Mit Burggraben-Aktien erfolgreich investieren

Burggrabenaktien - Google Apple
Burggraben-Aktien dürfen heute in keinem Value-Portfolio fehlen. Geprägt hat den Begriff kein Geringerer als Warren Buffet.

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Burggraben-Aktien dürfen heute in keinem Value-Portfolio fehlen. Damit sind Aktien gemeint, die gegenüber der Konkurrenz einen so starken Wettbewerbsvorteil haben, dass ihre Marktstellung auf lange Sicht unangreifbar ist.

Geprägt hat den Begriff kein Geringerer als Warren Buffet. Die so genannte „moat“ (Englisch für Burggraben) schütze die kostbare Unternehmensfestung, schrieb er 1986 in einem Brief an die Aktionäre der Berkshire Hathaway Inc. und trifft mit dieser plastischen Beschreibung den Nagel auf den Kopf. Genau wie früher eine Festung mit einem tiefen und breiten Burggraben von Angreifern nur schwer eingenommen werden konnte, sind Unternehmen mit einzigartigen Geschäftsmodellen und führender Marktstellung vor der Konkurrenz gut geschützt. Der Burggraben wirkt wie eine Barriere und bewahrt den inneren Wert des Unternehmens. Der Traum eines jeden Value-Investors.

Wie aber entsteht ein solcher Burggraben? Eine einzigartige Geschäftsidee oder ein Produkt, das Verbraucher begeistert, reichen dafür nicht aus. Es gilt, es den Konkurrenten so schwer wie möglich zu machen in Wettbewerb zu treten und Marktanteile zu gewinnen.

Eine starke Marke ist wohl die augenfälligste Form eines Burggrabens. Wenn Verbraucher erst einmal der Qualität eines Produktes vertrauen, werden sie immer wieder auf genau dieses zurückgreifen. „Share of mind“ heißt das im Marketing-Jargon und beschreibt den Platz einer Marke, den sie in den Köpfen der Zielgruppe einnimmt. Den ultimativen Status hat eine Marke dann erreicht, wenn sie zum Synonym für eine ganze Produktgruppe wird („Top of mind“): Wir benutzen „Tesa“ statt Klebeband, „Zewa“ statt Haushaltstücher, „Aspirin“ statt Kopfschmerztabletten… Oder können Sie sich heute noch vorstellen zu „bingen“, statt zu „googeln“?

Ist ein Unternehmen erst einmal groß genug, kann es sich durch Größen- und Verbundvorteile, zum Beispiel im Einkauf, angebotsseitige Wettbewerbsvorteile verschaffen und damit seine Marktstellung sichern. Große Konsumgüterkonzerne kaufen Rohstoffe, die sie für alle ihre Produktmarken benötigen, in großen Mengen ein. Ihre Einkaufsmacht verschafft ihnen Preisvorteile und sie können höhere Margen erzielen als ihre kleineren Konkurrenten. Ob Johnson & Johnson, Procter & Gamble oder Walmart – sie sorgen auf diese Weise für die Rentabilität des investierten Kapitals.

Andersherum können auch nachfrageseitige Wettbewerbsvorteile einen gigantischen Burggraben schaffen. Manche Unternehmen werden umso wertvoller, je mehr Kunden sie haben. Dazu gehören beispielsweise alle sozialen Netzwerke, wie Facebook, Instagram oder auch WhatsApp. Je mehr User eine Plattform auf sich vereint, desto höher ist der Nutzen für jeden weiteren. Wettbewerber, die mit wenig Anwendern starten, müssen einen hohen Aufwand betreiben, um für ihre Nutzer überhaupt interessant zu werden. Das gilt auch für Zahlungsanbieter wie PayPal. Welches Unternehmen würde eine Zahlungsmethode anbieten, die nur wenige Kunden nutzen? Andersherum ist es schwer ä, Verbraucher für eine Plattform zu gewinnen, die wenig Akzeptanzstellen hat. Ein ewiger Kreislauf, der nur schwer zu durchbrechen ist. Übrigens ein Grund, warum die Sparkassen mit ihrem Service für mobiles Bezahlen scheitern.

Starke Burggräben können auch in Branchen mit hoher Regulierung geschaffen werden. Als ein Unternehmen im „Wide Moat Focus Index“ findet sich zum Beispiel BlackRock, der mittlerweile größte unabhängige Vermögensverwalter weltweit. Wohl keine Branche ist so stark reglementiert wie die Finanzbranche: Eigenkapital, Berichterstattung, Geldwäsche, Compliance und vieles mehr. Die Einstiegshürden sind extrem hoch und die Anforderungen an den laufenden Geschäftsbetrieb kostenintensiv. Ein solider Abwehrmechanismus.

Der wohl stärkste Burggraben aber entsteht durch Patente und geistiges Eigentum. Ein Unternehmen mit einem einzigartigen Produkt, das von Verbrauchern geschätzt wird und das kein anderer Hersteller zu produzieren in der Lage ist, können die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens langfristig sichern. Aber auch einzigartige Algorithmen (Google) oder medizinische Patente (Amgen, Pfizer) tragen dazu bei: Der Schutz des Geschäftsgeheimnisses ist das Rückgrat des Unternehmens.

Wegen ihrer starken Abwehrkraft sind Aktien mit intaktem Burggraben bei Value-Investoren besonders beliebt und unter normalen Umständen teuer bewertet. Weil die Unternehmen hochprofitabel arbeiten, können sie wirtschaftlichen Schwächephasen länger als ihre Konkurrenten trotzen und sind dadurch imstande Marktanteile gewinnen. Stimmt das Management, schaffen sie es auch trotz veränderlicher Rahmenbedingungen immer wieder, ihre Geschäftspotenziale zu erweitern und neue Absatzmärkte zu erschließen. Deswegen gilt es, wenn in Schwächephasen die Aktienmärkte insgesamt oder bestimmte Branchen ins Straucheln geraten, bei Burggraben-Aktien zuzugreifen.

Je größer die Hürden für den Markteintritt von Mitbewerbern, desto größer und nachhaltiger sind die Wettbewerbsvorteile. Wenn gleich mehrere der genannten Strategien auf ein Unternehmen zutreffen, ist der Burggraben besonders schwer zu überwinden. So ist es übrigens kein Zufall, dass ausgerechnet Google, Amazon, Facebook und Apple sich zum Höhenflug aufgemacht haben. Auch wenn diese Aktien nicht zu unseren derzeitigen Top-Picks gehören, erfüllen sie gleich mehrere der fünf genannten Kriterien und haben damit einen gigantischen Abwehrmechanismus geschaffen. Machen Sie doch mal die Probe, welche es sind!

Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert neben Thomas Käsdorf als Co-Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos Multi Chance.

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