Das Jahr 2025 verspricht eine moderate Erholung der globalen Wirtschaft, unterstützt durch die anhaltenden geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen. Während das weltweite BIP-Wachstum im Verlauf des Jahres sukzessive an Fahrt gewinnt, bleibt die erste Jahreshälfte noch von Schwäche geprägt – insbesondere in Deutschland und dem Euroraum.
Konjunktur und Inflation
Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt 2025 in den führenden Volkswirtschaften regional unterschiedlich. In den USA zeigt sich die Konjunktur resilient gegenüber dem hohen Zinsniveau. Die Stimmung, insbesondere in der Industrie, lässt eher eine Abschwächung in den kommenden Quartalen erwarten. In China erholen sich die Wirtschaftssektoren allmählich, die Stimmung in den Unternehmen hat sich zuletzt sogar verbessert. Der Euroraum bleibt dagegen von einer schwachen Konjunkturdynamik geprägt. Allerdings verhindern die getroffenen politischen Maßnahmen ein Abrutschen in tiefere Krisen. Im Verlauf von 2025 dürfte insbesondere die expansivere Ausrichtung der Geldpolitik die Konjunktur anschieben.
Schaubilder: Wachstums- und Inflationserwartungen
Quelle: Eurostat, BEA, BLS, Plutos
Die Inflationsentwicklung hat sich weltweit spürbar beruhigt. In den meisten Ländern ist der Inflationsdruck aufgrund eines schwachen Nachfragewachstums niedrig. In den USA, im Euroraum, in China und auch in Japan expandiert der Dienstleistungssektor stärker als die Industrie. Zum Teil führt dies zu einem Arbeitskräftemangel, der wiederum höhere Lohn- und Preissteigerungen nach sich zieht. In allen Regionen haben die Preisrisiken, die vom Dienstleistungsbereich ausgehen, aber im Jahresverlauf 2024 abgenommen. Die Gesamtinflation dürfte sich daher weiter in Richtung der Zielvorgaben der Zentralbanken bewegen. In den USA wird die Federal Reserve (FED) eine Inflation oberhalb ihrer Zielvorgabe von zwei Prozent tolerieren, ähnlich wie andere Zentralbanken.
Insbesondere im Euroraum wird allerdings ein Basiseffekt die Inflationsrate zunächst ansteigen lassen – von aktuell 2,4 % (November 2024) vermutlich auf 2,8 % zu Jahresbeginn 2025.
Zinspolitik und Anleihenmärkte
Im Fokus der Konjunkturanalysten stehen weiterhin die Zentralbanken, deren Entscheidungen für die Entwicklung der globalen Märkte richtungsweisend bleiben. Die FED, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank von China dürften ihre Leitzinsen im Laufe des Jahres 2025 weiter senken, wobei der Großteil dieser Anpassungen in der ersten Jahreshälfte zu erwarten ist.
Anschließend werden die Zentralbanken stark „auf Sicht“ fahren und ihre Geldpolitik situations- bzw. datenabhängig angepasst. Die USA weisen gegenüber dem Euroraum, insbesondere durch Zuwanderung von Arbeitskräften, ein höheres Potenzialwachstum auf, daher ist der neutrale Zins in den USA auch etwas höher als im Euroraum. Vermutlich dürfte der Diskontsatz der EZB Ende 2025 bei 2,25 % liegen und die untere Schranke des Leitzinsbands der FED bei 3,25 % – also jeweils leicht unter dem vermuteten neutralen Zins.
Neuer Finanzminister in den USA soll Scott Bessent werden. Der Hedgefondsmanager gilt als Schuldenkritiker. Eine deutliche Erhöhung, der ohnehin schon in 2024 sehr hohen Nettoneuverschuldung von 6,5 % des Bruttoinlandsprodukts, erscheint uns daher unwahrscheinlich. Setzt er sich gegenüber Trump und dessen Ausgabenwünschen durch, dann dürfte dies zu sinkenden Inflationserwartungen und damit auch zu fallenden Renditen führen.
Schaubilder: Zinsausblick
Quelle: FED, EZB, Plutos
In Europa tendieren die Renditen langfristiger Bundesanleihen angesichts weiterer Zinssenkungen ebenfalls eher nach unten. Die Renditekurven in den USA und im Euroraum zeigen aktuell eine U-Form mit einem Tiefpunkt bei 3- bis 4-jährigen Anleihen. Im Laufe des Jahres ist jedoch, ausgehend von weiteren Zinsrückgängen am kurzen Ende, eine Normalisierung zu erwarten. Die Renditestrukturkurve dürfte sich versteilern, d.h. länger-laufende Anleihen bieten dann eine höhere Verzinsung als kürzer-laufende Anleihen. Der Renditeaufschlag von 10-jährigen gegenüber 2-jährigen Anleihen dürfte Ende 2025 jedoch gering bleiben – sowohl in den USA wie auch im Euroraum.
Für die Realzinsen bedeutet dies, dass sie im Euroraum wohl weiter nur leicht positiv sein werden. Entsprechend lässt sich eine positive Rendite nach Abzug der Inflation nur über Investments in Anleihen erzielen, die einen Risikoaufschlag aufweisen.
Spreads, bzw. Risikoaufschläge
Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen dürften sich ausgehend von einem geringen Niveau in den USA und im Euroraum leicht verringern. Die Zahl der Insolvenzen, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen könnte zwar etwas ansteigen – das ist ein übliches Muster am Ende konjunktureller Schwächephasen, der Anleihenmarkt insgesamt dürfte davon aber kaum betroffen sein.
Aktienmärkte
Nach den Kurssteigerungen 2024 ist das Aufwärtspotenzial gering. Rücksetzer sind denkbar. Die Aussichten bleiben jedoch grundsätzlich positiv, insbesondere wenn die Konjunkturdaten wie erwartet eine Verbesserung signalisieren.
Interessante Chancen bieten sich im Jahresverlauf vor allem bei Aktien, die von frühzyklischen Impulsen profitieren. Sektoren wie Konsum, Industrie und Rohstoffe könnten in diesem Kontext besonders attraktiv sein. Das Dividendenwachstum bei Aktien und Real Estate Investment Trusts (REITs) schwächt sich hingegen ab, was eine uneinheitliche Renditeentwicklung erwarten lässt.
Rohstoffe und Geopolitik
Die Rohstoffmärkte kämpfen weiterhin mit den Herausforderungen der globalen Konjunkturentwicklung. Das Abwärtsrisiko bleibt jedoch begrenzt, da die Preise bereits auf vergleichsweise niedrigen Niveaus liegen. Neben den energetischen Rohstoffen weisen auch Agrarrohstoffe und Industriemetalle 2024 eine schwache Performance auf. Ausgehend von unserem Szenario einer moderaten Erholung der globalen Wirtschaft, dürften insbesondere Agrarrohstoffe und Industriemetale 2025 höhere Preiszuwächse sehen.
Die bestehenden geopolitischen Spannungen (Ukraine, Naher Osten) bleiben zunächst erhalten. Die Hoffnungen auf Verhandlungslösungen nehmen jedoch zu, was die Attraktivität von Krisenwährungen wie Edelmetallen im Jahresverlauf reduziert. Gleiches gilt auch für das Lieblingsinvestment des Jahres 2024, den Bitcoin. Hier sollte sich ebenfalls eine Verlagerung des Anlegerinteresses in Richtung rentierliche Anlagen bemerkbar machen.
Risikoszenario 1
Euroraum: Konjunkturelle Schwäche dauert bis 2026 an
Für unsere Prognose gehen wir für den Euroraum davon aus, dass die Zinssenkungen im Jahresverlauf die Konjunktur zunehmend anschieben werden. Zu bedenken ist aber, dass das Zinsniveau zunächst dennoch gemessen am neutralen Zins restriktiv bleibt. Da für den Euroraum insgesamt auch keine deutliche Erhöhung der Nettoneuverschuldung zu erwarten ist (sondern eher eine Verringerung der Nettoneuverschuldung), müssen die Wachstumsimpulse also mit Hilfe steigender Einkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) oder mit Hilfe steigender Nettoexporte generiert werden. Sollten die Konsumenten sich zurückhalten und sich die Exporte nicht beleben, dann droht eine weitere Schwächephase im Euroraum. Die Europäische Zentralbank würde dann den Leitzins schneller und weiter absenken – die expansiven Effekte würden sich aber nicht sofort entfalten, eine nachhaltige, konjunkturelle Erholung würde sich in diesem Szenario erst 2026 entfalten.
Risikoszenario 2
Handelskriege führen zu obsoleten Absatz- und Produktionsstrukturen
Ein zweites Risikoszenario geht von zunehmenden Autarkiebestrebungen aus. Gemeint ist damit die Idee des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, man könne mit Zöllen die inländische Produktion stärken und die Abhängigkeit vom globalen Handel verringern.
Ähnliche Bestrebungen gibt es aber auch im Euroraum, wenn es etwa darum geht, den Autoautomobilsektor vor chinesischer Konkurrenz zu schützen. Die Europäische Union ist diesbezüglich kein Waisenkind, sondern hat die Abschottung des Agrarsektors im Laufe der Zeit perfektioniert (u.a. über Quoten und Wertschöpfungsanteile etc.).
Die Einführung neuer Zölle würde Handelsströme umlenken. Zusätzliche US-Zölle auf chinesische Produkte würden die Nachfrage in den USA nach chinesischen Produkten senken. Chinesische Exporteure müssten sich neue Märkte suchen. Gleiches gilt natürlich, sollten die USA zusätzliche Zölle auf Waren aus der EU erheben.
Mittelfristig würde sich auf den Gütermärkten neue Gleichgewichte finden. Die Verlagerung von Handelsströmen würde aber zu Reibungsverlusten führen. Das neue Gleichgewicht wäre durch die Zölle verzehrt und würde Wohlfahrtsverluste implizieren.
Im ersten Moment würden Zölle die Konjunktur in jenen Ländern bremsen, gegen die die Zölle erhoben werden. Doch auch das Land, dass die Zölle erhebt, stellt sich langfristig schlechter. Selbst wenn sich die Terms-of-Trade zugunsten des Zoll erhebenden Landes verbessern sollten, so ist diese Verbesserung in der Regel nicht nachhaltig, weil sich die Güterströme anpassen.
Nach unserer Einschätzung wird Trump die Zölle jedoch in erster Linie als Instrument nutzen, um damit zu drohen und Investitionen in die USA zu holen. Für die Weltwirtschaft wäre es nicht verkehrt, wenn die USA ihr gewaltiges Handelsbilanzdefizit schrittweise verringern würde und einen höheren Anteil ihres Konsums stärker selbst produzieren würden. Eine Abwertung des US-Dollar wäre aber wohl deutlich weniger invasiv und vermutlich effektiver.
Fazit
Insgesamt zeichnet sich 2025 nach unserer Einschätzung als Jahr der allmählichen Erholung und Stabilisierung der globalen Konjunktur ab. Die globale Wirtschaft wird weiterhin von den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen getragen. Durch behutsame Zinssenkungen schaffen Zentralbanken Raum für Wachstum.
Die Herausforderungen bleiben zahlreich: Die Erholung im Euroraum ist unsicher und hängt nicht zuletzt von der Investitions- und Konsumstimmung ab. Eine aggressive Zollerhöhungen seitens der USA könnten zu Handelskonflikten führen und die Erholung ausbremsen. Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten bleibt eine wage Hoffnung. Die geopolitischen Spannungen haben zunächst Bestand.
Dennoch bietet das Jahr 2025 für Investoren und Unternehmen Chancen – insbesondere in Sektoren, die von einer frühen Konjunkturerholung profitieren. Gleichzeitig ist eine ausgewogene Strategie ratsam, um Risiken abzufedern und auf mögliche Rückschläge vorbereitet zu sein.
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