Konjunktur & Rentenmärkte
Die jüngsten Entwicklungen sorgen für zunehmende Unsicherheit in den Finanzmärkten. Der „Fear & Greed Index“ stieg in der vergangenen Woche von „Fear“ auf „Extreme Fear“. Der Eklat um das vor laufenden Kameras frühzeitig beendete Gespräch zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj belastete die Märkte aber nur vorübergehend. Der S&P-500 schloss am Freitag mit einem Tageshoch.
Gleichwohl haben die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die Abwendung der USA von Europa, fallende Zinssenkungsspekulationen und auch enttäuschte Friedenshoffnungen für die Ukraine in der vergangenen Woche ihren Niederschlag an den Märkten gefunden. Veröffentlichte Konjunkturdaten zeigten mehr Schatten als Licht. So hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im Februar eingetrübt, während zugleich die Inflationserwartungen stiegen. Aus dem Weißen Haus wurde verlautbart, dass die geplanten 25 % Importzölle auf Waren von Mexiko und Kanada noch verhandelt werden müssen. China droht nach der angekündigten Zollerhöhung mit Gegenreaktionen.
Der britische Premierminister Keir Starmer sicherte Unterstützung für ein faires Friedensabkommen zu, das auch militärische Hilfe umfassen könnte. Nach dem Eklat im Weißen Haus schlugen Frankreich und Großbritannien eine einmonatige, teilweise Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine vor für Angriffe aus der Luft und zur See. Europäische Staats- und Regierungschefs wollen einen Friedensplan ausarbeiten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte laut dem französischen Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau ihren Einlagensatz bis zum Sommer auf zwei Prozent senken. In Deutschland fiel der GFK-Konsumklima-Index von -21,7 auf -24,7 Punkte für März. Die Kauflaune der Verbraucher trübt sich weiter ein, trotz einer positiven Entwicklung der Reallöhne – diese sind 2024 mit +3,1 % so stark gestiegen wie seit 16 Jahren nicht.
Die chinesische Notenbank hat dem Finanzmarkt 300 Mrd. Yuan (ca. 39 Mrd. Euro) über ihre mittelfristigen Kreditfazilität zu einem unveränderten Zinssatz von 2,0 % bereitgestellt. Tokio verzeichnete eine Abschwächung der Inflation, mit einem Preisanstieg von 2,2 % im Februar im Vergleich zu 2,5 % im Januar. Diese Entwicklung könnte ein Indikator für eine landesweite Abkühlung der Teuerung sein.
Aktienmärkte
Der DAX-Index legte in der vergangenen Woche +1,18 % zu und der Dow-Jones-Index +0,95 %). Andere Indizes wie der S&P-500 (-0,98 %), der MSCI-World (-0,46 %) und der NASDAQ (-3,38 %) gaben dagegen nach. Die Berichtssaison geht in den USA langsam ihrem Ende entgegen. Gut 70 % der Unternehmen haben Quartalszahlen vorgelegt. Eine deutliche Mehrheit davon konnte beim Umsatz und Gewinn die Analysten positiv überraschen. Von den europäischen Unternehmen haben gut die Hälfte Zahlen vorgelegt. Hier überwogen bei den Umsätzen positive, bei den Gewinnen jedoch leicht negative Überraschungen. Der Preisrutsch beim Bitcoin (-12,13 %) setzte den Aktien aus dem Kryptosektor zu.
Einzelwerte
Italienische Steuerforderung gegen X: Insidern zufolge, fordert Italien von Elon Musks Kurznachrichtendienst X 12,5 Mio. Euro an Steuern. Laut Reuters gibt es parallele Ermittlungen gegen Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram. Die Summe ist für das Unternehmen des Tesla-Chefs vergleichsweise gering, doch eine gerichtliche Bestätigung könnte das Geschäftsmodell der Tech-Industrie in der EU beeinflussen.
Rekordergebnis für Allianz: Dank eines starken Sachversicherungsgeschäfts hat Europas größter Versicherer einen operativen Gewinn von 16 Mrd. Euro erzielt, ein Plus von 9 %. Analysten rechneten mit 15,9 Mrd. Euro. Der Nettogewinn stieg um 16 % auf 9,9 Mrd. Euro. Aktionäre erhalten 15,40 Euro Dividende je Aktie (Vorjahr: 13,80 Euro).
Lieferengpässe bei Novo Nordisk behoben: Die US-Gesundheitsbehörde FDA erklärte den Versorgungsengpass für die Abnehmmittel Wegovy und Ozempic für beendet. Der dänische Pharmakonzern bestätigte, dass die Versorgung der US-Nachfrage entspricht. Experten rechnen mit einer anhaltend hohen Nachfrage, insbesondere in den USA, wo der Markt für Abnehmpräparate stark wächst.
Mögliche EU-Kartellklage gegen Google: Google hat mit seinen Zugeständnissen bei der Darstellung der Suchergebnisse die EU-Kommission nicht davon überzeugt, dass der Dienst die Kartellvorschriften der EU beachtet. Die Behörde ermittelt seit März 2024 wegen Verstößen gegen den Digital Markets Act. Eine Verurteilung könnte weitreichende Folgen für die Marktstellung von Google in Europa haben.
Erwartungen erfüllt bei Fresenius Medical Care: Der Umsatz sank zwar im abgelaufenen Geschäftsjahr um ein Prozent auf 19,34 Mrd. Euro, bereinigt stieg er jedoch um zwei Prozent. Das operative Ergebnis lag bei 1,39 Mrd. Euro (+2 %), bereinigt bei 1,81 Mrd. Euro (+18 %). Einen Gewinnanstieg in dieser Höhe hatte der Konzern auch in Aussicht gestellt.
Wachstum bei Fresenius: Der Gesundheitskonzern erzielte 2024 ein Gewinn (bereinigtes EBIT) von 2,49 Mrd. Euro (+10 %). Der Umsatz stieg um 6 % auf 21,5 Mrd. Euro.
Börsengang der Marine-Sparte bei Thyssenkrupp geplant: Laut Vorstandschef Miguel Lopez soll der Börsengang 2025 erfolgen. Eine Mehrheit von mindestens 51 % bleibt beim Essener Konzern. Zudem könnte das Stahlwerk Duisburger Hüttenwerke Krupp (HKM) geschlossen werden, falls kein Investor gefunden wird.
Gewinnanstieg bei Heidelberg Materials: Der Gewinn (EBIT) des Baustoffproduzenten stieg 2024 um 6 % auf 3,2 Mrd. Euro. Der Gewinn liegt damit in der Zielspanne von 3,1 bis 3,3 Mrd. Euro. Der Umsatz blieb bei rückläufigen Mengen mit 21,2 Mrd. Euro stabil – dank steigender Preise.
KI-Boom treibt Nvidia-Gewinne: Der Umsatz wuchs auf 39,3 Mrd. US-Dollar (+78 %), der Nettogewinn stieg auf 22,09 Mrd. US-Dollar. Der US-Konzern übertraf dabei erneut die Erwartungen der Analysten. Hohe Nachfrage nach „Blackwell“-Chips sorgt für Rekordumsätze. Nvidia investiert in neue Produktionskapazitäten, um den steigenden Bedarf zu decken. Zudem steigen die Bestellungen für den H20-Chip stark an, da Tencent, Alibaba und ByteDance ihre Käufe erhöhen. Das Modell wurde aufgrund von US-Exportkontrollen speziell für China entwickelt. Analysten sehen eine mögliche, weitere Regulierung durch die US-Regierung als Risiko für das Geschäft. Für das laufende erste Geschäftsquartal stellt das Unternehmen einen Umsatz von 43 Milliarden Dollar, plus oder minus 2 Prozent, in Aussicht.
Stabile Geschäfte bei Covestro: Der Gewinn (EBITDA) des Werkstoffherstellerssank 2024 leicht um 0,8 % auf 1,07 Mrd. Euro, der Umsatz um 1,4 % auf 14,2 Mrd. Euro. Währungseffekte und niedrigere Verkaufspreise beeinflussten das Ergebnis. Der staatliche Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi arbeitet daran, Covestro zu übernehmen. Die Konzernleitung ist damit einverstanden, die zuständigen Wettbewerbsbehörden müssen die Übernahme jedoch noch genehmigen.
Starkes Wachstum bei Hensoldt: Der Rüstungszulieferer steigerte den Umsatz um 21 % auf 2,24 Mrd. Euro, der Gewinn (bereinigtes EBITDA) erreichte 405 Mio. Euro. Der Konzern profitiert von steigenden Verteidigungsausgaben in Europa. Mit 2,9 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,09 Mrd. Euro) wuchs auch der Auftragseingang spürbar.
Kursrutsch für Ebay: Zwar wurden Erwartungen übertroffen, doch der schwache Umsatzausblick drückte die Aktie nachbörslich um 8,5 %. Der Nettogewinn lag bei 679 Mio. US-Dollar nach 724 Mio. im Vorjahr. Analysten warnen vor zunehmendem Konkurrenzdruck durch Plattformen wie Amazon und Temu.
Höhere Dividende bei Alzchem: Das bayerische Chemieunternehmen steigerte seinen Gewinn (EBITDA) um 29 % auf 105,3 Mio. Euro. Die Dividende erhöht sich auf 1,80 Euro (Vorjahr: 1,20 Euro). Der Konzern setzt verstärkt auf Spezialchemikalien u. a. für die Agrar- und Lebensmittelindustrie.
Neue KI-Version von OpenAI: Wenige Wochen nach dem „DeepSeek-Schock“ präsentierte Vorstandschef Sam Altman „GPT-4.5“, das präzisere Antworten liefert und weniger Fehler macht. Es würde sich so anfühlen, „als würde ich mit einem aufmerksamen Menschen sprechen“, meinte Altman. Die neue Version wird in Microsoft-Produkten integriert.
Tesla unter Druck: Die Aktie fiel um 8,4 % auf 302,80 US-Dollar. Der Marktwert rutschte unter 1.000 Mrd. US-Dollar. In Europa sank der Absatz im Januar um 45 %, während der Absatz von Elektrofahrzeugen insgesamt in Europa im Januar kräftig um 37 % stieg. Hohe Konkurrenz und Preissenkungen setzen Tesla unter Druck.
Stabilisierung bei Stellantis: Der Opel-Mutterkonzern erwartet 2025 steigende Erlöse, nachdem Umsatz und Gewinn 2024 stark eingebrochen waren. Die Gewinnmarge lag bei 5,5 % (Vorjahr: 12 %). Investitionen in Elektromobilität sollen das Geschäft wieder beleben. Stellantis hat unter anderem in den USA mit einer Nachfrageschwäche zu kämpfen und drosselte auch in Europa die Produktion.
Kursverluste für Beyond Meat: Die Aktie verlor über 10 %, nachdem das Unternehmen den Betrieb in China einstellt und Stellen in Nordamerika und Europa abbaut. Der Markt für pflanzliche Fleischalternativen schwächelt.
Märkte in der vergangenen Woche
Sollten Sie noch Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt auf!
Whitepaper: Investieren in Dividendenaktien
Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Dividendenaktien nicht nur auf die Dividendenrendite achten. Denn diese wird oft auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende angegeben, steht aber im Verhältnis zum derzeitigen Aktienkurs. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Whitepaper.
Wichtige Hinweise:
Die in der Rubrik zur Verfügung gestellten Informationen erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Informationen im Rahmen von Finanzanlagen unterliegen aber stetiger Veränderungen und wechselnder Einschätzungen. Eine Haftung wird ausgeschlossen.
Sofern in den Darstellungen Charts verwendet werden, beziehen sich diese auf den dort angegebenen vergangenen Zeitraum, die angegebene Währung und es ist angegeben, ob es sich um eine Betrachtung vor oder nach Kosten handelt. Eine Kurs- oder Wertentwicklungen in der Vergangenheit ist kein verlässlichen Indikator für zukünftige Ergebnisse. Jede Finanzanlage hat bestimmte Risiken, bitte beachten Sie die Risikohinweise.
Die Plutos Vermögensverwaltung AG ist ein kommerzieller Anbieter, die Ausführungen können daher auch werbliche und bezahlte Elemente beinhalten. Die Informationen stellen keine Anlageberatung oder Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar, sondern sind eine Momentaufnahme der Finanzmärkte. Wir empfehlen grundsätzlich vor jeder Entscheidung die Beratung durch Ihre Bank oder einen unabhängigen Vermögensverwalter. Die Plutos Vermögensverwaltung AG erhält, sofern nicht anders angegeben, keine besondere Vergütung für die veröffentlichten Beiträge. Sofern sie aber Funktionen im Rahmen einer dargestellten Finanzanlage wahrnimmt, kann sie hierfür eine Vergütung erhalten.
Zur weiteren Information beachten Sie bitte die rechtlichen Hinweise.