Merz öffnet die Schleusen: DAX kurzzeitig über 23.000 Punkte

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Konjunktur & Rentenmärkte

Deutschland hat ein Problem, was das Thema „wirtschaftliche Bildung“ betrifft. Leider betrifft das Problem, so scheint es, nicht nur Schulabgänger, sondern auch jene Entscheidungsträger, von denen unser Wohlstand abhängt. Die Börsen, so scheint es, feierten aber das neue 900 Mrd. Euro schwere Ausgabenpaket der „Großen Koalition“ zunächst mit Kursgewinnen. Der DAX-Index sprang zu Wochenbeginn erstmals über 23.000 Punkte. Die Börsenkurse reflektieren die erwarteten zukünftigen, nominalen Gewinne. Die Kurse steigen mithin auch, wenn die Inflationserwartungen – so wie in der vergangenen Woche – zunehmen. Unabhängig davon, wie die EZB reagiert, führen die gestiegenen Kapitalmarktrenditen zu höheren Finanzierungskosten, etwa für Eigenheime. In zehn Jahren könnte Deutschlands gesamtstaatliche Schuldenquote von aktuell 63,6 % in Richtung 90 % des Bruttoinlandsproduktes steigen. Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen stiegen gegenüber der Vorwoche von 2,5 % auf 2,8 %.

Die Vorzeichen für eine Belebung in Deutschland sind weiterhin schwach. Die Industrie musste im Januar, nach den guten Dezemberzahlen, nun ein Auftragsminus von 7 % zum Vormonat hinnehmen. Bereinigt um Großaufträge, sanken die Bestellungen allerdings insgesamt nur um 2,7 %.

Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Da die Geschäftsbanken infolge der Anleihekäufe zu viel Liquidität besitzen, ist derzeit der Einlagensatz der entscheidende Leitzinssatz. Dieser liegt nun bei 2,50 %. Die Fragerunde mit EZB-Chefin Lagarde lässt den Schluss zu, dass mit der jüngsten Entwicklung eine Zinssenkung im April sehr unsicher ist.

US-Notenbanker beobachten die Zollpolitik von Donald Trump skeptisch. Den Aussagen zufolge ist eine Zinssenkung vor dem Sommer unwahrscheinlich. Das deckt sich mit unseren Erwartungen. Die US-Arbeitsmarktdaten zeigen oberflächlich solide Stellengewinne. Die staatliche Entlassungswelle unter der Ägide von Elon Musk, findet sich innerhalb des Reports nur in den Daten der „Haushaltsbefragung“ wieder. Hier zeigt der Report einen massiven Verlust von 588.000 Stellen.

In China tagt der Nationale Volkskongress. Der Kongress begann Mitte der letzten Woche und dauert in der Regel etwa 10 Tage. Die Abgeordneten legten ein Wachstumsziel von 5 % fest für 2025. Beobachter erwarten, dass der Kongress auch zusätzliche konjunkturelle Maßnahmen beschließen wird. Bei den chinesischen Dienstleistern hat sich die Geschäftsaktivität im Februar verbessert. Der von Caixin und S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Servicesektor erhöhte sich auf 51,4 Punkte (Januar: 51,0). Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel ebenfalls etwas besser aus und stieg auf 50,8 Punkte (Januar: 50,1).


Aktienmärkte

Der DAX-Index legte in der vergangenen Woche +2,03 % zu, wobei das geplante Ausgabenpaket der „Großen Koalition“ einen erheblichen Einfluss hatte. Dagegen sind die US-Firmen von der Politik Donald Trumps zunehmend irritiert. Der S&P 500 fiel um 3,1 % und der Russell 2000 um 4,05 % zurück.

Knapp 85 % der Unternehmen haben mittlerweile in den USA Quartalszahlen vorgelegt. Eine deutliche Mehrheit davon konnte beim Umsatz und Gewinn die Analysten positiv überraschen. Von den europäischen Unternehmen haben 57 % Zahlen vorgelegt. Auch hier überwogen bei den Umsätzen positive Überraschungen. Beim Gewinn halten sich dagegen positive und negative Überraschungen die Waage.


Einzelwerte

Zwei US-Unternehme Intuitive Machines und Firefly Aerospace sind unabhängig voneinander in der vergangenen Woche auf dem Mond gelandet. Die US-Weltraumfirma Firefly Aerospace setzte mit der Landefähre „Blue Ghost“ sanft auf der großen Tiefebene Mare Crisium auf der Mondoberfläche auf.

Fresenius plant, seinen Anteil an Fresenius Medical Care (FMC) auf 25 % plus eine Aktie zu reduzieren. Die Erlöse sollen verwendet werden, um langfristiges Wachstum und eine Steigerung des Unternehmenswerts zu generieren. Insgesamt werden etwa 10,5 Mio. FMC-Aktien, das entspricht rund 3,6 % des ausgegebenen Grundkapitals, im Rahmen eines beschleunigten Bookbuilding-Verfahrens veräußert. Des Weiteren beabsichtigt Fresenius, Anleihen mit Umtauschrecht in FMC-Aktien im Wert von rund 10,5 Mio. Aktien auszugeben, was ebenfalls rund 3,6 % des Grundkapitals betrifft.

OMV und Adnoc haben zusammen neues Chemieunternehmen gegründet. Beide Konzerne bündeln ihre Anteile an Borealis und Borouge in einem neuen Gemeinschaftsunternehmen namens Borouge Group International, das durch die Übernahme von Nova Chemicals aus den USA für 13,4 Mrd. US-Dollar erweitert wird. Adnoc aus Abu Dhabi und OMV aus Wien werden jeweils zu gleichen Teilen an der neuen Gruppe beteiligt, die an der Abu Dhabi Securities Exchange gelistet werden soll und möglicherweise auch an der Wiener Börse.

Angesichts drohender US-Zölle plant der US-Pharmakonzern Pfizer eine Verlagerung der Produktion in die USA. Konzernchef Albert Bourla äußerte auf einer Gesundheitskonferenz: „Wenn etwas passiert, werden wir versuchen, dem entgegenzuwirken, indem wir die Produktion von Standorten im Ausland an Standorte hier verlagern.“

Für ein neues Investitionsprogramm in den USA hat der Halbleiter-Hersteller TSMC 100 Mrd. US-Dollar angekündigt. So sollen fünf neue Werke entstehen.

Die Marine-Tochter von Thyssenkrupp soll an die Börse gehen. Vor diesem Hintergrund fordert die IG Metall einen Staatseinstieg bei der Rüstungssparte. Die IG Metall sieht den Staat als Ankerinvestor mit einer Beteiligung von 25,1 % als notwendig an, um nationale Interessen zu vertreten.

Die Sparte Waipu.tv beschert Freenet aufgrund ungebrochenen Wachstums einen Rekordgewinn. Das Mobilfunkunternehmen hebt die Dividende an und sieht weiteres Wachstum für das laufende Jahr vor. Der operative Gewinn stieg 2024 um 3,5 % auf 521,5 Mio. Euro und der Konzernumsatz erhöhte sich um 3,9 % auf 2,48 Mrd. Euro.

Nach Einschätzung des Nuklear-Dienstleisters Nukem könnten in Deutschland bald wieder Kernkraftwerke Strom liefern. Geschäftsführer Thomas Seipolt betonte, dass der Rückbau sofort gestoppt werden sollte. Mit einer politischen Entscheidung könnten bis 2030 sechs AKWs wieder hochgefahren werden. Allerdings werden drei der sechs Reaktoren bereits zurückgebaut.

Auf einen Gewinneinbruch reagiert der Logistikriese DHL mit einem drastischen Stellenabbau in Deutschland. Konzernchef Tobias Meyer plant, rund 8.000 der 190.000 Stellen im Bereich Brief & Paket Deutschland abzubauen, um über 1 Mrd. Euro einzusparen. Der operative Gewinn (Ebit) ist 2024 um 7,2 % auf rund 5,9 Mrd. Euro gesunken, während der Umsatz um 3 % auf 84,2 Mrd. Euro zulegte.

Vom soliden Geschäft mit Medikamenten und Elektronikmaterialien für die Halbleiterindustrie profitierte der Pharma- und Technologiekonzern Merck aus Darmstadt. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) stieg 2024 um mehr als 3 % auf 6,1 Mrd. Euro. Der Umsatz belief sich auf 21,2 Mrd. Euro, ein Plus von 0,8 %. Für 2025 rechnet Merck mit einem Umsatzanstieg auf 21,5 bis 22,9 Mrd. Euro.

Bei seinem Einstiegs-Elektroauto setzt Volkswagen auf Software, die in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Rivian entwickelt wurde. Der ID.Every1 soll zu einem Preis von rund 20.000 Euro auf den Markt kommen. Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer teilt mit, dass das Fahrzeug in Europa angeboten werden soll, nicht in China oder Amerika. Volkswagen könnte dem US-Sonderzoll von 25 % voraussichtlich entgehen, da Fahrzeuge in Nordamerika den Regeln des Handelsabkommens zwischen den USA, Mexiko und Kanada entsprechen.

Ein Verlust bei der Hauptmarke hat den Gewinn der Lufthansa-Gruppe im vergangenen Jahr dramatisch sinken lassen. Das bereinigte Betriebsergebnis reduzierte sich um 39 % auf 1,65 Mrd. Euro. Der Umsatz erreichte dagegen mit 37,6 Mrd. Euro dennoch einen Rekordwert, ein Zuwachs von 6 %.

Bei der Komplettübernahme von About You macht der Online-Modehändler Zalando Fortschritte. Nach dem öffentlichen Übernahmeangebot hält Zalando mehr als 90 % an About You und plant, die verbleibenden Aktionäre mittels eines Squeeze-out aus dem Unternehmen herauszudrängen.

Im Hinblick auf ein Ende der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten denkt Bayer über einen Ausstieg aus dem Herbizidgeschäft in den USA nach. Analysten von Jefferies führen aus, dass ohne regulatorische Klarheit, Bayer gezwungen sein könnte, den Verkauf einzustellen.

Ein Regierungsausschuss in Marokko hat Projekte zur Herstellung von Ammoniak, Stahl und industriellen Brennstoffen durch grünen Wasserstoff im Volumen von 32,5 Mrd. US-Dollar initiiert, wobei u. a. der deutsche Windanlagenbauer Nordex ausgewählt wurde.

Die Ergebnisse des Halbleiterproduzenten Broadcom für das erste Geschäftsquartal haben die Erwartungen übertroffen. Der Halbleiterkonzern prognostizierte zudem für das laufende Quartal höhere Umsätze als erwartet. Der bereinigte Gewinn betrug 1,60 US-Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 14,92 Mrd. US-Dollar. Der Aktienkurs profitierte von den Geschäftszahlen.

Während der achten Testmission verlor SpaceX den Kontakt zur Starship-Rakete, bevor sie explodierte. Dies bedeutet einen weiteren Rückschlag für das Entwicklungsprogramm der Rakete, mit dem Ziel, größere Satelliten und Menschen zum Mond sowie Mars zu befördern.

Der französische Rüstungs- und Technologiekonzern Thales verzeichnete 2024 Zuwächse dank gestiegener Verteidigungsausgaben in vielen Staaten. Der Umsatz stieg um 8,3 % auf 20,6 Mrd. Euro. Für 2025 stellt Thales ein Umsatzwachstum zwischen 5 und 6 % auf 21,7 bis 21,9 Mrd. Euro in Aussicht und eine Steigerung der operativen Marge auf 12,2 bis 12,4 %.

Der Sportartikelkonzern Adidas erwartet für 2024 einen Umsatz- und Gewinnanstieg. Der bereinigte Umsatz soll um mindestens 10 % zulegen, während das Betriebsergebnis auf 1,7 bis 1,8 Mrd. Euro steigen soll, was einen Zuwachs von etwa 30 % darstellt.

Der Schweizer Generika- und Biosimilarhersteller Sandoz beabsichtigt, die Dividende nach einem Umsatz- und Ergebnisplus 2024 erheblich zu erhöhen. Die Verkaufszahlen stiegen um 9 % auf 10,36 Mrd. US-Dollar, wobei das Biosimilärgeschäft um 30 % anwuchs.

Nach einem enttäuschenden Umsatz-Ausblick für das zweite Quartal will Hewlett Packard Enterprise 2.500 Stellen streichen. Die Aktie verloren rund 16 % im nachbörslichen Handel. Der Umsatz soll zwischen 7,2 und 7,6 Mrd. US-Dollar liegen, während Analysten mit 7,93 Mrd. rechneten.



Märkte in der vergangenen Woche



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Kai Heinrich

Kai Heinrich

Kai Heinrich ist seit 2012 im Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und verantwortet schwerpunktmäßig die Bereiche Unternehmenssteuerung, Bestandskundenbetreuung, Fondsmanagement und Organisation. Zusätzlich ist er Fondsmanager des Kana NEB Funds und agiert als Fondsmanager des offensiven Mischfonds Plutos – Multi Chance.

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