkeit: Unternehmen müssen sowohl die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Umwelt/Gesellschaft (Inside-out) als auch die Risiken von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen (outside-in) analysieren und offenlegen. Die Berichte müssen nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erstellt werden, die detaillierten Vorgaben zu Inhalten und Metriken enthalten. Die Nachhaltigkeitsberichte müssen von unabhängigen Stellen geprüft (assuriert) werden, um die Zuverlässigkeit der Daten zu gewährleisten. Zeitplan: Ab 2025 für bereits NFRD-pflichtige Unternehmen (Berichtsjahr 2024). Ab 2026 für andere große Unternehmen. Ab 2028 für nicht-EU-Unternehmen mit EU-Aktivitäten. Ziel der CSRD: Die EU möchte damit nachhaltiges Wirtschaften fördern, Greenwashing verhindern und Investoren sowie Verbrauchern fundierte Entscheidungen ermöglichen. Die Berichte werden im EU-KonarG-Register veröffentlicht, um Transparenz zu gewährleisten.
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind die einheitlichen Berichtsstandards der EU, die im Rahmen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) entwickelt wurden. Sie legen fest, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsdaten offenlegen müssen, um Transparenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Hier die wichtigsten Punkte: Die ESRS standardisieren die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU. Sie definieren genaue Inhalte, Metriken und Formate, die Unternehmen in ihren Berichten abdecken müssen. Die ESRS sind das „Handbuch“ zur Umsetzung der CSRD. Unternehmen, die nach der CSRD berichtspflichtig sind, müssen die ESRS anwenden. Konkrete Vorgaben zu Umwelt (z. B. Klimawandel, Biodiversität), Sozialem (z. B. Arbeitsrechte, Diversität) und Governance (z. B. Risikomanagement, Korruptionsprävention). Unternehmen müssen sowohl ihre Auswirkungen auf die Umwelt/Gesellschaft (Impact Materiality) als auch die Risiken von Nachhaltigkeitsthemen für ihr Geschäft (Financial Materiality) analysieren und offenlegen. Quantitative Daten: CO₂-Emissionen, Energieverbrauch, Lieferkettenrisiken. Qualitative Angaben: Strategien, Ziele, Due-Diligence-Prozesse. Vorwärts gerichtete Informationen: Pläne zur Reduktion von Umweltauswirkungen. Die nach ESRS erstellten Berichte müssen von unabhängigen Stellen geprüft werden (Limited Assurance, später Reasonable Assurance). Zeitplan: Ab 2024 für Unternehmen, die bereits unter die NFRD fielen (Berichtsjahr 2023). Ab 2025 für andere große Unternehmen. Ab 2026 für börsennotierte KMU (mit vereinfachten Standards). Ziele der ESRS: Vergleichbarkeit: Einheitliche Daten für Investoren, Kunden und Regulierer. Greenwashing bekämpfen: durch klare Offenlegungspflichten. Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft integrieren: Unternehmen sollen ESG-Risiken systematisch managen. Die ESRS wurden vom EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) erarbeitet und von der EU-Kommission final verabschiedet. Sie sind eng mit anderen globalen Initiativen wie der GRI (Global Reporting Initiative) abgestimmt, um Doppelarbeit zu vermeiden.
Die Responsible Minerals Initiative (RMI), früher bekannt als Conflict-Free Sourcing Initiative (CFSI), ist eine branchenübergreifende Organisation, die sich für die Förderung ethischer und nachhaltiger Lieferketten von Mineralien einsetzt. Sie wurde ins Leben gerufen, um Risiken wie Menschenrechtsverletzungen, Konfliktfinanzierung (z. B. durch „Konfliktmineralien“) und Umweltschäden im Bergbau zu reduzieren. Ziele der RMI: Einhaltung von Sorgfaltspflichten: Unterstützung von Unternehmen bei der Umsetzung der OECD Due Diligence Guidance für verantwortungsvolle Lieferketten von Mineralien. Transparenz: Identifizierung von Risiken in der Rohstoffbeschaffung (insbesondere bei Zinn, Tantal, Wolfram, Gold und Kobalt). Vermeidung von Konfliktmineralien: Sicherstellung, dass Mineralien nicht aus Regionen stammen, in denen der Abbau bewaffnete Konflikte finanziert (z. B. in der Demokratischen Republik Kongo). Der Conflict Minerals Reporting Template ist ein Standardtool zur Erfassung von Mineralienherkunft in Lieferketten. Unternehmen nutzen ihn, um ihre Zulieferer zu überprüfen. Assessment-Programme: Responsible Minerals Assurance Process (RMAP): Audits von Schmelzen und Raffinerien. Responsible Labor Initiative (RLI): Fokus auf Arbeitsrechte in Bergbau und Lieferketten. Due-Diligence-Ressourcen: Leitfäden, Schulungen und Tools zur Risikobewertung für Unternehmen. Multi-Stakeholder-Kooperation: Zusammenarbeit mit Unternehmen, NGOs, Regierungen und Bergbaugemeinden.
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), umgangssprachlich Lieferkettengesetz, ist ein deutsches Gesetz, das Unternehmen dazu verpflichtet, Menschenrechte und Umweltstandards in ihren globalen Lieferketten zu achten. Es trat am 1. Januar 2023 in Kraft und soll dazu beitragen, Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltzerstörung in Produktionsprozessen zu verhindern. Ziele des Lieferkettengesetzes: Schutz von Menschenrechten: Verhinderung von Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung und unsicheren Arbeitsbedingungen. Umweltschutz: Vermeidung von Umweltschäden, die mit Menschenrechtsverletzungen einhergehen (z. B. giftige Abwässer, Entwaldung). Haftung vermeiden: Unternehmen sollen Risiken in ihren Lieferketten identifizieren und gegensteuern. Unternehmensgröße: Ab 2023: Unternehmen mit mind. 3.000 Mitarbeitenden in Deutschland. Ab 2024: Unternehmen mit mind. 1.000 Mitarbeitenden. Ausländische Unternehmen mit Niederlassung in Deutschland sind ebenfalls betroffen. Räumlicher Geltungsbereich: Eigene Geschäftstätigkeit (direkte Tochtergesellschaften) und unmittelbare Zulieferer (Tier-1): Volle Sorgfaltspflicht. Mittelbare Zulieferer (ab Tier-2): Nur bei konkreten Hinweisen auf Missstände. Sorgfaltspflichten: Risikoanalyse: Systematische Identifizierung von Risiken in der Lieferkette. Präventivmaßnahmen: Einführung eines Risikomanagementsystems und Schulungen. Abhilfemaßnahmen: Bei Verstößen müssen Unternehmen handeln (z. B. Lieferantenverträge kündigen). Beschwerdemechanismus: Einrichtung einer Meldestelle für Betroffene. Dokumentation und Berichterstattung: Jährlicher öffentlicher Bericht über die Umsetzung.
Das Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD): Das deutsche Lieferkettengesetz ist strenger als der geplante EU CSDDD. Die EU-Richtlinie wird voraussichtlich ab 2027 gelten und gilt für mehr Unternehmen, hat aber geringere Strafen. Bis dahin bleibt das LkSG in Deutschland bestehen. Relevanz für Unternehmen: Compliance: Betroffene Firmen müssen Due-Diligence-Prozesse etablieren. Reputationsrisiko: Verstöße können Imageschäden verursachen. Zusammenspiel mit anderen Standards: Synergien mit der CSRD (Nachhaltigkeitsberichterstattung) und der EU-Taxonomie. Ziele der CSDDD: Menschenrechtsschutz: Verhinderung von Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Ausbeutung und Diskriminierung. Umweltschutz: Vermeidung von Umweltschäden wie Entwaldung, Verschmutzung oder Klimabelastung. Haftung: Unternehmen sollen für Verstöße in ihren Lieferketten verantwortlich gemacht werden können. Harmonisierung: Einheitliche EU-weite Regeln statt nationaler Insellösungen (z. B. LkSG in Deutschland).
Ein Verstoß gegen diese Richtlinien zieht sowohl Bußen als auch Sanktionen nach sich: Sie können mit Bußgeldern von 2 – 5 % des globalen Umsatzes, den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen für bis zu 3 Jahre geahndet werden. Auch eine zivilrechtliche Haftung besteht: Geschädigte (z. B. ArbeiterInnen, Gemeinden) können vor EU-Gerichten klagen.
Dies ist nur ein kleiner Auszug der vielen Vorschriften und Regulierungen. Mitte 2024 haben die EU-Mitgliedstaaten das weltweit erste Gesetz zur Regulierung von KI verabschiedet (AI Act) – dieses muss nun im nationales Recht umgesetzt werden – was das wohl wieder für Früchte treibt?
„Don’t be afraid to be a loner but be sure that you are correct in your judgment.”
Walter J. Schloss, US-amerikanischer Value-Investor, Philanthrop und Fondsmanager (1916-2012)
Selbstverständlich stehe ich für einen Austausch zu diesen, weiteren Schweizer Werten und natürlich dem Plutos – Schweiz Fund gerne zur Verfügung und bedanke mich für Ihr Interesse.
Bis demnächst,
Stephan
ZOOM-KÄFELI
Gerne können wir über die erwähnten Punkte in einem Zoom-Käfeli ins Detail gehen – ich freue mich, von Ihnen zu hören!