Was ist eine Rezession?
Eine Rezession ist eine Schwächephase der Wirtschaft, in der die gesamtwirtschaftliche Leistung abnimmt. Im Allgemeinen wird von einer Rezession gesprochen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft.
Typische Merkmale einer Rezession sind:
- Sinkende Investitionen und Konsumausgaben: Unternehmen investieren weniger in neue Anlagen und Maschinen, und die Verbraucher kaufen weniger Waren und Dienstleistungen.
- Steigende Arbeitslosigkeit: Unternehmen entlassen Mitarbeiter, um ihre Kosten zu senken, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt.
- Verringerte Gewinne: Unternehmen verzeichnen sinkende Gewinne, da sie weniger Produkte und Dienstleistungen verkaufen können.
- Schwache Aktienmärkte: Die Aktienkurse fallen, da die Anleger weniger Vertrauen in die Wirtschaft haben.
Rezessionen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. Finanzkrisen, geopolitische Ereignisse oder plötzliche Preisänderungen für wichtige Waren. Sie können negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft und den Einzelnen haben, z. B. durch Verlust von Arbeitsplätzen, sinkende Einkommen und Vermögenswerte sowie erschwerten Zugang zu Krediten.
Es ist wichtig zu beachten, dass Rezessionen einen normalen Teil des Konjunkturzyklus darstellen und nicht ewig dauern. Nach einer Rezession folgt in der Regel eine Phase der Erholung, in der die Wirtschaft wieder wächst und sich die negativen Auswirkungen der Rezession allmählich abschwächen.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf verschiedene Indikatoren, um die konjunkturelle Lage grob einzuschätzen. Mit über 70 % der globalen Marktkapitalisierung dominieren die USA deutlich den Anteil am internationalen Finanzmarkt. Als Proxy dienen uns daher die US-Daten.
Das Bruttoinlandsprodukt als Indikator einer Rezession
Schrumpft das BIP erstmal, hat die Börse eine mögliche Rezession in der Regel bereits eingepreist.
US-GDP Percent Change from Preceding Period, Seasonally Adjusted Annual Rate, Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/A191RP1Q027SBEA
Wie stark das BIP schrumpft, kann von Rezession zu Rezession variieren. In einigen Rezessionen kann das BIP nur um wenige Prozentpunkte sinken, während es in anderen Rezessionen deutlich stärker zurückgehen kann.
Die Dauer einer Rezession kann ebenfalls variieren. Rezessionen können einige Monate, aber auch mehrere Jahre dauern. Die durchschnittliche Rezession in Deutschland dauert etwa 10 Monate.
Die Auswirkungen einer Rezession auf das BIP können je nach Sektor unterschiedlich sein. Einige Sektoren, wie z. B. die Bauindustrie und die Finanzdienstleistungen, sind in der Regel stärker von Rezessionen betroffen als andere.
Die Arbeitslosigkeit als Indikator einer Rezession
Enger Zusammenhang: Rezessionen und Arbeitslosigkeit gehen Hand in Hand. In Phasen wirtschaftlicher Schwäche, wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt, reagieren Unternehmen häufig mit Personalabbau, um ihre Kosten zu senken. Dies führt zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote, da mehr Menschen ihren Job verlieren, als neue Stellen geschaffen werden. Das gesunkene, aggregierte Einkommen sinkt und damit auch der Konsum und die Investitionen. Ein Teufelskreis entsteht.
Verstärkende Faktoren: Verschiedene Faktoren verstärken diesen Effekt in Rezessionen:
- Sinkende Investitionen: Unternehmen investieren in Rezessionen weniger in neue Anlagen und Maschinen, was zu einem Rückgang in der Bauindustrie und in anderen beschäftigungsintensiven Sektoren führt.
- Verringerte Konsumausgaben: Verbraucher halten in Rezessionen ihr Geld eher zusammen und kaufen weniger Waren und Dienstleistungen. Dies trifft insbesondere den Einzelhandel, die Gastronomie und die Reisebranche, die wiederum mit Stellenabbau reagieren.
- Unsicherheit und Angst: Die allgemeine Unsicherheit und Angst in Rezessionen kann zu einem Vertrauensverlust führen, der sowohl Investitionen als auch Konsumausgaben dämpft und so den Arbeitsmarkt zusätzlich belastet.
Unemployment Rate, Percent, Seasonally Adjusted, Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/UNRATE
Besonders betroffen: Von Arbeitslosigkeit in Rezessionen sind bestimmte Gruppen häufig stärker betroffen:
- Geringqualifizierte Arbeitnehmer: Da Unternehmen in Rezessionen tendenziell Stellen mit geringeren Anforderungen streichen, sind geringqualifizierte Arbeitnehmer überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen.
- Junge Menschen: Junge Menschen haben oft weniger Berufserfahrung und ein kleineres Netzwerk an Kontakten, was es ihnen erschwert, in Rezessionen einen neuen Job zu finden.
- Langzeitarbeitslose: Langzeitarbeitslose haben es aufgrund von Faktoren wie fehlender Praxis und Stigmatisierung oft besonders schwer, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
Regionale Unterschiede sind ebenso möglich: Regionen, die stark von bestimmten Branchen abhängen, die in Rezessionen besonders anfällig sind, sind oft stärker von Arbeitslosigkeit betroffen.
Zinsänderungen und die konjunkturelle Reaktion
Niedrige Zinsen, also günstige Kapitalkosten, fördern Konsum und Investitionen. Dies kann zu einer belebten Wirtschaft führen. Steigt die Nachfrage so stark, dass ein ausreichendes Angebot an Waren und Dienstleistungen nicht mehr gewährleistet ist, mündet die Situation in Inflation.
Um die Preisentwicklung einzudämmen, erhöhen Zentralbanken üblicherweise den Leitzins. Dies verteuert Kredite und bremst die Nachfrage, wirkt also gegen die Inflation.
Kehrseite der Medaille: Investitionen und Konsum werden unattraktiver, die Wirtschaft kühlt sich ab. Im schlimmsten Fall kann dies in einer Rezession münden, wie im Abschnitt zum BIP beschrieben.
Leitzinsen im Vergleich: Eurozone und USA, Quelle: https://www.leitzinsen.info/
Die Herausforderung: Zentralbanken müssen die richtige Balance finden. Zu niedrige Zinsen befeuern die Inflation, zu hohe Zinsen dämpfen die Konjunktur zu stark. Es ist eine Gratwanderung, um Preisstabilität und Wirtschaftswachstum gleichzeitig zu gewährleisten. In der Regel folgt eine Rezession auf eine Phase steigender Zinsen.
Die Zinsstrukturkurve als ultimativer Indikator einer Rezession?
Die Zinsstrukturkurve ist ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage und zur Prognose von Rezessionen. Sie zeigt die Renditen von Staatsanleihen unterschiedlicher Laufzeiten. In der Regel werden 10-jährige und 2-jährige US-Staatsanleihen miteinander verglichen. Normalerweise sind die Renditen längerfristiger Anleihen höher als die von kurzfristigen Anleihen, da sie durch ihre längere Laufzeit mit einem höheren Risiko verbunden sind.
Die Inverse Zinsstrukturkurve ist ein Sonderfall: Wenn die Rendite kurzfristiger Anleihen über der Rendite längerfristiger Anleihen liegt, handelt es sich um eine inverse Zinsstrukturkurve. Dies wird oft als Warnsignal für eine bevorstehende Rezession interpretiert.
Wie bereits erwähnt, antizipiert die Börse eine Rezession bereits bevor sie in der Konjunktur real eintrifft. Eine inverse Zinsstrukturkurve deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer erwarten, dass die Zinsen in Zukunft fallen werden. Dies kann verschiedene Gründe haben, z. B. die Erwartung einer schwächeren Wirtschaft oder einer expansiveren Geldpolitik durch die Zentralbank.
10-Year Treasury Constant Maturity Minus 2-Year Treasury Constant Maturity, Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/T10Y2Y
Wie im vorherigen Abschnitt zum Thema Zinsen erläutert, folgt eine Rezession meist auf eine Periode steigender Zinsen. In Reaktion auf die konjunkturelle Abkühlung senken die Zentralbanken in der Regel den Zins. Diesen Ablauf antizipieren Marktteilnehmer, wenn sie von fallenden Zinsen ausgehen. Geht der Markt nämlich davon aus, dass die Zinsen bald fallen, da die Konjunktur abgewürgt wird, werden vermehrt länger laufende Anleihen gekauft.
Logisch: Dadurch profitiert man länger von den „alten“ und hohen Zinsen, wenn diese in naher Zukunft tatsächlich fallen sollten. Die Nachfrage und damit das Kaufvolumen steigen für länger laufende Anleihen. Der Preis der länger laufenden Anleihen steigt, die Zinsrendite sinkt.
Wie sollten Anleger in einer Rezession reagieren?
Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Deswegen gilt: Selbst die beste Analyse schützt nicht vor Verlusten im Depot. Eine saubere Analyse optimiert lediglich die Chancen im Verhältnis zum Risiko.
Die Möglichkeiten für Anleger, um sich vor den Folgen einer Rezession zu schützen, sind schier endlos: Put-Optionen, Umschichtung in Anleihen/Rohstoffe, Sektoren-Rotationen oder komplexe Derivate- sowie Intermarket-Trading-Strategien.
Als solides Fundament abseits komplexer und optimierter Strategien sollte stets eine kluge Diversifikation dienen. Nicht nur zwischen Aktien verschiedener Regionen oder Branchen, sondern auch Aktien verschiedener Marktkapitalisierungen.
Ferner sollte zwischen diversen Asset-Klassen diversifiziert werden, z.B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Devisen. Durch eine kluge Diversifikation kann der Schaden einer Rezession erheblich minimiert werden.
Wirklichen Schutz bieten hingegen fortgeschrittenere Maßnahmen:
- Put-Optionen: Durch den Erwerb einer Put-Optionen erhalten Sie das Recht, die Aktie zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Wichtig ist, dass es sich um ein Recht, nicht um eine Pflicht handelt. Für dieses Recht zahlen Sie die Optionsprämie.
- Intermarket-Umschichtung: Wenn Aktien schwächeln, schichten Anleger oft in sichere Häfen um. Diese sind in der Regel bonitätsstarke Anleihen und Edelmetalle, wie z.B. Gold.
- Intramarket-Umschichtung: Small- versus Large-Caps, Value- versus Growth-Aktien oder Pharma versus IT – Aktien sind nicht gleich Aktien. Je nachdem, welche Faktoren eine Rezession auslösen, verhalten sich verschiedene Aktien unterschiedlich.
Fazit: Rezession fundiert meistern
Die Anzeichen für eine Rezession verdichten sich. Um die negativen Folgen einer wirtschaftlichen Abkühlung auf Ihr Depot zu minimieren, sollten Sie Ihr Anlageverhalten strategisch anpassen.
Verteilen Sie Ihr Anlagevermögen auf verschiedene Anlageklassen, Regionen und Branchen, sind Sie bereits gut beraten. So streuen Sie das Risiko und sind weniger stark von den Entwicklungen in einzelnen Sektoren oder Regionen abhängig.
Neben reiner Diversifikation gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, wie z.B. Put-Optionen, gezielte Umschichtungen oder andere derivative Strategien. In Krisenzeiten können Anleihen mit hoher Bonität und Edelmetalle wie Gold Stabilität in Ihr Portfolio bringen. Diese Anlageklassen sind zwar weniger renditestark als Aktien, können aber Kurseinbrüche bei Aktien abfedern und Ihr Vermögen schützen.
Zuletzt sei gesagt: Investieren Sie nur Geld, das Sie nicht in naher Zukunft benötigen. In Rezessionen kann es zu erheblichen Kurseinbrüchen kommen, sodass es wichtig ist, ausreichend liquide Mittel für etwaige Notfälle zur Verfügung zu haben.
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